Duke Nukem 3D - Test, Shooter, 360, PS_Vita, XboxOne, iPad, PlayStation4, PC, Android, iPhone, PlayStation3, Switch

Duke Nukem 3D
30.07.2020, Michael Krosta

Test: Duke Nukem 3D

Hail to the King, Baby!

Wer hätte das gedacht? In diesem Monat könnte der Wunschtest-Gewinner fast schon als PUR-Klassiker durchgehen, denn in der Abstimmung hat sich wider Erwarten ein alter Bekannter aus den Neunzigern gegen die Konkurrenz durchgesetzt: Duke Nukem 3D! Wir sind dem Wunsch gefolgt und haben einen ausführlichen Blick auf die 20th Anniversary Edition World Tour geworfen, die ursprünglich schon 2017 veröffentlicht wurde, aber erst seit Juni für Switch erhältlich ist.

Der Duke hat es wahrlich nicht leicht: Jahrelang fristete er in Deutschland ein geächtetes Dasein auf dem Index - erst 2016 wurde er davon erlöst. Und dann gab es ja noch die schier unendliche und peinliche Geschichte rund um Duke Nukem Forever: Nach vielen Unkenrufen und Running-Gags wurde der Oldschool-Shooter zwar schließlich doch noch fertiggestellt, war aber schlichtweg zu spät dran, um noch begeistern zu können.

Ein hartes Los

Heute sieht es nicht viel besser aus: Die muskelbepackten Macho-Helden mit coolen Sprüchen auf den Lippen haben weitestgehend ausgedient. Gleichzeitig wirkt hier dargestellte Frauenbild mit tanzenden Pixel-Stripperinnen, schlüpfrigem Humor und infantilen Aktionen in Zeiten von #MeToo & Co. bestenfalls diskussionswürdig – vor allem dann, wenn man die Damen für Zusatz-Herausforderungen abknallen muss oder ihnen ein paar Scheinchen zustecken kann, um noch mehr nackte Haut zu sehen. Damit ist der Duke bei seinem 20-jährigen Jubiläum nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich ein Kind der Neunziger, das eigentlich nicht so recht in die heutige Zeit passen will.

Manche Gegner stört man bei wichtigen und großen Geschäften.
Was aber nichts daran ändert, dass es sich bei Duke Nukem 3D um einen unbestreitbaren Klassiker handelt, der seinen Fußabdruck nicht nur in zahlreichen Alien-Hintern, sondern auch innerhalb der Shooter-Historie hinterlassen hat. Abseits des Kult-Charakters mit seinen cool-dämlichen Sprüchen und dem derben Humor samt Splatter-Effekten erkennt man auch heute noch die Qualitäten, die das Spiel damals ausgezeichnet haben: Vor allem das clevere Leveldesign mit seinen verwinkelten Karten, den zahlreichen Geheimnissen, alternativen Wegen und einer teilweise zerstörbaren Umgebung ist immer noch einen Blick wert. Nicht zu vergessen das hohe Maß an Interaktionsmöglichkeiten, das über das simple Drücken von Schaltern hinausgeht und z.B. auch eine Pinkelpause auf der Toilette oder eine Partie Billard erlaubt. Weniger kreativ erscheinen dagegen die farblich kodierten, gut versteckten Schlüsselkarten, mit denen man sich schon seit Wolfenstein 3D, Doom & Co. Zugang zu neuen Bereichen verschafft hat.     

Einfach Kult

Trotz vereinzelter Hüpfeinlagen steht freilich die reine Baller-Action im Mittelpunkt: Zur anfänglichen Pistole gesellen sich mit der Zeit Shotgun, Mini-Gun und Panzerfaust. Unkonventioneller geht es mit dem Schrumpf- und Gefrierstrahl sowie dem Einäscherer zur Sache.  Darüber hinaus finden sich hilfreiche Gadgets wie Rohrbomben oder frei platzierbare Laser-Minen im Arsenal. Als nützlich erweist sich zudem Ausrüstung wie ein tragbares Heilpaket, der Holo-Duke für Ablenkungsmanöver, ein Nachsichtgerät für mehr Durchblick, das Einwerfen von Steroiden oder eine Sauerstoffflasche für ausgedehnte Tauchgänge.

