Granblue Fantasy: Versus - Test, Prügeln & Kämpfen, PlayStation4, PC
Der Name Granblue Fantasy ist aus gutem Grund nicht jedem Fan japanischer Rollenspiele bekannt: Das 2014 in seinem Heimatland veröffentlichte Browser- und Mobile-Spiel hat es nie in den Westen, aber trotzdem auf 25 Millionen Downloads und kummulierte Einnahmen von über 400 Millionen Euro gebracht. In Granblue Fantasy steckt eine Menge Final-Fantasy-DNA: Der legendäre Komponist Nobuo Uematsu steuerte die Musik bei, Art Director Hideo Minaba verantwortete den unvergleichlichen Look der Figuren. Seit Jahren wird übrigens auch an einem Konsolen-Action-RPG namens Granblue Fantasy: Relink gearbeitet, aus dessen Entwicklung Platinum Games aber mittlerweile ausgestiegen ist.
Was für 'ne Fantasy?
Casual oder Pro?
Überhaupt gibt sich Granblue Fantasy: Versus viel Mühe, seine Systeme und Mechaniken unbedarften Spielern zu erläutern - ein Prädikat, das nicht auf alle Titel des Genres zutrifft. Solisten treten in Kombo-Training, Versus-Kämpfen gegen die KI, einer Arcade-Variante mit kurzen Story-Sequenzen sowie einem ausgewachsenen RPG-Modus an. Letzterer ist das Kernstück der Einzelspieler-Erfahrung - hier findet man heraus, wer die Figuren sind und welche Abenteuer sie erleben. In spielerischer Hinsicht wird hier einiges geboten, auch wenn nicht alle Einzelteile per se überzeugen: Keilereien gegen Standard-Wachen werden ähnlich einem traditionellen Sidescroll-Klopper inszeniert, dazu gesellen sich Bosskämpfe, die wie die normalen Fights in Granblue Fantasy: Versus ablaufen. Bei einigen Auseinandersetzungen kann man zudem die Hilfe eines zweiten Spielers nutzen: Dann greift entweder ein Couch-Kumpan zum zweiten Controller oder man ersucht online um Hilfe. Dazu gesellen sich jede Menge Beute, optionale Aufträge, auflevelbare Waffen und reichlich Standbild-Dialoge. Granblue Fantasy Versus bietet also noch weit mehr Rollenspiel als der Persona-Klopper Persona 4: Arena, das in dieser Hinsicht einfach nur Dialog an Dialog reihte. Gleichzeitig werden alle Finessen zwar gut erklärt, dieser Story-Modus ist aber viel zäher und behäbiger als die klamaukige Geschichte in Mortal Kombat 11.
Rollen-Prügel-Spiel
Sieht stark aus!
Fazit
Durch Granblue Fantasy: Versus werde ich zwar nicht mehr zum JRPG-Fan, doch die Keilerei hat mir richtig gut gefallen. Der üppige Story-Modus ist mir unterm Strich zu langatmig und laberlastig. Aber einige Elemente daraus, wie Sidescroll-Schlägereien gegen Standardfeinde und kooperative Bossfights sind gelungen. Technisch ist das Spiel blitzsauber: Der Online-Modus flutscht und die Grafik ist ein Hingucker - nach Persona 4: Arena und DragonBall FighterZ beweisen Arc System Works zum dritten Mal, dass sie aktuell der beste Entwickler sind, wenn es darum geht, einen 2D-Fighter zu einer bekannten Marke zu stricken. Ich hatte einigen Spaß, die Figuren auszuprobieren, alle fetten Special-Moves zu bewundern und den flotten Arcade-Modus durchzurocken. Auch die sehr gut funktionierende Kombination von Dash und Ausweich-Move fand ich gerade auf schwereren Stufen oder in den Online-Matches klasse. Granblue Fantasy: Versus schafft es wegen seines sperrigen RPG-Modus und der für meinen Geschmack etwas zu niedrigen Geschwindigkeit zwar nicht, meine Prügel-Lieblinge der letzten Jahre (DragonBall FighterZ, Mortal Kombat 11) zu verdrängen, ist unterm Strich aber ein überraschend reizvolles Beat’em-Up. Überraschend natürlich, weil ich mir von einem Mobile-RPG-Spin-off wenig versprochen, und nicht, weil ich an Arc System Works niedrige Erwartungen hatte.
Pro
- knackscharfe, detaillierte Anime-Optik
- fetzige Spezialattacken
- interessantes Steuerungskonzept
- Figuren spielen sich angenehm unterschiedlich
- reichlich gute Tutorials
- fühlt sich generell gut an
- Online-Modus funktioniert klasse
- viele Spielmodi
- gute Matches-Aufzeichnen-Funktion
- verträumter Soundtrack
Kontra
- RPG-Storymodus sehr behäbig
- nicht so dynamisch wie andere Arc-System-Fighter
- Charakterzahl überschaubar
- langweilige Stages
- einige sehr schrille Frauenstimmen
- Story für Nicht-Kenner des Mobile-Spiels langweilig
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- penetrantes Anpreisen von DLC im Hauptmenü, 6,99 Euro pro DLC-Charakter, Farben-Paket für 2,99 Euro, Zusatz-Stage für 3,99 Euro, "Character Pass Set" verfügbar, das 20 Euro auf das Hauptspiel aufschlägt, dafür alle fünf (künftigen) DLC-Charaktere beinhaltet
- Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
- Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.
- Season Pass, dessen Inhalte keine bzw. nur minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.