80's Overdrive - Test, Rennspiel, 3DS, PC, Switch
Yu Suzukis OutRun aus dem Jahr 1986 ist Kult - von der Magical Sound Shower untermalt, kombinierte der Spielhallen-Raser den Traum vom Ferrari-Fahren an den schönsten Orten der Welt mit einer sensationellen Gute-Laune-Grafik: dieses Spiel war Arcade-Feeling pur. Diverse Nachfolger und Nachahmer, darunter Segas OutRunners oder die englische Lotus-Serie, hielten das simple Spielprinzip ein Weile am Leben, doch mit Polygongrafik und noch intensiveren Rennen lenkten Ridge Racer und Need for Speed das Arcade-Rennspiel in andere Bahnen. Erst Segas echter Nachfolger OutRun 2, dessen definitive Konsolen- und PC-Version OutRun 2006: Coast 2 Coast wir Sumo Digital verdanken, konnte ein Ausrufezeichen setzen: Dauergas, endlose Drifts und eindimensionales Gegnerverhalten machen auch zu Beginn des dritten Jahrtausends noch Freude. 2018 schließlich gelang es Horizon Chase Turbo, das Erbe des legendären Sega-Rasers würdig fortzuführen - mit Überholmanövern bei irrem Tempo und einer stylisch-abstrahierten Grafikkulisse.
Arcade-Pionier
Alles dreht sich ums Geld
Fazit
Ein Grafikblender mit 16-Bit-Look? Geht das im Jahr 2020? 80's Overdrive tritt den Beweis an, denn mit dem hinreißenden Äußeren kann der Spielinhalt nicht mithalten. Ich finde das Spiel in der Tat brutal schön: Die Hintergründe mit ihren kräftigen Farben schwanken zwischen OutRun-Ästhetik und nordkoreanischen Propaganda-Plakaten. Dazu gesellen sich schick gepixelte Flitzer (allein der Countach-ähnliche Polizeiwagen!), ein ansprechendes Menü und treibende Elektro-Mucke mit Retro-Einschlag. Auf der Soll-Seite stehen teils nervig-unberechenbare KI-Gegner, kein gutes Tempogefühl und eine Steuerung, die eigentlich viel direkter reagieren sollte. Trotzdem hatte ich auf der Piste viel Spaß: Ich habe gelernt, dem Zivilverkehr gut auszuweichen, und etliche spannende Rennen hauchzart gewonnen. Auch das Geldmanagement finde ich gut: Mit gewonnener Kohle muss ich nämlich neuen Sprit kaufen, meine Wagen reparieren und gegebenenfalls aufmotzen plus die Zulassung zum nächsten Rennen erwerben - ein motivierendes System. Den Vergleich mit Horizon Chase Turbo verliert 80's Overdrive aber - Tempogefühl, Langzeitmotivation und auch das Streckendesign waren hier ein Stück besser.
Zweites Fazit von Benjamin Schmädig:
So sehr ich mich auf 80‘s Overdrive gefreut hatte (nachdem es auf 3DS komplett an mir vorbeigegangen war), so massiv bin ich jetzt davon enttäuscht – was damit anfängt, dass das Spiel nicht einmal das Look&Feel der erklärten Vorlage einfängt. Bei den viel zu zahlreichen und seltsam sauber vorbeiziehenden Objekten am Straßenrand sowie den wie bei einer buchstäblichen Dia-Show wechselnden Horizonten denke ich jedenfalls eher an ein Browserspiel als eine gelungene Retro-Reminiszenz. Die Emojis über den Köpfen der KI-Kontrahenten empfinde ich sogar als Designverbrechen. Viel schlimmer ist jedoch, dass die Steuerung nur mit großer Verzögerung anspricht. Klar: Das soll für spielerische Herausforderung sorgen. Tatsächlich muss man die doch aber um eine perfekte Steuerung herum stricken, anstatt Kompromisse beim Spielgefühl einzugehen, damit es überhaupt so etwas wie Anspruch gibt! Und welchen Zweck hat schließlich ein Zeitfahren, bei dem das Erfahren einer Bestmarke so lange keinen Zweck hat, bis man den teuersten Wagen vollständig getunt hat? Wo ist der in einem solchen Spiel unverzichtbare Arcade-Modus, in dem sich alle Spieler vom Start weg mit demselben Material messen? Von der langweiligen Streckenführung, der ulkigen Polizei oder dem furchtbaren Kollisionsverhalten fange ich erst gar nicht an. Nein, hier stimmt leider gar nichts. Anstatt den Overdrive zu zünden, ist diesem Ferrari schlicht der Motor explodiert.
Pro
- sensationell schicker Pseudo-Retro-Look
- passender, treibender Synthie-Soundtrack
- kleine Duelle mit der Polizei
- die Boliden sind echten Kultautos nachempfunden
- durchdachtes Finanzsystem mit Antritts- und Preisgeldern sowie Sprit- und Reparaturkosten
- eine Art Arcade-Modus und ein simpler Editor sind auch an Bord
Kontra
- Lenkung reagiert zu träge und zu ungenau
- es dürften ruhig noch mehr Szenarien sein
- teils unberechenbare KI-Fahrer
- Geschwindigkeitsgefühl ist nicht optimal
Echtgeldtransaktionen
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