Operencia: The Stolen Sun - Test, Rollenspiel, VirtualReality, PlayStationVR, XboxOne, PlayStation4, ValveIndex, OculusQuest, OculusRift, PC, HTCVive, Switch
Eine unbekannte Macht hat den Sonnenkönig Napkiraly entführt und das Fantasyreich Operencia in einen Zustand der ewigen Dunkelheit versetzt, als sich eine Gruppe tapferer Helden aufmacht, die von ungarischen Volksmärchen inspirierte Welt zu retten. Allen voran der von mystischen Visionen heimgesuchte Protagonist, dessen Name, Geschlecht, Aussehen und Charakterwerte man vor Spielbeginn selbst festlegen darf. Zudem muss man sich für eine Laufbahn als Krieger, Jäger oder Magier entscheiden.
Es war einmal
Schon zum Auftakt des Abenteuers freundet man sich mit dem verwundeten Dieb Josko an, dem in einer versunkenen Burg ein magisches Amulett gestohlen wurde. Später stoßen Ritter Mezey und Drachentöter Sebastian hinzu, mit dem Josko noch eine Rechnung offen hat. Schmiedin Kela, Schamane Kampo und ein Stern in Menschengestalt namens Csilla runden das illustre Helden-Septett ab, das obendrein noch von der zynischen Händlerin Elia begleitet wird, die immer wieder neue Waren aus einem scheinbar nie versiegenden Sack hervorkramt.
Die mythologisch angehauchte Reise führt an fantastische Versionen historischer Orte wie die Burgen Deva oder Balvanyos und behandelt historische Figuren wie Attila oder die sieben Heerführer der Magyaren. Die Handlung wird zwar ausschließlich über meist statisch bebilderte Gespräche und Erzählungen inszeniert, die Dialoge sind aber immer wieder herrlich bissig und durchgehend englisch vertont. Die deutschen Untertitel sind die meiste Zeit tadellos. Hin und wieder stolpert man allerdings über unschöne Übersetzungspatzer wie "Zähler" statt "Konter" für einen Gegenangriff (englisch: "Counter") oder Stilblüten wie "Kontaktiere den Feind" als Aufforderung für einen Überraschungsangriff, die auch ein Jahr nach der Originalveröffentlichung nicht ausgebessert wurden...
Zwischen Märchen und Historik
Oft lohnt es sich auch mit neu erworbenen Artefakten in bereits besuchte Regionen zurückzukehren, um zuvor unerreichbare Orte aufzusuchen und verborgene Geheimnisse zu lüften, deren Entdeckungsquote wie auch die Erkundungsquote der Karte im Schnellreisemenü angegeben wird. Darüber hinaus wollen allerlei kreative Kopfnüsse geknackt werden. Statt klassischer Schalter- und Schieberätsel geht es aber eher darum, versteckte Hinweise zu finden, geheime Botschaften zu entschlüsseln und mechanische oder magische Apparaturen zu bedienen. Oft muss man zwar genau hinschauen oder hinhören, um weiterzukommen oder um die Ecke denken, um die Lösung zu finden, aber am Ende macht alles Sinn, nichts wirkt absurd oder an den Haaren herbeigezogen.
Kreative Kopfnüsse
Gekämpft wird ebenfalls - allerdings nicht so oft, da einmal besiegte Gegner tot bleiben und nicht wieder auftauchen. Entsprechend sind die durch Auseinandersetzungen erhältlichen Erfahrungspunkte begrenzt. Doch auch das Lösen von Aufgabenstellungen, das Entdecken von Geheimnissen oder das vollständige Ergründen der oft mehrstöckigen Spielumgebungen wird mit Erfahrungsgewinnen belohnt. Steigt ein Gruppenmitglied eine Stufe auf, darf man selbst bestimmen, welche Werte sich erhöhen und welche Talente und Fertigkeiten gelernt werden sollen.
