Watch Dogs: Legion - Test, Action-Adventure, PC, PlayStation5, XboxOne, XboxSeriesX, Stadia, PlayStation4

Watch Dogs: Legion
02.11.2020, Benjamin Schmädig

Test: Watch Dogs: Legion

Cyberpunk ohne Rollenspiel

Ob es sich lohnt bei der Londoner Polizei anzuheuern? Allzu schwer kann es ja nicht sein, wenn man sieht, wie so ein Ordnungshüter mitten in einer Prügelei plötzlich vom Übeltäter ablässt und sich ganz anderen Dingen zuwendet. Oder dabei zusieht, wie man einen Kollegen platt macht, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Diese und andere Späße habe ich im Test zu Watch Dogs: Legion (ab 5,70€ bei kaufen) jedenfalls am laufenden Band beobachtet. Dabei hätte dieser Cyberpunk-Thriller richtig gut sein können...

Eins muss ich natürlich richtigstellen: Die Polizei gibt’s gar nicht – zumindest nicht mehr. Denn seit einem Anschlag auf die Hauptstadt Großbritanniens kümmert sich dort eine Organisation namens Albion um Recht und Ordnung. Die dunkeln Uniformen und Fahrzeuge erinnern zwar an die ehemalige Staatsmacht, doch Albion geht rabiater zur Sache und nutzt vor allem elektronische Werkzeuge zum Überwachen der Bevölkerung. Aus diesem Grund und weil das dritte Watch Dogs in einer unbestimmten nahen Zukunft spielt, fliegen etliche Transport- sowie Gefechtsdrohnen umher. Zahlreiche Gebäude werden außerdem mit Kameras überwacht, während autonome Fahrzeuge von selbst ihr Ziel finden.

Albion statt Recht und Ordnung?

Auftritt DedSec, die aus den Vorgängern bekannte Hackergruppe und nach wie vor Unruhestifter im Sinne der Piratenpartei. Wobei DedSec natürlich weiter geht, sprich verbrecherisches Tun nicht nur aufdeckt, sondern auch selbst ahndet. Dafür dringen die Hacker in bewachte Gebäude ein, stehlen Daten, lassen selbige verschwinden oder schalten fieses Führungspersonal auf martialische Weise aus. So kommen sie Geschichten auf die Spur, die halbwegs souverän den Grundlagenkurs „Science-Fiction und Cyberpunk“ abstecken und mir im Rahmen einer Nebenhandlung sogar eine interessante Entscheidung abgerungen haben. Erwartet nur keine interessanten oder gar neuartigen Einblicke bzw. Charaktere.

Gar nicht schlecht: Das futuristische London hat durchaus seinen Reiz.
Gleichzeitig gibt es in Legion eine ganze Reihe an Figuren, denn DedSec kann jeder sein; vom Sanitäter bis zum Söldner, vom Bewährungshelfer bis zum Bandenmitglied – Passanten wie Polizisten gleichermaßen. Immerhin kann man fast jede Person, der man begegnet, dazu überreden der Gruppe beizutreten. Wie? Indem man ihr einen Gefallen tut, was vom Löschen korrumpierender Daten über das Befreien Gefangener bis zum Beschaffen bestimmter Informationen reicht.

Hacker des Rechts

Stehen die gewünschten Partner mit DedSec auf Kriegsfuß, plaudern sie diesen Gefallen nicht einfach aus. Dann muss man zunächst einen Blick in ihren Tagesablauf werfen und dort einen Anhaltspunkt finden, über den man sie vielleicht doch überzeugen kann. Ich habe auf diesem Weg etwa herausgefunden, dass mein potentieller Rekrut ein recht zwielichtiger Geselle ist und sich mit einem anderen Dealer treffen wollte, weshalb ich zu diesem Treffen gefahren bin und das Telefon des Konkurrenten um ein paar Daten erleichtert habe. Da war mein zukünftiger Kumpel einer Karriere als Hacker plötzlich nicht mehr abgeneigt und stand nach dem Erledigen eines weiteren Gefallens endlich als spielbares Mitglied zur Verfügung.

Was ich davon habe? Einen Charakter, der in Verfolgungsjagden einfacher davonkommt. Die prozedural erstellten Figuren verfügen nämlich über aus einem angenehm großen Baukasten zusammengewürfelte Eigenschaften, mit denen sie bestimmte Drohnen herbei rufen, starke Waffen mit sich führen oder Gegner mit Elektroschocks ausschalten. Wer eine Herausforderung der besonderen Art sucht, schnappt sich außerdem einen Agenten, der gelegentlich ohne weiteres Zutun nahe Wachen alarmiert, und genießt so die amüsante Seite dieses Charakterbaukastens.

Spezialisierung aus dem Baukasten

Man stellt also ein Team zusammen, das erstens zum eigenen Spielstil passt: Immerhin fällt es manchen Agenten leichter, unerkannt zu bleiben, während sich andere Vorteile durch den Einsatz von Drohnen verschaffen und wieder andere in bleihaltigen Auseinandersetzungen die besseren „Argumente“ mit sich führen. Zweitens kann es sehr hilfreich sein Spezialisten für bestimmte Situationen im Team zu haben: So können sich ehemalige Albion-Angestellte z.B. in Arealen aufhalten, die ihr früherer Arbeitgeber abgeriegelt hat, so lange sie ihren Ex-Kollegen dabei nicht zu nahe kommen. Und drittens soll wohl der Spaßfaktor beim Ausprobieren mancher Fähigkeiten nicht zu kurz kommen. Kein Wunder, spielt das Sammeln bzw. der Kauf sowie das Ausstaffieren der Agenten vor allem in Bezug auf die Langlebigkeit des Spiels doch eine große Rolle.

Ein optionaler Permadeath-Modus macht das Ganze dabei spannender, da erledigte Agenten dann dauerhaft verlorengehen. Ein wenig XCOM-Wehmut schwingt also mit, falls ein besonders guter Charakter das Zeitliche segnet und man einen Ersatz aufbauen müss...

Ach, nein. Man muss die Figuren ja gar nicht entwickeln. Verfügen die abseits ihrer Besonderheiten doch alle über dieselben Fähigkeiten, weil Letztere global freigeschaltet werden – über Upgradepunkte, die mal mehr, mal weniger gut in London versteckt sind und als Belohnung für erledigte Missionen winken. Mit anderen Worten, sämtliche Agenten können die gleichen Drohnen hacken. Sie nutzen unterm Strich die gleichen Waffen, Gadgets und Hacks, mit denen sie feindliche Gewehre blockieren oder die Feinderkennung von Drohnen umkehren, sodass es im Grunde egal ist, welchen Charakter man gerade spielt. Die wenigen Fähigkeiten bringen auf gelungene Art Farbe ins Spiel, alle entscheidenden Fertigkeiten erhält man aber durch das allgemeine Freischalten.

Es eilt!

Stärker als andere Spiele setzt Watch Dogs: Legion übrigens auf Mikrotransaktionen, denn neben einem Season Pass sind auch Agenten käuflich erhältlich, deren Fähigkeiten durchaus reizvoll sein können.

Auch diese Besonderheiten braucht man natürlich nicht, allerdings könnte man auf diesem Weg die eine oder andere Rekrutierung umgehen. Geld und Upgradpunkte werden ebenfalls verkauft.Schade, dass eine Spezialisierung auch nicht durch das Leveldesign forciert wird und manche Wege einigen Agenten etwa komplett verschlossen bleiben. Im Ansatz gibt es das zwar, doch fast immer findet man schnell alle notwendigen Hilfsmittel, um ein Dach zu erreichen oder eine verschlossene Tür zu öffnen. Ubisoft scheint hauptsächlich daran interessiert, dass man mit jeder Figur möglichst schnell selbst in schwer bewachte Komplexe eindringt und auf keinen Fall von so etwas wie Rollenspiel oder gemächlicher Stealth-Action aufgehalten wird, denn auch das Infiltrieren ist nur ein Abziehbild dessen, was Gadget-Meister Sam Fisher einst vorgelebt hat.

Klar, der Schwerpunkt ist nun mal ein anderer, da das eigentliche Schleichen und Verstecken keine wesentliche Rolle spielt. Man übernimmt vielmehr eine Kamera nach der nächsten, wechselt per Knopfdruck auf eine fliegende Drohne und bewegt eine flinke Metallspinne durch Lüftungsschächte, um einen Datenport zu erreichen. Man öffnet von jedem Punkt aus Türen, lenkt Wachen ab, lässt Fahrzeuge losfahren oder aktiviert Fallen, die Gegner durch Elektroschocks ausschalten. Wie gehabt: Watch Dogs ist mehr Gadget-Manipulation als Stealth-Action, obwohl es viele Bestandteile etwa aus Splinter Cell enthält.

Heimlich Fäden ziehen

Und es macht durchaus Spaß, sich über die Kameras einen genauen Überblick zu verschaffen, Schalter und Geräte zu aktivieren und mit der Metallspinne – eines der wichtigsten Werkzeuge – den Code für die entscheidende Tür herunterzuladen. Wie ein gewiefter Puppenspieler zieht man im Hintergrund die Fäden und beobachtet unerkannt die Auswirkungen des heimlichen Tuns.

Zum einen ist das elektronische Puppenspiel über weite Strecken aber viel zu leicht und zum anderen fehlt mir auf Dauer ein aktives Spielen, bei dem man mehr tun muss als “Drücke F zum Aktivieren“. Tatsächlich fühlt sich Legion nicht wie cleveres Hacken an, sondern eher nach einem dreidimensionalen Puzzle, das aus erstaunlich wenigen Bestandteilen besteht. Erstens gleichen sich die Aktivitäten alle sehr, da es zum großen Teil nur um das Aktivieren im richtigen Augenblick geht, und zweitens sind die manipulierten Systeme bzw. Charaktere nicht auf komplexe oder wenigstens interessante Art miteinander verbunden. Um einen elektronischen Schlüssel herunterzuladen, klickt man die ihn tragende Wache ja einfach per Drohne oder Kamera an, anstatt sich vorsichtig heranzuschleichen oder den Gegner gar zu überwältigen.

Klicken statt aktiv sein

Beobachten, manipulieren, infiltrieren: Im Vordergrund steht das Hacken der zahlreichen Drohnen und Kameras. Sichtbare Schalter kann man dabei jederzeit aktivieren.
Wäre wenigstens das Schleichen selbst aufregend, aber weder die fast immer im rechten Winkel zueinander angeordneten Deckungen noch ärgerliche Fehler wie unsichtbare Wände, durch die die Spinne partout nicht hindurch kommt, sind dem zuträglich. Und warum wird eigentlich fast keine der vielen Kameras von Wachen beobachtet? Stattdessen kann man gemütlich davor entlangspazieren, obwohl man längst gesucht wird. Dabei würde es Legion schon aufwerten, wenn es eine Person gäbe, die ständig entsprechende Monitore im Blick hat – bis man sie vorübergehend ablenkt oder gar ausschaltet. Stattdessen gibt es ganz selten mal spezielle Kameras, deren Sichtfelder kleine Sperrzonen darstellen. Spannend.

Leider sind die Gegner nicht clever und das Schleichen meist anspruchslos. Dieser hier wird zwei Sekunden später vergessen haben, dass er gerade einen Agenten entdeckt hatte.
Hinzu kommen Schwächen im Verhalten der Wachen, die von bedauerlich bis fehlerhaft reichen. Das organisierte Suchen nach einem Eindringling kennen sie z.B. nur vom Hörensagen, während sie sich durch schnelle Takedowns viel zu leicht ausschalten lassen. Sie erkennen ja nicht einmal, dass ich die große Spinne direkt in ihrem Sichtfeld unter einem hohen Schreibtisch parke. Manchmal weisen sie auch ihre Drohnen an, ein Gebiet zu durchsuchen, ohne dass auch nur eine einzige dieser Aufforderung erkennbar nachkommen würde. Immerhin reagieren Wachen auf geöffnete Türen und Sicherheitsschranken, gehen insgesamt aber viel zu nachlässig mit ihren Aufgaben um.

Wozu hat man graue Zellen?

Nicht einmal das Hacken selbst, also der thematische Kern, wird auf coole Art inszeniert. Das Knacken von Software, das manuelle Finden von Passwörtern oder wenigstens das Eingeben eines Codes zum Öffnen von Tresoren? Existiert nicht. Das alles geschieht immer über einen profanen Knopfdruck. Einzige Ausnahme ist das Umleiten elektrischer Verbindungen, damit ein blockiertes Signal ans Ziel gelangt, wo es Türen öffnet oder Terminals aktiviert. Doch selbst dieses Minispiel hat mit Hacken nicht das Geringste zu tun. Es ist eine langweilige Fleißaufgabe, die weder die grauen Zellen fordert noch in irgendeiner Form die Coolness des Cyberspace vermittelt.

