Brigandine: The Legend of Runersia - Test, Taktik & Strategie, Switch, PlayStation4

Brigandine: The Legend of Runersia
25.06.2020, Jens Bischoff

Test: Brigandine: The Legend of Runersia

Gut Ding braucht Weile?

Lang, lang ist's her. Doch mit The Legend of Runersia erscheint nach zwei Jahrzehnten tatsächlich ein neues Brigandine für Nintendo Switch. Wir sind in die Schlacht gezogen und haben das Taktik-Rollenspiel von Matrix Software und Happinet getestet.

Im Jahr 781 steht das Fantasyreich Runersia an der Schwelle eines Krieges. Fünf Nationen und ein Stammesverbund können ihre ideologischen Differenzen nicht beilegen und bereiten sich vor, das Land gewaltsam unter einem Banner zu vereinen. Fast alle Nationen verfügen über eine magische Rüstung namens Brigandine, die einen einzigartigen Manastein beheimatet, der das jeweilige Ideal repräsentiert: Für das Königreich Norzaleo ist es die Gerechtigkeit, für die Theokratie Mana Saleesia die Heiligkeit, für den Shinobi-Stamm die Freiheit, für die Republik von Guimoule der Ruhm und für die vereinten Inseln von Mirelva das Ego, während sich das Heilige Kaiserreich Gustavo auch ohne Brigandine über Generationen hinweg behaupten konnte.

Land in Aufruhr

In der Kampagne gibt es sechs Fraktionen mit eigenen Anfängen, Anführern und Ereignissen.
Als Spieler kann man sich frei für eine der sechs konkurrierenden Fraktionen entscheiden, deren Kampagnen alle individuelle Ausgangslagen, Truppenführer und Storyereignisse bereithalten. Letztere werden allerdings eher minimalistisch über reine Dialoge und nur spärlich animierte Bilder inszeniert. Die spielerischen Grundlagen werden in einer Reihe optionaler Tutorials und Situationshinweise vermittelt. Zudem kann man sich vor jedem Feldzug für einen von drei Schwierigkeitsgraden entscheiden, der KI-Stärke und maximale Rundenzahl bis zur Eroberung Runersias bestimmt. Später lässt sich auch noch ein Herausforderungsmodus freischalten, in dem man mit einer selbst zusammengestellten Führerriege in die Schlacht ziehen darf.

Der Feldzug verläuft dabei stets rundenbasiert und ist in Organisations- und Kampfphasen unterteilt. In der Organisationsphase kann man Truppen erheben, modifizieren und verschieben sowie Quests annehmen, in der Kampfphase Angriffe initiieren und anschließend ausführen. Die Schlachten sind ebenfalls rundenbasiert und finden auf Hexfeldkarten statt, auf denen zwei Kriegsparteien abwechselnd ihre Truppen dirigieren, um den gegnerischen Anführer zu bezwingen oder zum Rückzug zu bewegen. Dabei gilt es sowohl Terrainvorteile als auch elementare Stärken und Schwächen auszunutzen. Zudem können Gegner eingekesselt und durch geschicktes Stellungsspiel in ihrer Bewegungsfreiheit behindert werden.

Zug um Zug

Die territorialen Schlachten finden als rundenbasierte Hexfeld-Auseinandersetzungen statt.
In der Regel verfügt jede Seite über einen Anführer und zwei weitere Befehlshaber, die jeweils bis zu sechs Monstertruppen im Schlepptau haben, die alle individuell ziehen und angreifen können, aber sich nicht zu weit voneinander entfernen sollten, da sonst die Stärke abnimmt. Befindet sich ein Gegner in Reichweite, können Kampffertigkeiten oder Zauber ausgeführt werden. Während Erstere in der Regel direkt einen konventionellen Gegenangriff nach sich ziehen, kosten Zauberangriffe zwar Mana, können aber nicht erwidert werden. Zudem sind manche Angriffe nur möglich, wenn man sich zuvor nicht bewegt hat.

Wird ein Befehlshaber zum Rückzug gezwungen, ziehen sich auch all seine Monstertruppen zurück. Wird er besiegt, kann sein Gefolge hingegen rekrutiert werden. Wer will, kann die Kampfhandlungen auch in die Hände der KI legen sowie den Ablauf beschleunigen, was gerade bei entsprechender Überlegenheit sehr angenehm ist. Komplett simulierte Schnellergebnisse sind aber leider nicht möglich. Doch spätestens nach zwölf Runden endet sowieso jede Schlacht. Befindet sich zu diesem Zeitpunkt eine angreifende Einheit im Schlossbereich des Verteidigers, gewinnt der Angreifer, andernfalls der Angegriffene.

Siegt der Angreifer, erhält er aber vor allem den attackierten Stützpunkt des Unterlegenen, was nicht nur einen territorialen Zuwachs samt neuer Grenzverläufe bedeutet, sondern auch das in Mana bezifferte Rohstoffeinkommen pro Runde erhöht, was wiederum zur Erhebung neuer als auch zur Unterhaltung bestehender Truppen dient. Darüber hinaus erhalten Truppen auch Erfahrungspunkte und Stufenaufstiege. Auf bestimmten Stufen können sogar Klassenwechsel vollzogen werden. Zudem kann jede Einheit eine Reihe von Ausrüstungsgegenständen anlegen, um z. B. Statuswerte oder Resistenzen zu steigern. Wer was ausrüsten kann, ist aber vor allem zu Beginn alles andere als leicht ersichtlich und mit entsprechendem Such- bzw. Zeitaufwand verbunden.

