Descenders - Test, Rennspiel, PlayStation4, XboxSeriesX, PC, XboxOne, Switch, XboxOneX

Descenders
24.08.2020, Benjamin Schmädig

Test: Descenders

Mit Tricks und Drum and Bass

Im vergangenen Jahr verließ Descenders (ab 19,42€ bei kaufen) nicht nur den Early Access, sondern wurde auch auf Xbox One veröffentlicht, während eine Umsetzung für PS4 länger auf sich warten ließ. Erst jetzt rasen PlayStation-Radler steile Berge hinab, führen dabei Tricks aus und lauschen lässigem Drum and Bass. Weil RageSquid sein Spiel im vergangenen Jahr dabei weiter entwickelt hat, profitiert davon auch die Umsetzung – wie sehr, fanden wir im Test heraus.

Downhill-Biken statt Snowboarden: Das erwartet euch auch auf PlayStation 4, falls ihr euch von Steep oder SSX kommend aufs Rad schwingt. Anders als bei Steep seid ihr allerdings nicht in einer offenen Welt unterwegs, sondern auf prozedural erstellten Hängen, die an den Seiten zwar begrenzt, aber deutlich offener sind als die Schläuche eines SSX. Für gewöhnlich dauert eine Abfahrt hier etwa 30 bis 60 Sekunden, falls ihr dem markierten Pfad folgt. Ihr dürft jedoch gerne den Kurs verlassen und euren eigenen Weg suchen.

Roguelike-Radeln

Zunächst einmal geht es ja nur darum, ins Ziel zu kommen, und sollte euch das auf der Bremse stehend nach einer Stunde erst gelingen: bitteschön! Genießt einfach den coolen Drum-and-Bass-Cocktail, während ihr von einem Areal ins nächste radelt. Jedes Gebiet besteht nämlich aus einer Reihe von Strecken, denen ihr wie in einem verzweigten Roguelike à la FTL folgt, bis ihr den finalen Abschnitt erreicht. Dort müsst ihr einen besonders hohen Sprung meistern und schon reist ihr zum nächsten Schauplatz. So geht es vom Hügelland über einen Wald in die Steppe usw. Habt ihr den „Boss-Sprung“ (der heißt wirklich so) eines Gebiets dreimal gemeistert, könnt ihr das folgende Szenario sogar dauerhaft direkt anwählen.

Spätestens in den Bikeparks müsst ihr das Rad wirklich beherrschen.
Alle paar Strecken wählt ihr zudem ein Team-Mitglied aus, was nichts anderes bedeutet, als dass ihr einen bestimmten Parameter der Zufalls-Strecken modifziert. Damit werden die markierten Wege breiter, weniger kurvig, vielleicht auch steiler oder mit mehr Hindernissen versehen sowie vieles mehr. Es kann also hilfreich sein, vor dem finalen Sprung ein paar Strecken mehr zu fahren, um später kleine Vorteile zu genießen. Hin und wieder gelangt ihr dabei zu Bonus-Kursen, die nicht nur komplett anders aussehen, sondern auf denen auch etwas andere Regeln gelten als auf den regulären Strecken.

Fahrt nicht im Dunkeln!

Ihr solltet nur keine allzu lange Route wählen, da es irgendwann Nacht wird und das Fahren im Dunkeln zwar möglich, die Wahrscheinlichkeit von Stürzen dank stark eingeschränkter Sicht aber auch drastisch höher ist. Und mit jedem Sturz verliert ihr ein Leben. Zusätzliche Leben gibt es zum Glück für das Meistern von Bonus-Aufgaben wie das Gelingen bestimmter Tricks oder das Absolvieren zahlreicher Sprünge – auch dafür lohnt eventuell also eine längere Route. Für diese Herausforderungen muss man allerdings spätestens dann große Risiken eingehen, wenn man z.B. das Ziel erreichen soll ohne auch nur ein einziges Mal zu bremsen.

Im Grunde entscheidet ihr also immer selbst, welche Herausforderung ihr annehmt. Wer einfach nur ankommen will, um alle Gebiete zu sehen, kann das gerne tun. Vielleicht schielt ihr aber lieber auf Punkte, die ihr für Tricks erhaltet und für die es Multiplikatoren gibt, wenn ihr mehrere davon aneinanderreiht. Auch schnelles Fahren, Wheelies oder um enge Kurven zu schlittern halten den Multiplikator aufrecht, sodass ein ununterbrochener Flow für eine hohe Punktzahl unerlässlich ist. Und immerhin befinden sich auf fast allen Strecken zahlreiche Rampen, Stege sowie natürliche Hindernisse, die dazu einladen kreativ zu sein. Oder versucht ihr euer Glück lieber abseits des Wegs? Nur zu! Entsprechende Team-Mitglieder unterstützen auch diese Spielweise.

Weg vom Weg?

Die Punkte benötigt ihr zum Freischalten einer zweiter Kampagne sowie von Helmen, Hemden, Hosen und mehr. Abgesehen davon geht es um Highscore-Listen, ein gutes Abschneiden in täglichen Herausforderungen und Online-Turnieren – hauptsächlich aber immer um den eigenen Anspruch. Nicht zuletzt trifft man sich mit Freunden und Fremden in Online-Gruppen oder übt in der offenen Lobby ein paar Tricks, bevor sie auf der Strecke funktionieren „müssen“. Ärgerlich nur, dass man gelegentlich einfach die Verbindung zum Server verliert. Dafür gibt es inzwischen spezielle Hindernis-Parcours‘, die selbst erfahrenen Bikern alles abverlangen.

Über Stock und Stein: Wie anspruchsvoll ihr die Hügel und Berge hinab rasen wollt, entscheidet ihr immer selbst.
Die Königsklasse ist dann schließlich das Absolvieren einer kompletten Kampagne, also mehrerer Gebiete am Stück, und das gleichzeitige Erzielen eines hohen Flow-Wertes, womit die durchschnittlichen Anzahl an Trickpunkten pro Minute gemeint ist. Schade nur, das man zwar einzelne Gebiete anhand verschiedener Parameter prozedural oder über das Eingeben konkreter Zeichenfolgen erstellen kann, aber keine Kampagne mit zufälliger Reihenfolge aller freigeschalteten Gebiete starten darf.

Wem beim Lesen von „Tricks“ übrigens Angst und Bange wird oder wer bei „prozedural erstellte Abhänge“ den Teufel an die Wand malt: Ich kann euch beruhigen. Descenders gelingt die Gratwanderung zwischen Simulation und Arcade. Sprich, das Fahrverhalten ist keineswegs realistisch, ahmt das Radfahren aber glaubhaft nach. Die Anzahl der Tricks ist hingegen so überschaubar, dass man nicht erschlagen wird, während das unkomplizierte Tweaken, Drehen und Überschlagen so gut von der Hand geht, dass man immer eine Möglichkeit findet Punkte abzustauben bzw. den Multiplikator am Laufen zu halten.

Leicht gemacht

Die (meist) 60 Bilder pro Sekunde werden auf PS4 leider mit grafischen Einbußen wie Tearing und fehlenden Details in der Ferne erkauft.
Das gelingt schon deshalb besser als in der damaligen Xbox-One-Version, weil das Spiel auf einer PS4 Pro, auf die sich auch unsere Wertung bezieht, mit 60 Bildern pro Sekunde läuft. Für eine normale PS4 gilt das leider nicht, weshalb der Spaß dort ähnlich spürbar reduziert wird wie in den damaligen Xbox-Versionen – inzwischen stemmt zumindest die Xbox One X ja ebenfalls die hohe Bildrate. Und leider werden die magischen 60 selbst auf einer Pro nicht durchgehend gehalten, weshalb das präzise Fahren ausgerechnet dort erschwert wird, wo man einen Weg durch dicht stehende Bäume finden muss.

Nicht ganz im Bilde

Das mutet schon deshalb seltsam an, weil Descenders bei aller Liebe nicht so aussieht, als wäre es ein großer Hardwarefresser. Schließlich sind die überschaubaren grafischen Elemente des prozeduralen Baukastens ansehnlich hübsch, sie strahlen aber auch einen nüchternen Pragmatismus aus, bei dem von Opulenz keine Rede sein kann. Zu allem Überfluss werden die 60 Bilder pro Sekunde mit auffälligem Tearing, einem nicht gerade idyllischen Weitblick und extrem spät auftauchenden Details erkauft.

Fazit

Descenders ist kein großes Spiel - dazu ist die prozedurale Umgebung viel zu gleichförmig; ihr fehlen sowohl grafische als auch spielerische Höhepunkte. Die technischen Einschränkungen auf PlayStation 4 sind zudem ärgerliche Dämpfer, auch wenn sie zugunsten der meist hohen Bildrate notwendig sind. Trotzdem liebe ich wie entspannt es hier zur Sache geht! Völlig relaxt schlittert man zu coolem Drum and Bass Abhänge herab, streut Tricks ein und versucht schnell ans Ziel zu kommen, viele Punkte einzuheimsen oder beides. Die Steuerung ermöglicht auf einfache Art zahlreiche Finessen, während das optionale Online-Spiel ein wenig Leben auf die Pisten bringt. Ranglisten, tägliche Herausforderungen sowie das Freischalten von Kleidung und Ausrüstung motivieren zusätzlich. Descenders ist daher auch auf PS4 eine wundervolle Erfrischung im warmen Coro… Verzeihung: Spielesommer – wie es sich für ein gutes Radler eben gehört!

Pro

  • leicht beherrschbare Steuerung ahmt Radfahren glaubhaft nach und ermöglicht zahlreiche Finessen
  • eigene Zielsetzung von einfachem Ankommen bis zu anspruchsvollen Stunts
  • prozedural erzeugte Kurse bieten ständig neue Herausforderungen...
  • freies Fahren mit zahlreichen Tricks, Komboketten u.m.
  • freies Trainieren auf Übungsplatz und freies Erstellen zufälliger Kurse (einschließlich Keys zum Reproduzieren)
  • tägliche Herausforderungen und Aufgaben motivieren auf lange Sicht
  • entspannter Drum-and-Bass-Soundtrack

Kontra

  • Bildrateneinbrüche erschweren das Fahren in manchen Passagen
  • relativ spröde, eher zweckmäßige Grafik mit wenigen bzw. spät auftauchenden Details
  • ... haben aber auch wenig eigenen Charakter
  • gelegentlicher Verbindungsverlust zu Online-Lobbys

Wertung

PlayStation4

Zu entspanntem Drum and Bass schlittert man Abhänge herab und streut Tricks ein: gelungene Umsetzung mit grafischen Abstrichen gegenüber dem PC-Original.

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Kommentare
CritsJumper

Das Spiel schaut ja richtig cool aus, besonders die Geschwindigkeit. Aber was mir ein wenig fehlt, zumindest bei dem Video ist die Bodeneigenschaft und der Wechsel in Ballance und im Speed-Rausch.

Die Physik wirkt nicht sonderlich ernst.

Ich beschreibe es mal mit Track Mania, da waren Bodenbelag, Fahrzeug und Schlaglöcher wichtig für ein gutes Timing und die Bestzeit. Hier wirkt das fast zu beliebig, vor allem auch wen man einfach durch Absperrungen durchfahren kann als würden sie nicht existieren und mal eben die Böschung komplett ignoriert wird.

vor 4 Jahren
MrLetiso

Die Schlagzeile ruft Erinnerungen an ein peinliches Job-Erlebnis wach...
Studentenjob bei nem Verlag, an dem Tag "durfte" ich am Empfang sitzen. Eine Redakteurin klingelt durch und fragt: "Was würde denn ein Radler kosten?" Ich sage: "Hmm, kommt darauf an, wo, aber ich schätze mal maximal 5-6 DM." Paar Minuten später war sie dann am Empfang mit dem Paket, das sie per Fahrrad-Kurier verschicken wollte... und fand es nicht lustig, daß sie sich blöd ausgedrückt und ich es falsch verstanden hatte. War aber auch eine nervige Zicke!
Der ist wirklich nicht schlecht

Dass es im Jahre 2020 immernoch Probleme mit Tearing gibt, finde ich echt eine Unart.

vor 4 Jahren
Vogelsucht

Kann man von Ego Perspektive zur 3. Person Wechseln oder wie lauft das ab? in den Bildern sehe ich nur Ego Perspektive. Suche ich aber im Internet nach Gameplay Videos aus der 3. Person.

Oder bin ich einfach doof ^^'

vor 4 Jahren