Crayta - Test, Logik & Kreativität, PC, Stadia
Während sich im vor Möglichkeiten überquellenden Dreams vor allem Freunde malerischer Pinselstriche austoben, kümmert sich Crayta spürbar weniger um stilsicheres Design - dafür mehr ums klassische Spielvergnügen. Sobald man in der Online-Lobby gelandet ist, kann man sich sofort nahtlos mit anderen Nutzern in die Spiele stürzen, basteln oder in sortierten Kreationen stöbern. Der zuvor erstellte Avatar kommt auch in den meisten vorhandenen Spiel-Genres zum Einsatz.
Nicht stylish, aber spaßig?
Dessen aalglattes Design weckt ungute Erinnerungen an Microsofts Xbox-360-Avatare: Er lässt sich nicht einmal sonderlich vielseitig umgestalten, so dass man relativ ähnliche Spieler-Figuren durch die Online-Welt streifen sieht. Und das, obwohl sich das Konzept von Crayta stark auf füllende Fortschrittsbalken und freischaltbare Anpassungen konzentriert. Wie in einem Handy-Spiel soll man alle paar Minuten neue Graffiti-Tags und anderen Klimbim im Menü „abholen“ – na wenn‘s denn sein muss...
Lust auf ein Online-Duell?
- saisonaler Post-Launch-Content, der im Laufe von 2020 erscheint (darunter „Summer Sports“, „Sci-fi Colonies“ und „Dark Circus“)Schade auch, dass motivierende Features wie globale Bestenlisten oder auch Import von Musik erst später nachgeliefert werden. Sie hätten die zahlreichen Parcours-Wettrennen eine ganze Ecke spannender gemacht. Bei diesen Wettläufen machen sich leider die Nachteile der Streaming-Technik bemerkbar: Mit einem Stadia-Probemonat in 1080p (und 50-Mbit-DSL) war in solch reaktionsschnellen Spielen eine leichte Verzögerung spürbar. Sie bleibt zwar minimal, doch das reicht schon, um einem manchmal das Sprung-Timing zu verhageln, z.B. auf der Flucht durch die von Lava überschwemmte Stadt. Nach etwas Gewöhnung kann man sich damit ähnlich arrangieren wie zum Start des trägen Yooka-Laylee - doch die langsameren Genres wie Rätsel- oder Aufbauspiele passen einfach deutlich besser zur Stadia-Fassung von Crayta.
Weniger störend fielen die gelegentlichen Auflösungs-Einbrüche auf, welche kurzzeitig die Landschaft oder Spielernamen unscharf aussehen ließen. Der 2012 erschiene Spiele-Baukasten Gameglobe hatte übrigens ähnliche „Problemchen“, da auch er schon damals teilweise auf Streaming-Technik setzte. Wer sich etwas länger beschäftigen möchte, kann z.B. einen Abstecher auf eine 3D-Farm im Stil von Harvest Moon bzw. Stardew Valley starten: Dort ackert man neben den Farmen der herumwuselnden Mitspieler an Beeten oder in der Mine. Euer Fortschritt bleibt übrigens erhalten, wenn ihr die Idylle verlasst und später ins Bauernhof-Spiel zurückkehrt.
Die Tücken der Streaming-Technik
Am spannendsten ist es aber natürlich, selbst kreativ zu werden. Wie bei der Konkurrenz kann man schließlich auf Knopfdruck in den Spiel-Modus umschalten, um neue Abschnitte zu testen. Im einfachen Modus platziert man Blöcke, Utensilien oder Feinheiten aus Community-Paketen direkt vor der Spielfigur. Besser klappt es mit der fliegenden Drohne, mit der man besser an verwinkelte Ecken des Leveldesigns gelangt. Wer z.B. einen ausgefeilten Hindernis-Parcours auf die Beine stellen will, sollte sich aber schon früh mit dem Profi-Modus anfreunden, da sich manche Feinheiten wie hohe Plattformen dort einfach besser manipulieren lassen.
Dreifaltiger Editor
Vor allem im Bereich von Schaltungen, Auslösern und dergleichen kommt man hier eher ans Ziel: Die Welt befindet sich dann frei mit der Maus drehbar in einem kleineren zentralen Fenster, während am Rand allerlei Kataloge und Variablen-Tabellen erscheinen. Profis können sich im Code-Editor sogar mit Skripts austoben, mehr dazu hier . Vieles im Editor lässt sich mit einem Gamepad (z.B. Stadia- oder Xbox-One-Controller) annehmbar erledigen, mit Maus und Tastatur flutscht es auf Dauer aber spürbar unkomplizierter.
Verlassene Idylle
Ein Highlight in Crayta ist dagegen die Botanik. Neben diversen Gebäuden, tödlichen Fallen sowie allerlei Möbeln und Alltagsobjekten wie Bälle gibt es im Katalog auch zahlreiche Bäume, Blumen, Wurzeln und Pflanzen. Mit ihnen lassen sich richtig hübsche, dicht überwucherte, verlassene Dschungelkulissen basteln - gespickt mit Verstecken, Totenkopf-Fallen und anderen Gemeinheiten. Kein Wunder also, dass viele der verfügbaren Shooter auf solche Tropenkulissen zurückgreifen.
Kooperationen erwünscht
Fazit
Für ein paar lustige Online-Duelle zwischendurch oder zum Basteln einfacher Spielkonzepte ist Crayta durchaus ein geeigneter Baukasten. Vor allem bei hübsch überwucherten Urwäldern spielen die 3D-Wettrennen, Mehrspieler-Shooter und anderen Genres ihre Stärken aus - bis hin zum Einbinden von Skripts. In vielen Bereichen hinken die Möglichkeiten aber professioneller präsentierten Titeln wie Dreams, Super Mario Maker & Co. hinterher. So gibt es bislang keine KI-Gegner, keine globalen Bestenlisten und nicht einmal interaktive Tutorials. Hinzu kommen Mängel der Streaming-Technik wie eine leichte Verzögerung beim Hüpfen. Es handelt sich zwar nur um einen kleinen Input-Lag, doch schon der kann dafür sorgen, dass die Spielfigur unverschuldet von einer schmalen Plattformen in den Tod segelt. Interessierte Kreative sollten sich außerdem im Klaren darüber sein, dass es bisher keinen Weg gibt, eigene Spiele langfristig zu sichern. Beim ähnlich konzipierten Streaming-Baukasten Gameglobe von Square-Enix waren all die aufwändig verknüpften Action-Abenteuer schon nach einem Jahr für immer verloren, weil mangels Erfolg die Server ausgeknipst wurden!
Pro
- flüssiges, nahtloses Online-Spielen und Basteln mit anderen Nutzern
- verschiedene Bau-Modi und Perspektiven für Anfänger und Profis,...
- eine Vielzahl möglicher Genres bis hin zu Editor- und Code-Feinheiten
- relativ einsteigerfreundliche Bedienung per Controller oder Maus und Tastatur
- vom Start weg mehr praktisch nutzbare Spielobjekte verfügbar als in Dreams
- beim Basteln Kooperation mit Freunden möglich
Kontra
- die nur geringe Streaming-Verzögerung stört die Präzision, z.B. beim Springen
- ...für viele wichtige Editor-Aktionen ist allerdings der Profi-Modus nötig
- trotz nerviger Fortschrittsanzeigen nur relativ wenig persönliche Anpassung
- keine übergeordnete Bestenlisten in den Menüs
- Sets und Schöpfungen wirken bei weitem nicht so stilvoll wie in Dreams
- noch keine KI-Gegner vorhanden wie etwa in Project Spark oder Gameglobe
- bisher kaum große, miteinander verknüpfte Projekte
- nicht exportierbare Levels könnten genauso schnell verschwinden wie bei der Einstellung von Gameglobe
- keine Durchspiel-Kontrolle vor der Veröffentlichung
- kein mitgelieferter Story-Modus
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Zwei Editionen mit unterschiedlich viel Spielwährung und XP, die beide Einfluss auf kosmetische Avatar-Freischaltungen nehmen. Spielwährung auch gegen Echtgeld im Ingame-Store erhältlich.
- Käufe können minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.