Trials of Mana - Test, Rollenspiel, Android, iPad, iPhone, Switch, PC, PlayStation4
Der dritte Teil der Mana-Saga erzählt die Geschichte von sechs Heldinnen und Helden, die sich als frei zusammensetzbare Trios dem Bösen stellen, das ihre geschwächte Welt bedroht. Je nachdem, in wessen Rolle man schlüpft, bekommt man es im Verlauf der ansonsten klassischen Gut-gegen-Böse-Geschichte um in Manasteinen versiegelte Monster, mutige Helden und ein göttliches Schwert mit drei unterschiedlichen Gegenspielern zu tun. Doch auch wenn die Wege der einzelnen Charaktere verschieden sind, sind ihre Schicksale teils eng miteinander verwoben. Mehrere Spieldurchgänge bieten sich entsprechend an und sorgen trotz erzählerischer Überschneidungen für einen hohen Wiederspielwert.
Sechs Helden, ein Zielmarkierung
Darüber hinaus unterscheiden sich die Charaktere auch spielerisch voneinander: Während sich Soldat Durand im Kampf auf sein Schwert und seine Stärke verlässt, setzt Prinzessin Angela auf Zauberstab und Magie. Halbblut Kevin kann sich nachts sogar in eine wahre Bestie verwandeln, die Widersacher mit bloßen Fäusten verdrischt. Elfe Charlotte ist wiederum im Umgang mit Heilmagie und Flegel geschult, während Dieb Adlerauge mit seinen Dolchen mehr Beute als gewöhnlich ergattert und Amazone Resi Gegner mit ihrer Lanze auf Distanz hält.
Im Gegensatz zum Original setzt das neue Trials of Mana auf 3D- statt auf 2D-Grafik. Der Stil mag zwar Geschmackssache sein, ist aber wesentlich attraktiver und ausgefeilter als der des letzten Remakes zu Secret of Mana, das zudem mit üblen technischen Problemen zu kämpfen hatte. Bei Trials of Mana stören hingegen höchstens die manchmal verspätet eingeblendeten Texturen oder eher langen Ladezeiten. Natürlich könnten einige Texturen auch insgesamt detaillierter, manche Objekte weniger klobig sein. Aber unterm Strich ist die auf die Unreal Engine setzende Spielgrafik durchaus ordentlich und angenehm flüssig.
Schöne neue Welt?
Was allerdings wirklich weh tut, ist der Wegfall des ursprünglichen Koop-Modus', bei dem sich auf dem Super Nintendo Entertainment System (SNES) bis zu drei Spieler an einer Konsole zusammenschließen und das Heldentrio eins zu sein übernehmen konnten. Jetzt muss man eben durch Charakterwechsel selbst aktiv werden oder sich auf die anpassbaren Verhaltensmuster der KI verlassen, was die meiste Zeit auch klappt. Treten fiese Statusleiden o. ä. auf, muss man aber auch öfters mal eingreifen.
Zudem sind die im Kampf einsetzbaren Hilfsobjekte wie Heilungen, Wiederbelebungen oder Wurfgeschosse limitiert. Per Ringmenü können bis zu zwölf Gegenstände vorab festgelegt werden, von denen dann je maximal neun Einheiten von der Gruppe kollektiv genutzt werden können. Nach einem Sieg werden verbrauchte Einheiten dann wieder aufgestockt, sofern ausreichend Vorrat vorhanden ist. Das Hauptmenü ist im Kampf gesperrt, so dass leider keine Charakter- oder KI-Anpassungen möglich sind. Gehen einem die begrenzten Heilobjekte aus, kann man aber meist versuchen zu flüchten.
