Warface: Breakout - Test, Shooter, PlayStation4, XboxOne
So ungern ich ein Spiel als Klon bezeichne, so sehr trifft es diesmal ins Schwarze. Denn Breakout ist tatsächlich genau das; ein Counter-Strike für Konsole. Sprich, auch hier treffen zwei Teams aufeinander, die nacheinander gegensätzliche Ziele verfolgen: Während die eine Gruppe versucht eine Bombe zu platzieren, muss die andere deren Sprengung verhindern. Knifflig ist das deshalb, weil es in jedem Einsatzgebiet zwei Bombenplätze mit mindestens drei Zugängen gibt und verwinkelte Wege zu allen Positionen führen, jedes Team aber nur aus fünf Mitgliedern besteht. Die müssen daher möglichst effektiv zusammenarbeiten bzw. sich geschickt aufteilen.
Nur ein Klon?
Weil man im Sprinten deutlich mehr Krach macht als laufend oder gar schleichend, spielt das Abwägen zwischen Geschwindigkeit und Überraschungsmoment dabei eine wichtige Rolle – auch das kennt man aus dem Vorbild. Etliche Ecken und Winkel sind außerdem gute Verstecke und selbst kleine Höhenunterschiede entscheidend. Immerhin beißt ein ahnungsloser Gegner hier schneller ins Gras als in Spielen der Marke Overwatch. Warface: Breakout ist eher Militär- als Helden-Shooter und verzichtet anders als Valorant auf charakterspezifische Fähigkeiten.
Ballistisch statt bunt
Ganz allgemein haben sich die Entwickler viele Gedanken um die Steuerung gemacht; praktisch ist z.B., dass man eine „taktische“ Rauch- oder Blendgranate immer mit einem Druck auf den linken Bumper wirft, während man Splittergranaten über den rechten Bumper schmeißt. Außerdem existieren zahlreiche Optionen, mit denen man das Übertragen der Analogstick-Bewegung in die Aktionen der Spielfigur sehr genau anpassen darf. Nur das Ändern der Tastenbelegung fehlt mir, zumal das Kommunkations-Rad, über das man z.B. mitteilt, ob man Punkt A oder B ansteuert, sehr ungünstig auf dem Digikreuz liegt, obwohl die Tasten auf den Analogsticks ungenutzt sind.
Es gibt übrigens nur den einen Spielmodus, wobei man zwischen einer vereinfachten und der „Hardcore“-Variante wählt, die mit aktiviertem Friendly Fire, zwölf Gewinnrunden gegenüber acht in der Casual-Einstellung sowie einer längeren Overtime (drei statt einer Runde) freilich den Kern darstellt und in den kommenden Ranglisten-Partien gespielt wird. Abgesehen davon kosten Brustpanzerung und Helm auf Hardcore Geld, sodass man hin und wieder überlegen muss, ob man lieber eine starke Waffe, Granaten oder Rüstung kauft. Das aus dem Vorbild bekannte Geldverdienen durch erfolgreiche Aktionen gibt es schließlich auch hier, weshalb man nach guten Runden in bessere Ausrüstung investiert und verbrauchte ersetzt.
Ein Modus für alle
Ankreiden könnte man Breakout, dass es in der aktuellen Fassung lediglich fünf Einsatzgebiete gibt. Das ist in Spielen dieser Art allerdings üblich. Neue Inhalte dürften demnächst hinzukommen und die Anzahl der Karten ist bei einem Multiplayer-Shooter, in dem man Dutzend Stunden ohnehin das gleiche macht, kein ausschlaggebender Faktor. Mir fehlt nur ein Trainingsgebiet, in dem man in Ruhe alles ausprobieren darf. Das wäre schon deshalb sinnvoll, weil man die meisten Waffen frei mit Aufsätzen bestückt, wofür sehr unterschiedliche Zielfernrohre zur Verfügung stehen. Die einfachste Lösung wäre hier natürlich das Hinzufügen privater Lobbys, aber auch die gibt es momentan nicht.
Winkel und Waffen
Zusätzlich kann man sich hinter halbhohen Kisten praktisch komplett verstecken, während man sogar vor dunklen Hintergründen und in überdachten Gängen schlecht gesehen wird, falls man sich ruhig verhält. Das forciert ein umsichtiges Vorgehen auf beiden Seiten, was ich als positiv empfinde. Gut wäre nur ein Ping-System, über das auch Spieler feindliche Positionen durchgeben können, die den Sprachchat nicht nutzen - auch das soll im Laufe des Jahres übrigens hinzugefügt werden, genauso wie der derzeit fehlende Trainingsraum. Für die Zukunft wünsche ich mir außerdem Statistiken, die nicht nur die K/D-Rate erfassen, sondern auch Erfolge und Misserfolge pro Waffe und Team sowie das Verhältnis von Sieg und Niederlage. Denn nur darum geht es unter dem Strich.
Fazit
Damit hatte ich nicht gerechnet: Im Kern ist Warface: Breakout glatt ein Hit-Kandidat! Die Action fühlt sich nämlich verdammt gut an und ist hervorragend auf die Steuerung mit Gamepad zurechtgeschnitten. Hinzu kommen das bewährte Kaufen von Waffen, Granaten und Ausrüstung sowie gutes Leveldesign, das überlegtes taktisches Vorgehen belohnt. Mir gefällt auch das Ausstatten fast aller Waffen mit verschiedenen Zielfernrohren, obwohl ich an dieser Stelle eine Möglichkeit vermisse die Ergebnisse in Ruhe zu testen. Dem Teamwork fehlt zudem ein Ping-System. Richtig ärgerlich sind aber erst Verbindungsschwierigkeiten, wegen denen nicht alle Treffer zuverlässig erfasst werden und die mitunter gar Unterbrechungen auslösen. Bekommt Allods die Probleme in den Griff, könnte sich Breakout zu einem der besten Shooter seiner Art entwickeln. Im aktuellen Zustand ist es "nur" ein hervorragend spielbares, aber von sehr auffälligen Startschwierigkeiten geplagtes Basispaket, dem noch Bestandteile fehlen, um seine ganze Stärke zu entfalten.
Pro
- bewährtes, aber durchdachtes Leveldesign mit sehr guten Verstecken, Wegen und Winkeln
- gelungene Verbindung aus traditionell schnellem Spielablauf und moderner physischer Präsenz
- dunkle Ecken und Kleidung sowie langsames Laufen bzw. Schleichen erlauben heimliches Vorgehen
- Wahl zwischen normalem und vereinfachtem Spielmodus
- frei wählbare Aufsätze für Waffen, die deren Werte nicht ändern
- viele Einstellungsmöglichkeiten für Analogstick-Verhalten...
- Sprachchat und Kommunkationsrad...
- Abwägen zwischen Kauf starker Waffen, Granaten oder Rüstung
Kontra
- relativ unzuverlässige Treffererkennung und Verbindungsunterbrechungen
- kein Raum oder Level zum freien Trainieren
- derzeit kein Ranglistenmodus
- keine Statistiken zu Win/Loss, Waffen und mehr
- kein Erstellen eigener Partien
- ... aber keine frei einstellbare Tastenbelegung
- ... aber kein Ping-System
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
- Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.
- Käufe haben keine Auswirkungen auf das Spieldesign.