Moving Out - Test, Simulation, PC, PlayStation4, XboxOne, Switch

Moving Out
03.06.2020, Matthias Schmid

Test: Moving Out

Umzug kann auch Spaß machen

Koop-Spiele sind immer gefragt: In Moving Out (ab 14,97€ bei kaufen) beladen bis zu vier Umzugshelfer den virtuellen LKW - Koordination trifft auf Chaos. Ist das partytaugliche Möbelrücken so spaßig wie die Küchenschlachten in Overcooked?

Bin ich der richtige Mann, um Moving Out unter die Lupe zu nehmen? Prinzipiell ja, der Cartoon-Look des Titels sagt mir zu, ich mag Geschicklichkeitsspiele und war schon immer ein Freund launiger Couch-Koop-Runden. Andererseits bin ich im realen Leben kein Freund von Umzügen. Bei meinem jüngst erfolgten Domizilwechsel in Richtung Hamburg habe ich zwar brav alles ein- und wieder ausgepackt, das ätzende Schleppen aber Profis überlassen. Außerdem verbindet mich mit Overcooked, dem offensichtlichen Vorbild von Moving Out, bestenfalls eine Hassliebe: Ja, ich erkenne dessen Party-Potenzial und war selbst schon kurzfristig euphorisiert vom Adrenalinschub, den ein koordiniert gebratener und pünktlich abgelieferter Burger hervorrufen kann. Gleichzeitig nervt mich vor allem Overcooked 2 aber ungemein: mit seinen Bränden, den ständigen Wartezeiten wegen beweglicher Levelteile und dem frickeligen Abstellen der Teller. Aber weil das hier ist kein Brandbrief gegen Overcooked 2, sondern eine Besprechung von Moving Out werden soll - zurück zum Thema…

Trauma-Bewältigung

Damit ein Level geschafft ist, muss die jeweils verlangte Zahl an Möbelstücken auch in den LKW passen.
Für einen bis vier Möbelpacker geht es im Spiel darum, Mobiliar in einen vor dem Haus parkenden Umzugswagen zu packen. Das Prozedere ist simpel: Beim Levelstart werden auf einer kurzen Kamerafahrt alle zu schleppenden Gegenstände optisch hervorgehoben - faktisch müssen also jeweils nur 15 oder 20 Dinge wie Couch, Bett, TV oder Kisten und nicht der komplette Haushalt rausgeschafft werden. Nach dem Startschuss flitzen die Möbelpacker umher und bugsieren die erforderlichen Gegenstände Richtung Umzugs-LKW vor dem Haus. Kleine Kisten kann ein einzelner Packer tragen und sogar werfen - das spart Zeit. Mittelgroße Gegenstände wie Fernseher oder Waschmaschine muss man mühsamer ziehen - dafür reicht eine Figur, allerdings ist der Weg dann oft umständlicher. Für richtig große Dinge wie Couch oder Bett braucht es zwei Träger, zudem sorgt die Anordnung der Gänge und Türen in den Häusern schon mal dafür, dass man sich gut absprechen muss: „Zurück, zurück. Warte ich pack hinten an und du schiebst dann nach rechts!“

Kleinere Dinge wie Kisten kann man durchs Fenster werfen, große Gegenstände wie eine Couch muss die (hier schmale) Treppe hinab.
Das Tragen, Ziehen, Schleifen, Zerren und Schleppen der Möbel ist aber nur die halbe Miete, vor dem Haus muss das Zeug auch möglichst platzsparend in den Wagen wandern - dessen Stauraum ist knapp bemessen. Also schießt man sich darauf ein, große Teile wie ein Bett möglichst zuerst einzuladen und auch akkurat abzustellen. Schräge Teile verursachen Lücken - und Lücken mindern die Ladekapazität. Mittelgroße Teile kann man zudem nur Ziehen und nicht Schieben, auch das muss beim LKW-Füllen bedacht werden. Am praktischsten sind auch hier die kleinen Stücke - die kann man einfach locker-flockig von weitem in den hinteren Teil des Lasters werfen. Moving Out kann (leider nur lokal) mit bis zu vier Spielern gezockt werden - und traditionell steigt natürlich der Chaosfaktor und damit auch der Spaß, wenn mindestens vier starke Hände am Werk sind. Allerdings ist der Titel freundlicher zu Solisten als es Overcooked 2 ist: Der nervige Charakter-Wechsel fällt weg - bei Moving Out ist dann einfach nur eine Figur unterwegs. Die Zahl der zu schleppenden Gegenstände wird reduziert und große Teile können auch von einer Einzelperson getragen werden.

