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The Room VR: A Dark Matter
02.04.2020, Jan Wöbbeking

Test: The Room VR: A Dark Matter

Mechanik-Puzzles zum Anfassen

Natürlich – das ist es: The Room in der Virtuellen Realität! Fast nichts passt besser zu Roomscale-VR als die edlen Puzzles zum Anfassen von Fireproof Games. Im frischen Serien-Ableger kann man endlich eigenhändig an den geheimnisvollen altmodischen Maschinen drehen, Hebel bedienen und anderweitig herumpfuschen. Ein Geheimtipp für Freunde haptischer Rätsel?

Es wird wieder geisterhaft unterm Headset: Während sich der Maschinenknobler Twilight Path (zum Test) gleich komplett ins Jenseits begab, bleibt es im Konkurrenzprodukt The Room VR: A Dark Matter etwas klassischer. Ähnlich wie auf dem iPad knobelt man an hübsch modellierten Maschinen voller geheimnisvoller Schalter, Rädchen und versteckter Mechanismen herum. Der unterhaltsam präsentierte erzählerische Rahmen verpasst dem Puzzle-Adventure trotzdem einen übersinnlichen Einschlag. Im Jahr 1908 führt das Verschwinden eines renommierten Ägyptologen im British Institute of Archaeology zu einer polizeilichen Ermittlung ins Unbekannte. Hatte es etwas mit der "großen Entdeckung" zu tun, vor der er laut der Fall-Akten stand?

Es spukt!

Als sich dämonische Ranken über das Schloss eines Safes legen und sich ein blau schimmernder Geist der Vergangenheit zeigt, wird klar, dass es sich um keinen gewöhnlichen Fall handelt. Stattdessen versetzt eine unbekannte Macht den Detective ins „Reich des Null-Elements“ und an mystische Orte wie das Institut, die Wache oder eine Kirche. In letztgenannter z.B. wartet ein wichtiges Artefakt auf seine Entdeckung – sofern man den geisterhaften Visionen Glauben schenkt.

Immer wieder geht es per Teleportation hin und her in alle Ecken des Raumes.
Grund genug, im typischen Stil der Reihe an massenhaft obskuren Apparaturen zu ziehen und zu drehen. Oder man wirft mit einem Okular einen Blick durch verspiegelte Oberflächen - auf geheimnisvoll verzahnte und verdrehte Mechanismen. Auch in der neuen Geschichte des VR-Ablegers wechselt man nach und nach zwischen immer mehr Standorten. Mit Hilfe des Teleport-Cursors landet man vor mit Rädchen versehenen Truhen, Tempelritter-Statuen mit auffälligen Aussparungen oder sinnbildlich formulierten Hinweisen auf Steintafeln. Freie Bewegung wird leider nicht angeboten, doch auch so herrscht ein starkes Gefühl der Präsenz beim entschleunigten Knobeln.

Faszinierende Haptik

Vorm Aufzug der Asservatenkammer müssen lediglich logische Zahlenfolgen weitergedacht werden, im Institut wird es dagegen schon angenehm komplex. Die Visionen geben geschickt Hinweise auf den nächsten interessanten Ort. Man kann die hübsch ausgearbeiteten Materialien beinahe fühlen, wenn man an den knatschenden, verstaubten Seilzügen zerrt, lange Metallriegel auch in unerwarteten Winkeln wegdreht oder feine Haken mit einem Griff durch eine filigrane Spieluhr führt. Eine herrlich haptische Art des Knobelns, die sich noch eine Spur authentischer anfühlt als in Form (zum Test), Statik (zum Test) oder A Fisherman's Tale (zum Test)! Schön auch, dass aufgehobene Objekte wie glänzende Medaillons ähnlich elegant im übersichtlichen Inventar verschwinden wie in Half-Life: Alyx (zum Test). Zudem sind die liebevoll ausgetüftelten Gerätschaften eine echte Augenweide – inklusive hübschem Glanz, stimmungsvoll schummriger Beleuchtung, fein angelaufenem Metall und anderen, sehr „griffig“ wirkenden Materialien, die spontan die Lust aufs Anfassen und ausprobieren wecken!

Zu solch edlen Puzzles gehören natürlich die passenden Handschuhe!
Eine zentrale Mechanik hat sich das Team offenbar bei Asgard's Wrath (zum Test) abgeschaut: Mit Hilfe eines Okulars inspiziert man das Innere der filigranen mechanischen Kisten – und zwar, indem man sich praktisch schrumpft und hinein teleportiert. Eine schöne Idee, da man so allen Ecken der vielschichtigen Puzzles kennenlernt. Hier noch zwei durchscheinende Buntglasfenster rotieren und dort einen Spiegelstein einsetzen, der den Lichtstrahl umleitet. Dabei geht es wieder und wieder hin und her. Zwei eben noch mit Zahnrädern umgedrehte Miniaturbalken lassen sich schon Sekunden später persönlich als Brücke überschreiten. Leider übertreiben es die Entwickler damit ein Bisschen: Die Aufmerksamkeit in der ungewohnten VR-Situation wird nicht immer gut genug auf den nächsten wichtigen Schritt gelenkt, so dass man sich schon mal als Miniaturfigur inmitten der rotierbaren Orgelpfeifen verlieren kann. Kurze Zeit später muss man sich sogar durch ein nervtötend fummelig geratenes Minispiel mit einer rollenden Kugel quälen. Wer während des rund fünfstundigen Rätseltrips partout nicht weiter weiß, kann immerhin wieder mit dem sinnvollen dreistufigen Hinweis-System nachhelfen.  Mit seinem automatischen Timer wirkt es allerdings nicht ganz so ausgefeilt wirkt wie bei Professor Layton.

Nicht immer ausgefeilt

Ein Blick aufs elegante Inventar. Aufgehobene Gegenstände landen automatisch dort, sobald man sie loslässt. Am Schalter rechts aktiviert man die Okular-Sicht - natürlich mit einem authentischen Quietschen.
Die Unterschiede zwischen den VR-Plattformen fallen erfreulich klein aus. Mit dem großen Sichtfeld der Index und einem flotten Rechner wirken die Ermittlungen am schärfsten und übersichtlichsten, da große technische Reserven für Supersampling und eine flüssige Bildrate von 144 Hertz bleiben. Doch auch mit der Rift S oder der PlayStation VR an einer PS4 Pro muss man nur mit minimalen Abstrichen leben. PSVR-Spieler können hier jederzeit frei zwischen Move-Controllern oder DualShock wechseln - im Gegensatz zum umständlich gelösten Wechsel in Paper Beast (zum Test). Beide Varianten verrichten ihren Dienst verhältnismäßig gut, kommen aber im schmalen Tracking-Kegel nicht ganz an die Genauigkeit und Immersion der übrigen Fassungen heran. Überraschend gut gelungen ist die Quest-Umsetzung: Texturen und Materialien wirken unter der einfacheren Beleuchtung zwar ein wenig stumpfer, doch trotzdem bleibt selbst feine Handschrift auf Briefen prima lesbar – und auch der stets flüssige, nach wie vor urige Gesamteindruck kann überzeugen!

Fazit

Schön, dass sich Fireproof Games für die nächste logische Evolution ihrer haptischen Touchscreen-Puzzles entschieden haben. Wenn man mit den eigenen Händen an all den geheimnisvollen, liebevoll ausgearbeiteten Mechanismen herumfummelt, wirkt das Prinzip sogar noch faszinierender als auf dem Touchscreen! Von wuchtigen Statuen, Seilzügen und Turmuhren bis hin zu filigranen Metallstab-Labyrinthen hinter verspiegelten Fenstern bietet sich eine wahre Vielfalt an Puzzles, die meist geschickt miteinander verknüpft wurden. Auch visuell sind mystische Orte wie das Institute of Archaeology echte Highlights des Genres! Leider gibt es auch Schwachpunkte wie ein fummeliges Kugel-Minispiel oder der Umstand, dass die Aufmerksamkeit nicht immer gut genug auf den nächsten Schritt gelenkt wird. Man kann sich in den verwinkelten Arealen also leichter „verlaufen“ als z.B. in Form, Moss (zum Test) oder Ghost Giant (zum Test), die sich besser auf abgetrennte Bereiche konzentrieren. Wer auch in VR-Knoblern ordentlich gefordert werden möchte, kommt hier aber klar auf seine Kosten!

Pro

  • vertrackte Maschinen
  • faszinierend haptische, oft vielschichtige Rätsel
  • viele mystische Artefakte
  • urige Kulissen
  • edle Präsentation
  • geisterhafte, schön animierte Rahmenhandlung
  • elegantes einfaches Inventar-System

Kontra

  • einige Puzzles verwirrend über viele Räume verteilt
  • Aufmerksamkeit nicht immer gut gelenkt; manchmal übersieht man wichtige Dinge
  • keine freie Bewegung, sondern nur Teleport
  • nervig fummeliges Kugel-Minispiel

Wertung

OculusQuest

Faszinierend mystische Mechanik-Puzzles zum Anfassen!

VirtualReality

Faszinierend mystische Mechanik-Puzzles zum Anfassen!

OculusRift

Faszinierend mystische Mechanik-Puzzles zum Anfassen!

PlayStationVR

Das altbackene Tracking stört ein wenig die Immersion - obwohl die Move- und DualShock-Steuerungen verhältnismäßig gut umgesetzt sind.

ValveIndex

Faszinierend mystische Mechanik-Puzzles zum Anfassen!

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Kommentare
Herschfeldt

Klasse Test. Überleg es mir zuzulegen!

vor 3 Jahren