Genshin Impact - Test, Rollenspiel, Android, iPhone, PlayStation4, iPad, PC, Switch, PlayStation5
Es tobt ein Kampf in luftiger Höhe zwischen einem jungen Geschwisterpaar und der Hüterin der himmlischen Ordnung, als man sich plötzlich für die Schwester oder den Bruder entscheiden muss. Die Wahl bestimmt den späteren Hauptcharakter, der sich nach einer unfreiwilligen Trennung auf die Suche nach dem anderen Geschwisterteil begibt. Die Handlung selbst verläuft aber weitestgehend identisch - egal, für welches Geschlecht man sich entschieden hat.
Kampf in den Wolken
Zusammen mit Feenwesen Paimon beginnt eine lange Reise, deren erste Station die mittelalterlich anmutende Mondstadt ist. Dort wird man nicht nur Zeuge eines Drachenangriffs, sondern auch Mitglied der Abenteurergilde, für die man fortan Aufträge erledigt und Kampferfahrung sammelt, während man weiterhin nach Spuren seiner Schwester bzw. seines Bruders sucht. Die Handlung wird sehr ansehnlich und professionell inszeniert, auch wenn sie im weiteren Spielverlauf immer wieder mal in den Hintergrund rückt, da man sich zwangsläufig auch um andere Angelegenheiten kümmern muss.
Überhaupt kann viel entdeckt und gesammelt werden - von Büchern und Wertgegenständen über verwertbare Rohstoffe bis hin zu neuer Ausrüstung, die man seinen Gruppenmitgliedern in Form von Waffen und Artefakten anlegen kann - diverse Setboni inklusive. Das Inventar fasst bis zu 30.000 Objekte, so dass der Sammelleidenschaft kaum Grenzen gesetzt sind. Vieles lässt sich zudem sinnvoll weiterverarbeiten: So kann man an Feuerstellen kräftigende Speisen zubereiten, beim Schmied Erze oder beim Alchemisten andere Materialien verarbeiten lassen.
Eldorado für Sammler
Wem das zu lange geht, der kann auch echtes Geld investieren, um häufiger beten zu können. Das Glücksspielprinzip lässt sich allerdings auch dann nicht umgehen. Mal erhält man direkt, was man sucht, mal dauert es eine gefühlte Ewigkeit. Wirklich nötig sind die begehrten Stufe-5-Belohnungen allerdings nur, wenn man sich das Leben extrem leicht machen will oder nach der perfekten Party und Ausrüstung für Endgame-Inhalte strebt. Irgendwie muss sich der Free-to-play-Titel halt auch finanzieren. Die meiste Zeit kommt man aber auch mit gewöhnlichen Gegenständen und Geduld gut aus.
Zahlen statt Warten
Löblich ist zudem, dass man zu keiner Zeit dazu gedrängt wird, die vorhandenen Kaufoptionen zu nutzen. So kann man die stimmungsvoll designte Fantasywelt Teyvat in aller Ruhe erkunden, ohne dabei unterbrochen zu werden - von der europäischen geprägten Mondstadt bis hin zum fernöstlich anmutenden Liyue. Unterwegs kann man immer wieder praktische Schnellreisepunkte aktivieren sowie Heilmöglichkeiten und Lagerfeuer nutzen, sofern die Witterung mitmacht. Ansonsten kann man ausdauerbasiert rennen, klettern, schwimmen und sogar durch die Lüfte gleiten, während man per Fotomodus eindrucksvolle Schnappschüsse anfertigen kann.
Die offen designte Spielwelt ist jedenfalls riesig und überaus ansehnlich. Je nach Tageszeit und Wetter entstehen wunderbare Stimmungen. Wer zu einer bestimmten Zeit unterwegs sein will oder muss, kann die Uhrzeit ab einer gewissen Stelle im Spiel auch manuell verstellen. Das Questdesign ist trotz vertrauter Strukturen durchaus abwechslungsreich. Zudem gibt es überall kleine Rätsel, die auf ihre Lösung warten, sowie Schätze, die es zu entdecken gilt. Oft reicht es hinter Mauern, Felsen oder Büsche zu schauen, eine brüchige Gesteinsformation zu zerschmettern oder eine auffällige Wurzel aus dem Boden zu ziehen. Ein anderes Mal muss man verlorene Seelen an Zielorte begleiten, elementare Kräfte richtig einsetzen oder gefährliche Wächter besiegen.
Auf Entdeckungsreise
Davon abgesehen ist die Kampfsteuerung aber angenehm handlich und direkt. Statt komplizierter Kombos und Spezialmanöver wird eher auf schnelle Reaktionen und elementbasierte Kettenreaktionen gesetzt. So können Holzschilde mit Feuerangriffen in Brand gesetzt werden, bis sie irgendwann zu Asche verfallen, während für nasse Gegner Blitzangriffe besonders schmerzhaft sind. Darüber hinaus können Wasserflächen mit Eisangriffen eingefroren, Eisflächen mit Feuerattacken aufgetaut, Gegner mit Windangriffen umgeblasen oder nicht brennbare Schilde mit Erdattacken zertrümmert werden.
Die Macht der Elemente
Am interessantesten wird's aber, wenn mehrere der insgesamt sieben Elementarkräfte zusammenwirken. So führen auf Erdangriffe folgende Eis-, Blitz-, Wasser- oder Feuerattacken zu Kristallisationen, die Kombination von Blitz- und Feuerangriffen zu Überladungen oder auf Windangriffe folgende Eis-, Blitz-, Wasser- oder Feuerattacken zu Verwirbelungen. Zudem gibt es sowohl leichte als auch schwere Elementarangriffe, die sich erst aufladen müssen, aber dann um so verheerende Schäden anrichten. Wer allein spielt, kann jederzeit auf Knopfdruck zwischen bis zu vier vorher ausgewählten Gruppenmitgliedern wechseln und deren Elementarkräfte kombinieren.
Ab Abenteuerstufe 16 kann man sich außerdem mit bis zu drei anderen Spielern zusammentun. Zu zweit kann jeder, zu dritt nur der Gastgeber zwischen zwei Charakteren wechseln und zu viert bleibt sowieso jedem nur eine Rolle. Außerdem unterliegen die Gastspieler diversen Beute- und Fortschrittseinschränkungen. So erhält man z. B. keine Inhalte aus Freiland-Schatzkisten oder eigene Quest-Fortschritte. Auch das Matchmaking ist etwas limitiert, das gemeinsame Jagen oder Meistern von Dungeons und anderen Herausforderungen trotzdem spaßig.
Kooperative Beutejagd
Nerven können auch die oft sehr langen Ladezeiten. Zudem ist, wenn man in der offenen Spielwelt unterwegs ist, immer wieder ein leichter Grafikaufbau oder ein leicht verzögertes Einsammlen von Objekten zu bemerken - vor allem auf der PS4. Dramatisch ist das aber nicht, die technische Umsetzung insgesamt sehr ordentlich, während die Soundkulisse mit hochwertigen atmosphärischen Kompositionen glänzt. Bei der Sprachvertonung kann man sogar zwischen Englisch, Japanisch, Koreanisch und Chinesisch wählen. Untertitel gibt's zudem auf Deutsch und das abgesehen von wenigen Lücken und Ausreißern in erfreulich guter Qualität.
Kleine Schönheitsfehler
Fazit
Genshin Impact ist ein Paradebeispiel dafür, wie man selbst größte Skeptiker ins Free-to-play-Boot holt: Die im Anime-Stil präsentierte Fantasywelt sieht nicht nur großartig aus, es macht auch richtig Spaß, in sie einzutauchen, ihre Bewohner kennenzulernen, ihre Geheimnisse zu lüften, ihre Herausforderungen zu meistern. Und dabei wird man nicht von aufdringlichen Kaufaufforderungen oder Werbeeinblendungen aus dem Abenteurerdasein gerissen! Klar kann man Geld ausgeben, um z. B. schneller an neue Ausrüstung und Charaktere zu gelangen. Aber man fühlt sich in keiner Weise dazu genötigt, kommt, abgesehen vielleicht vom Endgame, auch gut mit dem voran, was man kostenlos findet. Keine Ahnung, ob das genug Geld in die Kassen der Betreiber spült, aber man erlebt ein Abenteuer epischen Ausmaßes, das zudem tolle Echtzeit-Kämpfe sowie kooperative Einsätze für bis zu vier Spieler bietet. Bezüglich Ladezeiten, Steuerung und Charakter-Vertonung gibt es hingegen noch Luft nach oben.
Pro
- große stimmungsvolle Spielwelt
- viel zu entdecken
- Echtzeit-Kämpfe mit elementaren Reaktionen
- motivierende Charakterentwicklung und Belohnungen
- kooperative Beutezüge für bis zu vier Spieler
- verbesserbare Ausrüstung
- atmosphärischer Soundtrack
- dynamischer Tagesverlauf mit Vorspulfunktion
- praktische Schnellreisepunkte
- keine aufdringlichen Mikrotransaktionen
Kontra
- stummes Alter-Ego
- keine manuelle Zielaufschaltung
- keine Blockfunktion
- lange Ladezeiten
- kein plattformübergreifendes Speichern (PS4)
- ungewohnte Controller-Tastenbelegung (PC)
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.
- Man kann die Spielzeit über Käufe verkürzen, Pay-to-Shortcut.
- Käufe können durch Zufallsfaktoren zum Glücksspiel werden.