Crash Bandicoot 4: It's About Time - Test, Plattformer, XboxSeriesX, Switch, PlayStation5, PC, XboxOne, PlayStation4
Schon bei der beliebten Remaster-Trilogie kümmerte sich das altgediente Studio Toys For Bob (Star Control, Skylanders-Serie) um diverse Umsetzungen – und mit Teil 4 wollte sich das Team offenbar einmal mehr gegenüber Mutterfirma Activision beweisen. Die Remasters waren bereits hübsch, das mit der Unreal Engine erstellte Ergebnis in Teil 4 wirkt aber an fast jeder Ecke noch detailverliebter: Im Sumpf voller Dunst und Insekten lauert ein ungeduldiges Krokodil, im Frostlevel genießt man die dynamische Beleuchtung mit ihren sanften Reflexionen auf den nachgebenden Eisschollen und in der prähistorischen Welt wackeln flüssig animierte Killerpflanzen mit ihren Stachelzungen um die Wette. All das ergibt ein hübsch beklopptes Gesamtbild - wie sich das eben für ein Beuteldachs-Spiel gehört.
Rückkehr des Wirbel-Tiers
Lediglich die billigen Sterbe-Animationen wirken schon eine Nummer zu dämlich. Auch während der deutsch vertonten Zwischensequenzen muss man vermutlich Fan der Serie sein, um den Humor zu verstehen. Die Handlung knüpft chronologisch an Crash Bandicoot: Warped an. Nachdem die Finsterlinge Neo Cortex, N. Tropy und Uka Uka durch einen Riss in der Raumzeit aus ihrem Gefängnis flohen, müssen die Helden Crash und Coco eine Eroberung des Multiversums verhindern. Glücklicherweise hat der Dimensions-Riss auch die mächtigen Quantum-Masken erweckt. Sie verleihen den Helden allerlei realitätsverzerrende Fähigkeiten.
Viel Abwechslung
Der Fiesling hat eine Reihe eigener Levels bekommen und eröffnet in schon abgeschlossenen Exemplaren neue Wege. Außerdem bringt er mit seiner experimentellen Strahlenwaffe das spaßigste Extra überhaupt mit, da er Gegner einfach im passenden Augenblick in trampolinartige Gummi-Plattformen verwandelt. Die Gadgets von Dingodile oder Tawna beweisen ebenfalls, wie viel Abwechslung im Spiel steckt – oder auch die bizarren Farbfilter vom N.Tropys gespiegelten Varianten der gewöhnlichen Levels. All zu sehr gehen wir hierzu nicht ins Detail, damit ihr ihre Geheimnisse selbst entdecken könnt. Crash Bandicoot 4 wirkt schließlich wie eine große, bunte Wundertüte, in der neue Extras immer wieder den Spaß am klassischen Prinzip anfachen.
In Teil 1 der Serie wechselte das Spiel noch zwischen 3D-Pfaden und 2D-Levels, weil sich Entwickler Naughty Dog 1996 auf der PS1 noch nicht an die komplette Bewegungsfreiheit heran wagte – im Gegensatz zu Super Mario 64 oder dem späteren Gex: Enter the Gecko. Mittlerweile verströmt Crashs „überschaubare“ Level-Architektur mit kleinen Abzweigungen und versteckten Kisten aber ein ganz eigenes Flair, das nebenbei schöne Erinnerungen an Titel wie Bug! oder Super Mario 3D World weckt. Trotz des knackigen Schwierigkeitsgrades verströmt das Spiel eine gewisse gemütliche Wohlfühl-Atmosphäre, was u.a. an der Handhabung liegt, die sich spürbar moderner und knackiger anfühlt als früher.
Zeitreise gelungen
Das gelungene Level-Design macht Kopfsprünge und Wirbelattacken meist zu einer spaßigen Angelegenheit. Nach und nach erkämpft man sich immer mehr Welten, um nebenbei auch mal zurückzukehren, alte Zeitrekorde zu unterbieten oder mehr Edelsteine freizuschalten. Wer sogar die weltweiten Bestenlisten dominieren oder alles komplett abschließen möchte, muss allerdings extrem viel Geduld mitbringen und allgemein ziemlich begabt sein. Bereits im gewöhnlichen Spiel mit modernem Schwierigkeitsgrad und unendlich vielen Leben wird es hier und da knifflig, mit etwas Durchhaltevermögen lässt sich aber auch als Durchschnittsspieler noch alles problemlos abschließen. Auf dem klassischen Schwierigkeitsgrad mit sammelbaren Leben wird es schon etwas haariger. Dort findet man sich mitunter nach einigen Fehlversuchen am Level-Anfang wieder.
Eine Frage der Perspektive
Mehr Feinschliff gibt es in den Bosskämpfen mit spaßigen Ideen wie einem Slalomlauf durch die Raketenangriffe von Neo Cortex oder einer Musikspiel-Hommage mit tödlichen Notenspuren. Schade, dass der Komponist des Soundtracks weniger inspiriert war: Die serientypischen Melodien und Dschungel-Themen passen ins Spiel, bleiben aber kaum in Gedächtnis hängen. Wer im Gegenzug ein wenig optische Abwechslung möchte, kann allerlei Skins und Verkleidungen für Crash & Coco freischalten. Die dafür nötige Anzahl an Edelsteinen ist oft gar nicht so schwer zu erreichen, da neben gesammelten Wumpa-Früchten z.B. auch ein gespiegelter „N.Verted“-Durchgang zählt. Eine nette kleine Extra-Motivation.
Geselliges Hüpfen
Fazit
Es steckt also ein gelungener Beuteldachs-Simulator in Crash Bandicoot 4 – mit hübsch lebendigen Kulissen, viel Umfang und Abwechslung, den typischen Fluchtsequenzen, angenehm fordernden Levels und fast schon übertrieben kniffligen Herausforderungen für Profis. Schade, dass die Kameraführung nicht immer den passenden Winkel für die nötige Präzision bietet. Mit etwas mehr Feinschliff in diesem Bereich hätte Toys For Bob einigen Frust vermeiden können und dem Spiel einen Gold-Award gesichert. Doch auch so lohnt sich der klassische Plattformer auf überschaubaren Pfaden, der sich insgesamt runder anfühlt als seine Vorgänger oder Konkurrenten wie Yooka-Laylee and the Impossible Lair.
Pro
- meist angenehm fordernd
- klassisches Prinzip gelungen modernisiert
- viel Abwechslung
- hübsch lebendige Kulissen
- griffige Steuerung
- abwechselnder lokaler Koop möglich
Kontra
- Perspektiv-Probleme erschweren das Abschätzen von Distanzen
- manche Herausforderungen übertrieben gnadenlos
- lange Ladezeiten
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- Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.