Mana ist Macht

Die individuell anpassbaren Truppenverbände können auch auf Quests geschickt werden.
Truppen, die gerade nicht für Kampfeinsätze benötigt werden, können auch auf Quests geschickt werden, wo sie entweder Erfahrungspunkte verdienen oder neue Ausrüstungsgegenstände erbeuten können. Hin und wieder treffen sie sogar auf freie Ritter, die ihre Dienste anbieten und mit verfügbaren Monstereinheiten versorgt werden können. Da jede Einheit ihren Befehlshaber ein gewisses Punktekontingent kostet und es zudem ein Einheitenlimit pro Fraktion gibt, muss man jedoch immer wieder abwägen, welche Truppen man erheben und wem man sie zuteilen will.

Die Karte Runersias beheimatet über 40 kontrollierbare Stützpunkte, die mit mehr als hundert verschiedenen Befehlshabern und über 50 Monsterarten bevölkert und erobert werden können. Das Erobern der Karte erinnert an den Klassiker Defender of the Crown, während die Kampfeinsätze eher mit Age of Wonders vergleichbar sind. Die Spielzeit pro Eroberungsfeldzug würde ich je nach Schwierigkeitsgrad und Spielweise zwischen 15 und 40 Stunden beziffern. Inszenierung und Technik sind eher unspektakulär, die Ladezeiten vor und nach Schlachten dennoch recht lang. Zudem hätte die Schrift hier und da etwas größer sein können, um vor allem im Handheld-Modus angenehmere Lesbarkeit zu bieten. Allerdings sind Bildschirmtexte lediglich auf Englisch, Sprachausgabe sogar nur auf Japanisch verfügbar.

Defender of the Crown trifft Age of Wonders

Die Eroberung Runersias via Landkarte erinnert an den Strategieklassiker Defender of the Crown.
Schade ist auch, dass es keinerlei Mehrspielerkomponente gibt - ein Hotseat-Modus mit simulierten Schlachtergebnissen hätte den Spielspaß bestimmt noch spürbar steigern können. Touch-Funktionalität wird trotz exklusiver Switch-Entwicklung und sich klar anbietendem Zusatzkomfort beim Navigieren leider auch nicht unterstützt. Dafür gibt es ein reichhaltiges Kompendium mit freischaltbaren Geschichtsseiten, Charakter- und Monsterlisten, Illustrationen und Musikstücken sowie archivierbare Kampagnenverläufe. Außerdem ist im eShop eine kostenlose Demo verfügbar.

Fazit

Auch wenn den über 20 Jahre alten PlayStation-Vorgänger heute kaum noch jemand kennen wird, ist die Rückkehr der Brigandine-Saga mit The Legend of Runersia durchaus gelungen. Zwar hätte man sich gerade bei einer Exklusiv-Entwicklung für Switch eine bessere Systemanpassung sowie für eine größere Zielgruppe zumindest deutsche Bildschirmtexte oder gar einen Mehrspielermodus gewünscht, aber Rundentaktiker, die mit diesen Einschränkungen leben können und schöne Erinnerungen an Defender of the Crown oder King's Bounty haben, werden trotzdem richtig gut unterhalten - und das dank sechs spielbarer Fraktionen mit individuellen Heerführern, Ausgangssituationen und Ereignissen sehr umfang- und abwechslungsreich. Es macht einfach Spaß, sich um seine Truppen zu kümmern, feindliche Stützpunkte zu erobern oder über Quests auf Beutehatz zu gehen, auch wenn Story und Inszenierung eher auf Sparflamme kochen. Hoffentlich muss man auf den nächsten Teil nicht wieder zwei Jahrzehnte warten...

Pro

  • sechs spielbare Fraktionen
  • facettenreiche Rundentaktik
  • individuelle Truppenanpassungen

Kontra

  • mäßige Story und Inszenierung
  • keinerlei Touch-Unterstützung
  • keine deutsche Lokalisierung

Wertung

Switch

Guter rundentaktischer Eroberungsfeldzug zwischen Defender of the Crown und King's Bounty.

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Kommentare
Ryan2k22

Eigentlich ist die Switch ja die perfekte Konsole für sowas, aber ich habs ein paar Mal versucht und komme an Hexagon Taktik irgendwie nicht ran. Dabei gefällt mir XCOM (Reboot) total.

Glückwunsch zur Beförderung, Dan.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
Theobaer

Wo hast du "Lord Schnitzel" gelesen? In dem Text wird nicht einmal ein Lord erwähnt und es gibt kein Wort, das man mit Schnitzel "verlesen" könnte.
Zum Beispiel bei 2:16. Aber ist ja nicht schlimm, ich hatte meinen Spaß dabei

vor 4 Jahren
Krulemuk

Ich kenne das Playstation-Original nicht, aber dieser Titel sieht tatsächlich sehr interessant aus - könnte genau mein Fall sein. Leider gibt es das Spiel scheinbar nur digital

Also bleibt abermals nur die Hoffnung auf Limited Run und Co - hoffentlich erinnere ich mich dann noch an den Namen, wenn er in meiner Mailbox auftaucht.

Edit: Gab sogar schon ne physische Auflage : https://limitedrungames.com/products/sw ... brigandine
Hab ich leider verpasst.

Edit2: Gibt auch eine Play-Asia Version, die aber leider derzeit nicht nach Deutschland geliefert wird:
https://www.play-asia.com/brigandine-th ... /13/70dchb

Ich hab den Kundensupport mal angeschrieben.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren