Electronic Super Joy 2 - Test, Plattformer, PlayStation4, Switch, PC
Der in Toronto beheimatete Kanadier Michael Todd macht seit 15 Jahren Spiele, eigener Aussage zufolge bisher über 40 davon, sein Indiestudio hat er ganz banal Michael Todd Games getauft. Sein namhaftester Titel ist der nach und nach für PC, Wii U, Xbox One, PS4 und Switch veröffentlichte Techno-Plattformer Electronic Super Joy, zudem arbeitete Todd zwischendurch als freiberuflicher Leveldesigner beim edlen PS-Vita-Plattformer Sound Shapes mit. Sich selbst bezeichnet er als „einigermaßen erfolgreichen, verhalten beliebten Indie-Entwickler“ - und natürlich arbeitet Todd trotz seines Namens im Firmentitel nicht allein an den Spielen, vor allem die vortreffliche Musik stammt häufig von externen Komponisten.
Einmannarmee?
Nach DLC-Kram und der, wie Todd sie selbst nennt, 1.5er-Version Electronic Super Joy: Groove City landete der richtige zweite Teil bereits im vergangenen Sommer auf Steam - und zum Oktober 2020 nun endlich auf Konsolen. Zeit für einen Test: Wie hat sich das Konzept spielerisch weiterentwickelt? Trumpft die Musik erneut auf? Und wer folgt auf den Papst als Erzschurke?
Der zweite Tanz
In spielerischer Hinsicht hat Todd dazugelernt, und es übertrieben. Doch dazu gleich mehr. Dazugelernt heißt zunächst: Die Stages wirken noch besser komponiert - jede Plattform, jeder Feind, sogar fast jede Rakete ist, sitzt oder fliegt genau da, wo er/sie hingehört. Super-Mario-Niveau möchte ich fast sagen. An einigen Stellen war ich einfach nur glücklich und entzückt, was für ein geiles Leveldesign mir da vorgesetzt wird. Pfeile, die meine Spielfigur nach oben katapultieren, sind so akkurat platziert, dass ich damit perfekt über einen langen gähnenden Abgrund gelangen kann - wenn ich nur keinen Fehler mache. Und die Geschosse der fiesen Froschfeinde kommen zwar mit einer brutalen Frequenz, sind aber doch so berechenbar, dass ich ausweichen kann, wenn mein Timing auf die Zehntelsekunde genau passt. Dazu gesellen sich einfallsreiche Fähigkeiten: Mal steht mir in einem Level ein Fünffach-Sprung zur Verfügung - dann fühlt sich das Von-links-nach-rechts-Hüpfen so federleicht an wie ein Shoot’em-Up oder im Mobilespiel Flappy Bird. An anderer Stelle saust meine Figur auf Knopfdruck wie ein Laserstrahl in die anvisierte Richtung - und kommt nur zum Stehen, wenn sie auf einen Feind oder eine Wand trifft; natürlich hat Todd die Stages so gebaut, dass die nötigen Plattformen und Gegner an exakt der Stelle sind, wo sie für die Nutzung dieser Fähigkeit benötigt werden.
Ist es zu stark, bist du zu…
Fraglos, Härte kann genau richtig dosiert werden und dann ein herausragender Motivator sein - in nur leicht überzogener Form kann sie aber auch stören. Dabei empfand ich das Spiel an keiner Stelle als zu unfair und unschaffbar, das ständig nötige Wiederholen verschob ganz einfach den Fokus - weg vom stark designten, herausfordernden Hüpfspiel hin zum Scheitern... Scheitern... Scheitern... Scheitern (…) Schaffen. Und das kann in Verbindung mit der anstrengende Bild- und Soundkulisse enervierend sein. Electronic Super Joy 2 klingt nämlich nicht nur brutal, der 2D-Look mit seinen grellen Farben und krassen Kontrasten, mit Explosionen und Raketenschweifen, mit Lichtblitzen und grobpixeligen Feinden ist auch visuell eine Herausforderung.
Lang? Kurz? Beides!
Fazit
Electronic Super Joy 2 ist richtig gut - und ein bisschen zu viel des Guten! Mir missfallen der pubertierende Humor und die Tatsache, dass der immer noch tolle Electro-Sound nun weniger Tempo versprüht. Doch beides sind Randerscheinungen. Die einzig echte Spielspaßbremse ist die Schwierigkeit und damit einhergehend der Zwang zur dauernden Wiederholung. Die Levels sind zwar großartig designt bzw. komponiert und machen auch beim 30. Anlauf noch Laune - trotzdem hätte ich zugunsten von mehr Geschwindigkeitspassagen auf das viele Klein-Klein verzichtet. Doch trotz dieses Dämpfers möchte ich den schrägen Plattformer all jenen Mario-Kindern ans Herz legen, die ein Faible für Retro-Optik und 2D-Hopsereien haben. Electronic Super Joy 2 kracht und scheppert, es blitzt und blinkt und fährt dabei coole Ideen im Dutzend auf, die vielen anderen Hüpfspielen gut zu Gesicht stünden.
Pro
- grandios komponierte Levels
- einfallsreiche Leveldesign-Kniffe und Fähigkeiten
- top Steuerung
- starker Electro- und Techno-Soundtrack
- visuell herausfordernd und wild
- weißer Schweif macht den eigenen Weg sichtbar
- fast alle Stellen sind mit viel Übung gut machbar
- Satan, Santa & goldene Hintern
- sehr abwechslungsreiche Stages
Kontra
- sehr viel Wiederholung notwendig
- Musik weniger temporeich als im Vorgänger
- unnötig viel Po-, Stöhn
- und Pups-Klamauk
- Menü absichtlich unübersichtlich
Echtgeldtransaktionen
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- Auf Konsole sind alle Inhalte der Gold-Edition (PC) enthalten. Die normale PC-Fassung ist allerdings gratis.
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