Deep Sky Derelicts - Test, Taktik & Strategie, XboxOne, Mac, PlayStation4, Linux, Switch, PC

Deep Sky Derelicts
24.03.2020, Jörg Luibl

Test: Deep Sky Derelicts

Definitive Edition

Im Oktober 2018 sorgte Deep Sky Derelicts (ab 16,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) auf dem PC für richtige gute Unterhaltung: Im Stile von Darkest Dungeon konnte man eine Galaxie samt Katakomben erkunden und Rundenkämpfe bestreiten. Jetzt veröffentlichen Snowhound Games und 1C Entertainment die Definitive Edition für PS4, Xbox One und Switch, in der sich auch die beiden Erweiterungen "New Prospects" und "Station Life" befinden. Kann das futuristische Taktik-Rollenspiel für knapp 25 Euro auf Konsole überzeugen? Mehr dazu im Test.

Was ist das Wichtigste, wenn man ein Spiel mit Text, Menüs und viel Kleinklein vom PC auf die Konsole überträgt? Dass man alles gut erkennen und navigieren kann. 1C Entertainment und Snowhound Games haben ihre Hausaufgaben jedenfalls gut gemacht und servieren euch nach dem schlanken Download von zwei Gigabyte eine sehr gut lesbare (alle Texte auf Deutsch) und blitzsaubere Oberfläche mit klarer Struktur in der Bedienung, so dass man über Schultertasten, Analogstick & Co sehr schnell alles im Griff hat. Angesichts eines rundenbasierten Taktik-Rollenspiels ist das natürlich keine Raketenwissenschaft, aber auch in diesem Subgenre gab es schon miese Portierungen. Aber jetzt direkt rein ins Abenteuer, das euch mit einem kleinen Team quer durch die Galaxis und in finstere Katakomben führt.

Saubere Transformation

Neben Kämpfen gibt es auch einiges zu entdecken sowie Quests.
...ich hab ihn sicher, dachte sich der Anführer wohl, als er - anstatt selbst zu schießen - nochmal die Schilde unseres schwer verletzten Plünderers verstärkte. Die Hilfsbereitschaft war nicht verkehrt, schließlich blutete er schon bedrohlich. Blöd nur, dass der Techniker daraufhin gar keine Karte für einen Angriff zur Verfügung hatte, sondern lediglich einen Unterstützungs-Bot beschwören oder unsere Abwehr stärken konnte. So bekam der eklige Riesenwurm leider nochmal die Gelegenheit, zu einem noch ekligeren Rundumhieb anzusetzen, der mal eben zwei von drei Mann killte. Tja, Pech gehabt! Wieso musste ich mich auch so weit in diesem Wrack vorwagen? Übrig blieb jedenfalls nur noch der Techniker mit seinem Bot.

Nimm du ihn...

Man erkundet die Karte in der Draufsicht und muss darauf achten, genug Energie für den Rückweg zu haben.
Diese schwebenden Kugeln sehen zwar ganz cool aus, können Schilde stärken oder Feinde provozieren, aber stecken wenig an. Was für ein Glück also, dass der Techniker in seiner Runde endlich eine Angriffskarte zog und den Wurm mit einem satten Hieb des Fausthandschuhs ins Jenseits beförderte - das ging nochmal gut! Aber mit zwei bewusstlosen Kameraden im Team bleibt einem nach dem Einsacken der Beute nur eines: Zurück zur Heimatbasis und heilen! Das kleine Problem ist allerdings der Weg zurück zum Raumschiff. Laut Karte brauche ich dafür 120 Energie, denn jeder Schritt verbraucht etwas. Aber ich habe nur noch 50, muss also entweder Beute transformieren oder Zellen finden...

Es gibt neben einfachen Schlägen und Schüssen zig Spezialkräfte.
Deep Sky Derelicts inszeniert eine unterhaltsame Mischung aus Erkundung und Kampf im Stile von Darkest Dungeon in einem futuristischen Szenario; es gibt keinerlei Sprachausgabe, aber sehr gute deutsche Texte. Man fliegt mit einem Team von drei Spezialisten von einer Basis zu diversen Wracks, um laut Story wichtige Informationen über ein mysteriöses Mutterschiff zu finden. Dort kann man auch kleinere Quests lösen, die zwar viel Holen und Bringen inszenieren, aber auch mal überraschenden Rätselcharakter entwickeln - es geht also nicht nur um Kampf. Außerdem trifft man auf skurrile Nebencharaktere, die teilweise amüsante SciFi-Anekdoten zum Besten geben: Da will ein Mensch endlich Teil einer Maschine werden, ein Hausmeister-Bot sucht Putzverstärkung oder ein Alien summt Gedanken verloren Akkorde.

Spezialisierte Wrackräuber

Die Basis ist der Rückzugsort, an dem man auch Shops & Co besuchen kann.
Zuhause kann man seine Crew entwickeln, Aufträge annehmen, Beute verkaufen und sich besser ausrüsten. Zu Beginn stellt man ein Trio aus diversen Klassen wie Techniker, Schrotter, Fährtenleser, Schlägertyp oder Anführer zusammen, die alle unterschiedlich stark in den fünf Bereichen Waffen, Technik, Heilung, Plündern und Mental sind. Man kann eine Crew zufällig zusammen stellen oder manuell inklusive verändertem Aussehen. Außerdem kann man in der Bar Söldner anheuern, allerdings kann man diese im Gegensatz zu Darkest Dungeon weitgehend vernachlässigen, denn man behält nach einem Auftrag keine bleibenden Schäden. Mit jedem Aufstieg darf man Fähigkeitenpunkte verteilen und später auch eine Spezialisierung wie z.B. Psycho oder Robotikexperte wählen, die coole Zusatzfunktionen wie mentale Angriffe oder Geschütztürme freischaltet.

Das Besondere ist, dass sowohl diese Klassen, ihre Fähigkeiten als auch die Ausrüstung dafür sorgen, dass man jeweils ein anderes Kartenset zur Verfügung hat. Ähnlich wie in Trading-Card-Games spielt man dann im Kampf aus zufällig gezogenen Karten eine aus, wobei es zig Buffs und Debuffs gibt, mit denen man seine Initiative, Trefferquote oder Schildkapazität stärken, Feinde ängstigen, betäuben, verlangsamen oder fesseln kann. Man kann Schläge oder Schüsse kontern, Barrikaden errichten, sich unsichtbar machen, Fallen stellen oder Nebelbomben zünden, so dass ein abwechslungsreicher Schlagabtausch entsteht.

Ausrüstung und Kartentaktik

Vor allem das Management der Ausrüstung ist sehr wichtig: Je nachdem welche Distanz- oder Nahkampfwaffe, welchen Schild oder welches Werkzeug man einsetzt, bekommt man andere Karten. Jeder dieser vier großen Bereiche kann noch in zwei Slots mit Mods verstärkt werden, so dass man aus einem Gewehr noch einen Grantwerfer mit Feuerstreuung machen kann oder die maximale Leistung seines Schildes erhöht und gleichzeitig zufällige Energiereserven aktiviert. Die Möglichkeiten sind enorm und es macht Spaß, diese individuellen Decks je nach Charakter zu spezialisieren.

Die Attacken werden cool im Comicstil animiert.
Das Comic-Artdesign ist gelungen und der Soundtrack sorgt für leicht zwielichtige Stimmung, auch wenn nicht diese packendeAtmosphäre eines Darkest Dungeon entsteht - es gibt weder einen kommentierenden Erzähler noch erreicht man diese Intensität in den Kämpfen. Außerdem muss man sich auf den Wracks erstmal daran gewöhnen, dass man nicht durch sichtbare Räume wandert, sondern über ein Karopapier in der Draufsicht von A nach B navigiert. Trotzdem ist das recht motivierend, denn man startet ohne Ortskenntnisse, muss über Scans die nähere Umgebung aufdecken, verbraucht mit jedem Schritt wertvolle Energie und es lauern Fallen sowie wandernde Feinde. Da freut man sich richtig, wenn man eine zweite Andockstation als Abkürzung oder endlich die Datenquelle findet!

Karopapier 2.0

Es gibt viel zu managen und auszurüsten.
Weniger gelungen ist die karge und weitgehend statische heimatliche Basis, die man nicht ausbauen kann, sowie die universelle Forschung, denn viel zu schnell hat man alle Scan- und Energiezusätze freigeschaltet; auch das Raumschiff spielt keine Rolle in der Entwicklung. Hinzu kommt, dass die vielen Söldner quasi irrelevant sind, denn die eigene Crew reicht meist vollkommen aus. Und die Heilung der Verletzten ist immer noch billiger als ein neuer Mann.

Hat man erstmal ein paar Stunden investiert, kann die Balance etwas wackeln, wenn es auf den Wracks entweder zu leicht oder gleich sehr schwer wird. Außerdem wird man von der Masse an Beute irgendwann etwas genervt, weil man nicht auf Anhieb das Bessere erkennt: Obwohl es Sortierfunktionen für Kerne und Mods gibt, habe ich einen direkten Vergleich zwischen ausgerüsteter und ausgewählter Beute vermisst. Auch die Story kann trotz amüsanter Anekdoten nicht langfristig fesseln. Aber dafür hält sich auf dem ersten der beiden Schwierigkeitsgrade auch der Frust in Grenzen: Man kann jederzeit speichern und seine Crew ohne psychische Folgeschäden oder dauerhaften Tod wesentlich entspannter entwickeln als in Darkest Dungeon.

Fazit

Mittlerweile freue ich mich richtig, wenn derart "gemütliche" Taktik für die Konsolen erscheint. Zwar kommt Deep Sky Derelicts nicht an die Sogkraft von Darkest Dungeon heran, das deutlich als Vorbild zu erkennen ist, aber es ist eine stimmungsvolle Alternative. Vor allem die vielen kleinen Quests, die skurrilen Anekdoten, das Energieprinzip, das Sammelkartenflair und die interessante Ausrüstung sowie Bewaffnung sorgen für kurzweilige Kämpfe und Erkundungen. 1C Entertainment hat Deep Sky Derelicts in der Definitive Edition sauber für PlayStation 4, Xbox One und Switch inkl. zwei Erweiterungen portiert. Auch wenn einiges recht statisch anmutet: Falls ihr Lust auf ein Taktik-Rollenspiel habt, kann ich euch dieses futuristische Abenteuer nur empfehlen. Es ist im normalen Modus auch nicht derart gnadenlos wie das Vorbild.

Pro

  • gute Alternative zu Darkest Dungeon
  • saubere Konsolenumsetzung (Schrift, Steuerung)
  • zwei Erweiterungen enthalten
  • motivierende Charakterentwicklung
  • stimmungsvolles Artdesign, solider Soundtrack
  • Trading-Card-Flair mit direkt verknüpfter Ausrüstung
  • dynamische Rundengefechte mit zig Optionen
  • Quests und Fallen sorgen für Abwechslung
  • zwei Schwierigkeitsgrade, jederzeit speichern

Kontra

  • Basis zu statisch
  • universelle Fähigkeiten zu schnell entwickelt
  • kein direkter Vergleich der Ausrüstung
  • auf lange Sicht etwas zu leicht
  • überflüssige Söldner
  • keine Sprachausgabe/Kommentator

Wertung

XboxOne

Richtig gutes futuristische Taktik-Rollenspiel im Stil von Darkest Dungeon.

PlayStation4

Richtig gutes futuristische Taktik-Rollenspiel im Stil von Darkest Dungeon.

Switch

Richtig gutes futuristische Taktik-Rollenspiel im Stil von Darkest Dungeon.

Echtgeldtransaktionen

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Kommentare
SpookyNooky

Ich habe zurzeit wieder mächtig Lust auf Spiele dieser Art. Tüftle mich gerade wieder durch das kurzweilige Guild of Dungeoneering. Danach steht das hier auf dem Zettel. Danke für den Test.

vor 4 Jahren
Jörg Luibl

Arghs, danke, nu isses korrekt dereliktiert. Oder so.

vor 4 Jahren
artmanphil

Im Fazit steht "Deep Sky Relicts"

vor 4 Jahren
Todesglubsch

Ich nehme an der heutige Konsolenrelease ging, zumindest auf der PS4, in die Hose?

Edit:

1C Company hat geschrieben: There is an issue with the EU version, we are currently working on fixing it. Please give it a bit more
Sind jetzt schon zwei Spiele die diese Woche erscheinen sollten und ich Interesse dran hatte, aber nicht im PSN auftauchten.

Edit 2:
Jetzt verfügbar.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren