Horizon Zero Dawn - Test, Action-Adventure, PlayStationVR, PC, PlayStation4

Horizon Zero Dawn
06.08.2020, Marcel Kleffmann

Test: Horizon Zero Dawn

Maschinenwesen mit Grafikhunger

Mit Horizon Zero Dawn (ab 17,89€ bei kaufen) feiert am 07. August ein vormals PlayStation-4-exklusives Spiel seinen Einstand auf dem PC. Das mehr als drei Jahre alte Open-World-Abenteuer von Sonys First-Party-Studio Guerrilla Games konnte bei seiner Veröffentlichung auf der Konsole überzeugen, aber gelingt das auch der PC-Umsetzung? Wir haben uns Grafik, Performance, Steuerung und Co. im Test genauer angeschaut.

Dreieinhalb Jahre nach der Veröffentlichung auf der PlayStation 4 feiert Horizon Zero Dawn als Complete Edition seine Premiere auf dem PC. Auf der Sony-Konsole sorgte das Action-Adventure mit seiner apokalyptischen Steinzeit und Frontfrau Aloy für Aufsehen. Jörg schrieb u.a. in seinem Test, dass er es nicht erwartet hätte, dass das Entwickler-Studio Guerrilla Games hinsichtlich der Story, der Regie sowie des Quest- und Weltdesigns teilweise ein Niveau erreicht, das an The Witcher 3 erinnert. In diesem Test soll aber hauptsächlich auf die technische Umsetzung des Action-Abenteuers von PS4 auf PC eingegangen werden, also auf Grafik, Audio, Steuerung und Performance, schließlich sind Spielablauf und Spielinhalte identisch. Eine ausführliche Besprechung des Spieldesigns, der Kämpfe und der offenen Welt, die Steinzeit und Hightech vermischt, findet ihr im Test der PS4-Version (zum Test; 4P-Wertung: 86%), wobei auch einige Macken wie die schwache Computerintelligenz ihren Weg in die PC-Fassung gefunden haben.

Aloy und die Maschinenwesen auf PC

Die Complete Edition umfasst neben dem Hauptspiel auch die Erweiterung The Frozen Wilds (zum Test; 4P-Wertung: sehr gut) sowie sämtliche Inhaltsupdates, mit denen mehrere Schwierigkeitsgrade (Story und Ultra-Schwer) sowie ein New-Game-Plus-Modus ins Spiel kamen. Darüber hinaus gibt es mehrere Boni mit Outfits und Waffenpakete.  

Aloy macht auch auf dem PC eine sehr gute Figur. Texturqualität, Lichteffekte und Sichtweite haben im Vergleich zur PS4-Version deutlich zugelegt.

Die PC-Umsetzung entstand hauptsächlich bei Virtuos. Das große Studio war u.a. für die Umsetzungen von Spyro: Reignited Trilogy, Assassin's Creed Liberation Remastered sowie XCOM 2, BioShock und The Outer Worlds für Switch verantwortlich. Getestet wurde die Version mit dem "Day-One-Patch", der noch vor dem offiziellen Release ausgeliefert wurde.

Nach Death Stranding zeigt die Decima Engine in Horizon Zero Dawn auf dem PC erneut ihre Stärken. Das Spiel zaubert eine sehr schicke, stellenweise malerische Kulisse auf die Bildschirme, bei relativ hohen Anforderungen an die Grafikkarte. Es ist zwar nicht "so schlimm" wie bei der PC-Version von Red Dead Redemption 2, aber dass es mit der grundlegenden Engine besser gehen müsste, zeigte jüngst die PC-Adaption von Death Stranding. Zumal Horizon Zero Dawn keine Upscaling-Technologien wie AMD FidelityFX Contrast Adaptive Sharpening (nutzbar auf allen Grafikkarten) oder DLSS 2.0 von Nvidia (nur RTX-Grafikkarten) unterstützt, obgleich es sinnvoll gewesen wäre, um den Performance-Hunger zu kaschieren. Laut den Kollegen von Computerbase und PC Games Hardware stellt das Spiel recht hohe Anforderungen an den Grafikprozessor und vor allem neuere GPU-Architekturen (AMD: RDNA; Nvidia: Turing) würden mit dem Spiel besser als ältere Chipsätze (AMD: GCN; Nvidia: Pascal) zurechtkommen.

Grafikpracht und Grafikhunger

Sony Interactive Entertainment sammelt gerne viele oder sehr viele Daten. Die PC-Version kann auch offline (Steam) gespielt werden.


Optische Verbesserungen und Macken

Die PC-Version punktet im Konsolen-Vergleich mit aufwändigerer Beleuchtung, schickeren Reflexionen (kein RTX), komplexerer Laubdarstellung und höherer Sichtweite, was vor allem der offenen Spielwelt zugutekommt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auch die Nahaufnahmen von Gesichtern und die Animationen sehen richtig gut aus, obgleich hier nicht das Niveau von Death Stranding erreicht wird, da die kleinen Details im Gesicht (Augen- und Lippenbewegungen) im Spiel von Kojima Productions klar besser sind. Zugleich fielen im Testlauf einige seltsam holprige Bewegungsanimationen einer Begleitperson, abrupte Lichtstimmungswechsel und Clipping-Fehler bei Haaren/Bärten/Kleidungsstücken auf - allesamt verschmerzbar, aber auffällig.

Des Weiteren waren einige kurze Nachlade-Ruckler trotz Installation auf einer SSD bemerkbar, sowohl bei Zwischensequenzen und Kameraveränderungen als auch bei der Bewegung durch die Welt oder bei Quests-Updates. Dieses Problem haben die Entwickler laut Mitteilung von Sony auf dem Schirm und soll mit zukünftigen Updates angegangen werden. Außerdem wurden manche Animationen so gestaltet, dass sie dauerhaft mit 30 fps laufen, auch bei höherer Bildwiederholrate. Dieses Problem soll in Zukunft ebenfalls verringert werden.

(i7-4790K @ 4 GHz, 16 GB RAM, GeForce RTX 2080 Ti mit aktuellem Treiber; 95. Perzentil in Klammern):

  • Niedrige Grafikdetails ("Leistung bevorzugen"): 92 fps im Durchschnitt (CPU: 74; GPU: 109)
  • Normale Grafikdetails ("Original"): 86 fps im Durchschnitt (CPU: 68; GPU: 100) 
  • Hohe Grafikdetails ("Qualität bevorzugen"): 79 fps im Durchschnitt (CPU: 62; GPU: 87) 
  • Ultra Grafikdetails ("Ultimative Qualität"): 73 fps im Durchschnitt (CPU: 58; GPU: 77)


Ergebnisse des HZD-Benchmarks auf dem Testrechner in 1440p

Beim ersten Start muss man sich übrigens in Geduld üben, denn das Spiel muss zunächst die Shader optimieren, was ca. zehn Minuten (trotz SSD) in Anspruch nehmen kann - ähnliches war u.a. bei Call of Duty: Modern Warfare zu beobachten. Die Shader-Optimierung ist immer dann fällig, wenn ein neuer Grafikkartentreiber oder eine neue Grafikkarte zum Einsatz kommen. Danach darf man entscheiden, ob Sony "viele Daten" oder "sehr viele Daten" des Spielers sammeln darf, wobei immerhin aufgelistet wird, welche Daten übermittelt werden. Die Datensammlung kann nicht komplett ausgeschaltet werden.  

Shader-Optimierung und Datensammlung

Entgegen erster Verlautbarungen gibt es doch einen Field-of-View-Slider zur Einstellung des Sichtfeldes (zwischen 70 und 100 Grad).  Das Spiel unterstützt Widescreen- und Ultra-Widescreen-Auflösungen (Seitenverhältnisse: 4:3, 16:9, 21:9 und 32:9; Zwischensequenzen sind aber in 16:9) sowie HDR-Rendering, sofern man diese Option in Windows 10 aktiviert hat. Außerdem kann eine dynamische Veränderung der Auflösung zur Stabilisierung der Bildwiederholrate angeschaltet werden. Die Render-Skalierung lässt sich festlegen, aber nur abwärts. Die Bildwiederholrate kann begrenzt oder auf unendlich gestellt werden.

Optionen, Auflösungen und Co.

Die sonstigen Grafik-Einstellungen wie Texturqualität und Co. sind in Ordnung, könnten aber Feingliederiger sein - zumindest die Beschreibung der Effekte ist brauchbar. Beim Anti-Aliasing mit FXAA gibt es derzeit noch Funktionsprobleme, was den Entwicklern aber bekannt ist. Zudem kann ein Benchmark gestartet werden, der ungewöhnlicherweise einen langen Kameraflug durch die Stadt Meridian, die größte Stadt in Horizon Zero Dawn, zeigt und nicht die eigentlich hübsche offene Spielwelt.

Die Nahaufnahmen können sich sehen lassen, obgleich die Animationen und Details bei Death Stranding noch eine Spur besser sind.


