NHL 21 - Test, Sport, XboxOne, PlayStation4
Tatsächlich erstrahlen meine Schlittschuhe derzeit in coolem Rot, wenn ich ein 1v1v1 (Ones) oder ein 3v3 (Threes) spiele, bei dem ein Tor schon mal doppelt zählt und das Regelwerk ganz allgemein stark vereinfacht wird. Als Gewinne winken etliche Trikots, Schuhe, Mützen, Jacken, Gesten und hastenichgesehen, was als Ansporn schon deshalb funktioniert, da es entsprechend gefüllte Loot-Taschen nicht nur nach erfolgreichen Partien, sondern auch für das Erledigen zahlreicher Solo-Herausforderungen und bei jedem Levelaufstieg gibt. Ein solcher schaltet außerdem besondere Eigenschaften frei, von denen man seinem Skater maximal drei verpasst, um sie oder ihn zum perfekten Schützen, Vorbereiter, Verteidiger oder anderweitig zu spezialisieren. Das Ganze findet in diesem Modus, der World of CHEL, übrigens ohne Mikrotransaktionen statt.
Für Rang und Namen
So weit, so bekannt. Hinzugekommen ist in der World of CHEL ein Ranglistensystem, das jede Partie wertet, sodass in jedem Spielmodus quasi der eigene Aufstieg auf dem Spiel steht. Der Motivation ist das ausgesprochen zuträglich, zumal man wie gehabt einem Club beitreten kann, um fast jeden Modus mit Freunden zu spielen und auch als Club in einer separaten Rangliste aufzusteigen. Als Mannschaft kämpft man damit in einer Art Liga, deren Sieger am Ende der jeweiligen Saison ausgespielt werden. Schade finde ich zwar, dass aktuell online spielende Clubmitglieder keine Benachrichtigung erhalten, wenn man ein Club-Match eröffnet und man sie im Spiel auch nicht kontaktieren kann. Alles in allem ist die World of CHEL spätestens in diesem Jahr aber eine ausgesprochen runde Sache.
Bedauerlich ist nur, dass die Entwickler fast ausschließlich auf Arcade setzen und die eigentlich hervorragende Simulation dabei vernachlässigen. Immerhin wird jedes Online-Match innerhalb der offiziellen Modi auf einer Einstellung gespielt, bei der man in schwindelerregendem Tempo skatet und schießt. Nun könnte ich damit gut leben – wenn die alternative Einstellung „Simulation“ ihrer Bezeichnung entsprechen würde. Doch das tut sie auch in diesem Jahr nicht. Stattdessen ist es nach wie vor schwierig, einen Angriff in Ruhe einzuleiten, da vor allem der Aufbau im gegnerischen Drittel leidet: Die Schnelligkeit und Effektivität mancher Aktionen erschweren das längere Führen des Pucks und schränken vor allem die relative Bewegungsfreiheit ein, sodass das Positionsspiel an Bedeutung verliert. Natürlich lässt sich manches in langer Sisyphusarbeit über zahlreiche Regler anpassen und wer sich die Mühe sparen will, findet bei Spielern wie ThaLiveKing recht gute Einstellungen, aber das kann doch nicht der einzige Weg zu einem glaubwürdigen Spielgefühl sein.
Simulation war gestern
Gerade in der Solo-Karriere, dem Be-a-Pro-Modus, vermisse ich den realistischeren Ansatz. Da steuert man schließlich stets nur einen Spieler und würde sich freuen, wenn taktische Einzelleistungen, also nicht nur der finale Pass oder Torschuss, eine größere Rolle spielen würden. Abgesehen davon bin ich aber froh, dass EA der Karriere endlich einen Rahmen spendiert, der über reine Zahlenspiele hinausgeht. Seit neuestem gibt man nämlich nicht nur Interviews nach einem Match, wird vom Trainer zum Gespräch zitiert oder muss entscheiden, ob man mit den Teamkollegen feiern geht. Man legt auch Saisonziele fest sowie kleinere Vorhaben für die jeweils laufende Partie.
Welcher Profi willst du sein?
Überhaupt geht es bei den Antworten meist um die Entscheidung, wie man sich positionieren will, denn das einprägsamste Erbe hinterlässt man natürlich als Superstar. Wer zuerst an die Mannschaft denkt, wird dafür besser ins Spiel einbezogen, erhält also z.B. häufiger einen Pass. Berücksichtigt man die Wünsche des Managements, wird man hingegen eher für die wichtigen Reihen berücksichtigt. Unterm Strich ist das natürlich ebenfalls Zahlenklauberei, die in dieser Form aber dem Geschehen auf und abseits vom Eis Leben einhaucht. Dialogoptionen werden ja sogar in der Charakterentwicklung berücksichtigt, wenn man dort zusätzliche Antwortmöglichkeiten freischaltet oder die Wahrscheinlichkeit erhöht, mit der man Verhandlungsgespräche erfolgreich abschließt.
Fazit
Ist NHL 21 also ein besseres Spiel als sein Vorgänger? Auf jeden Fall! Immerhin motiviert im Onlinespiel jetzt ein Ranglisten- und Ligasystem auch auf lange Sicht, während man sich mit seinem Ultimate Team beim neuen HUT Rush ins kurzweilige Vergnügen stürzt. Dem sind außerdem die flottere Offensive sowie eine leicht überarbeitete Präsentation zuträglich. Mit anderen Worten: Auf Grundlage seiner erstklassigen Simulation inszeniert EA starkes Arcade-Eishockey. Nur gibt es eben nicht nur die auf Kurzweil getrimmten Modi, sondern auch umfassende Karrieren für einzelne Profis, Trainer bzw. Manager und als solcher vermisst man stärker als in den vergangenen Jahren ein glaubwürdiges Spielgefühl. Anstatt das Positionsspiel zu stärken, hat EA etwa die Konter und One-Timer noch mächtiger gemacht – und sorgt auf diese Art dafür, dass die aktuelle Ausgabe über das Prädikat „unterhaltsames Arcade-Spiel“ einfach nicht hinauskommt.
Pro
- unterhaltsames, offensives Arcade-Eishockey...
- verschiedenen Spielvarianten mit und ohne HUT
- Online-Matches motivieren als Ranglisten-Partien
- soziale Interaktionen und damit verbundene spielerische Herausforderungen in Be-a-Pro-Karriere
- lebendige Präsentation vor allem in Be-a-Pro- und Arcade-Varianten
- neue Dekes erweitern spielerische Möglichkeiten in manchen Situationen
- praktisch unveränderte, aber sehr umfangreiche Trainer- und Saison-Modi
- leicht überarbeitete Präsentation mit neuen Publikumsaktionen und drehbarer Kamera bei Übergängen
- Regler zum Einstellen zahlreicher Parameter
Kontra
- ... das die im Kern realistische Simulation aktuell fast vollständig verdrängt
- eingeschränkte Möglichkeiten im Aufbau
- und Positionsspiel
- in meisten Partien fallen auffallend viele Tore
- Clubmitglieder werden bei Start einer Partie nicht benachrichtigt und können nicht direkt eingeladen werden
- gelegentliche Verbindungsabbrüche oder fehlgeschlagenes Hochladen von Speicherständen
- durchgehend träge Menüs
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.
- Man kann die Spielzeit über Käufe verkürzen, Pay-to-Shortcut.
- Man kann sich Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, Pay-to-win.
- Käufe können durch Zufallsfaktoren zum Glücksspiel werden.
- Käufe wirken sich nur in speziellen Spielmodi wie Ultimate Team oder GTA Online aus.