Platzmangel

Die ersten der über 50 Stages konzentrieren sich auf Ottonormal-Haushalte. Einfamilienhaus mit Garage und vier Zimmern. Vielleicht mal 'ne Villa mit großem Garten und Pool. Auf Dauer würde das aber langweilig - wie oft will man schließlich einfach die Mikrowelle aus der Küche über den Gang durch den Garten zum LKW tragen? Daher zieht das Leveldesign bald an: In einem Anwesen nahe des Friedhofs behindern Geistern eure Umzugsarbeiten, anderswo pusten euch Windmaschinen um. Und in einer Forschungsbasis solltet weder ihr noch die Möbel in Pools aus blubbernder roter Suppe fallen. Noch pfiffiger sind die Fabrik-Stages, wo Förderbänder und Türen mit Schaltern das Arbeiten erschweren - hier muss man schon mal eine Couch auf einem Bodenschalter parken, damit ein Durchgang dauerhaft offen bleibt. Auch das Schuften auf einer Farm oder Brücke hat so seine Tücken: Bei erster Variante muss man die lebenden „Umzugsgegenstände“ zuletzt einladen, weil sie sonst wieder aus dem Laster flitzen, bei letzterer wie in Frogger zuerst eine Straße und dann sogar einen Fluss überqueren.

Abwechslungsreiche Orte

Nette Idee, schlechte Umsetzung: Mit Münzen schaltet man in der örtlichen Arcade Minispiele frei - die sind leider ziemlich lahm.
Wie in der Overcooked-Reihe werden die Levels nicht schnöde im Menü gestartet, sondern es gibt es kleine Oberwelt, wo man im Umzugswagen zu einzelnen Häusern (aka Stages) fährt. Ob man ein Haus mit Gold-, Silber- oder Bronzeauszeichung absolviert, hängt allein von der Zeit ab - und ist letztlich nur Balsam für die Möbelpackerseele. Zum Freischalten neuer Levels braucht man die Auszeichnungen, anders als in Overcooked 2, nicht. Dafür bietet jeder Umzug drei Zusatzziele, die allerdings erst nach dem ersten Absolvieren, enthülllt werden: Mal soll man alle Fenster zerbrechen, mal über einen Teich hüpfen oder - fast unmöglich, wenn man nicht darauf achtet - nicht auf die im Garten verteilten Harken treten. Damit verdient man sich Münzen, die an einem Ort in der Spielwelt zusätzliche Mini-Disziplinen freischaltet - leider finden die in einer unansehlichen VR-Kulisse statt und sind auch in spielerisch Hinsicht nervig bis unausgegoren.

Der Bauernhof ist eine der pfiffigsten Locations im Spiel - besonders das Verladen der Tiere kann stressig werden.
Viele Leute mitnehmen und niemanden stressen - darin ist Moving Out klasse. Nicht nur ist der generelle Schwierigkeit niedriger als im offensichtlichen Vorbild, auch lässt er sich vielfältig einstellen: Man kann Stages überspringen, das Zeitlimit erhöhen, im Truck geparkte Möbel verschwinden lassen oder sogar auswählen, dass auch große Teile von nur einem Spieler geschleppt werden können. All das ist natürlich optional und auch nur dann im Menü sichtbar, wenn man einmal im Hauptmenü den entsprechenden Assistenz-Modus angewählt hat. Außerdem ist es sympathisch, dass alle menschlichen und tierischen Figuren wahlweise im Rollstuhl sitzen können. Und sogar eine weniger comicmäßige Schrift-Option für Legastheniker wurde implementiert.

