Liberated - Test, Adventure, XboxOne, PlayStation4, Switch, PC
Schon nachdem sich die ersten in tristes Schwarzgrau gefärbten Panels auf meiner Switch niederließen, war ich begeistert vom Artdesign: Der düstere Stil illustriert sehr eindrucksvoll die Bedrohung eines Überwachungsstaates, dem sich die Rebellengruppe "Liberated" entgegen stellen will. Der prasselnde Regen und die schwach beleuchteten Gassen ließen Stimmung aufkommen. Und anders als bei digitalen Comics sind die Übergänge unheimlich lebendig gestaltet. Ähnlich wie bei „Comix Zone“ auf dem Mega Drive lässt sich der Protagonist von einem Panel ins andere fallen, während ich das Geschehen und die tollen wuchtigen Soundeffekte auf mich wirken lassen kann. Die Spielwelt, in der ein soziales Bewertungssystem wie in China zum Alltag gehört, und Bewohner über soziale Medien überwacht werden, wirkt dystopisch und ihre Charaktere werden aggressiv und fast schemenhaft dargestellt. Irgendwann bleibt der Protagonist am Bahnsteig stehen und wartet auf die Controllereingabe. Denn nur wenn der Spieler handelt, wird die Geschichte des Comics weiter erzählt. Also hüpfte ich über ein paar Bahnschranken, kletterte Zäune hoch oder versteckte mich per Knopfdruck vor Wachen. Die Möglichkeiten sind simpel, reichen aber völlig aus, um sich als Teil der bedrohlichen Spielwelt zu fühlen. Spätestens wenn man im Verlauf andauernd zur Waffe greift, wird man Teil der Revolution.
V wie Visuelle Pracht
V wie Vehlende Vision
V wie Vatale Shooter-Action
Um dieser drögen Shootermechanik zu entfliehen, darf man gelegentlich über Hindernisse hüpfen oder muss Kisten besorgen, um auf eine höhere Ebene oder zu einem Schalter zu gelangen. Manchmal muss man hacken, indem man simple Drehrätsel löst, manchmal Quick Time Events ausführen. All diese sowieso schon langweiligen Abläufe erscheinen durch ein fehlendes motivierendes Story-Fundament noch belangloser. Nach etwa vier Stunden ist die Reise vorbei, deren Comic-Texte immerhin gelungen ins Deutsche übersetzt wurden.
Fazit
Liberated ist eine spielbare Comic-Reihe, die hübsch anzusehen ist und mit tollen Soundeffekten durchaus Stimmung aufbauen kann. Leider hat die Geschichte rund um eine Widerstandsgruppe, die sich gegen einen brutalen Überwachungsstaat stellt, nichts eigenes zu erzählen und bedient sich an den bekannten Stereotypen. Man bekommt keine Möglichkeit eine Beziehung zu den Charakteren aufzubauen und wird immer wieder durch dröge Shooterpassagen ohne Konsequenzen geschickt. Liberated hätte als reine Visual Novel zwar besser funktioniert, aber auch da hätten der Erzählung frische Ideen gefehlt, damit man nicht in dystopischer Langeweile versinkt.
Pro
- Hübsches Art-Design
- Atmosphärische Soundeffekte
- Gelungene Übergänge von Panel zu Panel
- Gelungene deutsche Texte
Kontra
- Oberflächliche Geschichte voller Stereotypen, die pro Comic viel zu wenig Zeit bekommt
- Kaum emotionale Bindung zu den fast unbekannten Charakteren
- Entscheidungen haben keine Konsequenzen
- Sehr langweilige Shooterpassagen ohne Variation
- Stets gleiche Gegner-Klone auf beiden Seiten
- Teilweise Framerate-Einbrüche und kleinere Bugs
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?