Steuerung mit Maus & Tastatur oder Controller 

Gesteuert werden kann Horizon Zero Dawn auf dem PC mit Maus und Tastatur oder Controller. Beide Varianten funktionieren ordentlich und das Zielen mit der Maus ging problemlos von der Hand - wobei natürlich die allgemeine Geschmeidigkeit des Spielablaufs und Reaktivität von den höheren Bildwiederholraten profitiert. Das Zielen sowie das Verlegen von Fallen gefallen mir persönlich mit der Maus besser als mit dem Analog-Stick auf dem Controller, da es sich präziser und zugleich schneller anfühlt.  

X- und Y-Achse bei Maus und Controller lassen sich invertieren und auch die Genauigkeit (aber nicht die Beschleunigung) können angepasst werden. Die Tastenbelegung für Maus und Tastatur sowie Controller lässt sich individuell verändern. Das HUD (Bildschirm-Interface) lässt sich deaktivieren, ebenso wie die geführte Quest-Navigation, die sich "Brotkrümelnavigation" nennt, wenn man in der Spielwelt nicht so sehr an die Hand genommen werden möchte. Die Soundoptionen beschränken sich auf das Nötigste. Weiterführende Zugänglichskeitoptionen (Einstellungen für Farbblindheit, Größe/Farbe der Untertitel etc.) fehlen.

Fazit

Die Horizon Zero Dawn: Complete Edition macht auf dem PC eine richtig gute Figur. Das ehemals PS4-exklusive Spiel punktet mit einer stellenweise bildschönen offenen Welt mit kreativen Maschinenwesen und starker Inszenierung. Wie schon bei Death Stranding sieht die PC-Fassung eine Spur besser als auf Konsole aus und lässt sich dank höherer Bildwiederholrate reaktiver/flüssiger steuern. Abgesehen von kleineren Grafik-Macken (Clipping, seltene Nachladeruckler) fallen aber die recht hohen Anforderungen an die Grafikkarte auf, die aber unter dem Grafikhunger von Red Dead Redemption 2 bleiben. Eine bessere Optimierung und einige Extras wären aber nicht verkehrt gewesen. Jetzt bleibt es abzuwarten, ob Sony noch weitere PlayStation-exklusive Spiele wie The Last of Us, Marvel's Spider-Man, God of War oder Ghost of Tsushima auf den PC bringen wird, um ein neues Publikum zu erreichen - oder ob die Horizon Zero Dawn: Complete Edition ein einmaliger, aber überaus gelungener Testballon bleibt.

Pro

  • (PC) hübschere Spielwelt und Grafik
  • (PC) besseres Spielgefühl durch höhere Bildwiederholrate
  • (PC) Erweiterung The Frozen Wilds ist enthalten
  • (PC) weitreichend anpassbare Steuerung
  • stimmungsvoller Einstieg lässt sich Zeit
  • interessante Welt mischt Steinzeit & Hightech
  • Regie lässt sich Zeit für Aloys Kindheit
  • herausragende Kulisse und technische Brillanz
  • ausgezeichnet designte Maschinenwesen
  • enorme landschaftliche Vielfalt, tolle Wettereffekte
  • abwechslungsreiches Jagd- & Kampfsystem
  • kreative Waffenfunktionen wie Seile, Zersprengung
  • Trefferzonen mit unterschiedlichen Auswirkungen
  • interessante Geschichte mit Wendungen
  • viel abseits der Hauptquest zu entdecken
  • einige interessante detektivische Quests
  • Dungeon-ähnliche Brutstätten mit Bosskämpfen
  • gut geschriebene Dialoge mit Entscheidungen
  • einige Entscheidungen mit Konsequenzen
  • reichhaltiges Fallen- und Bomben-Repertoire
  • Waffen und Rüstungen modifizieren
  • auf Maschinenwesen reiten, sie übernehmen
  • angenehmes Rollenspielflair
  • natürliche Reaktionen von Bewohnern
  • anspruchsvollere Jäger-Missionen
  • Benutzeroberfläche komplett anpassbar
  • informative Statistiken und Bestiarium
  • gute Tutorials, Videos zeigen Spielmechaniken
  • gutes Speicher- und Schnellreisesystem
  • sehr gute deutsche Lokalisierung
  • sechs Schwierigkeitsgrade
  • New-Game-Plus-Modus

