The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel 3 - Test, Rollenspiel, PlayStation4, PC, Stadia, Switch
Trails of Cold Steel 3 spielt eineinhalb Jahre nach den Ereignissen von Trails of Cold Steel 2, die zum Ende des Erebonianischen Bürgerkriegs geführt hatten. Serien-Protagonist Rean Schwarzer ist mittlerweile vom Schüler zum Ausbilder an der Thor-Militär-Akademie avanciert. Allerdings nicht im Hauptsitz, sondern in der neu gegründeten Zweigstelle in Leeves, wo er die nächste Heldengeneration in eine ungewisse Zukunft führt, da der errungene Frieden noch auf sehr wackeligen Beinen steht und sich im Hintergrund bereits neue Machtkämpfe und Intrigen anbahnen.
Zerbrechlicher Frieden
Die Erzählung der epischen Bürgerkriegsgeschichte beginnt trotz vorausblickenden Auftakts auch dieses Mal sehr gemächlich. Allein bis man das Städtchen Leeves das erste Mal verlässt, vergehen gut und gerne zehn Stunden. Und bis dahin hat man nur einen Bruchteil des Abenteuers erlebt. Laut Hersteller soll das Spiel mehr Wörter haben als alle sieben Harry-Potter-Romane zusammen bzw. mehr als doppelt so viele wie die gesamte Herr-der-Ringe-Trilogie oder The Witcher 3, nämlich über 1,1 Millionen.
Neueinsteigern dürfte auch das erst spät einsetzende Tutorial negativ aufstoßen. Erzählerisch hat man jedoch an sie gedacht und die Geschichte so konzipiert, dass man auch ohne Vorkenntnisse gut mitkommt, da für Rean ein komplett neuer Lebensabschnitt an einem für ihn bis dato unbekannten Ort beginnt. Trotzdem trifft man natürlich nicht nur auf neue, sondern auch auf viele alte, teils sogar aus der Trails-in-the-Sky-Reihe stammende Gesichter, die sich aber zumindest Reans Schülern in der Regel kurz vorstellen oder vorgestellt werden, um Zusammenhänge und Reaktionen zu verstehen.
Epische Geschichte
Der Schwierigkeitsgrad bietet fünf Stufen, die sich jederzeit anpassen lassen. Und wer an einem Gegner scheitert, kann den Kampf beliebig oft wiederholen und bei Bedarf den Kontrahenten sogar sukzessive schwächen. Herausforderungen gibt es trotzdem genug - vor allem, wenn Boss- und Spezialgegner auf den Plan treten und sich mit fiesen Kräfteschüben und Statusbeeinträchtigungen vorstellen. Zudem können sich mehrere umherziehende Gegner zusammenrotten oder einem in den Rücken fallen. Man selbst kann es ihnen natürlich gleichtun und versuchen, sie seinerseits vor Kampfbeginn mit einem Angriff von hinten zu überraschen, mit einem vorzeitigen Treffer kurzzeitig zu lähmen oder neuerdings mit einem aufladbaren Spezialangriff noch stärker zu schwächen.
Die anschließenden Auseinandersetzungen laufen rundenbasiert ab und bieten eine angenehme Mischung aus Taktik und Dynamik: Die Zugfolgenleiste zeigt nicht nur an, wer wann an der Reihe ist und welche Aktionen welche Verschiebungen bewirken, sondern lotst auch bestimmten Positionen Boni zu, die es durch geschicktes Agieren möglichst für sich in Anspruch zu nehmen gilt. Das Spektrum reicht von einfachen Heilungen und Energieauffrischungen über kritische Treffergarantien und Statusbeeinträchtigungen bis hin zu kostenlosen Sofortzaubern. Der Einsatz von Magie ist sonst nämlich eher kostspielig und mit Wirkzeiten behaftet, während der man vom Gegner unterbrochen werden kann.
Zug um Zug
Schwächen und Stärken der Gegner werden wie gewohnt erst nach und nach offengelegt, was sich aber auch wieder durch Zauber, Items oder Spezialfertigkeiten beschleunigen lässt. Anschließend wird alles in praktischen Datenbanken verewigt, die man für Vorbereitungszwecke nutzen kann. Ansonsten können Verteidigungen gebrochen und Gegner dank entsprechender Break-Balken noch gezielter ins Wanken gebracht, Formationen geändert sowie Kampfpartner und Gruppenmitglieder gewechselt werden. Um Stellungsvorteile zu nutzen, kann man sich außerdem frei über das Schlachtfeld bewegen sowie mitgeführte Kampfobjekte einsetzen. Auch Fluchtversuche sind in der Regel möglich.
Neue und alte Facetten
Hin und wieder wird auch wieder an Bord von riesigen Mechs gekämpft, die mittlerweile auf den deutschtümlichen Namen "Panzer Soldats" hören und zum festen Bestandteil der militärischen Streitkräfte zählen. Reans Mech Valimar ist ebenfalls wieder mit von der Partie. Rean und seine dieses Mal über 20 spielbaren Gefährten definieren sich neben ihrer Ausrüstung nach wie vor maßgeblich durch das individuelle Anpassen ihrer vielseitigen Arcus-Gadgets. Diese lassen sich mit magischen Quarzen bestücken, die ihren Trägern ein immer breiteres Spektrum an Zaubern, Talenten und Fertigkeiten zur Verfügung stellen. Die Steckplätze dafür sind allerdings begrenzt, oft bestimmten Quarzarten vorbehalten und können erst nach und nach entsperrt werden.
Das primär installierte Quarz eines Arcus entwickelt sich wie gewohnt weiter und verleiht seinem Träger eine bestimmte Ausrichtung, kann aber ebenfalls ausgetauscht werden. Später kann man sogar die Hauptquarze anderer Gruppenmitglieder zu einem gewissen Grad mitbenutzen. Die Kombinationsmöglichkeiten sind aber auch dank unterschiedlicher Abarten und manueller Nachproduktionen sehr vielfältig, die benötigten Rohmaterialien auf mehreren Wegen erhältlich. Darüber hinaus dient Reans Arcus auch als Kommunikations-Tool, um Transportmittel anzufordern und Freunden interessante Gerüchte, sehenswerte Landschaftsaufnahmen oder andere Informationen zu übermitteln.
Viel zu tun
Je besser man bei militärischen Prüfungen und optionalen Hilfeleistungen abschneidet, um so schneller steigen der Rang und die damit verbundenen Belohnungen. Darüber hinaus gibt es mit dem Einhel Keep auch wieder einen sich sukzessive erweiternden Spezial-Dungeon für Trainingseinsätze. Wer will, kann sich die Zeit auch wieder mit Kochen, Angeln, Lesen oder Kartenspielen vertreiben. Das Angeln wurde im Gegensatz zu den Vorgängern klar verbessert, das Kartenspiel sogar gegen ein noch motivierenderes Sammelkartenspiel im Stil von Magic, Yu-Gi-Oh und Co. ersetzt.
Fazit
Inszenierung und Technik des in Japan mit Trails of Cold Steel 4 bereits abgeschlossenen Bürgerkriegsdramas sind auch auf Switch alles andere als zeitgemäß, das gemächliche Spieltempo garantiert nicht jedermanns Sache, die Vertonung spärlich und willkürlich. Schade ist auch, dass lediglich in englische und französische Übersetzungen investiert wurde und der japanische Originalton auf Switch erst noch heruntergeladen werden muss. Touch-Unterstützung oder angepasste Schriftgrößen im Handheld-Modus sucht man ebenfalls vergeblich. Wer damit leben kann, freut sich aber über eine gelungene Fortsetzung einer wahrlich epischen Geschichte, die selbst Neueinsteiger nicht im Regen stehen lässt. Die Riege an spielbaren Charakteren ist immens, die Charakter- und Beziehungspflege unglaublich motivierend. Zudem hat das taktische Rundenkampfsystem einen moderneren Anstrich und neue Facetten erhalten. Doch auch abseits der Schlachtfelder gibt es viel zu tun. Das neue spielinterne Sammelkartenspiel "Vantage Masters" hat regelrecht Suchtpotential!
Pro
- epische Story
- üppige Charakterriege
- facettenreiche Rundenkämpfe
- flexibles Skill-System
- motivierende Charakter- und Beziehungspflege
- unterhaltsame Nebenaufgaben
- praktische Karten- und Notizfunktion
- aufrufbare Rückblicke der Vorgänger
- über 20 kosmetische DLCs bereits integriert
Kontra
- angestaubte Inszenierung und Technik
- sehr gemächliches Spieltempo
- nur sporadische Sprachausgabe
- keine deutsche Lokalisierung
- japanischer Originalton nur als Zusatz-Download
- mitunter schlechte Lesbarkeit im Handheld-Modus
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.