Come Get Some

"Los, mach disch naggisch!" - Was wäre der Duke ohne seine 'Babes'?
Die ausgiebige Erkundung belohnt nicht nur mit Geheimverstecken, sondern stockt den oft recht knapp bemessenen Munitionsvorrat oder die Lebensenergie auf, die sich in bester Oldschool-Manier nicht automatisch regeneriert. Gehen einem die Kugeln aus, kann man der Alien-Brut zwar immer noch einen gehörigen Arschtritt verpassen, zieht aber spätestens im Duell mit besser ausgerüsteten Gegnern wie den „schweinischen Cops“ oder Schlägertrupps den Kürzeren. Schon auf dem zweiten der vier Schwierigkeitsgrade kann es durchaus knackig zugehen – vor allem, wenn Feinde aus dem Nichts erscheinen und man sich nicht mit genügend Waffen sowie Munition eingedeckt hat. Die Zwischen- und Endbosse sind dann nochmal ein anderes Kaliber und sorgen für die eine oder andere Schweißperle auf der Stirn.

Potenzielle Sorgenfalten und Frust fallen hier allerdings längst nicht so groß aus wie beim Original, denn neben der altbewährten Speicherfunktion besitzt die Anniversary Edition ein modernes Feature, das sich nicht nur in vielen Rennspielen, sondern auch bei den Classic-Konsolen großer Beliebtheit erfreut: Nach dem Ableben darf man seinen bisherigen Level-Durchlauf komplett zurückspulen und an jeder beliebigen Stelle wieder ins Spiel einsteigen - und das so oft, wie man es will oder braucht!

Zurück in die Zukunft

Dazu gesellen sich weitere Neuerungen – allen voran eine komplett neue Episode, die von den beiden Original-Designern Allen Blum III und Richard Gray stammt. Sie führt den Duke auf besagte Welt-Tournee, bei der er u.a. London, Rom, Moskau und sogar die Pyramiden von Gizeh besucht, um ordentlich aufzuräumen. Leider fehlt den neuen Leveln ein wenig der inhaltliche Zusammenhang, was den anderen vier Episoden besser gelingt. Dort kämpft man sich u.a. durch Strip-Clubs in Downtown L.A., reist auf eine Mondbasis, macht eine Disneyland-Parodie unsicher und landet in der Area 51. Und warum das alles? Weil Aliens mit ihrem Angriff auf die Erde unbedingt einen Strich durch die Urlaubspläne des Dukes machen mussten und dabei nicht nur das LAPD in einen Schweinestall verwandelt, sondern es auch noch auf die geliebten Babes abgesehen haben. Viel mehr muss man von der Hintergrundgeschichte nicht wissen oder erwarten.  

Tot? Kein Problem: Dank einer neuen Anti-Frust-Funktion lässt sich die Zeit an einen beliebigen Punkt im Level zurückspulen.
Nicht nur Duke-Sprecher Jon St. John kehrte für neue Sprachaufnahmen zurück, sondern auch Komponist Lee Jackson steuerte zusätzliche Musik zum rocklastigen Soundtrack bei. Nicht enthalten sind leider die drei zusätzlichen Episoden, die man damals in der Kill-A-Ton Collection und Megaton Edition erhalten hat. Das mag zwar dem Rechte-Hickhack geschuldet sein, aber es ist dennoch bedauerlich, dass man zum Jubiläum nicht das komplette Inhalts-Paket bekommt.

Dank zuschaltbarer Entwickler-Kommentare plaudern immerhin noch einige der Original-Designer aus dem Nähkästchen und haben unterhaltsame Anekdoten parat. Allerdings fällt auf, dass man zu Beginn gefühlt alle paar Meter und damit fast schon inflationär über mögliche Kommentare stolpert, in späteren Abschnitten aber nur noch sporadisch mit diesen Zusatz-Infos versorgt wird.  

Zahlreiche Anekdoten

In den Entwickler-Kommantaren plaudert das Team aus dem Nähkästchen.
Zudem ballert man sich hier jetzt im modernen Breitbild-Format durch die Gegend, darf Komfortfunktionen wie eine individuelle Knopfbelegung nutzen und erhält die Möglichkeit, zwischen der Original-Grafik und einer echten 3D-Darstellung samt neuer Beleuchtung umzuschalten, die vielleicht einen Tick zu farbenfroh ausfällt. Der Oldschool-Pixel-Look bleibt zusammen mit den vielen 2D-Objekten selbstverständlich weiter erhalten und viel Modernisierung sollte man durch den zusätzlichen Grafikmodus nicht erwarten. Gerade in dieser Hinsicht ist es überraschend, dass auf Switch die angenehm hohe Bildrate von 60fps im Rahmen des echten 3D-Modus nicht durchgehend gehalten werden kann. Stattdessen kommt es hin und wieder zu spürbaren Slowdowns, die sich auch negativ auf Steuerung und Spielgefühl auswirken. Apropos Steuerung: Wie so oft bei Switch-Umsetzung bekommt man auch hier die Option, per Bewegungssteuerung zu zielen und sogar zu treten. Die klassische Variante mit Analogsticks dürfte für die meisten Spieler dennoch die bessere und präzisere Wahl sein.

Neben der Kampagne, die man wahlweise sogar im Koop bestreiten darf, findet sich auch ein Mehrspielermodus für bis zu acht Teilnehmer. Zusätzlich zu  Online-Partien darf man auch lokal wahlweise per LAN oder via Adhoc-Verbindung loslegen; Action am geteilten Bildschirm gibt es dagegen nicht. Alternativ stürzt man sich im Dukematch gegen bis zu sieben Bots ins die Gefechte, deren Schwierigkeitsgrad aber leider nicht festgelegt werden kann.

Koop und Versus-Gefechte

Fazit

Hach ja: Beim Spielen von Duke Nukem 3D - 20th Anniversary World Tour wurden so einige Erinnerungen an das damals noch aufstrebende Shooter-Genre und LAN-Partys zu meiner frühen PC-Zeit wach. Selbst heute bin ich noch angetan von dem durchdachten Leveldesign und der bewährten Oldschool-Action, obwohl (oder weil) die Pixel-Grafik selbst in der modernisierten Variante einer Zeitreise gleicht. Dass es in manchen Passagen trotzdem zu starken Einbrüchen der Bildrate kommt, ist daher nur schwer zu akzeptieren oder nachzuvollziehen, selbst wenn ein Großteil der Action butterweich über den Bildschirm flutscht - und das sowohl mobil als auch im TV-Betrieb. Die neue Episode ist zwar eine nette Ergänzung und führt den Duke rund um den Globus, wirkt aber ein bisschen wie ein zusammenhangsloser Fremdkörper. Zudem hätte ich gerne, vielleicht sogar lieber die Inhalte aus Kill-A-Ton Collection und Megaton Edition in diesem Jubiläums-Auftritt gesehen. Immerhin liefern die Entwickler-Kommentare nicht immer, aber zumindest ab und zu ein paar interessante Anekdoten sowie Insider-Infos. Dank der neuen Rückspulfunktion hält sich möglicher Frust angesichts des durchaus knackigen Schwierigkeitsgrades in Grenzen. Wer auf der Suche nach einem unterhaltsamen Oldschool-Shooter ist, der heutzutage sowohl inhaltlich als auch technisch aus der Zeit gefallen scheint, kann mit Duke Nukem 3D - 20th Anniversary World Tour auf Switch ein Stück Videospielgeschichte erleben.

Pro

  • kultiger Hauptcharakter mit vielen dummen Sprüchen
  • klasse Leveldesign mit vielen Geheimnissen
  • (infantiler) Humor und Persiflagen
  • Nerven schonende Rückspulfunktion
  • mitunter abgedrehtes Equipment (Schrumpfkanone)
  • zusätzliches Story-Kapitel
  • optionale Entwicklerkommentare
  • zwei Grafikmodi
  • überwiegend saubere Darstellung mit hohen Bildraten
  • Mehrspieler-Modi für bis zu acht Spieler
  • LAN- und Adhoc-Unterstützung
  • optionale Bewegungssteuerung
  • Umgebung teilweise zerstörbar

Kontra

  • vereinzelt spürbare Bildraten-Einbrüche
  • Inhalte aus anderen Editionen fehlen
  • neues Kapitel relativ zusammenhangslos
  • eher rudimentäre Gegner-KI
  • Story nicht der Rede wert
  • keine Splitscreen-Option beim Multiplayer
  • Modernisierung hält sich in Grenzen
  • schwankende Qualität und Frequenz bei Entwicklerkommentaren

Wertung

Switch

Zwar bekommt man nicht das ultimative Komplett-Paket oder eine technische perfekte Umsetzung, doch Duke Nukem 3D bleibt immer noch ein unterhaltsamer Oldschool-Shooter.

Echtgeldtransaktionen

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Kommentare
Assar Bubbla

Schon seltsam....haben Entwickler generell Schwierigkeiten mit der Switch-Hardware? Ich meine, so eine alte Gurke sollte auf jedem System flüssig laufen. Aber auch bei aktuellem wie z.b. Allstar Fruit Racing schneidet die Switch am schlechtesten ab. Dabei gab es doch schon genug Switchspiele, die gut aussahen und auch gut liefen.
Du meinst die alte Gurke Switch Ich bin echt gespannt wenn die neue Konsolengeneration auf dem Markt ist. Portierungen für die Switch sehe ich da eigentlich nicht. (Aber das ist ein anderes Thema )

vor 4 Jahren
Civarello

Dir muss dir aber schon klar sein, dass du dir da künstlich ein eigenes Problem bastelst, ne?
Natürlich ist das nur mein eigenes Problem. Andere sind wahrscheinlich froh dass es die vertikale Achse überhaupt gibt. Aber künstlich ? Hmm....... wäre die Switch-Version meine einzige Chance mal wieder DN3D zu spielen würde mich das nicht vom Kauf abhalten. Da ich aber ZIG andere Versionen zur Verfügung habe kann ich natürlich leicht verzichten.

Mir gefällt die Steuerung eben überhaupt nicht.......die PS4-Version habe ich eben deshalb nie wirklich gespielt. Ich find nicht dass das ein "künstlicher" Grund ist.

vor 4 Jahren
LouisLoiselle

Schon seltsam....haben Entwickler generell Schwierigkeiten mit der Switch-Hardware? Ich meine, so eine alte Gurke sollte auf jedem System flüssig laufen. Aber auch bei aktuellem wie z.b. Allstar Fruit Racing schneidet die Switch am schlechtesten ab. Dabei gab es doch schon genug Switchspiele, die gut aussahen und auch gut liefen.

vor 4 Jahren
TheoFleury

Trotzdem fand ich die Vorstellung eines neuen Duke Nukem, in all seiner Provokation, schlicht und ergreifend interessant in der heutigen Zeit
Eine der großen Mißverständnisse und mit ein Grund, warum DNF so vergeigt wurde ... der Duke war NIEMALS provokant. Der Duke war nichts weiter als eine überspitze Version des typischen Hollywood-Action-Helden a la Schwarzenegger, Stallone und Co. Inklusive cooler Oneliner. Das einzige, was in DN3D provokant war, waren die Pigs in Polizisten-Uniform, die Bullenschweine. Und selbst das ist bei den Leuten, die damals Shooter gezockt haben, kaum angekommen.

"Provokant" wurde er nur in der verklärenden und verfälschenden Nostalgie einiger Fans. Deswegen waren die *hachhuch* angeblich so voll provokanten Gags in DNF auch nichts weiter als pubertierender Kinderkram. Hihihi, dem Duke wird einer geblasen! Hihihi, der Duke kann mit Scheisse werfen! Hihihi, man kann Schwänze an die Wand malen! Ein Spiel für kleine Kinder, die mal "erwachsen" tun wollen.

*schnarch*
Stimmt irgendwie auch wieder. Hab ich mit einer zu verklärten , rosa-roten Brille gesehen, zu sehr die Duke Games mit dem 80er Actionkino verglichen.

vor 4 Jahren
Kajetan

Trotzdem fand ich die Vorstellung eines neuen Duke Nukem, in all seiner Provokation, schlicht und ergreifend interessant in der heutigen Zeit
Eine der großen Mißverständnisse und mit ein Grund, warum DNF so vergeigt wurde ... der Duke war NIEMALS provokant. Der Duke war nichts weiter als eine überspitze Version des typischen Hollywood-Action-Helden a la Schwarzenegger, Stallone und Co. Inklusive cooler Oneliner. Das einzige, was in DN3D provokant war, waren die Pigs in Polizisten-Uniform, die Bullenschweine. Und selbst das ist bei den Leuten, die damals Shooter gezockt haben, kaum angekommen.

"Provokant" wurde er nur in der verklärenden und verfälschenden Nostalgie einiger Fans. Deswegen waren die *hachhuch* angeblich so voll provokanten Gags in DNF auch nichts weiter als pubertierender Kinderkram. Hihihi, dem Duke wird einer geblasen! Hihihi, der Duke kann mit Scheisse werfen! Hihihi, man kann Schwänze an die Wand malen! Ein Spiel für kleine Kinder, die mal "erwachsen" tun wollen.

*schnarch*

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren