Superhot: Mind Control Delete - Test, Shooter, XboxOne, PlayStation4, PC, Switch
Der Verlauf der Entwicklung erinnert an die Geschichten über Super Mario Galaxy 2: Eigentlich sollte das im Early Access gestartete Superhot: Mind Control Delete nur eine kleine kostenlose Erweiterung werden, doch dann wuchs das Projekt stark an, so dass sich das „Superhot Team“ für eine eigene Veröffentlichung auf Steam entschied. Worum es sich bei dem Produkt mit dem sperrigen Namen wirklich handelt, wissen die Entwickler offenbar selbst nicht so genau: In den Pressemitteilungen ist mal von einer Standalone-Erweiterung die Rede, anderswo von einem komplett eigenständigen Spiel. Wie dem auch sei: Das Studio zeigt sich beim Verkaufsmodell äußerst großzügig (siehe Kasten oben links). Virtual Reality wird nicht unterstützt, was aufgrund der starken Unterschiede bei Steuerung und Levelaufbau aber auch wenig Sinn ergäbe.
Vom Update zum kompletten Spiel
Das Grundprinzip ist auch in Mind Control Delete vorhanden: Je nachdem, wie schnell man sich umsieht, zur Waffe greift, vorwärts läuft oder mit der Faust zuschlägt – so schnell läuft auch die Zeit weiter. Der Vergleich mit Neo aus der Matrix mag abgegriffen sein, aber er passt nach wie vor. In der erneut schlichten aber stilvoll surreal designten Fantasiewelt hat der Spieler hat die komplette Kontrolle darüber, wie schnell oder langsam er durch den Kugelhagel läuft. Wenn man zuletzt den VR-Ableger gespielt hat und sich mit ausladenden Verrenkungen durch die Projektile getaucht ist, wirkt die Rückkehr zur alten Steuerung mit Maus und Tastatur bzw. Controller erst einmal ziemlich steif.
Supercoole Fähigkeiten?
Schade, dass sich die Entwickler diesmal für einen „Rogue-lite“-Einschlag entschieden haben. Zu Beginn ist es noch richtig aufregend, die neuen Fähigkeiten im Rahmen des deutlich actionlastigeren Spielablaufs auszuprobieren und sich souverän durch die Massen zu metzeln. Nach ein paar Stunden wird es aber immer fader, nachdem man in der „Hacker-Oberwelt“ einen der zusammengewürfelten „Runs“ startet. Immer wieder wird man in die gleichen Kulissen wie eine Disco, Büros, eine Tankstelle oder eine Kanalisation geschmissen, um von kniffligeren Gegnerscharen attackiert zu werden. Das wird nicht nur inszenatorisch öde - weil man sich eher wie im Zufallsgenerator fühlt als in einem liebevoll ausgearbeiteten Abenteuer – sondern auch zu leicht. Die Freischaltungen halten den Schwierigkeitsgrad insgesamt zu niedrig. Wenn das Katana neuerdings wie mit einer Gravity-Gun durch die Gegner gezogen wird, kommt einfach nicht das gleiche Gefühl der Bedrohung auf wie etwa bei der fliegenden Klinge von Asgard‘s Wrath.
Auf Dauer repetitiv
Fazit
Im Prinzip ist es begrüßenswert, dass die Entwickler auch beim neuen Superhot die Spielmechanik erweitern und mit zahlreichen neuen Tricks und Spezialfähigkeiten fast schon umkrempeln. Im rätsellastigen Original drehte sich alles um knifflige Ausweichmanöver in übermächtigen Gegner-Szenarien, im VR-Ableger ging es um immersiven Körpereinsatz und Superhot: Mind Control Delete konzentriert sich neuerdings auf die Action. Dank cooler, alternativ wählbarer Extras wie der blitzschnellen Frontal-Attacke hat man schon vorm Levelstart mehr Einfluss auf individuelle Strategien. Schade allerdings, dass der Schwierigkeitsgrad nicht gut genug auf die mächtigen Tricks abgestimmt wurde. Oft fehlt einfach die Herausforderung, zumal auf Dauer auch die ewig gleichen, im „Rogue-lite“-Stil zusammengewürfelten Szenarien einschläfernd wirken. Trotzdem steckt in dieser eigenständigen Erweiterung noch ein unterhaltsamer Arcade-Shooter mit eigenwilligem Zeitlupen-Kniff, cooler Inszenierung und philosophischen Anspielungen. Sie kann jedoch bei weitem nicht die Begeisterung entfachen, die ich bei früheren Superhot-Spielen spürte! Eine Switch-Umsetzung soll übrigens erst später erscheinen.
Pro
- cooles Zeitlupen-Prinzip
- experimentierfreudige Fähigkeiten und Extras
- Extra-Mechaniken wie Entwaffnung passen bestens
- gelungenes minimalistisches Retro-Design
- wechselnde KI-Strategien sorgen für Spannung
- schöne Einbettung in philosophische Hacker-Geschichte
- flirrende Soundeffekte machen die stufenlose Zeitlupe noch surrealer
Kontra
- zu leichter Schwierigkeitsgrad nicht vernünftig abgestimmt
- auf Dauer zu repetitiv
- actionlastiger Fokus bei weitem nicht so spannend wie frühere rätsellastige Levels
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