Eine Weile dachte ich, man könnte wenigstens auf einfallsreiche Art experimentieren, da es neben Transportplattformen auch kleine Geschütztürme, eine Art Amazon-Lieferdrohne sowie unterschiedlich stark bewaffnete Flieger gibt. Aber ratet mal, was passiert, wenn ich den „Amazon“-Schweber sein Paket abwerfen lasse und anschließend den Geschützturm hochhebe, um ihn  ganz frech in eine Meute Feinde zu stellen. Genau: geht einfach nicht. Man darf nicht einmal die Spinne auf einer der größeren Drohnen platzieren, um sie an ein hoch gelegenes Ziel zu transportieren. Das funktioniert ausschließlich mit der Transportplattform, auf die man dann auch gleich selbst steigen kann. Dass sowohl Drohnen als auch Fahrzeuge deutlich sichtbar direkt neben bzw. über den Agenten ins Bild gesetzt werden, anstatt aus einiger Entfernung heranzufliegen bzw. fahren (beide könnten sich autonom bewegen), ist da nur die Spitze des Eisbergs.

Drohnen – und was sie alles nicht können

Erwähnte ich außerdem den drögen Deckungsshooter mit seiner schwammigen Steuerung, bei dem man nicht mal vom Blick über die rechte zum Blick über die linke Schulter wechseln darf? Bzw. die Tatsache, dass es nicht den geringsten Unterschied macht, ob man andere Menschen tötet oder betäubt? Waffen und Werkzeuge sind in beiden Fällen ja fast die gleichen und auch erzählerisch wird das nicht sinnvoll aufgegriffen. Ich weiß: Steht beides nicht im Vordergrund. Passt in dieser Form aber perfekt ins Bild.

Nun hat Legion trotz der erwähnten Mängel seine Stärken. So sehr mir spielerische Tiefe fehlt und das aktive Eingreifen zu wünschen übrig lässt: Man kann sich auf unterhaltsame Art die Zeit vertreiben und etwa Nebenmissionen erledigen, mit denen man den Einfluss von DedSec in einzelnen Stadtteilen vergrößert, um dadurch u.a. starke Agenten zu erhalten. Abgesehen davon geraten die eigenen Leute mitunter in Schwierigkeiten und werden gefangen genommen, woraufhin man sie befreien könnte.

Kollegen im Knast

Die Drohne ist so breit wie ein Stuhl - wird von dieser Wache aber nicht gesehen.
Absolut klasse sind zudem die vielen Möglichkeiten HUD und spielerische Elemente den eigenen Vorlieben anzupassen. So schaltet man die für mein Empfinden fast immer furchtbare Bewegungsunschärfe ab, ändert Farbe und Größe vieler Bildschirmanzeigen, deaktiviert diverse Hilfen und belegt fast die komplette Steuerung um, wofür sogar drei Profile zur Wahl stehen. Das alles ist nichts Neues, auf Konsole aber noch immer die Ausnahme und darf gerne weiter Schule machen.

Wäre das Spiel nur kein so einheitliches Hinfahren und Anklicken, das sich immer gleich anfühlt! Selbst verschiedene Missionsarten und sogar die einzelnen Räume komplett unterschiedlicher Areale sind sich frappierend ähnlich. Zumal man diese Beliebigkeit auch in der Erzählung und dem Rekrutieren neuer Agenten findet. Denn so gut die kleinen Geschichten der übrigens komplett vertonten Figuren anfangs sind, so schnell wiederholen sie sich – genau wie ihre damit verbundenen Mini-Aufträge, die daher bald zur ermüdenden Routine werden. Mir wäre eine Riege ebenso optionaler, aber komplett einzigartiger Charaktere mit entsprechend besonderen Geschichten jedenfalls lieber als die unendliche prozedurale Gleichförmigkeit.

Die prozedurale Unendlichkeit

Ich kann außerdem nicht umher, auf die teils idiotische KI und andere Fehler abseits des Hackens einzugehen. Es zerstört nämlich häufig die Illusion sich an einem realen Schauplatz zu befinden, wenn Sicherheitskräfte lauthals nach der Person suchen, die gerade sämtliche Fahrzeuge an einer Kreuzung in Unfälle verwickelt hat, ohne zu bemerken, dass sie schon lange direkt neben ihnen steht. Ich habe gesehen, wie Motorradfahrer direkt vor einem Hindernis Gas geben, um in hohem Bogen von ihrer Maschine katapultiert zu werden. Meine Agenten werden grundlos von Albion-Streifen angegriffen und erhalten keine Hilfe von frei herumlaufenden DedSec-Kollegen. Vehikel fahren durcheinander hindurch, finden partout keinen Weg um eine Kurve und werden wie Spielzeugmodelle in die Luft gehoben. Passanten fallen von irgendwo oben auf die Straße oder springen zum Ausweichen auffallend oft direkt vors Auto. Sowie mein Favorit: Öffnet man den Eingang zu einem Sperrgebiet, latschen die Fußgänger reihenweise und völlig unbehelligt in die Polizeistation oder das Clan-Quartier, ohne von den Wachen auch nur bemerkt zu werden!

