Battletoads - Test, Prügeln & Kämpfen, PC, XboxOne
Nach einigen Umsetzungen, Nachfolgern und Spin-offs in den Neunzigern holen die Dlala Studios die kantigen Froschlurche also aus ihrer jahrzehntelangen Zwangspause zurück. Die Story mit ihren wirren Wendungen und selbstironischem Wahnsinn habe ich irgendwann einfach gedanklich ausgeblendet, um mich aufs Wesentliche zu konzentrieren: das Kloppen, Hüpfen, Sammeln versteckter Trophäen und natürlich jede Menge alberner Minispiele wie das berüchtigte Ausweichen mit dem Hoverbike.
Teenage Mutant Ninja Toads?
Mal kämpfen Rash, Zitz und Pimple lediglich gegen einen rüden Gangboss, später gegen ihre Langeweile im neuen Job außerhalb ihrer offenbar eingebildeten Realität. Oder so. Im Raumschiff verbünden sie sich mit ihrer alten Erzfeindin, um kurze Zeit später zwischen die Konflikte diverser Aliens zu geraten. Ein Diplomat, der den Zugang zu einer geheimen Stadt kennt, wird dabei auch schon mal in einen lebendigen Schlitten verwandelt – inklusive diverser Tier-Verwandlungen. Oh...kay...
Selbst mit einer Vorliebe für bizarren Humor im Stil von Ren und Stimpy oder Rick and Morty verhungern hier viele der Gags. Während Trover Saves the Universe es schafft, den Spieler auf eine wilde, faszinierende Reise mitzunehmen und Rayman Legends einfach nur unheimlich charmant animiert ist, wirkt die Präsentation von Battletoads einfach nur seltsam. Diese Unausgegorenheit macht sich auch beim Zeichenstil bemerkbar. Aggressive Eisverkäufer-Aliens und Augen-Bossmonster sind eigentlich herrlich bekloppt gezeichnet, doch ihre unterschiedlich dicken Konturen an den Rändern und ruckartigen Animationsphasen machen das bunte Chaos oft einfach nur verwirrend.
Nicht schon wieder...
Die Übersicht leidet auch in den zahlreichen, eher nervigen Minispielen. Ein typisches Beispiel sind ähnlich wie früher die Hoverbikes: Da sich die Kamera trotz räumlicher 2,5D-Ansicht nicht mitbewegt, lassen sich die platten Wände und 2D-Hindernisse nur ungefähr abschätzen. Auch andere Geschicklichkeits-Einlagen wie das Hacken oder die erwähnte Schlittentour sind eher lästig als spaßig.
Bitte kraftvoll zulangen!
Etwas besser wird es im klassischen Vertikal-Shooter oder den esoterisch angehauchten Hüpfabschnitten mit passablen Kisten- und Schalterrätseln inmitten knarrender Seilzüge. Im Zentrum steht aber natürlich wieder das Kloppen im Stile der Turtles, von Final Fight oder Double Dragon. Den Großteil der Zeit verbringt das Trio damit, Warzenschwein-Mutanten, galaktische Pitbulls oder anderen Unsinn auf Beinen zu vermöbeln. Der mit einer fetten Axt ausgestattete Boss Axeley bringt sogar vier Arme mit, zumal man gelegentlich vor seinen fiesen Stampf-Attacken und rollenden Baumstämmen davon hüpft.
Das überschaubare Moveset erweist sich als angenehm einsteigerfreundlich, aber nicht zu simpel: Neben Standard- und Sprungattacken bringt jede der drei Kröten eigene Verrrücktheiten mit. Wird eine der einfachen Kombos passend abgeschlossen, zaubert sich Anführer Zitz einen rot glühenden Bullen herbei. Sunnyboy Rash zieht sich sogar einen gigantischen Spielautomaten aus der Tasche, der mit seiner Röhrenstrahlung effektiver Gegner versengt als jeder 5G-Mast. Dank flotter Dashes wirkt das Tempo trotz eigentlich behäbiger Bewegungen relativ schnell. Perfekt ist die Balance dabei nicht: Der dreifache Hammerschwung von Kraftprotz Pimple etwa erweist sich als ungleich nützlicher, um vom Rande aus mit ganzen Grüppchen klarzukommen. Im Gegenzug sind seine Schläge und Kombos im schnellen Gewusel aber deutlich langsamer. Streets of Rage 4 erwies sich in diesem Bereich als ausgefeilter und besser abgestimmt, zumal es dort deutlich übersichtlicher bleibt. Beim gelungenen Soundtrack nehmen sich beide Spiele nicht viel, wobei es hier deutlich rocklastiger zur Sache geht.
Wahnwitz in 2,5D
Statt mit Waffen zu hantieren, spucken die Battletoads ihre Gegner übrigens lieber mit klebrigem Kaugummi voll, zumal sich die lange Zunge auch zum Heranziehen von Feinden oder dem Wechsel zwischen zwei Ebenen nutzen lässt. Es empfiehlt sich, ab und zu beim Charakter-Wechsel mit einem Kombo-Move in die Menge zu krachen – um danach mit der erschöpftesten Kröte ein paar Energie spendende Fliegen zu futtern.
Action auf der Couch
Glücklicherweise ist der rund drei- bis vierstündige Storymodus um Welten einfacher als seinerzeit auf dem Mega Drive, zumal es drei Schwierigkeitsgrade gibt. Einer davon bewegt sich sogar auf Einsteiger-Niveau, während man sich bei den anderen zwei schon spürbar mehr anstrengen muss. Geht einer der Helden K.O., muss er sich gar nicht so lange erholen, bis man ihn wieder einwechseln darf. Oder man holt sich zwei reale Freunde zur Hilfe, die jederzeit ein- und aussteigen dürfen. Endlich wieder klassischer Couch-Koop, auch auf dem PC! Online klappt das aber leider nicht. Technische Unterschiede zur Xbox One sind uns übrigens nicht aufgefallen, selbst auf der Ur-Konsole von 2013 läuft alles perfekt. Angesichts der nicht all zu anspruchsvollen Kulisse wäre alles andere aber auch seltsam.
Fazit
Rund wirkt die lang erwartete Rückkehr der Turtles-Konkurrenz nicht wirklich. Vor allem die öden, teils fummeligen Minispiele stören immer wieder den Spiefluss der passablen Keilerei. Statt eines Schwierigkeitsgrades aus der Hölle wie in Teil 1 auf dem Mega Drive gibt es Gott sei Dank eine bessere Balance mit einsteigerfreundlicher Steuerung. Ausgeflippte Gegner gehören natürlich dazu, in den überdrehten Cartoon-Sequenzen hätten die Entwickler den Wahnsinns-Faktor aber eine ganze Ecke herunter drehen sollen, damit Neulingen im ohnehin unübersichtlichen Gewusel nicht der Kopf platzt. Wer damit klar kommt, erhält aber immerhin ein Koop-Gemetzel alter Schule für ein paar lustige Stunden – auf Wunsch auch kooperativ mit zwei Freunden auf der Couch.
Pro
- abgedrehter Zeichenstil...
- einsteigerfreundliches, sinnvolles Moveset
- herrlich verrrückte Kombos und Spezialattacken
- fetziger Soundtrack
- lokal unkomplizierter Ein- und Ausstieg zu dritt
Kontra
- ...unterschiedlich dicke Outlines verwirren aber das Auge
- wirre, ziellose Story
- bizarrer Humor leidet unter vielen Rohrkrepierern
- meist nervige Minispiele
- Übersicht leidet vor allem auf den Hoverbikes
- kein Online-Multiplayer
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt keine Käufe.
- Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.