Zauber lassen sich ebenfalls per Ringmenü aktivieren, was praktisch ist, da bei Zugriffen auf die beiden Ringmenüs jegliche Kampfhandlungen pausiert werden und man so in aller Ruhe Aktionen wählen, Charaktere wechseln und Ziele festlegen kann. Alternativ gibt es pro Charakter auch vier Plätze für Schnellaktionen (Hotkeys), auf die man häufig verwendete Items oder Zauber legen kann, um nicht wegen jeder Kleinigkeit das Kampfgeschehen unterbrechen zu müssen. Für klassenspezifische Spezialangriffe, die gewisse Energiepegel voraussetzen, gibt es ebenfalls Hotkeys.
Kämpfe mit und ohne Pause
Ansonsten hat man je eine Taste für leichte und schwere Angriffe, eine zum Springen und eine zum Ausweichen. Schwere Angriffe lassen sich zudem aufladen, um Panzerungen zu brechen. Und dann gibt es noch eine Reihe simpler Kombos, mit denen man Gegner z. B. zu Fall bringen oder in der Luft attackieren kann. Dank manueller Zielfaufschaltung verliert man selbst wendige Kontrahenten nicht aus den Augen. Und wenn ernsthafte Gegenangriffe drohen, werden die entsprechenden Angriffslinien bzw. -flächen rot markiert, so dass man rechtzeitig ausweichen kann.
Das Leveldesign ist sehr abwechslungsreich, sowohl was die Art als auch Form der Umgebungen betrifft. Mal erkundet man großflächige Wüsten und Wiesen, mal verwinkelte Höhlen und Canyons. Karten werden automatisch mitgezeichnet, während Minimap und Zielmarkierungen bei der Orientierung helfen. Außerdem sorgen versteckte Schätze und diverse Hindernisse für motivierende Erkundungs- und Sammelreize. So lassen sich brüchige Felsen oder Mauern zerbröseln oder Sprungfedern als Katapulte nutzen.
Auf Entdeckungsreise
Auch kleinere Rätsel wie das korrekte Platzieren von Büchern oder Manipulieren von Windgeneratoren stehen hin und wieder auf dem Plan. Zudem gibt es einen Wechsel zwischen Tag und Nacht, der nicht nur optisches Gimmick ist, sondern auch Auswirkungen auf Gegner, Geschäfte oder Ereignisse hat. Zudem sind elementare Kräfte an entsprechenden Wochentagen effektiver. In Herbergen können sogar gefundene Samen gepflanzt werden, die in Sekundenschnelle zu Hilfsobjekten und Ausrüstungsgegenständen heranwachsen.
Wer's eilig hat, kann nicht nur auf Knopfdruck Vollgas geben, sondern auch mit magischen Seilen an den Eingang eines Dungeons zurückkehren. Mutige können sich auch mit einer Kanone von Ort zu Ort schießen lassen, mit Schiff oder Wasserschildkröte die Meere bereisen oder per Drache in die Lüfte steigen. In der Neuauflage wartet Trials of Mana sogar mit zusätzlichen Postgame-Inhalten sowie einem motivierenden Suchspiel auf, bei dem es die Verstecke von Kaktusfratz im Spielverlauf zu finden gilt, was mit diversen Boni wie Shop-Rabatten, Erfahrungssteigerungen oder schnelleren Fluchtversuchen belohnt wird.
Spaß macht auch die Charakterpflege: Die drei Gruppenmitglieder erhalten nämlich nicht nur Erfahrungspunkte für automatische Stufenaufstiege, sondern auch Punkte, die man in elementbasierte Fertigkeiten, Talente und Werteverbesserungen investieren kann. Die Auswahl steigt, wenn man sich mit den entsprechenden Elementargeistern verbündet. Aber auch durch Dialoge und andere Ereignisse können neue Fertigkeiten gelernt und über begrenzt vorhandene Slots Charakteren zugeteilt werden.
Helden nach Maß
Weniger schön sind hingegen die gelegentlichen Diskrepanzen zwischen grafischer und akustischer Inszenierung. Mimik und Gestik haben in den Story-Sequenzen oft einfach nicht zur Sprachausgabe gepasst, bei der man übrigens frei zwischen englischer und japanischem Vertonung wählen kann. Auch manche Namensänderungen in den deutschen Untertiteln sorgen hier und da für unschöne und vor allem unnötige Abweichungen. Wie's besser geht, zeigt der Soundtrack, wo man frei zwischen Original- und Remake-Fassung wählen kann.
Inzwischen hat Marcel auch die PC-Fassung unter die Lupe nehmen können, sein Urteil: Die PC-Version von Trials of Mana wird via Steam vertrieben (Preis: 49,99 Euro). Der Titel wird von Denuvo Anti-Tamper (DRM) geschützt. Die Grafikoptionen sind sehr begrenzt. Zur Auswahl stehen die Auflösungen 1280x720, 1920x1080 und 3840x2160 sowie die maximalen Bildwiederholraten 30, 60 und 120 fps. Das Spiel nutzt automatisch V-Sync, außer wenn die Bildrate über dem maximalen fps-Wert liegt. Ultra-Widescreen-Auflösungen werden nicht direkt unterstützt. Das Sichtfeld wird als "Kamerazoom" (fünf Optionen) bezeichnet. Die Kamerageschwindigkeit ist in Wirklichkeit die Mausempfindlichkeit. Weitere Grafikoptionen wie Texturqualität, Sichtweite und Co. fehlen. Auch die technischen Macken, die auf der PlayStation 4 auffielen, gibt es auf dem PC. Neben unverhältnismäßig langen Ladezeiten ist die grundlegende Grafik/Technik ziemlich angestaubt. Es gibt niedrig aufgelöste Texturen, ziemlich simple Level-Geometrie, langsam ladende Objekte, kaum nennenswerte Gesichtsanimationen, karge Weiten (wenig Gras und Co.) und viele Objekte poppen unnötigerweise im Blickfeld auf. Aber da es nahezu keine Grafikoptionen gibt, darf man selbst kaum eingreifen. Großartige Performance-Schwankungen und Abstürze sind im Testlauf nicht aufgefallen.
Die PC-Fassung
Fazit
Auch wenn das durchwachsene Remake von Seiken Densetsu 2 alias Secret of Mana dunkle Schatten vorausgeworfen hatte, ist Square Enix die Neuauflage von Seiken Densetsu 3 alias Trials of Mana überraschend gut gelungen. Natürlich merkt man dem ebenfalls von der zweiten in die dritte Dimension gewechselten Action-Rollenspiel sein Alter von 25 Jahren in punkto Spiel- und Storydesign zum Teil deutlich an, aber insgesamt ist das Spielerlebnis stimmig und charmant. Technische Mankos gibt es zwar auch dieses Mal, allerdings sind die weit weniger schlimm. Und wer den Originalstil bevorzugt, kann Trials of Mana auch als Teil der Collection of Mana für Nintendo Switch in klassischem 2D erleben. In punkto Spielbarkeit gibt’s in meinen Augen kaum etwas auszusetzen: Das Kampfsystem ist herrlich flott und direkt, die Charakterentwicklung frei und facettenreich. Auch die miteinander verwobenen Abenteuer der sechs spielbaren Protagonisten sorgen nach wie vor für Begeisterung. Obendrein gibt es auch komplett neue Spielinhalte. Nur der Wegfall des lokalen Koop-Modus' schmerzt und die PC-Version hätte von mehr Optionen und einer sinnvollen Maussteuerung in den Menüs profitiert.
Pro
- sechs spielbare Protagonisten
- zwei frei wählbare Begleiter
- eingängiges Echtzeit-Kampfsystem
- praktische Zielaufschaltung
- motivierende Such- und Sammelreize
- individuelle Charakterentwicklung
- Wahl zwischen Original- und Remake-Soundtrack
- neu implementierte Spielinhalte
- Speicherdatentransfer aus der Demo
Kontra
- fehlender Koop-Modus
- angestaubte Technik
- lange Ladezeiten
- durchwachsene Inszenierung
- eingeschränkte Maussteuerung in Menüs (PC)
- unzureichende Grafikoptionen (PC)
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.