Halo 3 - Test, Shooter, 360, XboxSeriesX, PC
Die PC-Version der Halo: The Master Chief Collection macht es nach 13 Jahren möglich. Wer sich die komplette Spielesammlung für 39,99 Euro oder das einzelne Halo 3 für 9,99 zulegt, kann den Klassiker von der Xbox 360 endlich auch auf dem PC genießen und sich ins nach wie vor sehr spaßige Online-Gemetzel stürzen – inklusive optionaler Maus- und Tastatur-Steuerung. Grafisch überarbeitet wurde das Original zwar kaum, doch die gestiegene Auflösung bis zu 4K sowie eine Framerate von 60 oder sogar unbegrenzt machen das Erlebnis deutlich augenschonender, als die Xbox 360 vom Dachboden zu holen. Bei der "Enhanced"-Einstellung der Grafikqualität konnten wir bei einem schnellen Vergleich nicht wirklich Unterschiede zu "Original" ausmachen. Hier und da wirken die Felsen mittlerweile allgemein sehr kantig und grob texturiert, zumal es in Gesichtern oder Innenräumen erstaunlich finstere Ecken zu entdecken gibt. Die wuchtigen Alien-Bauwerke in anderweltlichen Naturpanoramen verströmen aber nach wie vor eine ganz eigene Mystik.
Lieber spät als nie
Nach der Installation muss man sich zwar erst einmal durch die verschachtelten Menüs der Master Chief Collection wühlen und die entsprechenden Häkchen setzen, um die passenden Downloads anzuwerfen und nicht versehentlich die Mehrspieler-Suche anderer Halo-Teile zu starten. Hat man sich erst einmal wieder an die altmodische Steuerung gewöhnt, ist es aber schwer, sich wieder von der dynamischen Shooter-Action im typischen Halo-Stil loszureißen. Auf großen Mehrspielerkarten wie den verwinkelten Hallen am Strand von Last Resort gab es sofort wieder verbissene Duelle, in denen u.a. Gadgets wie der transparente Blasenschild oder der summende Energie-Absorber zum Einsatz kamen. Auch auf dem offenen Grün der Blood-Gulch-Hommage „Valhalla“ stellt sich schnell wieder ein erhebendes Gefühl ein, wenn man einen Banshee aus der Luft pflückt oder mit einem der Panzer um felsige Ecken poltert.
Spürbar hektischer
Schade, dass man online quasi gezwungen wird, mit Maus und Tastatur zu spielen, um mithalten zu können - auch wenn man gerne mal wieder Halos gutes altes Controller-Gefühl erleben würde. Eine entsprechende Trennung gibt es in der großen Spielersuche nicht – vermutlich um die Spielerbasis nicht unnötig zu verkleinern. Die Maussteuerung gestaltet den Ablauf präziser, aber auch spürbar hektischer als im Original. Wo man früher noch waghalsige Vorstöße bei Angriffen auf eine Stellung starten konnte, wird man jetzt früher von einem Scharfschützen oder Geschütz aus der Landschaft getilgt. In der Kampagne macht sich die Änderung ebenfalls bemerkbar: Die im Dickicht des Dschungels lauernden Scharfschützen habe ich auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad als ziemlich lästig in Erinnerung. Dank der hohen Auflösung und der schnellen Maussteuerung lassen sie sich neuerdings aber relativ problemlos von hohen Ästen „pflücken“. Wer möchte, kann den gesunkenen Schwierigkeitsgrad vorm Levelstart mit massenhaft kniffligen „Schädel-Regeln“ ausgleichen.
Rache in den Wipfeln
Ein legendärer Tiefpunkt ist dagegen die deutsche Synchro: Sie wirkt mittlerweile derart albern, dass ich schon im Intro fast unterm Tisch lag. Schuld daran waren offenbar die wenigen Aufnahme-Versuche (Takes), das Fehlen einer vernünftigen Dialogregie sowie die strenge Geheimhaltung der Story seitens Microsoft: Die eigentlich professionellen Sprecher hatten offenbar nicht die geringste Ahnung, worüber sie gerade reden. Anders als im deutschen 360-Original darf man heutzutage aber zur Englischen Originalvertonung wechseln - halleluja! Dann versteht man auch besser, wie die Handlungsfäden der Vorgänger zusammengeführt werden – mehr zum Thema erfahrt ihr übrigens auch in unserem alten Test aus dem Jahr 2007.
Fazit
So funktioniert ein schöner Flashback in gute alte Shooter-Zeiten! 343 Industries hat Bungies Klassiker zwar nur in Details wie der Auflösung aufpoliert. Im Vergleich zum technisch nicht einwandfreien Reach-Update fügte sich Halo 3 während unserer Testspiele aber problemlos in die Spielesammlung Halo: The Master Chief Collection ein. Wer das Paket oder das einzelne Spiel erwirbt, wird sich schnell wieder im herrlich dynamischen, nostalgischen Mehrspieler-Gewimmel verlieren. Auch wer bisher keine Berührungspunkte mit der Serie hatte, dürfte einen unterhaltsamen historischen Abstecher erleben, z.B. in der Kampagne, die trotz erzählerischer Schwächen mit ihrem tollen Wechsel aus offenen Schlachten und Zweikämpfen überzeugt – inklusive der typischen hartnäckigen KI! Sogar die unfreiwillige Komik der deutschen Synchro lässt sich heutzutage umgehen, indem man einfach zu Englisch wechselt. Das hätte ich mir vor 13 Jahren auch gewünscht!
Pro
- offene Story-Fäden der ersten Teile werden zusammengeführt
- revolutionär einfaches System für Nutzer-Inhalte (für damalige Verhältnisse)
- nach wie vor hochspaßiges, sauber laufendes Multiplayer-Getümmel
- Koop-Kampagne online zu viert (damals eine Besonderheit)
- Multiplayer mit zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten
- eigene Karten erstell- und konfigurierbar
- stimmungsvolle Musikuntermalung
- kompromisslose Run&Gun-Action
- KI steckt immer noch viele moderne Shooter in die Tasche
- typisches Schlachtfeldgefühl auf den weitläufigen Arealen
- gut gesetzte Kontrollpunkte
- alternative englische Synchro heutzutage vorhanden
- ikonischer Soundtrack
Kontra
- grottige (immerhin unfreiwillig komische) deutsche Lokalisierung
- schwankende Qualität: hübsche Panoramen, aber Schwächen im Detail
- manchmal KI-Aussetzer
- Charakterzeichnung teils zu eindimensional
- verwirrend verschachtelte Menüs der übergeordneten Spielesammlung
- behäbige Steuerung fühlt sich zunächst Beginn altbacken an
- Editoren nur umständlich per Maus bedienbar
- online keine getrennten Server für Maus/Tastatur
- bzw. Controller-Spieler
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