AVICII Invector - Test, Musik & Party, PlayStation4, PC, Switch, XboxOne

AVICII Invector
08.09.2020, Michael Krosta

Test: AVICII Invector

Switch-Zugabe zum Geburtstag

Erst am 5. Dezember gedachten Freunde und Wegbegleiter wie David Guetta, Adam Lambert oder Rita Ora in einem bewegenden Tribute-Konzert in Stockholm samt Live-Band dem schwedischen Star-DJ Avicii, der sich 2018 mit nur 28 Jahren das Leben genommen hat. Nach PC, PS4 und One feiern die eingängigen EDM-Klänge mit Avicii Invector (ab 9,82€ bei kaufen) jetzt auch auf Switch eine Wiederauferstehung - und das pünktlich zum Geburtstag des Künstlers am 8. September. Was in dem Musikspiel steckt, verraten wir im Test.

Hmm, Invector... Musik von Avicii... da war doch schon mal was, oder?! Richtig! Schon 2017 veröffentlichten Hello There Games und Wired Production ein Spiel namens Invector exklusiv auf der PS4, das seinerseits auf dem Mobil-Titel Avicii Gravity basierte. Nach Avicii Invector, das bereits mit Tough Love, Fade Away und Heaven drei zusätzliche Tracks samt neuem Schauplatz enthielt, präsentiert man auf Switch jetzt eine Encore Edition, die ihrerseits die Trackliste nochmal deutlich erweitert und damit aufwertet. Enthalten sind die beiden Liedpakete "Tim" und "Magma", die jeweils fünf zusätzliche Werke des EDM-Künstlers enthalten. Sie stammen aus dessen Posthum-Album "Tim". Damit steigt die Gesamtzahl auf 35 Songs, die man sich aber leider nicht in einem separaten Jukebox-Modus und damit unabhängig vom Spiel anhören darf. Immerhin: Die musikalischen Zusatz- und Bonusinhalte muss man im Gegensatz zum Rest nicht erst mühsam freispielen, sondern darf direkt loslegen. Beide Song-Pakete werden auf den anderen Plattformen übrigens als kostenpflichtige DLC-Erweiterungen angeboten, so dass man auch dort auf die Encore Edition aufrüsten kann. Umgekehrt bekommt man auf Switch die Möglichkeit, im eShop alternativ auf die Standard-Edition zu greifen, die preislich zehn Euro günstiger ausfällt. Die DLC-Pakete kosten dort jeweils knapp sechs Euro.

Déjà-vu

Spielerisch bleibt alles beim Alten, so dass man weiterhin versucht, im Takt die vorgegebenen Knöpfe zu drücken, die auf dem typischen „Noten-Highway“ auf den Spieler zugerast kommen, wobei die Darstellung hier eher einer Straße mit Kurven und Höhenunterschieden gleicht. Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto mehr hat man zu tun, da nicht nur die Anzahl der eingebundenen Tasten innerhalb der drei Stufen zulegen, sondern man zunehmend selbstständig die drei Spuren wechseln und manuelle Drehungen innerhalb des Prismas durchführen muss. Zwischendurch muss man außerdem wie gehabt ein Raumschiff in einem „Freiflug“ zielgerichtet durch Ringe befördern, um den Kombozähler aufrecht zu erhalten. Mittlerweile gibt es auch auf allen Plattformen die Option, für diese Flugeinlagen die Steuerung zu inventieren.

Auf höheren Schwierigkeitsgraden kommen immer mehr Tasten dazu.
Wird man beim einfachsten Schwierigkeitsgrad erst nach der Ankunft bei den letzten beiden regulären Schauplätzen gefordert, ist auf höheren Stufen von Anfang an echte Fingerakrobatik und eine hervorragende Hand-Auge-Takt-Koordination gefragt, wenn man eine gute Platzierung auf der globalen Online-Rangliste erreichen will, die auch über einen Freundesfilter verfügt. Da die Songs zum Glück nicht gekürzt wurden, muss man die Konzentration außerdem meist über mehrere Minuten aufrecht erhalten. Zündet man dann noch den Boost, um kurzzeitig doppelt zu punkten, geht angesichts der rasanten Geschwindigkeit endgültig die Post ab. Das Ergebnis steht und fällt mit der Kalibrierung. Zu diesem Zweck wird zu Beginn ein kurzer Test absolviert, bei dem man eine Taste im Rhythmus drücken muss. Auf Switch sollte man diese Kalibrierung bei jedem Wechsel zwischen TV- und Mobil-Modus durchführen, da die Latenz des Switch-Bildschirms in der Regel spürbar geringer ausfällt als beim Spielen am Fernseher, wo unter Umständen sogar noch ein dazwischen geschaltetes Audio-System die Eingabeverzögerung beeinflussen könnte.

Knackige Herausforderung

Nein, einfach nur nein: Weder die Story noch die mäßige Inszenierung hätte es gebraucht.
In der Kampagne, in der man den Weg zu neuen Songs und Stages erst freischalten muss, wird die Musik-Action weiterhin von den gleichen Zwischensequenzen unterbrochen, die schon beim damaligen Invector nicht besonders gut in unserem Test ankamen. Auch in meinen Augen hätte man komplett darauf verzichten können: Die Videos sind weder visuell ansprechend noch lustig und die Monologe der uninteressanten Figur sind genauso schlimm wie ihre Stimme, die den Unsinn mit übertriebener Intonation vorträgt. Teilweise schrammt das alles schon an einer gewissen Fremdschäm-Grenze, wenn da über Schokoladenriegel sinniert wird. Da hangel ich mich lieber einfach von Song zu Song anstatt diesen Blödsinn ertragen zu müssen, den man glücklicherweise auf Knopfdruck überspringen kann.

Überflüssige Story

Deutlich positiver ist die Beibehaltung des lokalen Mehrspielermodus, mit dem sich bis zu vier Spieler am geteilten Bildschirm Duelle liefern dürfen, wer das beste Rhythmusgefühl und die schnellsten Reaktionen hat. Allerdings sei gesagt, dass der Fernseher für die Vierer-Clubparty eine ordentliche Diagonale aufweisen sollte, damit man die recht kleinen Tastensymbole rechtzeitig erkennen kann.

Rhythmische Splitscreen-Duelle

Mit dem Boost geht die Post ab und es gibt doppelte Punkte.
Die fantasievoll gestalteten Schauplätze reichen von einem futuristischen Canyon über Wald- und Eislandschaften bis hin zu einer Stadt und einem Ausflug in den Weltraum. Vor allem in den Flugabschnitten hat man die Zeit, die klasse designten und oft farbenprächtigen Umgebungen zu bewundern, in denen teilweise Lichter im Takt der Musik aufblinken oder sich Objekte verformen. Das alles wirkt zwar mitunter sehr abstrakt, sieht in der Kombination mit der Berg- und Talbahnfahrt sowie den Flugeinsätzen aber klasse aus und passt perfekt zu den Elektrobeats.

Fazit

Ob man Spaß mit Avicii Invector hat, hängt in erster Linie davon ab, ob man der Musik des verstorbenen EDM-Stars etwas abgewinnen kann. Seit ich durch den Song „Levels“ samt des abgedrehten Musikvideos auf ihn aufmerksam geworden bin, haben mir die Tracks von Avicii bzw. Tim Bergling mit ihren eingängigen Melodien,  coolen Elektro-Sounds und durchaus experimentellen Ansätzen jedenfalls immer gut gefallen. Hier bekommt man ab etwa 20 Euro quasi ein Best-of-Album in Kombination mit einem simplen, aber durchaus fordernden Musikspiel, bei dem man sich auf höheren Schwierigkeitsgraden als reaktionsschneller Tasten-Virtuose beweisen muss. Schön, dass auf Switch gleich zum Start die Encore Edition mit zehn weiteren Tracks angeboten wird, die man auf anderen Plattformen in zwei separaten Paketen nachkaufen kann. So entfaltet sich auch auf Nintendos Konsole der audiovisuell ansprechende Trip durch abstrakte Welten, den man am besten laut und im Dunkeln genießt – entweder alleine oder mit bis zu vier EDM-Piloten.

Pro

  • unterhaltsames Rhythmus-Spiel alter Noten-Highway-Schule
  • über 30 Songs von Avicii
  • stimmungsvolle, abstrakte Kulisse
  • angenehm fordernde Schwierigkeitsgrade
  • für bis zu vier Spieler per Splitscreen
  • akkurate Steuerung
  • Zwischensequenzen lassen sich überspringen
  • gute Kalibrierung
  • DLC-Pakete bei Switch direkt enthalten

Kontra

  • Übersicht nicht immer ideal (vor allem im Splitscreen)
  • vollkommen unnötige sowie schwach inszenierte Story
  • schlimme Sprachausgabe (in Zwischensequenzen)
  • kein "Musikbox"-Modus für Parties
  • Latenzunterschiede zwischen TV
  • und Mobilbetrieb erfordern häufige Neu-Kalibrierung

Wertung

Switch

Avicii Invector ist eine gelungene Kombination aus Best-of-Album und Musikspiel, die gleichzeitig das Lebenswerk eines außergewöhnlichen EDM-Künstlers würdigt.

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  • Optionale DLC-Pakete mit weiteren Songs für die Standard-Edition;
Kommentare
TaLLa

Avicii und experimentell. Wat?

vor 4 Jahren