Exit the Gungeon - Test, Arcade-Action, PlayStation4, Mac, iPhone, iPad, PC, Switch, XboxOne
Diesmal ist es Aufgabe der todesmutigen Gungeoneere, so schnell wie möglich aus dem maroden Pixelkerker zu entkommen, bevor alles zusammenbricht. Wurden die Schlachten im gefeierten Vorgänger Enter the Gungeon als Twinstick-Shooter aus einer Von-oben-Perspektive inszeniert, wird nun in handelsüblicher 2D-Seitenansicht geballert. Die Fähigkeit, in alle Richtungen zu feuern, ist aber nach wie vor essentiell. Das übernimmt der rechte Analogstick, alle anderen Aktionen finden sich auf den vier Schultertasten: Schießen, Smartbomb, Hüpfen und Ausweichrolle. Ganz entscheidend ist: Während mein Held in der Luft in Bewegung ist, können ihm die Kugelsalven der Feinde nichts anhaben. Ich kann also munter durch Bullets hindurchrollen oder -springen, ohne dass die eigene Herzleiste Schaden nimmt; nur wenn mich eine Kugel stehend oder laufend erwischt, gibt es einen Abzug.
Nomen est omen
Keine Routine!
Feinde hinterlassen in Exit the Gungeon eine Standard-Währung, die man während eines Durchlaufs in Shops für simple Dinge wie Lebensenergie oder neue Smartbombs ausgibt. Wie viele seiner Roguelike-Verwandten und auch Enter the Gungeon nimmt Exit the Gungeon dem Spieler nach dem Tod fast alles weg. Lediglich die Zweit-Währung „Hegemony“, die man für das Erlegen von Bossen erhält, bleibt erhalten. In der „Bresche“ genannten Hubwelt kann man für „Hegemony“ dann Waffen und andere kleine Vorteile kaufen, auf die man beim nächsten Versuch dann vielleicht trifft. Unterm Strich ist die Progression aber marginal: Zwar finden sich in der „Bresche“ nach und nach ein paar seltsame Pixel-Gesellen und auch weitere wählbare Spielfiguren ein, ein echtes Stärkerwerden der Figur, eine Erweiterung der Möglichkeiten, ein kontinuierliches Profitieren vom wiederholten Scheitern findet nicht statt. Das haben ähnlich gelagerte Titel wie GoNNER oder Downwell viel besser gelöst.
Einkaufen
Hübsch gemacht
Was Exit the Gungeon leider nicht bietet: Einen Auto-Feuer-Modus - der wäre angebracht gewesen, weil man sowieso ständig ballert und vor allem im Switch-Mobilbetrieb rasch über Fingerkämpfe klagt. Ebenfalls nicht an Bord ist ein Zweispieler-Modus, doch dafür habe ich mir eine gut funktionierende Umleitung ausgedacht: Ein Spieler übernimmt - wahlweise am selben Pro Controller oder aufgeteilt in zwei JoyCons - Herumlaufen, Springen und Rollen, der andere Ballern, Smartbomb und Zielen. Die Arbeitsteilung klappt erstaunlich gut: Der mit dem Ausweichen beschäftigte Spieler kann seine Aufgabe besser bewerkstelligen, als wenn er gleichzeitig noch zielen muss. Zudem vergisst man dann in der Hitze des Gefechts die Smartbomb nicht ganz so oft!
Fazit
Wiederholt musste ich beim Spielen von Exit the Gungeon an eine Folge meiner Lieblings-Sitcom King of Queens denken. In einer Szene wird Lesemuffel und Couch-Kartoffel Doug genötigt, ein Buch zu lesen. Er schafft nur eine Seite, blickt aber weiterhin stundenlang brav ins Buch, um seiner Frau vorzutäuschen, er lese artig weiter. Stattdessen plant er in Gedanken seine nächsten Mahlzeiten oder singt ein Lied im Kopf: „Ich hasse dieses Buch so sehr, ich hasse dieses Buch so sehr.“ Und genau dieses Liedchen, allerdings mit dem Wort „Spiel“ anstelle des Buchs, ging mir während des Zockens von Exit the Gungeon nicht aus dem Kopf. Trotz der hübschen Pixeloptik, trotz der vielen kreativen Waffen habe ich das repetitive Ballern, Ausweichen und eben auch Sterben wieder und wieder verflucht. Ich ärgerte mich über den zufälligen Waffenwechsel, beklagte, dass viele Knarren nicht genug Bumms haben, und fühlte Versuch um Versuch um Versuch einfach nicht genug Fortschritt in meiner Ausrüstung und der Oberwelt. Und mal ehrlich: Ich habe schon genug Contras und Metal Slugs durchgerockt, um zu wissen, dass ich in diesem Genre keine Niete bin - aber das Ausweich- und Smartbomb-System von Exit the Gungeon wollte mir auch nach Stunden nicht in Fleisch und Blut übergehen. Wie gerne hätte ich mich anstatt des Roguelike-Konzepts einfach durch viele normale, lineare Level gekämpft, da hätte ich auch das Waffenwechsel-Feature aktzeptieren können. Exit the Gungeon ist sicher kein schlechter Titel. Aber ich hasse dieses Spiel so sehr, ich hasse dieses Spiel so sehr…
Pro
- Gungeon-Aufbau je nach Charakter unterschiedlich
- sehr sehr viele pfiffige Waffen
- hübsche PIxel-Optik
- fordernde Bossduelle
- ulkig designte Feinde
- kreative Kugelformationen
Kontra
- auch einige blöde Waffen
- dauernder Waffenwechsel nervt
- kaum Progression nach Toden
- sehr knackiger Schwierigkeitsgrad
- fühlt sich nach wenig Spielumfang an
- gelegentliche Rucker auf Switch
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