BioShock: The Collection - Test, Shooter, Switch, XboxOne, PlayStation4, PC

BioShock: The Collection
04.06.2020, Benjamin Schmädig

Test: BioShock: The Collection

Und wieder der Leuchtturm

Ich suche nach wie vor nach Superlativen, um BioShock zu beschreiben – nicht nur den ersten, sondern alle drei Teile einer Serie, die mich bis heute so in ihren Bann zieht wie kaum eine andere. Umso schöner, dass jetzt auch Nintendo-Spieler Rapture und Columbia kennenlernen. Ob die Umsetzungen den Abenteuern hoch über den Wolken und auf dem Meeresgrund gerecht werden? Darum geht‘s in unserem Test von BioShock: The Collection (ab 24,99€ bei kaufen).

Selbstverständlich ist wie in den bereits vor vier Jahren erschienenen Fassungen für PC, PS4 und Xbox One fast alles drin, was je im Rahmen der Serie veröffentlicht wurde. Enthalten sind daher sowohl die separaten Herausforderungen für BioShock 2 und Infinite als auch deren zusätzliche Episoden, die zwar abseits der zentralen Handlungen stattfinden, für sich genommen aber ebenfalls lohnenswerte Erzählungen sind. Tatsächlich war Minerva‘s Den, eine Geschichte der späteren Gone-Home-Macher, für mich sogar der erste Downloadinhalt, der das Potential dieses damals neuen Vertriebsmodells ausgeschöpft hat. Einzig der Mehrspieler-Teil aus BioShock 2 wurde auch hier gestrichen. Der war ja schon zum Release nicht mehr als ein komplett überflüssiges Anhängsel.

Alleine komplett

Apropos: Mit dem Erscheinen der Switch-Version wurde auch ein Update der PS4-Pro- und Xbox-One-X-Fassungen veröffentlicht, das allerdings auf beiden Plattformen kurze Einbrüche der Bildrate und auf der Microsoft-Konsole gar ein dauerhaftes Stottern eingeführt hat. Dennoch sind die jetzt höheren Auflösungen grundsätzlich eine Verbesserung und zumindest auf PlayStation 4 ist die Sammlung auch im aktuellen Zustand praktisch uneingeschränkt empfehlenswert. Bleibt zu hoffen, dass auf Xbox One noch einmal nachgebessert wird.

Zu einem großen Teil lebt BioShock in allen Ausgaben von seinen visuell und akustisch einzigartigen Szenarien.
Auch bei der Nintendo-Variante ist mir eine technische Macke aufgefallen, obwohl sie im Wesentlichen störungsfrei läuft. So kann es passieren, dass Gesprächsteile in Zwischensequenzen einfach abgebrochen bzw. übersprungen werden. Es handelt sich zwar um Ausnahmen, kommt aber vor. Ärgerlich ist außerdem, dass die Spiele bei jedem Start mit den 2K-Servern kommunizieren, was ein paar Sekunden kosten kann. Abgesehen davon teilt das Spiel bei jedem Aufwecken der Konsole nach einer Standby-Phase mit, dass es keine Verbindung herstellen kann, falls sich das Gerät nicht im Flugmodus befindet - was bei einem Handheld-System, das man naturgemäß ständig in den Schlafmodus und zurück versetzt, durchaus nerven kann.

Ein Paket mit Upgrades

In Infinite erhalten Besitzer der Collection übrigens recht früh eine Reihe an Upgrades und passiven Fähigkeiten, die man ursprünglich erst im späteren Verlauf bekam. Das schadet dem Spielfluss allerdings nicht, sondern ermöglicht vielmehr das jetzt schon frühere Anpassen des Protagonisten an eine bevorzugte Spielweise. Ach, und wer den höchsten Schwierigkeitsgrad gleich im ersten Durchlauf nutzen möchte: Den Konami-Code (auf dem Digikreuz hoch, hoch, runter, runter, links, rechts, links, rechts, B, A) im Hauptmenü einzugeben ermöglicht nach wie vor genau das.

