Warface: Breakout - Test, Shooter, PlayStation4, XboxOne

Warface: Breakout
15.06.2020, Benjamin Schmädig

Test: Warface: Breakout

The bomb has exploded

Wer braucht denn bitte dieses Spiel? Counter-Strike erfreut sich doch nach wie vor bester Gesundheit und bekam erst dieser Tage sogar starke Konkurrenz in Form des frisch veröffentlichten Valorant. Wozu also ein Warface: Breakout, das so ungeniert von seinem unverkennbaren Vorbild abschaut, dass man von einem Klon sprechen muss? Nun, zumindest ein Grund für seine Existenz lässt sich schnell finden: Es ist der einzige Vertreter dieser speziellen Art auf PS4 und Xbox One. Aber konnten wir im Test auch weitere ausmachen?

So ungern ich ein Spiel als Klon bezeichne, so sehr trifft es diesmal ins Schwarze. Denn Breakout ist tatsächlich genau das; ein Counter-Strike für Konsole. Sprich, auch hier treffen zwei Teams aufeinander, die nacheinander gegensätzliche Ziele verfolgen: Während die eine Gruppe versucht eine Bombe zu platzieren, muss die andere deren Sprengung verhindern. Knifflig ist das deshalb, weil es in jedem Einsatzgebiet zwei Bombenplätze mit mindestens drei Zugängen gibt und verwinkelte Wege zu allen Positionen führen, jedes Team aber nur aus fünf Mitgliedern besteht. Die müssen daher möglichst effektiv zusammenarbeiten bzw. sich geschickt aufteilen.

Nur ein Klon?

Weil man im Sprinten deutlich mehr Krach macht als laufend oder gar schleichend, spielt das Abwägen zwischen Geschwindigkeit und Überraschungsmoment dabei eine wichtige Rolle – auch das kennt man aus dem Vorbild. Etliche Ecken und Winkel sind außerdem gute Verstecke und selbst kleine Höhenunterschiede entscheidend. Immerhin beißt ein ahnungsloser Gegner hier schneller ins Gras als in Spielen der Marke Overwatch. Warface: Breakout ist eher Militär- als Helden-Shooter und verzichtet anders als Valorant auf charakterspezifische Fähigkeiten.

Warface: Breakout ist ganz unverholen ein Counter-Strike für PS4 und Xbox One: Während Team eins versucht eine Bombe zu legen, soll Team zwei das verhindern.
Was mir verdammt gut gefällt! Nichts gegen spezielle Fähigkeiten. Aber zum einen bin ich nicht der größte Fan kunterbunter Ballereien, in denen man am laufenden Band scheinbar magische Fähigkeiten aktiviert, und zum anderen trifft Breakout die unverschnörkelte ballistische Action auf den Punkt. U.a. kann man den Rückstoß der relativ schweren Waffen etwa gut kontrollieren, weil Entwickler Allods Team das Spielgefühl sehr sorgfältig an die Besonderheiten einer Gamepad-Steuerung angepasst hat, da sich die Streuung der Geschosse in Grenzen hält und eine ebenso dezente wie optionale Zielhilfe für Erfolgserlebnisse sorgt, ohne dass sich das Schießen von selbst erledigen würde.

Ballistisch statt bunt

Breakout enthält Mikrotransaktionen, die das Aussehen der Alter Egos und ihrer Waffen verändern, aber keinen Einfluss aufs Spiel nehmen. Einen eventuellen Season Pass für die kommende Saison gibt es derzeit nicht.
Man spürt zudem eine physische Präsenz des Alter Ego, wenn man zwar springen darf, sich auf höhere Vorsprünge aber hinauf ziehen muss und nach dem Unterbrechen eines Sprints nicht sofort wieder durchstarten kann. Ärgerlich ist nur, wenn man mal wieder von einer Planke abrutscht, obwohl man dem Gefühl nach genau auf dem Rand balanciert hat – an dieser Stelle ist durchaus Raum für Verbesserung.

Ganz allgemein haben sich die Entwickler viele Gedanken um die Steuerung gemacht; praktisch ist z.B., dass man eine „taktische“ Rauch- oder Blendgranate immer mit einem Druck auf den linken Bumper wirft, während man Splittergranaten über den rechten Bumper schmeißt. Außerdem existieren zahlreiche Optionen, mit denen man das Übertragen der Analogstick-Bewegung in die Aktionen der Spielfigur sehr genau anpassen darf. Nur das Ändern der Tastenbelegung fehlt mir, zumal das Kommunkations-Rad, über das man z.B. mitteilt, ob man Punkt A oder B ansteuert, sehr ungünstig auf dem Digikreuz liegt, obwohl die Tasten auf den Analogsticks ungenutzt sind.

