Fairy Tail - Test, Rollenspiel, PlayStation4, PC, Switch

Fairy Tail
31.07.2020, Jens Bischoff

Test: Fairy Tail

Anime-Adaption feiert Premiere

Mit Fairy Tail (ab 29,99€ bei kaufen) veröffentlichen Atelier-Macher Gust und Koei Tecmo die erste Heimkonsolenadaption von Hiro Mashimas gleichnamiger Manga-Reihe in westlichen Gefilden. Was das Anime-Rollenspiel auf PlayStation 4, Nintendo Switch und PC zu bieten hat, klärt der Test.

Die unter der Aufsicht von Originalautor Hiro Mashima adaptierte Story beginnt mit dem S-Klasse-Examen (Tenrou Island Arc) und damit vergleichsweise spät. Zu den Ereignisse davor gibt es für Nicht-Kenner der Manga- bzw. Anime-Vorlage lediglich kurze textliche Zusammenfassungen. Nichtsdestotrotz sind Einstiegspunkt und Erzählweise auch für Neueinsteiger gut gewählt, da der Showdown zum Auftakt primär als Tutorial fungiert und man anschließend nach siebenjähriger Abwesenheit in vielerlei Hinsicht ganz von vorn beginnen muss.

Mühsames Comeback

Viele Bewohner des Fantasyreichs Fiore können sich anno X791 an Fairy Tail gar nicht mehr erinnern oder machen sich über die jahrelang untätige Magier-Gilde vor den Toren Magnolias sogar lustig. Doch das wollen Natsu, Lucy und Co. so schnell wie möglich ändern. Durch das Erfüllen von Aufträgen soll Geld in die Kassen gespült und das Image Stück für Stück aufpoliert werden - am besten mit einer siegreichen Teilnahme an den großen Magier-Wettkämpfen in Crocus. Gleichzeitig wollen weitere Gildenmitglieder rekrutiert, Freundschaften gepflegt und Herausforderungen bewältigt werden.

Nach siebenjähriger Abwesenheit muss sich Fairy Tail als Gilde erst wieder hocharbeiten.
Der bis zum Tartaros Arc reichende Spielverlauf folgt zwar vorgegebenen Storyereignissen, ist aber oft quest- bzw. rangbasiert, was entsprechende Durchhänger bzw. Durststrecken mit sich bringt. So muss man mitunter etwa eine bestimmte Anzahl an Aufträgen erfüllen oder einen gewissen Rang erreicht haben, um die Handlung weiter vorantreiben zu können. Am Schwarzen Brett kann man sehen, welche Quests aktuell angenommen werden können. Viele davon sind generische Jagdaufträge, bei denen man eine vorgegebene Anzahl an Gegnern im Zielgebiet eliminieren muss. Andere erzählen aber auch kleine Geschichten mit entsprechend eingebundenen Aufgaben, Charakteren und Dialogen - manche davon sogar kampflos.



Von Auftrag zu Auftrag

Außerdem kann man unterwegs kleine Bringdienste für Passanten erfüllen oder hin und wieder Zeit mit Kameraden verbringen, um Freundschaften zu festigen und damit einhergehende Kampfboni zu erhalten. Zu Auseinandersetzungen kommt es, wenn es die Handlung es vorsieht oder wenn es in den frei erkundbaren, aber eher kompakten Schauplätzen zu Berührungen mit umherziehenden Gegnern kommt. Geht der Berührung ein Initialangriff voraus, startet man mit einem Geschwindigkeitsvorteil in den anschließenden Kampf.

Die Kämpfe laufen rundenbasiert ab, bieten aber leider keine Zugfolgenleiste für taktische Planungen. Stattdessen kann man sich immer nur den als nächstes an die Reihe kommenden Akteur anzeigen lassen. Dafür helfen Wutindiaktoren beim Abstimmen von Schutzmaßnahmen und Gegenangriffen. Ist ein Gruppenmitglied am Zug, kann es einen schwachen Waffenangriff ausführen, sich verteidigen, einen Gegenstand benutzen oder Magie wirken. Letzteres ist in Fairy Tail quasi die primäre Angriffsvariante, da alle Charaktere über magische Fähigkeiten verfügen.



Zug um Zug

In den rundenbasierten Kämpfen sind magische Angriffe das A und O.
Entsprechend kann man nicht nur K. O. gehen, wenn man keine Lebenspunkte mehr hat, sondern auch wenn das Mana aufgebraucht ist. Neben damit verbundenen Energieabwägungen gilt es aber auch elementare Schwächen und Resistenzen zu beachten sowie gegnerische Positionen zu berücksichtigen. Die Angreifer befinden sich nämlich stets auf gerasterten Spielfeldern, auf denen es Angriffsflächen und Gegnerpositionen bestmöglich aufeinander abzustimmen gilt. Manche Angriffe können Ziele sogar verschieben, um sie anschließend mit einer anderen Attacke gesammelt zu treffen.

Darüber hinaus sammelt man mit jedem Angriff Spezialenergie, die sich bei vollem Pegelstand für verheerende Kombos, so genannte Magie-Ketten, verbraten lässt. Dabei können alle aktiven Kampfteilnehmer per Knopfdruck Angriffe aneinanderreihen und im besten Fall mit einem vernichtenden Finisher, bei dem selbst der Gildenmeister mit auf den Plan treten kann, abschließen. Die Inszenierung der Angriffe ist oft spektakulär, lässt sich aber, wenn man sich sattgesehen hat, leider nicht in jedem Fall abbrechen - vor allem Lucys Urano-Metria-Angriff erfordert Geduld. Dafür lassen sich die Kämpfe bei Bedarf automatisieren. Gastcharaktere kämpfen sogar generell automatisch.

Die Macht der Magie

Außerdem können am Kampf beteiligte Charaktere Folgeangriffe leisten, Rüstungen brechen, Konter initiieren oder vorübergehend erweckt werden, um Gegenangriffe abzuschwächen und sonst verborgene Kampffähigkeiten nutzen zu können. Fluchtversuche sind in der Regel ebenfalls möglich. Und wenn sich Hindernisse in der Nähe des Kampforts befinden, können die durch besonders heftige Attacken sogar zerstört werden, um nach Kampfende neue Wege oder Bereiche erreichen zu können.

Schön ist auch, dass gerade nicht aktive Mitstreiter trotzdem Erfahrungspunkte verdienen; wenn auch nicht die volle Menge. Durch entsprechende Baumaßnahmen im Stützpunkt lässt sich der Abschlag aber immer weiter reduzieren. Des Weiteren können Boni auf Lebenspunkte, Questbelohnungen oder Lagerfunde aktiviert und gesteigert werden. Auch ein hauseigener Laden, eine Bar sowie ein Labor zur Herstellung und Zerlegung von Ausrüstung können stufenweise ausgebaut werden. Passende Rohstoffe können als Questbelohnung, Beute von Gegnern oder von lokalen Rohstoffquellen ergattert werden.



Ausbaubares Hauptquartier

Labor, Küche, Bar: Das Gildenhauptquartier kann stufenweise ausgebaut werden.
Die Charakterentwicklung verläuft primär auf vorgegebenen Bahnen. Neben Stufenaufstiegen mit automatischen Skill- und Werte-Upgrades können aber auch in selbst bestimmbarer Reihenfolge Ränge erhöht und Freundschaften vertieft werden, was spezielle Boni und Talente freischaltet. Über die Ausrüstung kann man ebenfalls Einfluss auf Charakterattribute nehmen. Zudem können mit bestimmten Leistungen Medaillen für weitere Steigerungen verdient, Belohnungen für die Erfüllung von Gildenzielen eingestrichen sowie Süßigkeiten gegen Crafting-Rezepte und andere Ratgeber getauscht werden.

Nebenbei füllen sich praktische Datenbanken, Enzyklopädien und Galerien, während man per Kartenfunktion sicher Ziele ansteuert und per Schnellreisesystem Wege abkürzt. Speichern kann man abseits von Kämpfen und Dialogen eigentlich überall, während an bestimmten Stellen auch automatisch gespeichert wird. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich ebenfalls jederzeit in drei Stufen anpassen. Was sich nicht anpassen lässt, ist hingegen die Schriftgröße, die im Handheld-Modus der Switch teils recht klein ausfällt. Touch-Unterstützung gibt’s auf der Nintendo-Konsole leider auch keine.



Mangelnder Feinschliff

Die grafische Inszenierung ist oft grobschlächtig und voyeuristisch.
Am PC fehlte hingegen eine Möglichkeit, die Bildschirmauflösung manuell anzupassen, was inzwischen aber behoben wurde. Zudem gibt’s nur eine limitierte Maus- und Tastatursteuerung, weshalb ein Controller fast unverzichtbar ist. Technik und Lokalisierung sind hingegen auf allen Plattformen mau. Die oft unverhohlen voyeuristische Cel-Shading-Grafik ist eher grobschlächtig, die Texturen verwaschen und die Bildrate gerade bei Kameraschwenks trotzdem holprig - besonders auf Switch. Sprachausgabe gibt’s nur sporadisch und dann ausschließlich auf Japanisch, während man bei den Bildschirmtexten zwischen Englisch und Französisch wählen kann...

Fazit

Fairy Tail ist ein kurzweiliges Anime-Rollenspiel zu Hiro Mashimas gleichnamiger Manga-Serie, das trotz des vergleichsweise späten Einstiegs im elften Story-Arc auch Neulinge routiniert mit auf eine herrlich verrückte Odyssee im Stil von One Piece, Naruto und Co. nimmt. Freut euch auf allerlei schräge Charaktere, stylische Rundenkämpfe sowie eine motivierende Charakter- und Beziehungspflege mit positiven Bonuseffekten. Der Wiederaufbau der eigenen Gilde nach siebenjähriger Abwesenheit hält ebenfalls bei Laune, auch wenn die Möglichkeiten eher linear und überschaubar sind. Außerdem hätten Inszenierung und Technik ausgefeilter, die Plattformanpassung ausgereifter und die Lokalisierung aufwändiger sein können. Wem japanische Sprachausgabe sowie englische oder französische Untertitel reichen, sollte sich davon aber nicht abhalten lassen. Mich hat die westliche Spielepremiere der Fairy-Tail-Gang unterm Strich jedenfalls gut unterhalten.

Pro

  • illustre Charakterriege
  • stylische Rundenkämpfe
  • ausbaubarer Stützpunkt
  • motivierende Charakter- und Beziehungspflege
  • lohnende Rohstoff- und Medaillenhatz
  • praktische Wutindikatoren und Schnellreisepunkte
  • hilfreiche Kartenfunktion und Nachschlagewerke
  • automatisierbare Kämpfe

Kontra

  • durchwachsene Storyinszenierung
  • grobschlächtige Cel-Shading-Grafik
  • keine Zugfolgenleiste im Kampf
  • keine deutsche Lokalisierung
  • keine durchgehende Vertonung
  • ausschließlich japanische Tonspur
  • mitunter sehr kleine Schrift im Handheld-Modus (Switch)
  • keine Touch-Unterstützung (Switch)
  • limitierte Maussteuerung (PC)

Wertung

PlayStation4

Trotz schwacher Lokalisierung kurzweiliges Anime-Rollenspiel zu Hiro Mashimas gleichnamiger Manga-Serie.

PC

Trotz schwacher Lokalisierung und Systemanpassung kurzweiliges Anime-Rollenspiel zu Hiro Mashimas gleichnamiger Manga-Serie.

Switch

Trotz schwacher Lokalisierung und Systemanpassung kurzweiliges Anime-Rollenspiel zu Hiro Mashimas gleichnamiger Manga-Serie.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.
Kommentare
Gentrie

Den Anime fand ich teilweise langatmig bis unerträglich. Er hatte natürlich auch gute Stellen. Habe ihn damals mit Untertiteln geschaut und beendet. Ich hätte mir viel lieber ein ONE PUNCH MAN RPG GEWÜNSCHT und nicht den miesen Brawler.

vor 4 Jahren
Todesglubsch

Uff. Was erzählst du bitte für einen Mumpitz? Dass die Sprecher so oft wechseln ist in jüngster Zeit nur bei DanMachi und Dragon Ball (Kai) geschehen.
Ein Blick ins Synchronforum beweist das Gegenteil.
Und auch dass heute kein Herzblut in die Synchro steckt ist auch eine harte Unterstellung die einfach nicht stimmt.
Im Vergleich zu früher? Keine Unterstellung. Schon allein, dass ständig die gleichen Sprecher eingesetzt werden. Es fehlt hier etwas die Abwechslung von früher.
Außerdem war es nicht die UK-Lizenz, sondern Amerika und geschnitten wurde es zusätzlich von RTL2 und nicht den Publishern.
Für ältere Animes kamen die Lizenzen und die Bänder aus den UK. Die deutschen Versionen bauten auf deren Schnittfassungen auf. Von den US-Schnitten haben wir deswegen kaum etwas mitbekommen - zum Glück, die waren teils noch schlimmer.
Dass der Publisher was schneidet, hab ich nie behauptet. RTL2 schneidet nur, wenn das für die Austrahlung im Mittagsprogramm notwendig ist.

vor 4 Jahren
Silesia


Wenn ich dann sehe was die DVDs oder BluRays oftmals kosten. 60€ für 7 Folgen?
Oh, das war dann aber eine günstige Serie. Gleich 7 Folgen in der Box.
Sonst wird eine Staffel auf 3-4 Boxen zu je 60€ aufgeteilt - natürlich in jeder Box neue Sprecher, denn es wird ja nichts am Stück aufgenommen. "Lohnt sich nicht", logisch, so nen hingeschmurzten Ramsch will ich auch nicht.
Generell waren früher die animes besser lokalisiert.
Schon allein die teils großartigen deutschen Intros haben da auf mehr Herzblut schließen lassen
Jain. Es floss mehr Liebe in die Synchro, ja, aber das war auch die Zeit, in der hier bei uns stark zusammengeschnittene / gekürzte Animes liefen, weil man sich die Senderechte aus den UK geholt hat, die im Rahmen des Jugendschutzes alles zerschnitten haben.

Und ich denke sowas wie Saber Rider oder Samurai Pizza Cats, wo teilweise der Plot und die Aussagen komplett umgeschrieben wurden, würden heute auch nicht mehr auf viel Gegenliebe stoßen.
Uff. Was erzählst du bitte für einen Mumpitz? Dass die Sprecher so oft wechseln ist in jüngster Zeit nur bei DanMachi und Dragon Ball (Kai) geschehen.

Und auch dass heute kein Herzblut in die Synchro steckt ist auch eine harte Unterstellung die einfach nicht stimmt.

Außerdem war es nicht die UK-Lizenz, sondern Amerika und geschnitten wurde es zusätzlich von RTL2 und nicht den Publishern.

vor 4 Jahren
Khorneblume

DLC 1 sind 4 neue spielbare Charaktere
DLC 2 sind Outfits

Beide stehen ab dem 06. August zur Verfügung.
Spielbare Charaktere bei einem RPG extra zu verkuafen finde ich sehr fragwürdig.
Die Outfits dürften so das übliche JRPG DLC umfassen. Bikinis, Badehosen, Serien Outfits, Outfits aus anderen Serien, etc.
Jup. Das sind dann eindeutig DLCs die eher fragwürdig sind. Wirklich schade. Outfits und sowas geht ja sogar noch. Wer meint das er sowas braucht soll es halt kaufen. Aber ganze Charaktere... puh.

vor 4 Jahren
PanzerGrenadiere

Nur zur Vollständigkeit:
Ich bin ein brennender Verfechter deutscher Synchros. Aber bei Animes verteidige ich die nicht. Was da mittlerweile einem aufgetischt wird, ist echt nicht zu ertragen. Da kann man ja schon froh sein, wenn innerhalb zwölf Folgen ein Sprecher nicht dreimal wechselt.
Wenn ich dann sehe was die DVDs oder BluRays oftmals kosten. 60€ für 7 Folgen? 200€ für eine ganze Staffel? Da stimmt die Relation halt gar nicht mehr. Sowas wird bei Prime oder Netflix geguckt, und dann mit Deutschen Untertiteln.

Das Spiel würde mich durchaus interessieren. Denke aber das wird warten müssen.
hab die serie jetzt grad im urlaub angefangen und hier für 10€ im monat abonniert. https://www.anime-on-demand.de/anime/258 deutsch, japanisch mit deutschen untertiteln und verschiedene auflösungen. kann man nicht meckern.

das kampfsystem des spiels sagt mir generell nicht zu und auch 70€ ohne deutsche sprache sind mal wieder typisch koei-tecmo.

vor 4 Jahren