Vor allem BioShock Infinite fasziniert außerdem mit aufregender Action.
Bleibt die Frage, wie gut sich die drei Spiele auf Switch anfühlen und hier sind die stabilen, aber im aktuellen Vergleich niedrigen 30 Bilder pro Sekunde natürlich ein Nachteil. Die damaligen Konsolenfassungen liefen zwar mit der gleichen maximalen Bildrate, doch in den letzten Jahren haben sich die Ansprüche besonders an schnelle Shooter zum Glück verändert. Und spätestens Infinite ist ein ausgesprochen schneller Shooter, der flinkes Reagieren in allen Richtungen erfordert. Hinzu kommt die Tatsache, dass das Zielen mit den kurzen Analogsticks der Switch wie gehabt schwerer fällt und das bemerkt man auch in diesen Umsetzungen. Ich habe inzwischen viele Stunden sowohl mit den PS4- als auch den Switch-Versionen verbracht und die Einschränkung der Genauigkeit ist auf den hohen Schwierigkeitsgraden deutlich spürbar.

Zu schnell?

Dabei funktioniert Infinite, also der in Sachen Bewegung und Umsehen anspruchsvollste Teil, noch am besten, weil das Übertragen der Stick-Eingaben dort ein ebenso schnelles wie relativ genaues Umsehen erlaubt. Hinzu kommt eine Zielhilfe, die beim Anlegen der Waffe gerade so stark auf Gegner zieht, dass manche Ungenauigkeit kompensiert wird. Das ist in den Vorgängern leider kaum der Fall, zumal diesen auch ein Steuerungsprofil fehlt, bei dem man mit der linken Schultertaste über Kimme und Korn zielt. Eine solche Modernisierung hätte man selbst einfachen Remastern wie diesen spendieren können, zumal es mit Infinite ja ein Vorbild gibt, das sich in Sachen Bedienung kaum verändert hat.

Richtig umsehen

Im ersten BioShock kommt zudem ein weiteres Ärgernis hinzu: Dort sieht man sich nämlich nur dann mit voller Geschwindigkeit um, wenn man den Stick genau auf der vertikalen oder horizontalen Achse bewegt. Schiebt man ihn etwa beim Drehen zur Seite nur leicht nach oben, wird das Umsehen auf einmal stark verlangsamt – oder plötzlich beschleunigt, wenn man beim Umsehen den Nullpunkt der Y-Achse erreicht. Dieser Fehler erzeugt eine unangenehme Unsicherheit und ist auch weder in anderen Versionen des Spiels noch in den Switch-Fassungen der Nachfolger vorhanden.

Fazit

Ganz sorgenfrei ist die Umsetzung von BioShock: The Collection also nicht: Zum einen muss man auf Switch mit einer Bildrate auskommen, die in dieser Art Spiel nicht ganz zeitgemäß wirkt, zum anderen wurde die Steuerung nicht an die Besonderheiten der Konsole angepasst. Das erste BioShock leidet zudem unter einem Fehler in der Umsetzung von Eingaben des Analogsticks, während im Nachfolger kleine Ton-Probleme auffallen. Dass ich aber auch in dieser Form großen Spaß mit den Spielen habe, liegt an ihrer nach wie vor hervorragenden Präsentation, den famosen Geschichten und Charakteren und vor allem im Fall von Infinite auch am Spiel selbst, das mit seiner berauschenden Akrobatik sowie seinen zahlreichen taktischen Möglichkeiten weiterhin zu den besten Shootern zählt. So ist die Sammlung auch in dieser Form ein insgesamt sehr gutes Erlebnis – auch wenn sie wie auf den großen Konsolen ein ausgezeichnetes hätte sein können.

Pro

  • erzählerisch herausragende Geschichten
  • spielerisch teilweise hervorragende Shooter
  • grandiose Kulissen sowie ausgezeichnete Stimmen und Musik
  • sehr gute, bereits enthaltene Downloadinhalte für BioShock 2 und Infinite erweitern erzählerischen Rahmen
  • Kommentare von Ken Levine und neuer Schwierigkeitsgrad für BioShock
  • Konzeptgaliere zu BioShock 1 als begehbares Museum

Kontra

  • ungenaue, leicht fehlerhafte Steuerung in BioShock 1
  • nicht an Joycons angepasste Steuerung vor allem von BioShock 1 und 2
  • keine Kommentare für BioShock 2 und Infinite
  • "Regie-Kommentar" besteht aus Teilen eines separaten Interviews
  • kleine Tonfehler in BioShock 2

Wertung

Switch

Erzählerisch und spielerisch hervorragende Shooter mit allen Download-Erweiterungen, aber Ungenauigkeiten in der Steuerung.

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Kommentare
JahJah192

die Switch nutze ich seit Release auch ausschließlich im Handheld, am TV hab ich mit der noch nie wirklich gespielt. Hätte ich das vor würde ich mir garantiert nicht eine Switch Version von Spiel xy kaufen, sondern entweder auf´m PC oder der PS4 Pro.
@Solidussnake war exakt der Grund für mich Witcher 3 für die Switch zu holen, zocks "richtig" am PC dank Crosssave kanns auf der Switch im Garten oder abends mal bequem im Bett weitergehen.

vor 4 Jahren
Solidussnake

Ich bin immer wieder erstaunt wie viele bei Switch Ports davon ausgehen, dass man die Spiele auf dem Fernseher spielt und dann Vergleiche mit den anderen Konsolen kommen. Der Witcher hat sich auf der Switch auch deshalb so gut verkauft, weil es einfach portabel ist und der stand by Modus der Konsole einfach rein und rausspringen ermöglicht. Vor allem haben viele einfach nicht immer den Fernseher für sich, pendeln oder wollen mal gechillt im Bett spielen. Und genau deshalb überlege ich nun nach Xbox 360, PS3, Pc und PS4 Versionen verschiedener Bioshock spiele erneut die Kohle auf den Tisch zu legen und die Games im Handheld Modus nochmal anzugehen.

vor 4 Jahren
Der Chris

hat Bioshock überhaupt so einen großartigen Fokus auf den Shooter-Anteil?
Ja, und zwar so was von. Gut, der prozentuale Anteil ist in der Tat geringer als in anderen Shootern, an absoluter Spielzeit hast du aber jede Menge reiner Action - die in der Tat sehr schnell ist. Bookers Laufgeschwindigkeit mag nicht die höchste sein, aber darum alleine geht's nicht. Es kommen in Infinite auch recht viele Dinge aus allen Richtungen auf einen zu, auf die man umgehend mit z.T. relativ komplexen Bewegungsabläufen reagieren sollte.
Okay. Ich kann es aus erster Hand nicht beurteilen, aber für mich sieht das eher nach einem Spiel aus, das die First-Person-Ansicht aus künstlerischen/inszenatorischen Gründen nutzen würde und weniger weil man hier gezielt einen FPS konzipieren wollte. Ein bisschen wie Dishonored. Das ist zumindest mein Eindruck. Die wenigsten Attribute mit denen mir Leute Bioshock beschreiben, haben etwas mit seiner Eigenschaft als Ego-Shooter zu tun. Ich bleibe weiterhin skeptisch ob dieser Einstufung...für mich sieht das alles doch sehr gemächlich aus. Ich geh davon aus, dass man andernfalls auch seinerzeit schon auf 60fps optimiert hätte, wie es Ego-Shooter damals auch schon getan bzw. zumindest versucht haben, wenn das ein kritischer Faktor für das Spiel gewesen wäre.

vor 4 Jahren
TheoFleury

Ja die Levelarchitektur,die war großartig Aber irgendwie hat ZB. PREY bei mir nicht so stark gezündet, aber ich weiß, es hat eine gute Reputation unter Gamern...

Bin da etwas verstimmt, wohl auch weil ich jahrelang eigentlich auf das richtige PREY 2 gewartet habe :

vor 4 Jahren
Peter__Piper

Damals empfand ich Bioshock 1 als außergewöhnlich in fast jeglicher Hinsicht (Story, Atmopshäre, Setting usw). Teil 2 genauso und Teil 3 war wunderschön vom umgedrehten Setting her. Unglaublich schön damals. Selten bleiben mir Spiele so gut im Gedächntis wie die Bioshock reihe.

Das sind wirklich Games für das doch eher Erwachsene Zielpublikum die zum nachdenken anregen und ihren eigenen Charme und Flair besitzen. Schade das diese Sorte von Ego-Shootern ausgestorben sind. Werde Bioshock immer in bester Erinnerung halten, es gehört meiner meinung nach zu den TOP 5 Story - Ego Shootern. Wahrscheinlich sogar Platz 1....
Arkane Studios und Prey können dir nicht zustimmen

vor 4 Jahren