Es gibt übrigens nur den einen Spielmodus, wobei man zwischen einer vereinfachten und der „Hardcore“-Variante wählt, die mit aktiviertem Friendly Fire, zwölf Gewinnrunden gegenüber acht in der Casual-Einstellung sowie einer längeren Overtime (drei statt einer Runde) freilich den Kern darstellt und in den kommenden Ranglisten-Partien gespielt wird. Abgesehen davon kosten Brustpanzerung und Helm auf Hardcore Geld, sodass man hin und wieder überlegen muss, ob man lieber eine starke Waffe, Granaten oder Rüstung kauft. Das aus dem Vorbild bekannte Geldverdienen durch erfolgreiche Aktionen gibt es schließlich auch hier, weshalb man nach guten Runden in bessere Ausrüstung investiert und verbrauchte ersetzt.

Ein Modus für alle

Ankreiden könnte man Breakout, dass es in der aktuellen Fassung lediglich fünf Einsatzgebiete gibt. Das ist in Spielen dieser Art allerdings üblich. Neue Inhalte dürften demnächst hinzukommen und die Anzahl der Karten ist bei einem Multiplayer-Shooter, in dem man Dutzend Stunden ohnehin das gleiche macht, kein ausschlaggebender Faktor. Mir fehlt nur ein Trainingsgebiet, in dem man in Ruhe alles ausprobieren darf. Das wäre schon deshalb sinnvoll, weil man die meisten Waffen frei mit Aufsätzen bestückt, wofür sehr unterschiedliche Zielfernrohre zur Verfügung stehen. Die einfachste Lösung wäre hier natürlich das Hinzufügen privater Lobbys, aber auch die gibt es momentan nicht.

Da wir Breakout nicht auf Xbox One X testen konnten, vergeben wir keine Wertung für Xbox One. Auf der Standard-Konsole ist die Bildrate allerdings längst nicht so hoch bzw. stabil wie auf PS4 Pro und vermutlich auch Xbox One X.
Das auffälligste Problem ist derzeit jedoch der Netzcode, denn so gut der Shooter spielmechanisch funktioniert, so oft verliert man Schusswechsel, obwohl man etliche Treffer gelandet oder gar mehrmals den Kopf des Gegners erwischt hat. Mitunter kommt der Ablauf sogar kurz ins Stocken, was das kritische Timing im entscheidenden Moment zunichte macht. Denkt euch Verbindungsunterbrechungen hinzu, die mitunter gar einen Neustart erfordern, und es wird klar, dass Allods besonders hier unbedingt nachbessern muss! Gut, dass die Entwickler dies auch offen kommunizieren und wohl an Lösungen arbeiten - erste Verbesserungen soll das für Mittwoch angekündigte Update enthalten, mit dem auch der Ranglistenmodus Einzug ins Spiel hält. Das ändert allerdings nichts daran, dass die Probleme im Moment noch deutlich stören und zu ärgerlichen Momenten führen.

So stark Breakout von seinem Vorbild inspiriert ist, so gut funktioniert der Shooter im Kern.
Ein ganz anderer Teil des Spiels ist dafür hervorragend gelungen: das Design der fünf Karten. Dort findet man nämlich nicht nur mehrere Zugänge zu jedem größeren Areal, sondern an fast jeder Position auch verschiedene Winkel, über die man Gegner ins Visier nehmen kann, während man gleichzeitig alle anderen Richtungen sowie mögliche Laufwege der Kontrahenten bedenken sollte. Spätestens hier kommen die sehr spezifischen Vor- und Nachteile aller Waffen zum Tragen, da man die Ausrüstung dem eigenen Vorgehen anpassen sollte, um nicht mit einem Schafschützengewehr enge Gassen zu patrouillieren oder per Maschinenpistole einen fernen Posten anzuvisieren.