Kontra

  • (PC) recht hohe Anforderungen an die Grafikkarte
  • (PC) kleinere Technikmacken: Clipping und Co.
  • (PC) etwaige Nachladeruckler
  • (PC) ausbaubare Grafik
  • und Audiooptionen
  • (PC) kaum Zugänglichkeitsoptionen
  • Spiel ist auf "normal" deutlich zu leicht
  • sehr schwache KI in Banditenlagern
  • Fähigkeitenbaum nicht komplex genug
  • keine Zielfixierung von Gegnern möglich
  • Klettern ohne Absturzgefahr oder Ausdauerverlust
  • zu viel Beute entwertet Sammler-Entwicklung
  • kein Tauchen in die Tiefe
  • Gesichter ähneln sich, wirken zu sauber
  • Figuren im Bestiarium nicht animiert
  • Schatzkarten sind zu billig zu kaufen
  • kein Einfluss auf Fraktionen; Kisten einfach plündern

Wertung

PC

Die PC-Version des bildgewaltigen Open-World-Abenteuers ist überzeugend umgesetzt worden, auch wenn der Grafikhunger (GPU) etwas hoch ausfällt.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Die PC-Version bietet keine weiteren Mikrotransaktionen oder Ingame-Käufe.
Kommentare
Mazrim_Taim

@ Steffmann45 + Chrisjumper
Habe es auf der PS4 ohne HDR in 1080p (?) gezockt und war begeistert.
Habe es nun auf dem PC und bin einerseits stark geschockt wie schlecht es läuft.
Auf einem meiner beiden PCs mit RX 480 komme ich nicht über die HW erkennung / Optimierung am anfang weiter und beim anderen mit GTX 1080 stürzt es häufig ab.
=> trotz zweier Patches und teilweise drei verschieden Treiber (je Hersteller).
"Lustigerweise" läuft es im Startgebiet extrem schlecht aber je weiter man davon weg kommt je besser wird es.
Mit der GTX 1080 zocke ich in 4K inc. HDR und bin echt davon angefixt.
Dank Gsync kommt man auch mit den 40-50 FPS klar da es ja auch kein schneller Shooter ist.

vor 4 Jahren
CritsJumper


Mir tun aber trotzdem die Spieler*innen bei dem Port leid.
Hab das Spiel an einem OLED Fernseher mit HDR gezockt. War begeistert.
Aber ich meine der PC unterstützt auch HDR, vielleicht hattest du keinen guten teuren HDR-Monitor für PC. Was ich absolut nachvollziehen kann da die Preise dort aktuell relativ hoch sind.

Eventuell einfach den PC an den OLED Fernseher anschießen?!

vor 4 Jahren
CritsJumper

Richfield...

natürlich! Ich hatte den Teil nicht gelesen, war bestimmt ein Sommerloch Test und ein gewagter Schritt in eine neue Richtung von 4p. Voll ins Fett Näpfchen.

Frage mich gerade woher der Begriff kommt. Egal.

@Hiri Bei jedem Port gibt es eine Kosten Nutzen Rechnung. Wenn so viele PC Spieler*innen wie PS4 Day one Käufer*innen den Titel kaufen gibt es auch einen spitzen Port. Andernfalls kann man als PC Nutzer*inn froh sein das man keine Konsole kaufen musste. Also immer mal ruhig mit den jungen Pferden.

Mir tun aber trotzdem die Spieler*innen bei dem Port leid.

vor 4 Jahren
Ka-Efka

Für ein komplettes Bild über den PC Port empfehle ich den Test dazu auf Igor's Lab ebenfalls zu lesen. Danach mag man noch mal in sich gehen sein Geld hierfür auszugeben, oder auch nicht.

vor 4 Jahren
Ultima89

Die hübsche Aufmachung und die ungewöhnlichen, aber stets einfach bezwingbaren Gegner können nicht lange darüber hinwegtäuschen, dass es sich letztlich doch nur um Openwold-Dutzendware handelt. Man läuft von A nach B, von B nach A, von A nach C und so weiter, sammelt, sammelt, sammelt, schaltet den Talentbaum und die Karte der Spielwelt frei, und holt sich jede Menge strunzblöder Dialoge ab.
Du suchst lange, um eine handvoll Open-World-Spiele nennen zu können, die es schematisch anders machen. Nicht, dass ich HZD verteidigen wollte, ich sehe es ja auch so. Aber wie gutes OW funktioniert, ... da fällt mir bisher nur Rockstar ein, der es verstanden hat.
inwiefern hat es rockstar verstanden und alle anderen studios auf diesem planten nicht?
Dass mir nur Rockstar einfällt, heißt nicht, dass es nicht auch andere Studios gibt, die es verstanden haben. Vielleicht sogar auf anderen Planeten, in weit entfernten Galaxien.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren