Fairy Tail - Test, Rollenspiel, PlayStation4, PC, Switch
Die unter der Aufsicht von Originalautor Hiro Mashima adaptierte Story beginnt mit dem S-Klasse-Examen (Tenrou Island Arc) und damit vergleichsweise spät. Zu den Ereignisse davor gibt es für Nicht-Kenner der Manga- bzw. Anime-Vorlage lediglich kurze textliche Zusammenfassungen. Nichtsdestotrotz sind Einstiegspunkt und Erzählweise auch für Neueinsteiger gut gewählt, da der Showdown zum Auftakt primär als Tutorial fungiert und man anschließend nach siebenjähriger Abwesenheit in vielerlei Hinsicht ganz von vorn beginnen muss.
Von Auftrag zu Auftrag
Außerdem kann man unterwegs kleine Bringdienste für Passanten erfüllen oder hin und wieder Zeit mit Kameraden verbringen, um Freundschaften zu festigen und damit einhergehende Kampfboni zu erhalten. Zu Auseinandersetzungen kommt es, wenn es die Handlung es vorsieht oder wenn es in den frei erkundbaren, aber eher kompakten Schauplätzen zu Berührungen mit umherziehenden Gegnern kommt. Geht der Berührung ein Initialangriff voraus, startet man mit einem Geschwindigkeitsvorteil in den anschließenden Kampf.
Die Kämpfe laufen rundenbasiert ab, bieten aber leider keine Zugfolgenleiste für taktische Planungen. Stattdessen kann man sich immer nur den als nächstes an die Reihe kommenden Akteur anzeigen lassen. Dafür helfen Wutindiaktoren beim Abstimmen von Schutzmaßnahmen und Gegenangriffen. Ist ein Gruppenmitglied am Zug, kann es einen schwachen Waffenangriff ausführen, sich verteidigen, einen Gegenstand benutzen oder Magie wirken. Letzteres ist in Fairy Tail quasi die primäre Angriffsvariante, da alle Charaktere über magische Fähigkeiten verfügen.
Zug um Zug
Darüber hinaus sammelt man mit jedem Angriff Spezialenergie, die sich bei vollem Pegelstand für verheerende Kombos, so genannte Magie-Ketten, verbraten lässt. Dabei können alle aktiven Kampfteilnehmer per Knopfdruck Angriffe aneinanderreihen und im besten Fall mit einem vernichtenden Finisher, bei dem selbst der Gildenmeister mit auf den Plan treten kann, abschließen. Die Inszenierung der Angriffe ist oft spektakulär, lässt sich aber, wenn man sich sattgesehen hat, leider nicht in jedem Fall abbrechen - vor allem Lucys Urano-Metria-Angriff erfordert Geduld. Dafür lassen sich die Kämpfe bei Bedarf automatisieren. Gastcharaktere kämpfen sogar generell automatisch.
Außerdem können am Kampf beteiligte Charaktere Folgeangriffe leisten, Rüstungen brechen, Konter initiieren oder vorübergehend erweckt werden, um Gegenangriffe abzuschwächen und sonst verborgene Kampffähigkeiten nutzen zu können. Fluchtversuche sind in der Regel ebenfalls möglich. Und wenn sich Hindernisse in der Nähe des Kampforts befinden, können die durch besonders heftige Attacken sogar zerstört werden, um nach Kampfende neue Wege oder Bereiche erreichen zu können.
Schön ist auch, dass gerade nicht aktive Mitstreiter trotzdem Erfahrungspunkte verdienen; wenn auch nicht die volle Menge. Durch entsprechende Baumaßnahmen im Stützpunkt lässt sich der Abschlag aber immer weiter reduzieren. Des Weiteren können Boni auf Lebenspunkte, Questbelohnungen oder Lagerfunde aktiviert und gesteigert werden. Auch ein hauseigener Laden, eine Bar sowie ein Labor zur Herstellung und Zerlegung von Ausrüstung können stufenweise ausgebaut werden. Passende Rohstoffe können als Questbelohnung, Beute von Gegnern oder von lokalen Rohstoffquellen ergattert werden.
Ausbaubares Hauptquartier
Nebenbei füllen sich praktische Datenbanken, Enzyklopädien und Galerien, während man per Kartenfunktion sicher Ziele ansteuert und per Schnellreisesystem Wege abkürzt. Speichern kann man abseits von Kämpfen und Dialogen eigentlich überall, während an bestimmten Stellen auch automatisch gespeichert wird. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich ebenfalls jederzeit in drei Stufen anpassen. Was sich nicht anpassen lässt, ist hingegen die Schriftgröße, die im Handheld-Modus der Switch teils recht klein ausfällt. Touch-Unterstützung gibt’s auf der Nintendo-Konsole leider auch keine.
Mangelnder Feinschliff
Fazit
Fairy Tail ist ein kurzweiliges Anime-Rollenspiel zu Hiro Mashimas gleichnamiger Manga-Serie, das trotz des vergleichsweise späten Einstiegs im elften Story-Arc auch Neulinge routiniert mit auf eine herrlich verrückte Odyssee im Stil von One Piece, Naruto und Co. nimmt. Freut euch auf allerlei schräge Charaktere, stylische Rundenkämpfe sowie eine motivierende Charakter- und Beziehungspflege mit positiven Bonuseffekten. Der Wiederaufbau der eigenen Gilde nach siebenjähriger Abwesenheit hält ebenfalls bei Laune, auch wenn die Möglichkeiten eher linear und überschaubar sind. Außerdem hätten Inszenierung und Technik ausgefeilter, die Plattformanpassung ausgereifter und die Lokalisierung aufwändiger sein können. Wem japanische Sprachausgabe sowie englische oder französische Untertitel reichen, sollte sich davon aber nicht abhalten lassen. Mich hat die westliche Spielepremiere der Fairy-Tail-Gang unterm Strich jedenfalls gut unterhalten.
Pro
- illustre Charakterriege
- stylische Rundenkämpfe
- ausbaubarer Stützpunkt
- motivierende Charakter- und Beziehungspflege
- lohnende Rohstoff- und Medaillenhatz
- praktische Wutindikatoren und Schnellreisepunkte
- hilfreiche Kartenfunktion und Nachschlagewerke
- automatisierbare Kämpfe
Kontra
- durchwachsene Storyinszenierung
- grobschlächtige Cel-Shading-Grafik
- keine Zugfolgenleiste im Kampf
- keine deutsche Lokalisierung
- keine durchgehende Vertonung
- ausschließlich japanische Tonspur
- mitunter sehr kleine Schrift im Handheld-Modus (Switch)
- keine Touch-Unterstützung (Switch)
- limitierte Maussteuerung (PC)
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.