Descenders - Test, Rennspiel, PlayStation4, XboxSeriesX, PC, XboxOne, Switch, XboxOneX
Downhill-Biken statt Snowboarden: Das erwartet euch auch auf PlayStation 4, falls ihr euch von Steep oder SSX kommend aufs Rad schwingt. Anders als bei Steep seid ihr allerdings nicht in einer offenen Welt unterwegs, sondern auf prozedural erstellten Hängen, die an den Seiten zwar begrenzt, aber deutlich offener sind als die Schläuche eines SSX. Für gewöhnlich dauert eine Abfahrt hier etwa 30 bis 60 Sekunden, falls ihr dem markierten Pfad folgt. Ihr dürft jedoch gerne den Kurs verlassen und euren eigenen Weg suchen.
Roguelike-Radeln
Zunächst einmal geht es ja nur darum, ins Ziel zu kommen, und sollte euch das auf der Bremse stehend nach einer Stunde erst gelingen: bitteschön! Genießt einfach den coolen Drum-and-Bass-Cocktail, während ihr von einem Areal ins nächste radelt. Jedes Gebiet besteht nämlich aus einer Reihe von Strecken, denen ihr wie in einem verzweigten Roguelike à la FTL folgt, bis ihr den finalen Abschnitt erreicht. Dort müsst ihr einen besonders hohen Sprung meistern und schon reist ihr zum nächsten Schauplatz. So geht es vom Hügelland über einen Wald in die Steppe usw. Habt ihr den „Boss-Sprung“ (der heißt wirklich so) eines Gebiets dreimal gemeistert, könnt ihr das folgende Szenario sogar dauerhaft direkt anwählen.
Fahrt nicht im Dunkeln!
Ihr solltet nur keine allzu lange Route wählen, da es irgendwann Nacht wird und das Fahren im Dunkeln zwar möglich, die Wahrscheinlichkeit von Stürzen dank stark eingeschränkter Sicht aber auch drastisch höher ist. Und mit jedem Sturz verliert ihr ein Leben. Zusätzliche Leben gibt es zum Glück für das Meistern von Bonus-Aufgaben wie das Gelingen bestimmter Tricks oder das Absolvieren zahlreicher Sprünge – auch dafür lohnt eventuell also eine längere Route. Für diese Herausforderungen muss man allerdings spätestens dann große Risiken eingehen, wenn man z.B. das Ziel erreichen soll ohne auch nur ein einziges Mal zu bremsen.
Im Grunde entscheidet ihr also immer selbst, welche Herausforderung ihr annehmt. Wer einfach nur ankommen will, um alle Gebiete zu sehen, kann das gerne tun. Vielleicht schielt ihr aber lieber auf Punkte, die ihr für Tricks erhaltet und für die es Multiplikatoren gibt, wenn ihr mehrere davon aneinanderreiht. Auch schnelles Fahren, Wheelies oder um enge Kurven zu schlittern halten den Multiplikator aufrecht, sodass ein ununterbrochener Flow für eine hohe Punktzahl unerlässlich ist. Und immerhin befinden sich auf fast allen Strecken zahlreiche Rampen, Stege sowie natürliche Hindernisse, die dazu einladen kreativ zu sein. Oder versucht ihr euer Glück lieber abseits des Wegs? Nur zu! Entsprechende Team-Mitglieder unterstützen auch diese Spielweise.
Weg vom Weg?
Die Punkte benötigt ihr zum Freischalten einer zweiter Kampagne sowie von Helmen, Hemden, Hosen und mehr. Abgesehen davon geht es um Highscore-Listen, ein gutes Abschneiden in täglichen Herausforderungen und Online-Turnieren – hauptsächlich aber immer um den eigenen Anspruch. Nicht zuletzt trifft man sich mit Freunden und Fremden in Online-Gruppen oder übt in der offenen Lobby ein paar Tricks, bevor sie auf der Strecke funktionieren „müssen“. Ärgerlich nur, dass man gelegentlich einfach die Verbindung zum Server verliert. Dafür gibt es inzwischen spezielle Hindernis-Parcours‘, die selbst erfahrenen Bikern alles abverlangen.
Wem beim Lesen von „Tricks“ übrigens Angst und Bange wird oder wer bei „prozedural erstellte Abhänge“ den Teufel an die Wand malt: Ich kann euch beruhigen. Descenders gelingt die Gratwanderung zwischen Simulation und Arcade. Sprich, das Fahrverhalten ist keineswegs realistisch, ahmt das Radfahren aber glaubhaft nach. Die Anzahl der Tricks ist hingegen so überschaubar, dass man nicht erschlagen wird, während das unkomplizierte Tweaken, Drehen und Überschlagen so gut von der Hand geht, dass man immer eine Möglichkeit findet Punkte abzustauben bzw. den Multiplikator am Laufen zu halten.
Leicht gemacht
Nicht ganz im Bilde
Das mutet schon deshalb seltsam an, weil Descenders bei aller Liebe nicht so aussieht, als wäre es ein großer Hardwarefresser. Schließlich sind die überschaubaren grafischen Elemente des prozeduralen Baukastens ansehnlich hübsch, sie strahlen aber auch einen nüchternen Pragmatismus aus, bei dem von Opulenz keine Rede sein kann. Zu allem Überfluss werden die 60 Bilder pro Sekunde mit auffälligem Tearing, einem nicht gerade idyllischen Weitblick und extrem spät auftauchenden Details erkauft.
Fazit
Descenders ist kein großes Spiel - dazu ist die prozedurale Umgebung viel zu gleichförmig; ihr fehlen sowohl grafische als auch spielerische Höhepunkte. Die technischen Einschränkungen auf PlayStation 4 sind zudem ärgerliche Dämpfer, auch wenn sie zugunsten der meist hohen Bildrate notwendig sind. Trotzdem liebe ich wie entspannt es hier zur Sache geht! Völlig relaxt schlittert man zu coolem Drum and Bass Abhänge herab, streut Tricks ein und versucht schnell ans Ziel zu kommen, viele Punkte einzuheimsen oder beides. Die Steuerung ermöglicht auf einfache Art zahlreiche Finessen, während das optionale Online-Spiel ein wenig Leben auf die Pisten bringt. Ranglisten, tägliche Herausforderungen sowie das Freischalten von Kleidung und Ausrüstung motivieren zusätzlich. Descenders ist daher auch auf PS4 eine wundervolle Erfrischung im warmen Coro… Verzeihung: Spielesommer – wie es sich für ein gutes Radler eben gehört!
Pro
- leicht beherrschbare Steuerung ahmt Radfahren glaubhaft nach und ermöglicht zahlreiche Finessen
- eigene Zielsetzung von einfachem Ankommen bis zu anspruchsvollen Stunts
- prozedural erzeugte Kurse bieten ständig neue Herausforderungen...
- freies Fahren mit zahlreichen Tricks, Komboketten u.m.
- freies Trainieren auf Übungsplatz und freies Erstellen zufälliger Kurse (einschließlich Keys zum Reproduzieren)
- tägliche Herausforderungen und Aufgaben motivieren auf lange Sicht
- entspannter Drum-and-Bass-Soundtrack
Kontra
- Bildrateneinbrüche erschweren das Fahren in manchen Passagen
- relativ spröde, eher zweckmäßige Grafik mit wenigen bzw. spät auftauchenden Details
- ... haben aber auch wenig eigenen Charakter
- gelegentlicher Verbindungsverlust zu Online-Lobbys
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt keine Käufe.