Briten ohne Sinn und Verstand

Das alles ist umso bedauerlicher, da London stellenweise wirklich famos aussieht. Obwohl die Stadt gegenüber der Realität natürlich stark verkleinert ist, findet man sich mit etwas Ortskenntnis tatsächlich zurecht, bestaunt eindrucksvolle Sehenswürdigkeiten, fährt eine komplette Runde mit dem Millennium Wheel – wundert sich aber über ein Millionen-Dorf, in dem man alle Nase lang bekannte Rekruten und ihre Bekannten oder Verwandten trifft. Nicht zu vergessen auch Fußgängerampeln, die nur auf einer Straßenseite stehen, sowie Geschäfte, die man nicht betreten darf, weshalb man ausschließlich per Tablet am Eingang neue, aber selten hübsche Kleider, Schuhe oder Masken kauft.

Vielleicht hat manches damit zu tun, dass die aktuellen Konsolen technisch am Limit sind. Auf jeden Fall gibt es auf allen Plattformen unterschiedlich große Einbrüche der Bildrate, obwohl viele Objekte und Details erst spät im Sichtfeld auftauchen. Ausgesprochen merkwürdig ist außerdem ein Effekt, der beim schnellen Fahren einsetzt, denn selbst ein Lamborghini-Verschnitt hört bei gefühlt 70 km/h einfach auf zu beschleunigen. Der Motor dreht dann zwar weiter und schaltet sogar in höhere Gänge, aber nachdem die Bildrate meist kurz in die Knie geht, wird die Geschwindigkeit auf einmal festgesetzt und ändert sich nicht mehr. Die gesamte Welt wirkt dann wie ein zäher Traum.

Bei Höchstgeschwindigkeit bitte langsam fahren!

Die PC-Version glänzt mit Raytracing-Spiegelungen, fordert allerdings selbst von schnellen Rechnern sehr viel CPU-Leistung und läuft mit allen Details nicht durchgehend flüssig.
Auch die PC-Fassung von Watch Dogs: Legion kämpft mit Schwierigkeiten, denn selbst derzeit schnellste Rechner können die höchste Detailstufe nicht in einer Auflösung von 4K mit durchgehenden 60 Bildern pro Sekunde darstellen. Der Hardwarehunger bzw. die sehr hohe CPU-Auslastung ist besonders an einigen der belebten Plätze zwar nachzuvollziehen, fällt insgesamt aber zu hoch aus – bei ausgeschalteten Raytracing-Reflexionen sowieso.

Doch apropos: Bringen die Raytracing-Reflexionen denn einen spürbaren Unterschied? Unbedingt! Schließlich ist die Kulisse mit zahlreichen Glasfassaden, transparenten Objekten, metallischen Oberflächen und anderen spiegelnden Elementen überzogen, was der futuristisch angehauchten Großstadt zusätzliches Flair verleiht. Die Bildrate wird bei aktiviertem Raytracing allerdings um ein gutes Drittel reduziert, was selbst das ordentliche DLSS nicht vollständig wettmacht. Alles in allem fehlt also auch hier eine dringend notwendige Optimierung.

