Battletoads - Test, Prügeln & Kämpfen, PC, XboxOne

Battletoads
21.08.2020, Jan Wöbbeking

Test: Battletoads

Rückkehr der Kampfkröten

Die Aushilfs-Kröten sind zurück: Die Battletoads (ab 69,98€ bei vorbestellen) sollten es 1991 auf dem NES mit den extrem beliebten Teenage Mutant Ninja Turtles aufnehmen. Mega-Drive-Veteranen haben heute noch fiese Flashbacks vom happigen Schwierigkeitsgrad ihrer Fassung. Im Test überprüfen wir, wie sich das neue Beat-‘em-up der Kampfkröten schlägt, welches exklusiv für PC und Xbox One erhältlich ist.

Nach einigen Umsetzungen, Nachfolgern und Spin-offs in den Neunzigern holen die Dlala Studios die kantigen Froschlurche also aus ihrer jahrzehntelangen Zwangspause zurück. Die Story mit ihren wirren Wendungen und selbstironischem Wahnsinn habe ich irgendwann einfach gedanklich ausgeblendet, um mich aufs Wesentliche zu konzentrieren: das Kloppen, Hüpfen, Sammeln versteckter Trophäen und natürlich jede Menge alberner Minispiele wie das berüchtigte Ausweichen mit dem Hoverbike.

Teenage Mutant Ninja Toads?

Mal kämpfen Rash, Zitz und Pimple lediglich gegen einen rüden Gangboss, später gegen ihre Langeweile im neuen Job außerhalb ihrer offenbar eingebildeten Realität. Oder so. Im Raumschiff verbünden sie sich mit ihrer alten Erzfeindin, um kurze Zeit später zwischen die Konflikte diverser Aliens zu geraten. Ein Diplomat, der den Zugang zu einer geheimen Stadt kennt, wird dabei auch schon mal in einen lebendigen Schlitten verwandelt – inklusive diverser Tier-Verwandlungen. Oh...kay...

Selbst mit einer Vorliebe für bizarren Humor im Stil von Ren und Stimpy oder Rick and Morty verhungern hier viele der Gags. Während Trover Saves the Universe es schafft, den Spieler auf eine wilde, faszinierende Reise mitzunehmen und Rayman Legends einfach nur unheimlich charmant animiert ist, wirkt die Präsentation von Battletoads einfach nur seltsam. Diese Unausgegorenheit macht sich auch beim Zeichenstil bemerkbar. Aggressive Eisverkäufer-Aliens und Augen-Bossmonster sind eigentlich herrlich bekloppt gezeichnet, doch ihre unterschiedlich dicken Konturen an den Rändern und ruckartigen Animationsphasen machen das bunte Chaos oft einfach nur verwirrend.

Nicht schon wieder...

Was geht denn hier ab?

Die Übersicht leidet auch in den zahlreichen, eher nervigen Minispielen. Ein typisches Beispiel sind ähnlich wie früher die Hoverbikes: Da sich die Kamera trotz räumlicher 2,5D-Ansicht nicht mitbewegt, lassen sich die platten Wände und 2D-Hindernisse nur ungefähr abschätzen. Auch andere Geschicklichkeits-Einlagen wie das Hacken oder die erwähnte Schlittentour sind eher lästig als spaßig.

Zeit für böse Flashbacks...


Bitte kraftvoll zulangen!

Etwas besser wird es im klassischen Vertikal-Shooter oder den esoterisch angehauchten Hüpfabschnitten mit passablen Kisten- und Schalterrätseln inmitten knarrender Seilzüge. Im Zentrum steht aber natürlich wieder das Kloppen im Stile der Turtles, von Final Fight oder Double Dragon. Den Großteil der Zeit verbringt das Trio damit, Warzenschwein-Mutanten, galaktische Pitbulls oder anderen Unsinn auf Beinen zu vermöbeln. Der mit einer fetten Axt ausgestattete Boss Axeley bringt sogar vier Arme mit, zumal man gelegentlich vor seinen fiesen Stampf-Attacken und rollenden Baumstämmen davon hüpft.

Das überschaubare Moveset erweist sich als angenehm einsteigerfreundlich, aber nicht zu simpel: Neben Standard- und Sprungattacken bringt jede der drei Kröten eigene Verrrücktheiten mit. Wird eine der einfachen Kombos passend abgeschlossen, zaubert sich Anführer Zitz einen rot glühenden Bullen herbei. Sunnyboy Rash zieht sich sogar einen gigantischen Spielautomaten aus der Tasche, der mit seiner Röhrenstrahlung effektiver Gegner versengt als jeder 5G-Mast. Dank flotter Dashes wirkt das Tempo trotz eigentlich behäbiger Bewegungen relativ schnell. Perfekt ist die Balance dabei nicht: Der dreifache Hammerschwung von Kraftprotz Pimple etwa erweist sich als ungleich nützlicher, um vom Rande aus mit ganzen Grüppchen klarzukommen. Im Gegenzug sind seine Schläge und Kombos im schnellen Gewusel aber deutlich langsamer. Streets of Rage 4 erwies sich in diesem Bereich als ausgefeilter und besser abgestimmt, zumal es dort deutlich übersichtlicher bleibt. Beim gelungenen Soundtrack nehmen sich beide Spiele nicht viel, wobei es hier deutlich rocklastiger zur Sache geht.

Wahnwitz in 2,5D

Statt mit Waffen zu hantieren, spucken die Battletoads ihre Gegner übrigens lieber mit klebrigem Kaugummi voll, zumal sich die lange Zunge auch zum Heranziehen von Feinden oder dem Wechsel zwischen zwei Ebenen nutzen lässt. Es empfiehlt sich, ab und zu beim Charakter-Wechsel mit einem Kombo-Move in die Menge zu krachen – um danach mit der erschöpftesten Kröte ein paar Energie spendende Fliegen zu futtern.

Der etwas andere Installateur...


Action auf der Couch

Glücklicherweise ist der rund drei- bis vierstündige Storymodus um Welten einfacher als seinerzeit auf dem Mega Drive, zumal es drei Schwierigkeitsgrade gibt. Einer davon bewegt sich sogar auf Einsteiger-Niveau, während man sich bei den anderen zwei schon spürbar mehr anstrengen muss. Geht einer der Helden K.O., muss er sich gar nicht so lange erholen, bis man ihn wieder einwechseln darf. Oder man holt sich zwei reale Freunde zur Hilfe, die jederzeit ein- und aussteigen dürfen. Endlich wieder klassischer Couch-Koop, auch auf dem PC! Online klappt das aber leider nicht. Technische Unterschiede zur Xbox One sind uns übrigens nicht aufgefallen, selbst auf der Ur-Konsole von 2013 läuft alles perfekt. Angesichts der nicht all zu anspruchsvollen Kulisse wäre alles andere aber auch seltsam.

Fazit

Rund wirkt die lang erwartete Rückkehr der Turtles-Konkurrenz nicht wirklich. Vor allem die öden, teils fummeligen Minispiele stören immer wieder den Spiefluss der passablen Keilerei. Statt eines Schwierigkeitsgrades aus der Hölle wie in Teil 1 auf dem Mega Drive gibt es Gott sei Dank eine bessere Balance mit einsteigerfreundlicher Steuerung. Ausgeflippte Gegner gehören natürlich dazu, in den überdrehten Cartoon-Sequenzen hätten die Entwickler den Wahnsinns-Faktor aber eine ganze Ecke herunter drehen sollen, damit Neulingen im ohnehin unübersichtlichen Gewusel nicht der Kopf platzt. Wer damit klar kommt, erhält aber immerhin ein Koop-Gemetzel alter Schule für ein paar lustige Stunden – auf Wunsch auch kooperativ mit zwei Freunden auf der Couch.

Pro

  • abgedrehter Zeichenstil...
  • einsteigerfreundliches, sinnvolles Moveset
  • herrlich verrrückte Kombos und Spezialattacken
  • fetziger Soundtrack
  • lokal unkomplizierter Ein- und Ausstieg zu dritt

Kontra

  • ...unterschiedlich dicke Outlines verwirren aber das Auge
  • wirre, ziellose Story
  • bizarrer Humor leidet unter vielen Rohrkrepierern
  • meist nervige Minispiele
  • Übersicht leidet vor allem auf den Hoverbikes
  • kein Online-Multiplayer

Wertung

PC

Öde Minispiele, Übersichtsprobleme und die wirre Story verpassen dem ordentlichen kooperativen Geprügel immer wieder einen Spaßdämpfer.

XboxOne

Öde Minispiele, Übersichtsprobleme und die wirre Story verpassen dem ordentlichen kooperativen Geprügel immer wieder einen Spaßdämpfer.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt keine Käufe.
  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
Kommentare
Khorneblume

Spoiler
Show
Hab nur irgendwo noch einen zu großen RPG Pile. jRPG dauern meist sehr lange.
Spoiler
Show
Das "Problem" kenne ich Allein auf dem 3DS habe ich noch eine ganze Menge ungespielte JRPGs und die Dauer dieser Spiele war auch der Hauptgrund, warum ich damals lange Zeit kein JRPG gespielt hatte. In der Woche ging damals die meiste Zeit für die Arbeit und den Fahrtweg drauf und am Wochenende war ich quasi immer unterwegs. Für lange Spiele war da keine Zeit. Dieser Star Ocean Teil hat aber den Vorteil, dass er im Vergleich zu anderen JRPGs sehr kurz ist, siehe https://howlongtobeat.com/game?id=26798
Die meisten Star Ocean Teile haben aber in etwa die gleiche Länge, nur die beiden Vorgänger waren um einiges länger.
Zu Battletoads: Der Ersteindruck ist eigentlich recht gut. Die Übersicht leidet teilweise wirklich unter dem Grafikstil, bisher geht es aber. Ich bin noch nicht allzu weit, daher kann ich noch nicht viel zu nervigen Minispielen sagen. Das reine Kampfsystem ist nichts Neues, für das Genre aber ok.
Spoiler
Show
Fang mir nicht mit dem 3DS an. Ich muss noch zwei Shin Megami Spiele abschließen, plus Monster Hunter Stories, Pokemon X, beide Bravelys, Tales of the Abyss, Stella Glow, 7th Dragon III, Persona Q und die gesamte Etrian Oddy.... Das würde schon allein für Jahre reichen. Plus auf der PS4 die ganze Trails Reihe, Utawarerumono 1-3 und Sakura Wars. Also wenn es weiter nichts ist...
Bei Battletoads schließe ich mich nochmal an. Fand die Minispiele bis dato aber nett. Erinnert irgendwie an Wario Ware...

vor 4 Jahren
cM0

Spoiler
Show
Hab nur irgendwo noch einen zu großen RPG Pile. jRPG dauern meist sehr lange.
Spoiler
Show
Das "Problem" kenne ich Allein auf dem 3DS habe ich noch eine ganze Menge ungespielte JRPGs und die Dauer dieser Spiele war auch der Hauptgrund, warum ich damals lange Zeit kein JRPG gespielt hatte. In der Woche ging damals die meiste Zeit für die Arbeit und den Fahrtweg drauf und am Wochenende war ich quasi immer unterwegs. Für lange Spiele war da keine Zeit. Dieser Star Ocean Teil hat aber den Vorteil, dass er im Vergleich zu anderen JRPGs sehr kurz ist, siehe https://howlongtobeat.com/game?id=26798
Die meisten Star Ocean Teile haben aber in etwa die gleiche Länge, nur die beiden Vorgänger waren um einiges länger.
Zu Battletoads: Der Ersteindruck ist eigentlich recht gut. Die Übersicht leidet teilweise wirklich unter dem Grafikstil, bisher geht es aber. Ich bin noch nicht allzu weit, daher kann ich noch nicht viel zu nervigen Minispielen sagen. Das reine Kampfsystem ist nichts Neues, für das Genre aber ok.

vor 4 Jahren
Khorneblume

Antwort im Spoiler, weil off topic:
Spoiler
Show
Das letzte Star Ocean (Remaster und Ports nicht mitgezählt) :

https://www.4players.de/4players.php/di ... sness.html

Ist hier um einiges besser weggekommen als international. Ich muss dazu sagen, dass ich die Reihe generell sehr mag und damals lange Zeit kein JRPG mehr gespielt hatte. Vielleicht würde ich das heute anders sehen. Hat auch klar einige Schwächen, wie langweilige Nebenquests, aber Story und Kampfsystem mochte ich sehr und das sind für mich die ausschlaggebenden Punkte bei einem JRPG. Ich müsste es eigentlich noch mal spielen, um meinen damnaligen Eindruck zu bestätigen oder zu revidieren.
Ja, aber einer geht noch.
Spoiler
Show
Hab ich schon oft mit geliebäugelt, weil ich schon von beiden Vorgängern wirklich großer Fan gewesen bin. Wird wohl noch vor Ende der PS4 Ära eingesackt. Hab nur irgendwo noch einen zu großen RPG Pile. jRPG dauern meist sehr lange.

vor 4 Jahren
Mouche Volante

Also ich weiß nicht. Wenige Tage nach dem Release vom Flight Simulator und kurz vor Wasteland 3 klingt das für mich unfair. Dazwischen bringen die jetzt halt mit Battletoads einen kleinen Multiplayer-Spaß für Freunde.
Wasteland 3 ist sowieso unfair. Als Backer, der für ne Xbox-Version gebacked hat, würde ich mich etwas verarscht vorkommen.
(jaja, man backed nicht für das Produkt, sondern für die Unterstützung, ich weiß )
Plus: WL3 ist keine MS-Produktion in dem Sinne.
Wasteland 3 ist aber nach Aussagen von InXile durch die Investition von Microsoft nochmal deutlich aufgewertet worden. Das Studio ist nunmal jetzt Xbox-Studio und das Game Day One im Gamepass. Also fällt es würde ich sagen unter Deine Kritik.

vor 4 Jahren
cM0


Jetzt hast Du mich aber neugierig gemacht, welches jRPG mit 58er Meta das wäre.
Antwort im Spoiler, weil off topic:
Spoiler
Show
Das letzte Star Ocean (Remaster und Ports nicht mitgezählt) :

https://www.4players.de/4players.php/di ... sness.html

Ist hier um einiges besser weggekommen als international. Ich muss dazu sagen, dass ich die Reihe generell sehr mag und damals lange Zeit kein JRPG mehr gespielt hatte. Vielleicht würde ich das heute anders sehen. Hat auch klar einige Schwächen, wie langweilige Nebenquests, aber Story und Kampfsystem mochte ich sehr und das sind für mich die ausschlaggebenden Punkte bei einem JRPG. Ich müsste es eigentlich noch mal spielen, um meinen damnaligen Eindruck zu bestätigen oder zu revidieren.

vor 4 Jahren