Marvel's Iron Man VR - Test, Action-Adventure, PlayStationVR, PlayStation4, VirtualReality
Obwohl Tony Stark seinem früheren Leben als skrupelloser Waffenhändler abgeschworen hat und seinen Erfindungsgeist mittlerweile für das Gute einsetzt, holt ihn seine dunkle Vergangenheit ein: Eine mysteriöse Gegenspielerin namens Ghost verfügt nicht nur über hervorragende Hacker-Fähigkeiten, sondern hat auch die Kontrolle über eine ganze Armada von Stark-Kampfdrohnen, mit denen sie Tony das Leben schwer macht und sogar Verbündete wie S.H.I.E.L.D. attackiert. Höchste Zeit also, in die Rüstung von Iron Man zu schlüpfen, um dem Spuk ein Ende zu bereiten.
Die Sünden der Vergangenheit
Leichter gesagt als getan: Schon im Tutorial wird bei den ersten Flug- und Schießversuchen deutlich, dass das Leben als Superheld nicht einfach ist. Zwar erlaubt die Move-Steuerung präzise Manöver, aber es bedarf einer gewissen Eingewöhnungszeit, bis man ähnlich elegant durch die Lüfte düst wie das Comic-Vorbild oder dessen Gegner genauso gekonnt aufs Korn nimmt. Dreh- und Angelpunkt beim Fliegen sind die Hände, mit deren Position man die Richtung im dreidimensionalen Raum bestimmt: Zeigen die Handflächen nach unten, befördern einen die Schubdüsen nach oben und umgekehrt. Zeigen sie nach hinten, geht es vorwärts, beim Halten nach vorne entsprechend rückwärts. Mit ausgestreckten Armen zur Seite kann man schließlich nach rechts und links ausweichen. Drückt man nicht länger die Trigger zum Aktivieren der Schub-Düsen, geht es automatisch in den Sinkflug – es sei denn, man drückt die Taste für den Schwebemodus. Ein Doppeldruck auf die Trigger aktiviert dagegen den Nachbrenner, mit dem man deutlich flotter unterwegs ist. Dummerweise kann es oft passieren, diesen mächtigen Schub aus Versehen auszulösen, obwohl man eigentlich nur seine Position korrigieren will. Gelenkt wird mit einer Kombination aus Kopfbewegungen und Kameraschwenks per Taste, die entweder schrittweise in voreingestellten Winkeln oder flüssig erfolgen.
Alle Hände voll zu tun
Doch damit nicht genug: Iron Man verfügt außerdem über einen Schlagangriff, den man mit einer Kombination aus gedrückter Taste zum Aufladen und einer anschließenden Schlagbewegung ausführt. Eine Steigerung stellt die „Raketenfaust“ dar, mit der man Gegner bei gedrückter Taste von oben per Kopfbewegung anvisiert und anschließend mit einer Schlagbewegung nach unten auf das Ziel prescht. Mit dem Unibeam bekommt man später außerdem eine enorm mächtige Attacke, für deren Einsatz man aber erst die nötige Energie durch abgeschossene Gegner sammeln muss. Sobald man sie aktiviert, steuert man den zerstörerischen Lichtstrahl einzig mit Kopfbewegungen.
Übung macht den Meister
Die Kämpfe gegen die Drohnenarmee präsentieren sich höchstens solide: Zwar gibt es Modelle mit einem Schutzschild, die eine gewisse Taktik und Timing erfordern, doch sind die meisten Blechbüchsen lediglich redundantes Kanonenfutter, das nur durch die große Anzahl eine Gefahr ausstrahlt. Da es nur wenige Gegnertypen gibt, wird man leider ständig mit den gleichen Formationen konfrontiert. Selbst bei den mehrmaligen Kämpfen gegen Ghost oder andere Bossgegner werden immer wieder die gleichen Angriffsmuster aufgefahren. Natürlich macht es durchaus Spaß, die Drohnen in Einzelteile zu zerlegen, doch etwas mehr Abwechslung hätte nicht geschadet, zumal man auch häufig zu bereits bekannten Schauplätzen zurückkehren muss. Daher ist man für jede Aktion abseits der zunehmend langweiligen Gegnerwellen dankbar, darunter z.B. das Löschen von Feuern, das Verschweißen von Türen oder andere kreative Einsatzmöglichkeiten des Hightech-Anzugs.
Darüber hinaus sorgen kleine Erkundungseinlagen für willkommene Auszeiten von den eintönigen Kampfeinsätzen. Zwar darf man sich durch Orte wie Tonys Anwesen in Malibu oder den Helicarrier von Shield nur per Teleportation bewegen, doch gibt es an manchen Stellen unterhaltsame Gespräche inklusive Dialogoptionen sowie nette Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung. So kann man z.B. Magazine lesen, sich am Boxsack austoben oder Essen aufnehmen und verspeisen. Höhepunkt ist aber ohne Zweifel der Basketballautomat in Tonys Werkstatt mit einem voll integrierten Minispiel, das super funktioniert. Der Holo-Tisch, an dem man die gegnerischen Einheiten im Detail betrachten darf, ist ebenfalls ein tolles Hightech-Accessoire, an dem man gerne Zeit verbringt.
Verbesserungen für den Anzug
Hauptsächlich schraubt man in diesen Auszeiten aber an der Rüstung herum und installiert Upgrades in verschiedenen Bereichen. Dazu zählen z.B. kraftvollere Schubdüsen, Notsysteme und eine ganze Reihe an Sekundärwaffen wie Streuschuss, Smart Bombs oder panzerbrechende Raketen. Die dafür notwendigen Entwicklungspunkte gibt es als Belohnung für den Abschluss von Missionen. Zwei Loadouts stehen zur Verfügung, in denen man die Ausrüstung jeweils individuell zusammenstellen kann. Zudem gibt es auch visuelle Upgrades in Form von Skins, die meist durch das Erfüllen bestimmter Ziele freischaltet werden müssen. Die Werkstatt fungiert außerdem als zentraler Hub, wo man am Globus seinen nächsten Einsatz auswählt oder bereits gespielte Level erneut in Angriff nimmt, um seine Ergebnisse zu verbessern und dadurch mehr Ressourcenpunkte zu erhalten.
Großer Umfang, unverschämte Ladezeiten
Fazit
Iron Man VR hat es mir nicht leicht gemacht: Ich habe sehr lange gebraucht, um mit der Steuerung und ihren Möglichkeiten warm zu werden. Erst nach ein paar Stunden hat es Klick gemacht und ich kam in einen angenehmen Spielfluss, obwohl mir die ewig gleichen Gegnerformationen irgendwann ähnlich den Spaß verdorben haben wie der Mangel an Schauplätzen und die unverschämt langen sowie häufigen Nachladepausen. Trotzdem habe ich mich stellenweise ähnlich gut als Superheld gefühlt wie bei Batman Arkham VR, das mir im Vergleich aber immer noch deutlich besser gefällt. Und das nicht nur spielerisch, sondern auch visuell, denn die Unity-Technik ernüchtert mit angestaubten und teilweise sogar hässlichen Kulissen. Gleiches gilt für die vorhersehbare und halbherzig inszenierte Geschichte. Am meisten Spaß hatte ich tatsächlich abseits der redundanten Baller-Action, wenn man Aufgaben erfüllen oder mit der Umgebung interagieren musste. Obwohl der Umfang stimmt und ich mich stellenweise wie Iron Man fühlte, bleibt unterm Strich nur ein befriedigender Eindruck.
Pro
- Ich bin Iron Man
- ordentlicher Umfang (knapp 10 Stunden)
- meist präzise Bewegungssteuerung...
- unterhaltsame Mini-Spiele und Erkundung
- diverse freischaltbare Anzug-Upgrades
- gute deutsche Sprecher
- abwechslungsreiche Schauplätze
- mitunter tolle Design-Ideen abseits der redundanten Baller-Action
- Auftritte weiterer Figuren aus dem Marvel-Universum
- eingestreute Dialogoptionen
- passender Superhelden-Soundtrack
- optionale Zusatz-Herausforderungen
- diverse Komfortfunktionen für VR
Kontra
- eeeeeeewig lange (und häufige) Ladeunterbrechungen
- höchstens solide Ballerkost gegen ständig gleiche Drohnen-Gegnerwellen
- die aber viel Einarbeitung beim Flug erfordert
- sehr vorhersehbare Geschichte
- mitunter frustrierende Rücksetzpunkte bei Bosskämpfen
- ...aber leider keine Original-Synchronsprecher aus den Filmen
- ...die man häufiger besuchen muss (Backtracking)
- Kulisse z.T. sehr hässlich und billig (Shanghai)
- nur wenige Gegnertypen
- nur Teleportation bei Erkundung möglich
- häufiger Blick in schwarze Leere
- ausgeprägtes Kantenflimmern (selbst auf Pro-Konsole)
- vereinzelte Slowdowns im Kampfgeschehen
Echtgeldtransaktionen
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