The TakeOver - Test, Prügeln & Kämpfen, PC, PlayStation4, Switch
Man könnte den Eindruck gewinnen, dies seien überraschend gute Zeiten für Freunde altbackener Backpfeifen-Eskapaden: Zuerst der pixelige Spaßmacher Fight'N Rage, dann das (meiner Meinung nach großartige) Capcom Beat 'Em Up Bundle, letztes Jahr das top Remake The Ninja Saviors und jüngst auch noch Streets of Rage 4. Plus eben The TakeOver, das bereits im letzten Herbst für PC erschien und nun den Sprung auf die Switch geschafft hat. Aber war dieses dezent monotone Haudrauf-Subgenre jemals groß? Und war es danach wirklich tot? Dazu muss ich etwas ausholen…
Déjà-Vu
Spaß in der Nische
Tja, das kommt also dabei heraus, wenn ich einen Text über The TakeOver schreiben will - bitte seht es mir nach. Denn eigentlich gibt es viel zu erzählen: Wie im Trailer oder den Screenshots zu erkennen setzt der Titel auf 3D-Kulissen und Figuren in einer Art Pseudo-Render-Look. Das verleiht The TakeOver einen dezent trashigen Charme, passt aber zu den Hinterhof-Keilereien wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge - und sieht in Bewegung gut aus. In spielerischer Hinsicht haben sich die Entwickler stark an den 1990er-Genrekonventionen orientiert: Man bewegt sich auf einer 2D-Ebene zur Seite und in die Tiefe, boxt, kickt und wirft Heerscharen von Feinden, holt Kohle und Essens-Items aus zerstörbaren Kisten, sammelt ab und an eine Waffe auf und löst die eigene Lebensleiste verzehrende Rundum-Schläge aus.
Auf diesem soliden, aber natürlich auch überschaubaren Gerüst stehen zahlreiche kleine Finessen, die den Spielablauf spaßig, schnörkellos, fair und abwechslungsreich gestalten: Es gibt Kicksprünge und Punches aus der Luft, eine Rennfunktion plus zweierlei Attacken aus dem Laufen heraus, eine Ausweichrolle in die Tiefe und bei Würfen die Streets-of-Rage-Feinde-Überspringen-Option; außerdem hat jeder Charakter eine Fernwaffe mit begrenzter Munition - eine praktische Idee. Gutes Kämpfen ohne feindliche Treffer lassen zweierlei Zusatz-Leisten wachsen: Mit der einen löst man an einen Raketenwerfer-Einsatz aus - die gute alte Smartbomb lässt grüßen. Die Rage-Leiste wiederum tüncht den Bildschirm in andere Farben, lässt die Spielfiguren automatisch blocken und viel schneller plus härter zuschlagen. Sogar bei den Lebensenergie abziehenden Attacken gibt es zwei Varianten, je nachdem, ob man zusätzlich eine Richtungstaste drückt. Grundsätzlich ist The TakeOver rasanter und leichtfüßiger als jüngst Streets of Rage 4, dafür fühlt es beim taktischem Anspruch und der Erlernbarkeit etwas an Tiefe.
Schnell und komfortabel
Keine Experimente gibt es bei den Figuren: Ethan erinnert an Cody auf Final Fight, Megan hat Beine wie Bayonetta und einen V-Ausschnitt bis zum Bauchnabel, Connor ist der bullige Militärtyp mit Bürgermeister-Haggar-Gedächtnis-Drehattacke. Und natürlich ist Ethan der Allrounder, Megan die Flinke und Connor der Langsame. Nach dem Durchspielen gesellt sich noch ein Typ namens Jackson dazu - und wer das Spiel auch mit diesem abschließt, schaltet frei, dass man während des Zockens den Charakter tauschen kann. The TakeOver ist, abgesehen von der letzten der sieben Welten, meist fair, tischt euch einen bewährten Cocktail aus Straße, Bar, Dschungel, Strand und Bohrinsel auf, versprüht bei den Bossen leider wenig Kreativität, bietet dafür aber zwei launige Zwischenstages mit immensen Sega-Arcade-Anleihen - freut euch auf launige Fahr- und Ballersequenzen am Boden und in der Luft.
Drei Leute, sechs Fäuste
Fazit
Ich schäme mich fast, das zuzugeben, aber ich hatte mit The TakeOver stellenweise noch mehr Spaß als mit Streets of Rage 4 - ganz einfach weil es schneller und unkomplizierter ist. Zudem rocken die Spezialschläge, die lange Haltbarkeit von Waffen und die vielen Manöver aus dem Laufen heraus. Mir persönlich greifen die Figuren etwas zu beherzt zu, wenn man in der Nähe eines Gegners ist - das sorgt für sehr viele Würfe. Auch bei den Bossen hätte es mehr Kreativität gut getan. Dafür gefallen mir der glänzende Look, die Option, per Fernwaffe zu schießen und natürlich das unvergleichliche Gefühl, einen heranrauschenden Biker per Kicksprung von seinem Ofen zu treten. Auch die Baller- und Fahr-Zwischenstages treffen genau meinen Nerv. Unterm Strich eine sehr charmante Retro-Hommage!
Pro
- klasse Steuerung, flottes Spielgefühl
- große Move-Vielfalt, die unkompliziert ausgelöst wird
- interessanter Grafikstil
- coole Retro-Anspielungen
- jede Figur hat eine Schusswaffe
- fetzige Explosionen und Supermoves
- stimmungsvolle Standbild-Comic-Sequenzen illustrieren die Story
Kontra
- man macht natürlich irgendwie immer dasselbe
- Endgegner zu bieder
- nicht besonders viel zum Freispielen
- ein paar Gegnertypen mehr hätten nicht geschadet
Echtgeldtransaktionen
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- Es gibt keine Käufe.