Saints Row: The Third - Test, Action-Adventure, 360, XboxOne, Stadia, PlayStation3, PlayStation5, XboxSeriesX, PlayStation4, PC, Switch

Saints Row: The Third
22.05.2020, Eike Cramer

Test: Saints Row: The Third

Die Saints sind zurück

Die Saints sind zurück – äh, ja: schon wieder. Nach der technisch eher schwierigen Switch-Umsetzung von Saint’s Row The Third bekommt das meiner Meinung nach beste Saint’s Row auf dem PC jetzt ein Facelift. Auf der PS4 und Xbox One schlägt der Titel zudem das erste Mal auf. Kann das Remaster der überdrehten Gangster-Action immer noch überzeugen?

Technisch kann das Remaster des dritten Auftritts der Third Street Saints trotz zahlreicher Detailverbesserungen natürlich nicht ganz mit aktuellen Open-World-Hits wie dem ebenfalls schon sieben Jahre alten GTA 5 auf PC, PS4 oder Xbox One oder gar einem Red Dead Redemption 2 oder Far Cry 5 mithalten. Allerdings hat das federführende Team von Sperasoft viel in die schicken neuen Modelle von Figuren, Waffen und Autos investiert, was zusammen mit einer stimmigeren Beleuchtung dank neuer globaler Lichtquellen und HDR die Kulisse deutlich aufwertet, weil sich auch die Effekte spürbar knalliger zeigen.  '

Neue Technik? Na ja…

Insbesondere bei Distanzzeichnung, Pop- und Fade-Ins offenbart die Engine aber nach wie vor klare Schwächen, die vor allem bei schneller Fahrt durch Steelport offenbar werden. Zudem wurden vielen Gebäuden zwar bessere Texturen spendiert, insgesamt bleibt die Architektur aber blockig und damit eben auf dem Stand von 2011 - aber wir sprechen eben auch nur über ein Remaster, keinen völligen Neuaufbau in Form eines Remakes. Da sind angesichts frischer Spiegelungen in Pfützen und auf Autos sowie deutlich modernerer Oberflächen auch die gerade mal 30 Bilder pro Sekunde auf PS4 und Xbox One zu verschmerzen, die hier aber per Framelock stabil abgerufen werden können, was das Original auf den damaligen Konsolen nie so richtig auf den Bildschirm brachte.

Inhaltlich sind zudem alle DLC und Vorbesteller-Boni von Saints Row The Third vertreten und auch die Koop-Kampagne ist komplett an Bord und The Third ist im Remaster ungeschnitten – Whored Mode sowie Geiselnahme und Überfall von Zivilisten sind jetzt also auch in Deutschland möglich.

Die Saints sind zurück. Das Remaster bietet schicke neue Spieler-Modelle, Lichtstimmungen und Oberflächen.
Saints Row 2 und 3 waren zu ihrer Zeit der Gegenentwurf zur stilistischen Richtung, die Rockstar 2008 mit GTA 4 einschlug. Der Action-Spielplatz vergangener Tage wich einer ernsthaften Erzählung um Nico Bellic in einem düsteren Liberty City – und die Saints hielten in ihrem dritten Auftritt mit schriller, völlig überzogener Gangster-Action dagegen, die sich für keine Flachköpper-Pointe zu schade war. Denn in Stilwater sind die Saints mittlerweile Popstars, die während eines Banküberfalls Autogramme geben und ihre eigenen Serien und Comic-Reihen haben. Und egal ob in der Einführungsmission, bei der die Spielfigur kritisch hinterfragt, wie genau eigentlich hunderte Kisten und dutzende Autos in ein normales Frachtflugzeug passen, oder bei einer Schießerei in einem Fetisch-Club, bei dem ein geknebelter Zuhälter mit Sattel auf dem Rücken aus der Pony-Abteilung befreit werden muss: dieses Spiel nimmt sich niemals ernst.

Inhalt? Alles beim Alten!

Die Effekte sind knallig, die Action überdreht, die Witze ziemlich flach.
Dementsprechend ist es auch zu verkraften, dass in Steelport irgendwie alle Frauen leicht bekleidete Bitches und alle Typen entweder obercoole Gangster oder korrupte Bullen sind. Es ist auch erträglicher, dass im Grunde die komplette Beschäftigung in der Stadt darauf beruht, per Mini-Missionen wie Auto-Amokläufen, Huren-Sammelaktionen oder blödsinnigen Ragdoll-Unfällen (so genanntem „Versicherungsbetrug“) Geld und Respekt zu verdienen, um nacheinander das Syndicate, die Luchadores sowie das mit Laserwaffen und Sci-Fi-Fluggerät ausgestattete Anti-Gang-Terror Sonderdezernat S.T.A.G. vom Stadtplan zu radieren. Denn (fast) jede dieser eher erlebnisorientierten Aktivitäten macht immer noch richtig Spaß und lädt dabei auch zu kurzen Sessions ein. Zudem ist die Hauptgeschichte schon nach knapp 10 bis 15 Stunden abgehakt, sodass sich hier eigentlich kaum Langeweile einstellen kann. 

Dazu gesellt sich der herrlich bizarre Charakter-Editor inklusive völlig dämlicher Outfits, die in jeder Cutscene in ihrer vollen Pracht präsentiert werden. Zudem gibt es ein umfangreiches Upgrade-System, mit dem man die Saints verbessern und auch visuell modifizieren kann. Beinahe jedes Funktionsgebäude wie Waffenshops, Klamottenläden und Co. können zudem auch erstanden werden, was wiederum stündlich mehr Geld auf das Konto der Bande spült und die Kontrolle über einzelne Stadtbezirke sichert. Insgesamt funktioniert der spielerische Kern von Saints Row 3 auch also nach knapp neun Jahren noch ordentlich, obwohl sich bei mir nicht mehr ganz dieselbe Euphorie wie 2011 einstellen will.

Ist „The Third“ noch zeitgemäß?

Trotz deutlich besserer Kulisse: technisch ist auch das Remaster von Saints Row 3 nicht ganz auf der Höhe der Zeit.
Dafür ist Steelport im direkten Vergleich mit aktuellen offenen Welten zu austauschbar und leblos, die KI zu dümmlich und die kleinen Bugs im Bereich Objektplatzierung (schwebende Straßenlaternen) und bei der Kollisionsabfrage zu offensichtlich. Außerdem lässt mich der grundlegende „Haha-Penis-Humor“ inkl. sammelbaren Gummipuppen und riesen Dildos als Nahkampfwaffe zwar immer noch schmunzeln, kickt aber einfach nicht mehr so wie früher. Immerhin konnte man aber den tollen Original-Soundtrack erhalten, der nicht nur eine weite Bandbreite von Songs in den Autoradios bereitstellt und von Klassik über Hip-Hop bis Metal alles abdeckt, sondern z.B. auch mit dem von Kanye Wests POWER unterlegten Angriff auf ein Penthouse B-Movie-reife Action-Momente im Spiel selbst schafft – unterstrichen von dem guten englischen Originalton, der in Deutschland zum Glück nur per Untertitel lokalisiert wurde.

Fazit

Im Angesicht von immer heftiger überladenen offenen Welten ist die stumpfe Geradeaus-Mentalität von Saints Row The Third auch heute noch ein angenehmer Gegenpol, der allerdings auch als Remaster visuell und inhaltlich nicht mehr ganz mit aktueller Open-World-Action mithalten kann. Auf der Haben-Seite stehen zwar Flachwitze unter der Gürtellinie, blödsinnige Aktivitäten und eine hanebüchene Story, auf der anderen Seite hat auch die ordentlich überarbeitete Kulisse vor allem in Distanzzeichnung und Popups nach wie vor Schwächen. Zudem ist Steelport als Schauplatz zu eng und austauschbar, um 2020 noch echten Eindruck zu hinterlassen. Saints Row: The Third ist ein solides Remaster, das hoffentlich nur der Vorbote zu einem modernen Saints Row 5 ist.

Pro

  • gute visuelle Überarbeitung von Figuren und Beleuchtung
  • überdrehter Action-Spielplatz
  • viele Flachwitze und Popkultur-Referenzen
  • Uncut und mit DLCs
  • Original-Soundtrack

Kontra

  • Sichtweite, Pop-Ups und Fade-Ins immer noch problematisch
  • Steelport ist als Schauplatz zu klein und austauschbar
  • Der Penis-Witz ist leider durchgespielt

Wertung

PlayStation4

Der spielerische Kern des dritten Saints-Ausflugs ist intakt, die Kulisse aufgehübscht und die FPS auf der Konsole stabiler. Dennoch kann Saints Row: The Third 2020 nicht mehr ganz so begeistern wie 2011.

PC

Der spielerische Kern des dritten Saints-Ausflugs ist intakt, die Kulisse aufgehübscht. Dennoch kann Saints Row: The Third 2020 nicht mehr ganz so begeistern wie 2011.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

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Kommentare
dx1

[…] wenn du im zweiten Lebensabschnitt angekommen bist.
Also beim Spiel "Errate das Alter des Users" würdest Du bisher nur eine "Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme" bekommen.

Bleib einfach bei Sachargumenten, unabhängig davon, um wie viel älter, erwachsener und vor allem erfahrener Du Dich einschätzt.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
MrLetiso

40€. Die wollen dafür 40€.
Amen. Ich hatte schon vor Ankündigung des Remasters SR3 gerade erneut in der Mache und bin etwa zu 75% durch gewesen. Ja, das Original sieht etwas älter aus, musste sich aber dank des comichaften Artstyles nicht wirklich verstecken. Wenn man das Original besitzt, bietet das Remaster für 40 Euro aber leider keinen nennenswerten Mehrwert.

Wenn man es noch nicht hat, dann gehen 40 Euro schon einigermaßen in Ordnung. Schon allein Laura Bailey als Synchro ist das Spiel wert

Allerdings glaube ich, dass für 20 Euro mehr Verkäufe drin gewesen wären.

vor 4 Jahren
Master Chief 1978

Und wo ist da das Problem?
Du hast die Antwort darauf schon gegeben: Es ist nur ein Remaster.
Also ich verstehe ja durchaus das man nicht Vollpreis für ein Remaster hinlegen möchte, ich hätte hierfür ganz sicher auch nicht nochmal 60€ gezahlt und das als ziemlich großer Saint's Fan.
Man sollte aber eben auch so Fair sein und den Aufwand mit dem das ganze Überarbeitet wurde mit in Betracht ziehen.
Aber Hey, wenn du nach deinen Prinzipien eben nur bereit bist dann ist das halt so, jeder wie er es für richtig hält! Aber ich finde den Preis für das gebotene in diesem fall ausnahmsweise mal Fair.

vor 4 Jahren
Ridley100

Ich weiß nicht, ich finde die Wertungsinflation ziemlich beliebig, hier kommt der Tenor durch das Spiele über die Zeit schlechter werden, technisch mag das korrekt sein, aber spielerisch kann ich das nicht wirklich nachvollziehen, was hat sich denn in den letzten 9 Jahren groß getan? Irgendwelche revolutionierenden Durchbrüche die den Standard für Sandbox Spiele markiert haben? (nicht aus technischer Sicht) eher finde ich die Geradlinigkeit und die dichte des Spielinhalts erfrischend gegenüber all diesen ermüdenden in die Länge gestreckten Open-World Spielen. Ich finde eigentlich nicht dass man eine Abwertung groß rechtfertigen kann.
Das kann ich dir ganz einfach erklären: Den Original-Test hat 2011 Mathias geschrieben. Ich persönlich finde Saints Row 3 zwar super unterhaltsam, aber Gold wäre mir damals schon zu hoch gewesen. In meiner persönlichen Skala hat eine Abwertung von Gut auf Befriedigend stattgefunden, weil es in den letzten Jahren durchaus Entwicklungen im Genre gegeben hat, nicht zuletzt was die Spielwelt angeht. Und da kann SR3 meiner Meinung nach einfach nicht mehr mithalten. Außerdem scheint Humor einfach ein Kind seiner Zeit zu sein, neun Jahre sind da schnell sehr lang.
Kann ich gut nachvollziehen, denke aber,dass nicht einfach Spiele "schlecht" altern, sondern sich die Personen auch einfach verändern. Jede Person/Tester macht seine eigene Entwicklung durch und kann seine Ansichten aufgrund der Erfahrungen ändern. Finde das nicht schlimm, wenn ein Tester seine alte,damalige Meinung eventuell ändert, weil er sich einfach verändert hat und auch mehr Erfahrungen in den gewünschten Genres sammelt, es sollte in meinen Augen nur nicht zu sehr auf die Zeit bezogen werden. Es gab auch alte Spiele,die waren damals schon "schlecht", aber man war dann relativ geblendet zu dem Zeitpunkt. Ähnliche Diskussionen gab es auch bei AC1. Von der technischen Seite ganz abgesehen war das Spiel auch zu seinem Release unglaublich leer und eintönig und hatte diese Probleme schon damals. Die sind nicht erst 10 Jahre später in der Branche besser geworden,sondern die Personen haben die Qualität einfach nur anders wahrgenommen.

vor 4 Jahren
Whistleblower

Ja,, ja, habs verstanden, du bist ein Allesfresser, Game-Politik interessiert dich nicht und du stehst drauf, wenn dir etwa hinterrücks ein Denuvo eingeführt wird
Weil Denuvo ja auch Epicexklusiv ist Oder wie kommst du jetzt auf das Schmale Brett? Ob der hinterrücks eingeführt oder direkt von vorne mit dem Messer in der Brust steckt hat mich jedenfalls noch nie zum Boykott oder zum Aufstand bewegt falls das deine versteckte Frage war

Man kann sich auch selbst das Leben unnötig schwer machen, aber das wirst du auch noch verstehen wenn du im zweiten Lebensabschnitt angekommen bist. Dann werden dich solche Banalitäten wie Epic oder Steam oder Origin oder Uplay oder aber der Dauerkrieg Playstation oder Xbox nicht mehr interessieren, da wird alles am eigenen PC und im Wohnzimmer friedlich nebeneinander koexistieren ;

Und um deine Daten musst du dich auch nicht mehr Sorgen, denn dann weißt du das der vorinstallierte Staatstrojaner des Dritten Büros, der NSA und des Bundesnachrichtendienstes eh dafür gesorgt hatalle deine Daten durch dein Smartphone weltweit bekannt sind. Und wenn nicht durch dich dann durch einen unvorsichtigen Kollegen der dich als Kontakt in seinem Smartphone hat

vor 4 Jahren