Für alle!

Fazit

Moving Out macht deutlich mehr richtig als es falsch macht! Natürlich ist es nicht sehr originell, das Prinzip von Overcooked aufs Ausräumen eines Hauses zu übertragen und dann auch noch Look und Charaktere fast so wie im Vorbild zu gestalten - aber es ist auch nicht verboten. Die Steuerung von Moving Out gibt keinen Grund zum Klagen, die Stages sind abwechslungsreich und das grundlegende Prinzip des gemeinsamen Tragens, des Findens der besten Wege und des Beladens macht auch nach Stunden noch Spaß. Auch die Barrierefreiheit des Spiels ist vorbildlich. Im Detail ist das Möbelrücken zwar nicht so taktisch anspruchsvoll und aufs Teamwork ausgelegt wie Overcooked, dafür ist auch das Frustpotenzial geringer.

Pro

  • spaßiges, noch nicht abgenutztes Spielprinzip
  • Level-Eigenheiten sorgen für Abwechslung
  • harmloser Couch-Koop-Spaß
  • gut einstellbare Schwierigkeit und Zugänglichkeit
  • technisch sauber, gut gemachte Cartoon-Grafik
  • sympathisch-alberne Charaktere
  • ein paar lustige Dialoge und Wortspiele
  • Toggle-Option fürs Kisten halten

Kontra

  • Idee und Gestaltung extrem nah an Overcooked
  • aber nicht so taktisch und mechanisch durchdacht
  • Teamwork ist nicht immer gefragt
  • nur lokal spielbar
  • Zusatzziele vor dem Levelstart nicht klar
  • Abladen im Umzugslaster kann nervig sein

Wertung

PC

Harmloser Umzugsspaß, der ab zwei Spielern zum Party-Hit werden kann - nicht so ausgefeilt wie Overcooked 2, dafür aber auch weniger stressig.

PlayStation4

Harmloser Umzugsspaß, der ab zwei Spielern zum Party-Hit werden kann - nicht so ausgefeilt wie Overcooked 2, dafür aber auch weniger stressig.

XboxOne

Harmloser Umzugsspaß, der ab zwei Spielern zum Party-Hit werden kann - nicht so ausgefeilt wie Overcooked 2, dafür aber auch weniger stressig.

Switch

Harmloser Umzugsspaß, der ab zwei Spielern zum Party-Hit werden kann - nicht so ausgefeilt wie Overcooked 2, dafür aber auch weniger stressig.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt aktuell einen DLC "The Employees of the Month" (vier Charaktere) zum Preis von 2,99 Euro.
  • Käufe haben keine Auswirkungen auf das Spieldesign.
Kommentare
Sevulon

War heute im Epic-Store für Umme, also mal mitgenommen und angezockt. Leider geht Multiplayer nur Lokal am gleichen Rechner und nicht Online, was das Spiel halt direkt ruinierte. Hätte es gerne mit einem Kumpel Online gezockt, aber geht halt nicht. Keine Ahnung was der Scheiß soll oder wie man als Entwickler in der heutigen Zeit auf so eine dumme Idee kommt, aber dadurch wird der Titel halt auch direkt uninteressant für mich.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren
HaZzZrD

Cool, danke für die Aufklärung!

vor 4 Jahren
Jörg Luibl

Gut zu wissen, dass auch die Verlierer noch getestet werden können.
Ja, auf jeden Fall! Der Gewinner des Wunschtests bekommt nur sicher und schneller einen Nachtest.

vor 4 Jahren
djsmirnof

Meine Tochter und ich find es es witzig. Besonders der Tostet als Charakter hat es ihr angetan.
Ach Tochter, spielst es heimlich alleine.
Warum heimlich alleine.
Klar Spiele ich das auch alleine.Nur zusammen hat man mehr Spass.

vor 4 Jahren
MrMetapher

I like it

vor 4 Jahren