Tower of Time - Test, Taktik & Strategie, Linux, Switch, PlayStation4, PC, XboxOne
Der Tower of Time ist ein geheimnisvoller Turm im Fantasyreich Artara, der verkehrt herum in die Erde gerammt wurde. Warum und von wem ist nicht bekannt. Schon als Kind hatte man das Gemäuer nach einem Erdstoß entdeckt und neugierig erkundet. Doch eine körperlose Stimme verkündete, dass die Zeit noch nicht reif sei und man den Ort wieder verlassen solle. Zwanzig Jahre später liegt Artara nach einer schweren Katastrophe in Trümmern. Überall herrschen Krieg, Trockenheit und Hungersnöte.
Sesam öffne dich!
Doch man hegt Hoffnung, dass der Turm womöglich die Rettung bereithalten könnte. Eine Expedition soll Klarheit verschaffen. Und tatsächlich erhält man dieses Mal Einlass. Allerdings steigt man nicht selbst in die Tiefen hinab, sondern dirigiert seine treuen Gefolgsleute Kane und Maeve von einem magischen Thron aus Stockwerk für Stockwerk ans Ziel. Dabei entdecken der Schildwächter und die Meisterschützin auch Spuren früherer Besucher sowie antike Schriften und Artefakte, die tief in die längst vergessene Vergangenheit Artaras blicken lassen.
In den Kämpfen gegen lebende Tote, angriffslustige Orks und andere feindselige Kreaturen greifen die Gruppenmitglieder in Reichweite befindliche Gegner automatisch an - allerdings nur mit Standardangriffen. Will man Zauber und Fertigkeiten nutzen, bestimmte Ziele aufs Korn nehmen oder vorteilhaftere Positionen einnehmen, muss man das manuell Anweisungen geben. Zudem wollen Manareserven, Abklingzeiten, Gegnerwut sowie elementare Resistenzen und Anfälligkeiten berücksichtigt werden. Damit keine unnötige Hektik aufkommt, lässt sich das Kampfgeschehen jederzeit auf Knopfdruck einfrieren und nach der Befehlsvergabe wieder fortsetzen.
Entspanntes Taktieren
Kritisiert werden muss in diesem Zusammenhang auch die schlampige deutsche Lokalisierung, die allerlei Lücken, unschöne Worttrennungen und Textüberlappungen oder PC-Altlasten wie „Mauszeiger“-Angaben enthält. Der englische Erzähler macht allerdings wieder Boden gut und verdient mit seinen stimmungsvollen Ausführungen Lob - ebenso wie der meist gefühlvolle Soundtrack. Ansonsten ist die Inszenierung aber eher schlicht und unspektakulär, der Großteil der Dialoge unvertont.
Mangelnde Sorgfalt
Dafür kann man hier und da manipulativ auf Gespräche und Entscheidungen Einfluss nehmen und damit auch die moralische Ausrichtung der Gruppe bestimmen, was sich wiederum auf die Charakterwerte niederschlägt. Erfahrungspunkte gibt es hingegen keine. Stattdessen sammelt man Blaupausen und Gold, um Stützpunkteinrichtungen aufzuwerten und Charakterstufen zu erhöhen. Letzteres erlaubt neben dem individuellen Verbessern von Charakterwerten auch das Erlernen und Modifizieren von Zaubern und Kampfertigkeiten.
Darüber hinaus kann auch Ausrüstung facettenreich gefertigt und angepasst werden. Als Rohstoffe dienen gefundene Kristalle, die aber nicht nur zum Herstellen neuer, sondern auch zum Anpassen bestehender Waffen und Rüstungen dienen, in die sich sowohl Werte steigernde Kristalle als auch magische Schriftrollen einarbeiten lassen. Zudem können unterwegs seltene Schmieden für weitere Upgrades sowie Brunnen oder andere Ereignisse und Objekte für charakterliche Veränderungen genutzt werden, die nicht immer positiv sein müssen.
Achtung Bauarbeiten!
Weniger gefallen hat mir hingegen die nur sehr limitierte Kamerakontrolle, die trotz Magergrafik immer wieder ins Stottern geratende Bildrate sowie die grafischen Abstriche der Switch-Fassung hinsichtlich Texturen und Beleuchtung. Selbst die Autosave-Funktion fehlt auf Nintendos Konsole. Die Ladezeiten könnten hier und da ebenfalls flotter sein und auf der Xbox One haben die Entwickler sogar versäumt, provisorische Bildratenzähler zu entfernen. Wirklich verheerend war allerdings der Day-One-Patch der ansonsten technisch ebenbürtigen PS4-Fassung, der dem Spiel nicht nur ein grafisches Downgrade auf das Niveau der Switch-Version verpasst sowie sämtliche Sprachausgabe deaktiviert hat, sondern es auch bei jedem Versuch, die Spieleinstellungen zu ändern, einfrieren lässt, was natürlich einen erheblichen Mangel darstellt.
Fazit
Tower of Time ist auch auf PlayStation 4, Xbox One und Nintendo Switch ein sowohl erzählerisch als auch spielerisch überzeugendes Rollenspiel alter Schule. Uneingeschränkt empfehlen kann ich es trotzdem nicht: Vor allem der aufgrund gravierender Bugs selbst eine Woche nach Release mangelhafte Zustand der PS4-Fassung verdient eine klare Kaufwarnung. Doch auch auf Xbox One und Switch müssen schwache Portierung und schlampige Lokalisierung bemängelt werden. So gibt es auf Switch grafische Abstriche und fehlende Features, während die Lesbarkeit vor allem mobil zu wünschen übrig lässt. Auch Touch-Funktionalität wurde komplett ignoriert. Das ist ärgerlich, denn im Kern handelt es sich um ein stimmungsvolles Rollenspiel mit interessanter Story und Dramaturgie, facettenreicher Charakter- und Ausrüstungspflege sowie spannenden Echtzeit-Kämpfen mit taktischer Pausefunktion. Wer wählen kann, sollte aktuell aber auf jeden Fall zur am wenigsten verhunzten Xbox-Version greifen!
Pro
- interessante Story und Dramaturgie
- sieben einzigartige Gruppenmitglieder
- individuelle Charakterentwicklung und Ausrüstungs-Upgrades
- Echtzeit-Kämpfe mit taktischer Pausefunktion
- durch Entscheidungen beeinflussbare Gesinnungen
- optionale Rätsel und Kampfherausforderungen
- stimmungsvoller Erzähler und Soundtrack
- praktische Schnellreisemöglichkeiten
Kontra
- gravierende Bugs (PS4)
- angestaubte Technik und Inszenierung
- eingeschränkte Kameraführung
- schlampige Lokalisierung
- teils sehr kleine Schrift (vor allem Im Handheld-Modus der Switch)
- keine Touch-Unterstützung (Switch)
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