Fazit

Watch Dogs: Legion hätte kein schlechtes Spiel sein müssen, denn in dem Cyberpunk-Thriller steckt viel Gutes. Das fängt bei den zahlreichen Gadgets und Kameras an, aus deren Sicht man heimlich die Umgebung manipuliert und geht über die auf den ersten Blick beeindruckende Kulisse bis zum Rekrutieren von Agenten mit individuellen Stärken. Vor allem Letzteres ist interessant, weil die zukünftigen DedSec-Mitglieder jeweils ihre eigene Geschichte haben und man zunächst herausfinden muss, wie man zunächst misstrauische Personen überhaupt auf die Seite der Hacker zieht – so lange jedenfalls, bis sich die Geschichten und auch die damit verbundenen Aufgaben ständig wiederholen. Sogar Einsatzorte werden häufig recycelt, während man dort stets das Gleiche tut. Denn das große Problem von Legion sind seine seltsam geringe spielerische Tiefe sowie die im Detail stark eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten. Man wechselt ja ständig nur das Gadget und aktiviert aus der Ferne irgendeinen Schalter oder Download, ohne damit interessante spielerische Kreisläufe in Gang zu setzen oder wenigstens auf coole Art zu hacken. Abseits weniger Ausnahmen sind nicht einmal kreative Experimente möglich. Das Überwältigen der Wachen ist zudem ein Kinderspiel, während die Aktionsmöglichkeiten von Spieler und Gegnern auf veralteten Stealth-Action-Prinzipien beruhen. Hinzu kommen absurde Fehler im Verhalten von Wachen sowie Passanten bzw. deren Fahrzeugen. Weil man alle wichtigen Fähigkeiten ohnehin global freischaltet und sämtliche Zugänge mit allen Agenten erreichen kann, spielen nicht einmal die möglichen Spezialisierungen eine echte Rolle. Mit anderen Worten: Obwohl Ubisoft eigentlich alle Fäden in der Hand hält, ist Watch Dogs: Legion nicht mehr als ein belangloser Themenpark, der ein paar Minuten lang durchaus unterhaltsam ist - inhaltlich und spielerisch allerdings so erfüllend wie ein Bluescreen.

Pro

  • verschiedene Möglichkeiten, die Umgebung zu manipulieren bzw. Kameras, Drohnen & Co. zu übernehmen
  • zahlreiche Agenten mit vielen eigenen Fähigkeiten
  • alle Personen sind vertont und können über kleine Geschichten angeheuert werden
  • äußerlich überzeugendes London
  • umfangreiche Möglichkeiten zum Einstellen der Steuerung, des HUD und mehr
  • optionaler Permadeath-Modus macht Spiel spannender, ohne Schwierigkeit zu erhöhen, was aber auch möglich ist

Kontra

  • ... aber fast alle Aktionen sind spielerisch profan und gleichen sich
  • durchgehend schwaches, häufig absurdes Figurenverhalten in allen Situationen
  • ... aber keine sinnvolle Spezialisierung; meist stehen allen Agenten ohnehin alle Wege offen
  • sehr eingeschränktes Experimentieren, das nicht immer logisch ist
  • oberflächliches Schleichen über meist rechtwinklig angeordnete Deckungsraster
  • grundsätzlich viel zu leichtes Schleichen und Ausschalten von Wachen
  • etliche KI-Fehler und seltsames Figurenverhalten
  • langweilige Fleiß-Suchaufgaben statt anspruchsvolles oder wenigstens cooles Hacken
  • unspektakuläre Schusswechsel mit schwammiger Steuerung
  • töten oder betäuben macht weder erzählerisch noch spielerisch einen Unterschied
  • London wirkt klein, da man ständig bekannten Figuren und deren Bekannten oder Verwandten begegnet
  • seltsam leise Umgebung mit relativ wenigen Geräuschen
  • extrem gemächlicher Ablauf beim schnellen Autofahren
  • man darf keine Geschäfte betreten
  • Physik-Fehler und viel zu leichte Fahrzeuge

Wertung

PC

Obwohl Watch Dogs: Legion alle Bausteine eines guten Cyberpunk-Thrillers enthält, ist es inhaltlich und spielerisch so erfüllend wie ein Bluescreen.

XboxOne

Obwohl Watch Dogs: Legion alle Bausteine eines guten Cyberpunk-Thrillers enthält, ist es inhaltlich und spielerisch so erfüllend wie ein Bluescreen.

PlayStation4

Obwohl Watch Dogs: Legion alle Bausteine eines guten Cyberpunk-Thrillers enthält, ist es inhaltlich und spielerisch so erfüllend wie ein Bluescreen.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.
  • Man kann die Spielzeit über Käufe verkürzen, Pay-to-Shortcut.
  • Season Pass, dessen Inhalte Auswirkungen auf Design und Balance haben können, z.B. XP-Boosts, Waffen, etc.
Kommentare
History Eraser

Habe am Wochenende mal in die Freetrial reingespielt, das ganze zwei mal gestartet und dann wieder deinstalliert.