Tot ist tot
Auch der Schwierigkeitsgrad lässt sich individuell anpassen. So kann man entscheiden wie weit einem die automatische Kartenfunktion unter die Arme greifen soll oder wie oft man Rasten und Speichern kann. Selbst eine gnadenlose Permadeath-Funktion lässt sich aktivieren. Die Wahl sollte man sich allerdings gut überlegen, da nachträgliche Änderungen nicht erlaubt sind. Um sich auszuruhen, muss man übrigens erst einen geeigneten Rastplatz finden und Brennholz für ein Lagerfeuer parat haben, das man sich hier und da durch das Zertrümmern von Kisten oder anderen Objekten aneignen kann.
Potentielle Gegner bewegen sich in Echtzeit durch die labyrinthartigen Schauplätze, können von hinten überrascht oder durch aktive Fluchtversuche abgeschüttelt werden. Kommt es zu einer Berührung, beginnt ein Kampf auf Leben und Tod. Der Schlagabtausch zwischen der bis zu vierköpfigen Heldentruppe und den in drei Entfernungsstufen aufgereihten Gegnern läuft rundenweise ab. Die sich primär am Agilitäts- bzw. Initiativewert der einzelnen Kampfteilnehmer orientierende Zugreihenfolge ist am linken unteren Bildschirmrand einsehbar.
Zug um Zug
Zudem können sowohl Gruppenmitglieder als auch Gegner Angriffe durch erfolgreiche Blocks abschwächen oder ihnen durch aktivierte Ausweichmanöver komplett entgehen. Konter sind ebenfalls möglich und werden wie alle anderen Sonderaktionen mit einer von entsprechenden Charakterwerten abhängigen Wahrscheinlichkeit automatisch ausgeführte. Je nachdem welches Element die eingesetzten Angriffe und Zauber haben, laden sich entsprechende Gruppenfertigkeiten auf, die sich bei voller Ladung in besonders verheerende Attacken ummünzen lassen.
Das Design der über 50 Gegnerarten ist ähnlich abwechslungsreich wie das der insgesamt 13 Schauplätze, die einen jeweils mehrere Stunden auf Trab halten können. Neben wandelnden Leichen und Skeletten trifft man auf Ratten- und Echsenmenschen sowie Geist- und Maschinengegner. Zudem gibt es ein paar nette Überraschungen wie schlafende Riesen, die bei unachtsam erzeugten Geräuschen schlagartig auffahren oder Spinnen, die dem Tod nahe Artgenossen plötzlich aussaugen und dadurch ungeahnte Stärke erlangen.
Stimmungsvolle Vielfalt
Fazit
Mit Operencia: The Stolen Sun ist den Machern der Pinball-FX- und Zen-Pinball-Reihen vor einem Jahr ein äußert atmosphärischer Dungeon-Crawler in klassischer Bard's-Tale-Manier gelungen, der mit seinen märchenhaften Kulissen, Gegnern und Rätseln jetzt auch auf PlayStation 4 und Nintendo Switch begeistert. Die Schauplätze bergen zahlreiche Geheimnisse, die taktischen Rundenkämpfe einige Überraschungen und selbst beim Crafting ist Köpfchen gefragt. Schön ist auch, dass man sein Alter Ego selbst erstellen und alle Charaktere nach persönlichen Vorlieben formen kann. Die Story-Inszenierung wirkt zwar etwas altbacken, die Schrift für Sofa- und Handheld-Spieler oft zu klein, die deutsche Lokalisierung hier und da nach wie vor unglücklich, aber dafür sind die Dialoge süffisant geschrieben und durchgehend vertont. Auf Switch kann man sogar bequem mit alternativer Touch-Steuerung spielen. Wer auf schrittbasierte Dungeon-Crawler mit abwechslungsreichen Rätseln und Rundenkämpfen steht und bislang noch nicht zugeschlagen hat, sollte sich diesen mittlerweile übrigens auch auf Steam und GOG erhältlichen Leckerbissen nicht entgehen lassen!
Pro
- stimmungsvolle Schauplätze und Soundkulisse
- abwechslungsreiches Rätsel-, Gegner- und Leveldesign
- freie Charakterwahl und -entwicklung
- bissige und durchgehend vertonte Dialoge
- originelles Crafting-System
Kontra
- unspektakuläre Story-Sequenzen
- durchwachsene deutsche Lokalisierung
- mitunter sehr kleine Schrift
- lange Ladezeiten
Echtgeldtransaktionen
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