Null Drifter - Test, Arcade-Action, PC, XboxOne, PlayStation4, Switch

Null Drifter
16.04.2020, Matthias Schmid

Test: Null Drifter

Asteroids auf Drogen

Grobe LoFi-Optik, Bossgegner im Minutentakt und ein cooles Upgrade-System. Den Twinstick-Shooter Null Drifter hattet ihr vermutlich nicht auf dem Radar - unser Test verrät, für wen er sich aber lohnt!

„Warning: This game does not contain microtransactions!“ Mit diesem sympathischen Satz heißt der Twinstick-Shooter sein Publikum willkommen. Und mit einem sehr abstrakten Pixel-Look, den die Macher selbst als „1-Bit-Grafik“ bezeichnen. Was durchaus Sinn ergibt, denn man sieht stets nur zwei Farben gleichzeitig auf dem Screen: eine für den leeren Hintergrund und eine zweite für das eigene Schiff, Schüsse und Feinde. Klingt nach überschaubarem visuellem Input, doch wer im Menü den Punkt „shake when firing“ anhakt und zusätzlich „chromatic abberation“ (ein typischer Abbildungsfehler von Linsen, der für unschöne Farbsäume sorgt) aktiviert, der stößt nach spätestens 30 Minuten an seine Belastungsgrenze. Das Zusammenspiel von großem TV, Dauerfeuer, hoher Feindzahl und schmutzig-roher Pixelgrafik macht Null Drifter auf Dauer zu einem körperlich anstregenden Erlebnis!

Altmodisch

Boss-Baby: Dieser kleine Racker ist einer der mittelschweren Mini-Bosse.
Im Kern bietet Entwickler Panda Indie Studio eigentlich nur seine, sehr moderne Version des Kult-Automaten Asteroids an. Der Arcade-Hit schickte 1979 ein dreieckiges Raumschiff in den Kampf gegen heranrauschende Felsbrocken - und er sieht dank seiner gleißenden Vektorgrafik auch heute noch cool aus. In Null Drifter lenkt man ebenfalls ein kleines dreieckiges Schiff, kann aber in typischer Twinstick-Shooter-Manier während der Bewegung munter in alle Richtungen feuern. Dazu gesellt sich ein kurzer, aber lebenswichtiger Dash-Move, der einen feindliche Kugeln durchfliegen lässt und zudem als tödliche Rammattacke gegen Standardfeinde fungiert.

Ein Durchlauf in Null Drifter umfasst nur wenige Minuten - wer in den letzten Jahren z.B. Downwell, GoNNER, Thoth oder Atomik: RunGunJumpGun gezockt hat, ist diesen Rhythmus vielleicht schon gewohnt. Während dieser Minuten wirft das Spiel einem alles entgegen, was es aufzubieten hat: zuckende Pixelmonstrositäten, wilde Schussmuster, nervige Mini-Feinde. Jedes Level  dauert 20, 30 Sekunden, inklusive Bossfight. Man feuert, weicht aus, sammelt Kohle und Items auf, behält die Anzeige für Lebenspunkte links oben im Auge und freut sich über die kleinen Ausrufezeichen am Bildrand, die ankündigen, aus welcher Richtung der nächste Feind naht. Von Level zu Level halten selbst die kleinen Feinde mehr aus, der Bildschirm wird immer dramatischer mit Bullets geflutet.

Schnelle Runde

In Level 8 geht es ziemlich rund - die Farbkombi aus Rot und Schwarz sieht außerdem schick aus.
Da kommen die erwähnten Aufsammel-Items gerade rechts: Die pimpen Schussgeschwindigkeit und -stärke, geben euch eine bessere Waffe, füllen die Lebensleiste wieder auf (fast jeder Boss hinterlässt ein Energie-Item) oder gewähren beim nächsten Einkauf einen Rabatt. Trotzdem ist meist nach ein paar Spielstufen Schluss - am Anfang freut man sich schon über das Erreichen von Level 5, später tanzt man auch in Level 13 (einigermaßen) elegant durch die Kugelteppiche. Was Null Drifter hervorragend gelingt, ist das kleine Belohnungsgefühl am Ende einer Runde: Mit der aufgesammelten Kohle kann man sich fast immer ein kleines Upgrade leisten, das einen dauerhaft verstärkt: höhere Fluggeschwindigkeit, schnelleres Aufladen des Ausweich-Dashs, mehr Feuerpower zum Start. Dazu gesellen sich temporäre Boni, die nur für die nächste Runde gelten: zum Beispiel einmalig mehr Kohle ernten oder aber den Level-10-Bug freischalten. Wer letzteres  tut, freut sich im nächsten Durchlauf nach der zehnten Stage auf den geheimen Endboss. Allerdings müsst ihr dann auch soweit kommen - geht man im siebten Level drauf, hat man das Ticket zum Level-10-Boss umsonst gelöst.

Obendrein erhöhen die Entwickler die Langzeitmotivation mit einem simplen Kniff: Regelmäßig werden neue Farbschemata freigeschaltet (besucht dafür gerne unsere Bildergalerie). Das ist banal, verhindert aber Langeweile - nach zehn Minuten in der schwarz-weißen Kugelhölle ist es schlicht erfrischend, die nächste Runde in geld-roter oder orange-grauer Dualität anzugehen. Ach ja: Null Drifter erschien bereits 2019 auf Steam.

Fazit

Null Drifter hatte ich überhaupt nicht auf dem Radar - umso positiver haben mich die paar vergnüglichen Stunden mit der bewusst grob gepixelten Schießbude überrascht. Wie in Riddled Corpses EX oder Let Them Come sorgt das kontinuierliche Aufleveln für einen Motivationskick - klagte ich vor zwei Wochen bei Exit the Gungeon noch darüber, dass man viel zu langsam besser wird, passt hier die Balance aus Spielzeit und Raumschiff-Verbesserung. Obendrein erhöhen die teils charmanten, teils schrägen Farb-Schemata den Wiederspielwert. Das Ballergefühl ist gut, der Beat geht ins Ohr, die Feinde sehen ansprechend unansprechend aus. Dass aufsammelbare Power-Ups im Spiel zufällig vergeben werden, kann einen dagegen schon mal nerven. Zudem wird der Tumult in den höheren Levels mitunter sehr unübersichtlich - regelmäßig hat man das Gefühl, dass das Ausweichen hier zum Glücksspiel verkommt.

Pro

  • cooler grober Pixel-Look
  • Dash-Mechanik rettet Leben
  • schnell verstanden, trotzdem bald knifflig
  • motivierendes Auflevel-System
  • viele Farbvarianten freischaltbar

Kontra

  • Bosse wiederholen sich häufig
  • Zufallsprinzip bei Waffen und Power-Ups kann nerven
  • ab Level 5 wird es hektisch

Wertung

XboxOne

Wild, schnell und motivierend - simpler Twinstick-Shooter in Retro-Optik, super geeignet für eine Runde zwischendurch.

PlayStation4

Wild, schnell und motivierend - simpler Twinstick-Shooter in Retro-Optik, super geeignet für eine Runde zwischendurch.

Switch

Wild, schnell und motivierend - simpler Twinstick-Shooter in Retro-Optik, super geeignet für eine Runde zwischendurch.

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Kommentare
Spiritflare82

Das Game finde ich als alter "Shmupper" relativ gut, vor allem weil es schnell zur Sache geht. Und der kleine Preis ist auch fein.

vor 4 Jahren