Auch hier stelle ich mir permament die Frage, wieso man sich bei der Inszenierung nicht am Revealtrailer von Watch_Dogs orientiert. Während ich Watch_Dogs noch als etwas unglücklichen B-Movie Thriller und WD2 als Mr. Robot Light mit verbesserter Gameplayformel einstufen konnte, hab ich diesmal recht schnell damit begonnen, sätmliche Dialoge zu skippen und darüber nachzudenken, wann ich das ganze wieder beende.

Der Gunplay / Hacking / Arena Part funktioniert am besten, bietet die aus WD2 bekannte Kost. London sieht auch teilweise echt schick aus! Das Raytracing (hab auf Series X gespielt) sieht auch gut aus, wenn fast jede Pfütze und jedes Fenster in der gleichen Blitzeblankoptik spiegelt, tut das der Sache aber auch nicht unbedingt gut.

Mehr positives hab ich aber leider nicht zu berichten. Insbesondere über die Fahrphysik und die Regie könnte ich mich jetzt hier noch ein wenig auslassen, aber ich lese mir jetzt erstmal den Test durch und schau, ob das schon erledigt ist.

vor 3 Jahren
CritsJumper

Hatte viel Spaß mit Teil 1 und noch deutlich mehr mit Teil 2. Teil 3 habe ich relativ blind gekauft und muss sagen mir gefällt es. Ich spiele auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad + Permadeath und ich würde auch jedem Empfehlen das so zu machen.
Mir geht es genauso Seitenwerk, auch wenn Jupijej scheinbar ein Bot ist.

Das Spiel hat halt einige Elemente die passen. Diese Art von Minigame und open World. Klar das Rekrutieren muss sich wiederholen doch die ersten 50 Minuten wirkt es halt solide.

Das macht dieses Hacking aus. Die Story, die Podcasts und die Welt, finde ich sehr gut. Mir gefällt auch London sehr gut, weil ich das halt noch nie virtuell erkunden dürfte.

Ein Großteil ist natürlich 0815, wie bei jedem Ubisoft World Game. Vielleicht sollte ich das London Assasins Creed als Kontrast noch mal spielen.

Aber mit gefällt es einfach. Es ist für mich besser als erwartet.

vor 3 Jahren
Jupijej

Mir hat Watch Dogs 1 sehr gefallen (obwohl ich gerne mehr Aktion beim Kampf während der Missionen hätte. Und der Zielpunkt war etwas zu klein und bei einer heftigen Schiesserei mit der Polizei schwer zu finden - ansonsten super Spiel. Wenn es um Watch Dogs Legion geht, ich habe es nur zwei Stunden lang gespielt und ich fand es ziemlich monoton. Die Texte waren in Ordnung - ich meine , nicht zu doof - und kündigten eine interessante Fabel an - aber es blieb nur bei der Ankündigung, denn das Spielen selbst war monoton und langweilig. Wenn man ins Kino geht will man einen spannenden Film sehen der durchgehend Spannend ist und einen fesselt und wenn dazu der Inhalt auch noch interessant ist und auf eine intelligente Weise präsentiert wird, dann ist es super. Bei einem Spiel kommt es natürlich auch noch auf die Steuerung der Figuren und die Interaktion mit den KI's und der Umgebung (hier hacken) an. Ich habe den Eindruck, die Entwickler von Watch Dogs Legion haben versucht mit dem grossen Arbeitsaufwand bei Erschaffung dieser grossen Spielwelt , den geringen Aufwand zum Aufbau eines interessanten Spielinhalts zu ersetzen - oder es hat einfach an Begabung gefehlt. Die Form ist hier über den Inhalt hinaus gewachsen. Um ein interessantes Spiel zu erschaffen reicht es nicht einfach eine ansprechende Grafik zu präsentieren, eben so wie ein Film nicht nur aus diesen sog. Effekten bestehen kann - das heist, er kann, aber die Zuschauer verlassen vorzeitig das Kino (ich bin rausgegangen ) und eine Woche später lief dieser film bereits im fernseh (!) , kam nicht mal in die Videothek. Es reicht einfach nicht programmieren zu können , ebenso wie alleine die Fächigkeit zu schreiben aus einem keinen erfolgreichen Schriftsteller machen wird. Einige Spieleentwickler tendieren dazu eine grosse Spielwelt zu erschaffen und den gamern die Freiheit zu geben darin zu tun was sie wollen und somit die Spielfabel selber zu entwickeln. Das ist das gleiche als wenn man jemandem, der ins Kino geht um einen interessanten Film zu sehen einfach die Schauspieler und sonstiges Material zur Verfügung stellen würde damit er sich den Film selber macht - nach Motto " MACHS DIR JETZT SELBST ! " HAHA. Das wäre ja wie der langweilige Alltag. Viele Menschen haben nicht die notwendige Fantasie und deshalb muss zu einem Spiel auch eine entsprechende Fabel gehören, die das Verhalten der Spieler kanalisiert es im schach hält und sie zum handeln zwingt um Dinge zu tun an die sie nicht mal zu denken wagten. Damit jeder mal seinen Helden rauslassen kann - und natürlich auch die Sau - insbesondere die Sauuuu ! HAHA. Ich hoffe, irgendein Spieleentwickler liest das und ich darf mich in Zukunft auf interessante Spiele freuen.

vor 3 Jahren
Seitenwerk

Hatte viel Spaß mit Teil 1 und noch deutlich mehr mit Teil 2. Teil 3 habe ich relativ blind gekauft und muss sagen mir gefällt es. Ich spiele auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad + Permadeath und ich würde auch jedem Empfehlen das so zu machen.

Beim Durchlesen vom Test muss ich sagen das sich nicht alles mit meinen Erfahrungen deckt. Die KI entdeckt mich echt schnell (quasi sofort auf Sicht ausser man kann gerade noch so um ein Eck huschen), ich musste bisher immer sehr bedacht vorgehen und Skills und Fähigkeiten nutzen um für Ablenkung etc zu sorgen. Rushen oder einfaches Eindringen in Basen geht nicht. In manchen Fällen wird man sogar ausserhalb der Basis gesucht und angegriffen, muss also aufpassen, selbst wenn man in gefühlt sicherer Entfernung per Roboterspinne in die Basis schleicht.

Dank Permadeath ändert sich das Spielgefühl auch gravierend da man seinen Charakter nicht einfach mit Experimenten Opfern will/kann. Sogar DLC und Preorder Charaktere sterben und sind dann vom aktuell Spielstand weg!

Ich muss sagen ich bin bisher echt zufrieden es fühlt sich wieder anders an als die anderen Titel, was ich als plus werte.

Einziger Kritikpunkt bisher wäre das man sehr oft nur mit der Spinne ganze Basen/Missionen abschließen kann. Am besten sind die Missionen wo man gezwungen ist auch mit der Figur rein zu müssen, denn dann ist der Nervenkitzel immens! Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad stirbt man nämlich extrem schnell und dank permadeath kann man sich keinen Fehler erlauben oder der Charakter ist halt auch tatsächlich tot. Da man im Laufe der zeit natürlich ein Team aus besonderen Figuren rekrutiert und dafür auch wiederum üblicherweise Missionen machen muss, tut so ein tot richtig richtig weh!

Was mir auch gefällt ist das System der Tarnung. Schleicht man sich in passender Kleidung in ein Sperrgebiet wird man nicht direkt auf Sicht entdeckt. Darf aber auch nicht rennen oder ungewöhnliche Handlungen vornehmen. Ausserdem muss man sich in gewissen Abstand zu Gegnern bewegen was oft nicht leicht ist. Hier kommt Permadeath und die "Angst" seinen besonderen Char zu verlieren natürlich wieder hervor.

Ich weiß nicht wie es auf anderen Schwierigkeitsgraden ist. Aber in dieser Variante habe ich aktuell sogar noch mehr spaß als bei dem wirklich guten Watch Dogs 2. Es bleibt abzuwarten ob der Online modus ebenfalls mindestens mit Teil 2 mithalten kann.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
NoCrySoN

Hat irgendwer wirklich etwas anderes erwartet? Das war mir schon nach dem ersten Trailer klar, dass das Spiel mal wieder ne typische Ubisoft Luftpumpe ist. Bis auf ANNO kann man aus dem Hause Ubisoft nur schwer Spiele kaufen. Alle paar Jahre ein AC vielleicht noch, das wars.
Man muss ja nicht gleich wieder übertreiben...
Findest du? Bis auf ANNO und Siege ist mir in den letzten Jahren nix in Erinnerung geblieben, was man unbedingt mal gespielt haben sollte.
Es müssen ja nicht Spiele sein die dich interessieren, doch gab es die letzten Jahre Titel verschiedener Genre, die durchweg gut aufgenommen wurden.

vor 3 Jahren