The Eternal Castle Remastered - Test, Action-Adventure, PlayStation4, PC, Switch

The Eternal Castle Remastered
21.08.2020, Matthias Schmid

Test: The Eternal Castle Remastered

Another Take on Another World

Schelmische Täuschung: The Eternal Castle Remastered ist keine Überarbeitung eines alten Spiels, sondern ein neues Action-Abenteuer in krassem 2D-Retro-Gewand. Im Test verraten wir, ob das geradezu frappierend an den Klassiker Another World (1990) erinnernde Spiel eigene Akzente setzen und überzeugen kann.

Nach Jordan Mechners Prince of Persia (1989) erschienen mit Éric Chahis Another World (1991) und Paul Cuissets Flashback (1992) zwei prägende Action-Abenteuer, die mit ihren ikonischen Kletteranimationen und dem (zum Teil) frustrierenden Mix aus Forschen, Schießen und Springen viele Spieler nachhaltig beeindruckten. Beinahe 20 Jahre später griff das dänische Studio Playdead das angegraute Konzept auf und verpasste ihm griffigere Kontrollen, fiese Sofort-Tode plus eine Prise Denksport - in Form des Überraschungs-Indies Limbo (2010). Seitdem gibt es wieder vermehrt Titel, die das Konzept mehr oder minder gelungener remixen - am besten taten dies erneut Playdead mit ihrem Meisterstück Inside.

Solides Fundament

Kopfschmerz incoming: Wer hier das Richtige tut, muss keine Munition für den Feind aufwenden.
The Eternal Castle Remastered geht geradezu frappierend in Richtung Another World: Das fängt bei den Animationen (Klettern und Springen!) an, geht mit frustigen Instant-Kills und hektischen Boss-Hetzjagden weiter und hört beim generellen Mix aus Plattform-Geschicklichkeit, Stealth und Kampf noch nicht auf. Damit bleibt es natürlich auch bei einem spielerisch überschaubaren Korsett, das rasch umrissen ist: Man läuft oder kraxelt von links nach rechts, betätigt ein paar Schalter, liest Texteinblendungen und trifft respektive bekämpft wütende Feinde. Und man stirbt regelmäßig: Entweder erschlagen von einem herabstürzenden Auto auf einem postapokalyptischen Schrottplatz oder zerrissen von den Fängen eines Mutanten in einem nur unscharf erkennbaren Forschungslabor. The Eternal Castle Remastered variiert im Verlauf seiner kurzen Spielzeit Farbpalette und Setting so schnell wie dramatisch: Wähnte man sich eben noch in einer menschenleeren Wüste, geht es per Space-Gleiter zackig zu einer unterirdischen Techno-Diskothek oder in die (rot getünchten) Grabenkämpfe zweier streitenden Nationen, inklusive schwieriger Schusswechsel.

Das Spiel macht es euch dabei nie leicht: Das betrifft weniger die Wegfindung, sondern eher die (ermüdenden) Faustkämpfe und das Erfassen der Geschichte: Kleine Stories erzählende Objekte im Hintergrund sind aufgrund der schrillen Farben und groben Pixel nur schwierig zu erkennen, die Schrift ist allgemein nicht gut lesbar, die Charaktere geben oft nur kryptische Botschaften von sich. Und dennoch will man wissen, warum es einen in diese wie in einem Fieberwahn präsentierte Mischung aus Mad Max, Riddick und Planet der Affen verschlagen hat - auch wenn einem die Entwickler absichtlich das Leben schwer machen.

Mitdenken gefordert

Hochsicherheitsgefängnis? Militärdiktatur? Überwachungsstaat? The Eternal Castle Remastered erschafft mit wenigen starken Bildern eine interessante Welt.
Und warum trägt das The Eternal Castle ein Remastered im Titel? Hab’ ich etwa einen zeitlosen Klassiker der späten 1980 verpasst? Mitnichten. Es gab damals kein solches Spiel, auch wenn sich die Macher große Mühe geben, dies vorzugaukeln - sowohl auf der offiziellen Webseite als auch durch geschickt gestreute Fake-Hinweise in Blog-Posts oder Foren. Natürlich trägt der stimmige Look im Stil oller CGA-Grafik zum authentischen Retro-Spielgefühl bei - an vielen Stellen hat man durchaus den Eindruck, ein uraltes Spiel vor sich zu haben; vermutlich auch, weil die Steuerung träge und deutlich suboptimal ausgefallen ist. Gleichzeitig wirken aber vor allem die intensiven Kämpfe und dramatischen Panoramen einen Tick zu modern - und lassen stets durchscheinen, dass ein The Eternal Castle im Jahre 1989 oder 1990 so nicht möglich gewesen wäre.

The Eternal Castle Remastered erschien übrigens schon Anfang 2019 für Steam, ist uns aber erst jetzt mit der Switch-Portierung ins Auge gestochen.

Fazit

Ich finde The Eternal Castle Remastered ziemlich anstrengend - und in spielerischer Hinsicht eigentlich nicht besonders gelungen. Einige unfaire Kämpfe musste ich viele Male versuchen, an anderer Stelle ärgerte ich mich über unverschuldete Abstürze beim Klettern. Dafür reizen mich die wuchtigen Shoot-outs mit begrenzter Munition und ein paar pfiffige Schleichwege, wo ich prügelnde Wachen umgehen kann. Der Clou bei diesem Spiel ist aber seine Präsentation: Das betrifft zum einen die reine grafische Gestaltung mit den groben Pixeln und starken Kontrasten, zum anderen die gesamte audiovisuelle Umsetzung - inklusive Bildkomposition, Gestaltung der rätselhaften Welt und starker klanglicher Untermalung.

Pro

  • kompromissloser, stylischer Pixel-Look
  • kreatives Fake-Remastered-Konzept
  • mit wenigen Bildern wird eine enorme Atmosphäre erzeugt
  • Welt und Geschichte machen neugierig
  • Ballern fühlt sich grob und hart an
  • weckt spielerische Erinnerungen an Another World

Kontra

  • einige sehr knifflige, frustige Stellen
  • geringe Spielzeit (in zwei, drei Stunden machbar)
  • Prügel-Mechanik stupide und monoton
  • Steuerung fühlt sich altmodisch träge an

Wertung

Switch

Ästhetisch radikal, spielerisch mühselig: 2D-Action-Abenteuer, das alte Helden großzügig zitiert und trotzdem ein sehr eigenständiges Werk darstellt.

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Kommentare
v3to

Gerade wollte ich irgend etwas zustimmendes schreiben, hab aber dann noch das Video angeschaut und finde es sieht dank moderner Auflösung ziemlich nice aus.
Die Animationen sind handwerklich gut gemacht und der Stil ist durchaus interessant. Meine Aversion gegen die CGA-Palette sitzt allerdings tief und die Farben werden für meinen Geschmack auch recht grobschlächtig eingesetzt.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
Apokh

Vor dreißig Jahren fand ich die verschiedenen CGA-Farbkombinationen unerträglich und finde das auch heute. Alleine deshalb hat das Spiel bei mir direkt verloren.
Gerade wollte ich irgend etwas zustimmendes schreiben, hab aber dann noch das Video angeschaut und finde es sieht dank moderner Auflösung ziemlich nice aus. Wäre das Gameplay nicht so miserabel bewertet würde ich es vielleicht sogar auf irgendeine Wunschliste packen. Aber auf Frustgames hab ich schon damals keinen Bock gehabt (vA Another World).

vor 4 Jahren
ButterKnecht

Vor dreißig Jahren fand ich die verschiedenen CGA-Farbkombinationen unerträglich und finde das auch heute. Alleine deshalb hat das Spiel bei mir direkt verloren.
Ich finde es sieht sehr gut aus

vor 4 Jahren
v3to

Vor dreißig Jahren fand ich die verschiedenen CGA-Farbkombinationen unerträglich und finde das auch heute. Alleine deshalb hat das Spiel bei mir direkt verloren.

vor 4 Jahren