Winkel und Waffen

Zusätzlich kann man sich hinter halbhohen Kisten praktisch komplett verstecken, während man sogar vor dunklen Hintergründen und in überdachten Gängen schlecht gesehen wird, falls man sich ruhig verhält. Das  forciert ein umsichtiges Vorgehen auf beiden Seiten, was ich als positiv empfinde. Gut wäre nur ein Ping-System, über das auch Spieler feindliche Positionen durchgeben können, die den Sprachchat nicht nutzen - auch das soll im Laufe des Jahres übrigens hinzugefügt werden, genauso wie der derzeit fehlende Trainingsraum. Für die Zukunft wünsche ich mir außerdem Statistiken, die nicht nur die K/D-Rate erfassen, sondern auch Erfolge und Misserfolge pro Waffe und Team sowie das Verhältnis von Sieg und Niederlage. Denn nur darum geht es unter dem Strich.

Fazit

Damit hatte ich nicht gerechnet: Im Kern ist Warface: Breakout glatt ein Hit-Kandidat! Die Action fühlt sich nämlich verdammt gut an und ist hervorragend auf die Steuerung mit Gamepad zurechtgeschnitten. Hinzu kommen das bewährte Kaufen von Waffen, Granaten und Ausrüstung sowie gutes Leveldesign, das überlegtes taktisches Vorgehen belohnt. Mir gefällt auch das Ausstatten fast aller Waffen mit verschiedenen Zielfernrohren, obwohl ich an dieser Stelle eine Möglichkeit vermisse die Ergebnisse in Ruhe zu testen. Dem Teamwork fehlt zudem ein Ping-System. Richtig ärgerlich sind aber erst Verbindungsschwierigkeiten, wegen denen nicht alle Treffer zuverlässig erfasst werden und die mitunter gar Unterbrechungen auslösen. Bekommt Allods die Probleme in den Griff, könnte sich Breakout zu einem der besten Shooter seiner Art entwickeln. Im aktuellen Zustand ist es "nur" ein hervorragend spielbares, aber von sehr auffälligen Startschwierigkeiten geplagtes Basispaket, dem noch Bestandteile fehlen, um seine ganze Stärke zu entfalten.

Pro

  • bewährtes, aber durchdachtes Leveldesign mit sehr guten Verstecken, Wegen und Winkeln
  • gelungene Verbindung aus traditionell schnellem Spielablauf und moderner physischer Präsenz
  • dunkle Ecken und Kleidung sowie langsames Laufen bzw. Schleichen erlauben heimliches Vorgehen
  • Wahl zwischen normalem und vereinfachtem Spielmodus
  • frei wählbare Aufsätze für Waffen, die deren Werte nicht ändern
  • viele Einstellungsmöglichkeiten für Analogstick-Verhalten...
  • Sprachchat und Kommunkationsrad...
  • Abwägen zwischen Kauf starker Waffen, Granaten oder Rüstung

Kontra

  • relativ unzuverlässige Treffererkennung und Verbindungsunterbrechungen
  • kein Raum oder Level zum freien Trainieren
  • derzeit kein Ranglistenmodus
  • keine Statistiken zu Win/Loss, Waffen und mehr
  • kein Erstellen eigener Partien
  • ... aber keine frei einstellbare Tastenbelegung
  • ... aber kein Ping-System

Wertung

PlayStation4

Erstklassiger Shooter, der das Counter-Strike-Prinzip sehr gut umsetzt, im aktuellen Zustand aber unter Verbindungsproblemen leidet.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
  • Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.
  • Käufe haben keine Auswirkungen auf das Spieldesign.
Kommentare
Warslon

Scheint ja n gutes Spiel zu sein. Hätte nicht erwartet. Warface ist ja so mittelprächtig. Ist zwar ok für n f2p Spiel aber nicht so der burner.

vor 4 Jahren
Kivlov

Breakout: Warface wäre mir lieber.

vor 4 Jahren
eLZorro

Dann doch lieber Hunt: Showdown.
uff...
schaue ich jetzt "Spiel mir das Lied vom Tod" oder lieber "S.W.A.T."? Egal, in beiden wird geschossen...

vor 4 Jahren
Huronimus Prime

Sorry aber die Überschrift ist ein Totalausfall....

Counter-Strike gibt es seit 2012 auf den Konsolen (Xbox 360 und Ps3). Sie würde nur Sinn ergeben, wenn es dort keine Versionen gäbe.

vor 4 Jahren
JudgeMeByMyJumper

Fand es schon immer komisch, das valve es nie versucht hat counter strike auf Konsole zu bringen. Team Fortress war damals richtig geil auf der 360, bis es dann untergegangen ist und nicht wie die PC Version aktualisiert und ausgebaut wurde.

Naja, so gut es in Teilen klingt, für mich kommt es 10, 15 Jahre zu spät.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren