Oculus Quest 2 - Test, Hardware, OculusQuest, VirtualReality
Nur knapp anderthalb Jahre nach dem ersten autarken Oculus-System namens Quest erscheint schon das zweite Modell. Es handelt sich also um einen Nachfolger, der das Vorgängermodell (und im PC-Betrieb auch die Rift S) ersetzen soll. Dank umfassender Kompatibilität lassen sich vorerst alle Spiele der Quest-Plattform auf beiden Geräten nutzen. Erst später dürften Exklusivtitel erscheinen, welche die Grafikpower der Quest 2 voll ausnutzen und nicht mehr auf dem alten Modell lauffähig sind.
Ein Nachfolger in Rekordzeit
In Deutschland ist die Situation aber ohnehin eine andere als im Rest der Welt: Facebook hat hierzulande vorerst jegliche Hardware-Verkäufe seiner Oculus-Headsets gestoppt, was Datenschutz- oder kartellrechtliche Gründe haben könnte (mehr dazu hier). Entgegen früherer Versprechen muss beim neuen Gerät sogar ein Account des sozialen Netzwerks verknüpft werden: Das sorgte vor allem in Deutschland für Kritik (mittlerweile gibt es bereits einen Jailbreak). Vermutlich kann Facebook so den Preis der erstaunlich gut ausgestatteten Mobil-Hardware drücken, um künftig auch mit der Datenauswertung Geld zu verdienen und seine Marktführerschaft im VR-Bereich weiter auszubauen. Für die Variante mit 256 GB Speicherplatz werden 449 Euro fällig, doch auch das günstige 64-GB-Modell für 349 Euro ist erst nach rund einem Dutzend Spielen voll. Selbst große Titel wie The Walking Dead: Saints & Sinners belegen hier schließlich nur rund acht Gigabyte – andere oft sogar nur rund zwei.
Ein Einfallstor für die Datenkrake?
Ich persönlich z.B. konnte unser Gerät zunächst nicht in Betrieb nehmen, da mein kaum genutzter Facebook-Account gesperrt war; den Grund dafür erfuhr ich nicht. Nachdem ich mich durch diverse Fehlermeldungen geklickt und mein Passwort zurückgesetzt hatte, konnte ich ihn aber endlich mit unserem alten Account verknüpfen. Dazu ist wie beim Vorgänger die Oculus-App auf einem Smartphone nötig. Nach einer flotten Ersteinrichtung von Neukunden (bzw. einer Verknüpfung des Headsets per Key-Code/automatischer Erkennung bei bekannten Kunden) ist das Account-Wirrwarr dann auch schon vorbei. Danach wird die Smartphone-App nur noch selten für manche Einstellungen benötigt. Nach der Kopplung der Controller und dem einfachen „Malen“ der Außengrenzen ist das Spielfeld bereit. Dieses leuchtende, einstellbare „Guardian“-Gitter wird zur Warnung immer dann eingeblendet, wenn man der Wand, dem Schrank oder anderen Gegenständen am Rand zu nahe kommt. Ein bewährtes und praktisches System, das schon auf der Quest 1 seit einigen Monaten mit roten Symbolen vor Stolperfallen auf dem Spielfeld warnt.
Danach ist die Bedienung der Oculus Quest 2 kinderleicht, da alles Benötigte schon enthalten ist. Es sind weder Kabel, noch externe Tracking-Stationen oder ein PC nötig. Einfach das Gerät aufsetzen, die Controller in die Hand nehmen, ein im Quest-Store gekauftes Spiel aus dem übersichtlichen Menü starten - und es kann losgehen! Die kabellose VR-Freiheit ist ein unschlagbares Gefühl – vor allem, weil das Inside-out-Tracking der Quest 2 wieder deutlich besser funktioniert als bei Konkurrenz-Plattformen wie der Vive Cosmos oder WMR-Headsets. Ob beim Anlegen in Shootern oder beim Abtauchen durchs Kugelchaos im Multiplayertitel Blaston: Hier verliere ich mich schnell völlig im Spiel, weil alles so sauber und problemlos flutscht. Die Kabellosigkeit nimmt sogar dem Überlebenskampf in The Walking Dead: Saints & Sinners ein wenig von seiner „Schwere“. Sicher, ich muss auf meinen Beutezügen durch die zombieverseuchten Viertel von New Orleans nach wie vor leise und vorsichtig agieren. Doch ohne ein zerrendes Kabel im Hinterkopf fühlen sich schnelle Reaktionen bei Klettertouren oder Überfällen viel „freier“ an.
Kinderleichte Einrichtung
Lediglich in Ausnahmesituationen und an den Rändern (z.B. hinterm Rücken) ist das Inside-out-Tracking nicht ganz präzise genug. Das zeigt sich gerade im Vergleich mit dem externen Lighthouse-System, das bei der Valve Index oder der HTC Vive Cosmos Elite zum Einsatz kommt. Zu den Problembereichen gehören z.B. kompetitive Schwierigkeitsgrade in Rhythmusspielen wie Beat Saber, bei denen enorme Präzision gefragt ist. Auch beim Spannen des Bogens in der Rogue-like-Action In Death: Unchained gibt es Probleme, weil der Pfeil manchmal direkt vorm Gesicht hängen bleibt oder seltsam zur Seite wegdriftet. Dann macht sich bemerkbar, dass nur vier Kameras an den Headset-Ecken eingebaut sind und die Bewegungen nicht exakt genug von den Controller-Sensoren erfasst werden. Schon in Zeiten der ersten Quest hatte Oculus die Tracking-Algorithmen aber immer weiter verbessert, wovon auch die Quest 2 profitiert. Das ältere PC-Headset Rift S schneidet mit seiner cleveren Kamera-Anordnung (z.B. direkt nach vorne und oben) nur einen Deut besser ab.
Verschwindet das Fliegengitter?
Vor allem Schrift profitiert von der gestiegenen Bildschärfe. Mittlerweile lassen sich in Simulationen sogar kleiner Text und Armaturen entspannt lesen, ohne auf Dauer die Augen anzustrengen. Ein klarer Nachteil der verbauten LCD-Technik ist der schlechte Schwarzwert. Schon die erste Quest schnitt trotz OLED-Screen in diesem Bereich nicht all zu gut ab, doch auf der Quest 2 ist das Ergebnis noch deutlich schwächer. Das eigentlich tiefschwarze All in SciFi-Spielen oder Rez Infinite wird neuerdings dunkelgrau. Für mich persönlich ist das kein großes Problem, da ich mich schnell daran gewöhnt habe. Manche Cineasten-Freunde, die gut eingestellte OLED-Fernseher gewöhnt sind, waren aber regelrecht schockiert vom Grauton, der hier schwarz darstellen soll. Da es noch keine entsprechenden Bild-Optionen gibt, kann man bisher höchstens mit Sideloading-Apps anderer Hersteller bei Gamma- oder Helligkeitseinstellungen nachhelfen (z.B. mit dem Android System Settings Launcher im alternativen Store Sidequest).
Erstaunlich aktuell ist der extra für VR- und AR-Geräte konzipierte Chip Snapdragon XR2 von Qualcomm . Er ist für niedrige Latenz, hohe Auflösungen, KI-Berechnungen, modernes Abwärme-Management, 5G und den Betrieb mit zahlreichen Tracking-Kameras optimiert. Der im Headset eingebaute Lüfter rauscht bislang übrigens nur sehr leise vor sich hin. Zusätzlich liefert der Chip etwa die doppelte grafische Rohleistung des Snapdragon 835 aus der Quest 1. Eine gute Voraussetzung also, um vorhandene (teils schon optimierte) alte Spiele in höherer Auflösung darzustellen. Und dafür, genügend Leistungsreserven zu bieten, wenn später die ersten Exklusivtitel für die Quest 2 erscheinen, die vollen Gebrauch von den Hardwarefähigkeiten machen!
Topaktueller XR2-Chip
Allgemein wirkte die Performance in meinem Test sehr flüssig und konsistent. Auf der Quest 1 konnte es hier und da schon mal vorkommen, dass das Bild kurz stockte, doch auf dem Nachfolger gehen Spiele, Optionen etc. fast immer flüssig ineinander über. Menüs und Browser unterstützen bereits die höhere Bildwiederholrate von 90 Hertz, mit der sich z.B. schnelle Kopfbewegungen etwas natürlicher anfühlen. Vor allem Musikspiele wie Fit XR, in der sich Symbole schnell auf den Spieler zubewegen, dürften davon profitieren. Spiele-Unterstützung für 90 Hertz soll später per Update folgen - wenn man John Carmacks Vorträge der Facebook Connect 2020 deutet, könnte es grob zum Jahreswechsel soweit sein.
Schmerzhafte Kosten-Einschnitte
Mit einem Trick konnte ich das Problem umgehen: Ich habe die Linsen einfach vorsichtig zwischen zwei Einrastungen geschoben. Das wurde sogar von der Software entsprechend erkannt und angepasst, so dass sich meine Augen gleich viel entspannter fühlten! Aus einem mir unbekannten Grund haben sich die Ingenieure aber nur für drei mechanische Einrastungen entschieden – bizarr! Ich hoffe mal, dass der Mechanismus durch den Trick nicht auf Dauer ausleiert. Ein Nachteil auf der größten regulären Position ist übrigens, dass dabei die äußeren Ränder des Screens sichtbar werden und das Sichtfeld weiter schrumpft. Bereits auf den übrigen Einstellungen fällt das Sichtfeld mit rund 100 Grad ähnlich schmal aus wie auf der Quest 1. Zum Vergleich: Das PC-Headset Valve Index z.B. liefert etwa 130 Grad, die Rift S ca. 110 Grad und die HP Reverb G2 ca. 114 Grad (alle jeweils diagonal).
Von solchen Macken abgesehen bieten die im Wesentlichen gleich gebliebenen Linsen aber ein angenehmes Bild. Ab und zu erkenne ich zwar leicht die ringförmigen Kreise des Fresnel-Musters oder minimal störendes Leuchten (God-rays). In diesem Punkt ist die Quest 2 der Index aber weit voraus, denn die gleißenden Bildfehler stören bei starken Kontrasten das Bild viel deutlicher. Am besten ist es übrigens nach wie vor auf der Rift S, auf der die „göttlichen Strahlen“ noch seltener zu sehen sind.
Gutes Bild mit Schwächen
Die Ohren werden mit der Quest 2 übrigens nicht gerade verwöhnt, wenn der Sound lediglich durch eingebauten „Schlitze“ plärrt. Sie wurden neuerdings zwar etwas näher an den Ohren platziert – von der Valves schwebenden Ohrhörern in der Index und der HP Reverb sind sie qualitativ aber weit entfernt. Gerade in Musikspielen wie Rez Infinite oder für gute räumliche Ortung solltet ihr also möglichst seitlich eigene Kopfhörer mit 3,5-mm-Miniklinke einstöpseln, um genügend Bassdruck und Klarheit zu genießen. Der eingebaute Akku hält rund zwei bis drei Stunden durch - ein akzeptabler Wert, der je nach Nutzungs-Szenario variiert (z.B. bei einem grafisch anspruchsvollen Spiel oder zwischendurch auch Menü-Betrieb).
Entspannung für Augen und Nacken
Im direkten Vergleich ist das Gefühl aber allgemein viel entspannter als bei der ersten Quest: Es ist schon erstaunlich, welch große Auswirkung schon die kleine Gewichtsreduzierung von 588 auf 503 Gramm bringt! Das größte Problem der alten Quest, die arge Frontlastigkeit und dadurch die Beanspruchung des Nackens, wurde hiermit stark gelindert. Vielleicht fällt mir die Veränderung nur so stark auf, weil ich einen relativ langen Hals habe – und die alte Quest so eine Art Hebelwirkung entfalten konnte. Zudem wirken auch die Maße mit grob 180 x 100 x 140 mm (gefaltetes Kopfband) bzw. 180 x 100 x 290 mm (offenes Kopfband) nicht mehr so klobig. Das angenehm weiche Gesichtspolster und das weiße Design transportieren diese Erleichterung ebenfalls auf passende Weise. Bisher lassen sich noch keine deutlichen Fingerabdrücke auf der angerauten Kunststoff-Oberfläche blicken - das könnte sich auf Dauer und nach schweißtreibenden Trainings-Spielen wie FitXR natürlich noch ändern.
Da aber andere Lösungen von Rift S, Index oder PlayStation VR noch etwas bequemer bleiben, dürfte manch einer nach Alternativen zum Stoffband der Quest 2 suchen. Facebook selbst bietet zwei „Elite-Riemen “ aus festerem Kunststoff im halbrunden „Halo-Design“ an, die eine ganze Ecke besser sitzen sollen. Für unseren Test hatten wir sie nicht zur Verfügung. Das Standard-Modell schlägt mit rund 50 Euro zu Buche. Die Variante mit Extra-Akku am Hinterkopf für ca. 130 Euro (inkl. Quest-Tragetasche) soll das Gewicht noch besser ausbalancieren, was schon beim Riemen der HTC Vive Pro bestens funktionierte. Wenige Wochen nach dem Launch mehren sich allerdings bereits Nutzer-Beschwerden auf Reddit über zerbrochene Elite-Straps beider Modelle (zur News). Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte also vielleicht lieber eine verstärkte Revision abwarten oder alternativ zum guten alten HTC Vive Deluxe Audio Strap greifen. Dieser Kopfbügel fürs HTCs PC-Headset scheint sich mit Hilfe von Adaptern wie dem von Businesscompanyvr.com nämlich gut an der Quest 2 anbringen zu lassen (siehe z.B. dieses Tutorial des Youtubers SteveKnows).
Brüchige Elite-Riemen?
Die Touch-Bewegungscontroller sind im Vergleich zur ersten Quest wieder etwas gewachsen, die Funktionen allerdings gleich geblieben. Ein kleiner Vorteil ist, dass ich das Batteriefach in der Hitze des Gefechts noch nicht versehentlich geöffnet habe – und dass ein Satz Batterien neuerdings noch viele Stunden länger durchzuhalten scheint (wir mussten sie bisher noch nicht wechseln). Davon abgesehen hängt es im Wesentlichen vom persönlichen Geschmack und der Größe der Hände ab, welche Variante man bevorzugt. Mir gefallen beide ähnlich gut. An Brillenträger hat Oculus ebenfalls gedacht, ein einsetzbarer Abstandshalter liegt bei. Zusätzlich wird für unterschiedliche Kopfbreiten ein Passform-Kit mit zwei Einsätzen und Lichtblockern angeboten, damit am Rand weniger Lichteinfall die Immersion stört.
Starkes Spiele-Aufgebot
Gerade im Shooter-, Action- und Schleichspiel-Bereich werden Neueinsteiger mit professionell inszenierten Titeln wie Phantom: Covert Ops, Lies Beneath, Trover Saves the Universe oder Journey of the Gods verwöhnt. Manche Titel wie das Battle-Royale-Spiel Population One oder der Taktik-Shooter Onward werden mittlerweile sogar grafisch auf diese Plattform zugeschnitten, um gut auf der mobilen Hardware zu laufen (im Fall von Onward sorgte das gleichzeitige Grafik-"Downgrade" der PC-Fassung für die Crossplay-Fähigkeit für einen Aufschrei unter Fans). Zudem präsentierte sich Facebook auf seinem Connect-Event im September mit einem erstaunlich starken Sofware-Lineup: Exklusiv für Quest angekündigt sind u.a. Cryteks idyllisches Kletterspiel The Climb 2 sowie das Survival-Abenteuer Jurassic World Aftermath im Comic-Design. Sogar das geplante Myst-Remake erscheint zuerst für Quest! Zudem wurden Umsetzungen großer Titel wie Splinter Cell (Arbeitstitel), Assassin‘s Creed (Arbeitstitel) sowie Sniper Elite VR angekündigt. Kaum ein VR-Studio will sich die höheren Umsätze der Quest-Kundschaft noch entgehen lassen. Passend dazu berichteten einige Entwickler nach dem Quest-2-Launch von stark steigenden Verkaufszahlen (zur News). Das gilt vor allem, da der PC-VR-Markt bei den Umsätzen vergleichsweise schwächelt und für die alternde PlayStation VR abgesehen von Hitman 3 kaum noch größere Namen in Arbeit sind. Offiziell ist trotz diverser Sony-Patente und Gerüchte noch kein PSVR-Nachfolger angekündigt, zumal CEO Jim Ryan heute gegenüber der Wahsington Post bestätigte , dass es vor 2022 keine VR-Hardware von PlayStation geben wird.
Viele Entwickler haben ihren schon erhältlichen Titeln mittlerweile grafische Updates für die Quest 2 verpasst; Uploadvr.com führt eine entsprechende, stetig wachsende Liste . Prominente Beispiele sind das surreale SciFi-Action-Adventure Apex Construct (höhere Auflösung, Verbesserungen bei Partikeln und der Ragdoll-Physik), der Shooter Arizona Sunshine (neue Grafik-Assets und Zombie-Modelle sowie Physik-Verbesserungen), das Grafik-Highlight Red Matter (Texturen und Weitsicht), der Multiplayer-Shooter Solaris: Offworld Combat (Auflösung und „Rendering-Adjustments“) oder das schon erwähnte The Walking Dead: Saints & Sinners (u.a. Vegetation, Objekt-Platzierung, Auflösung, Ladezeiten, Wunden-Effekte, Surround-Abmischung).
Grafik-Updates für erhältliche Titel
Für Kino-Fans wird die Quest 2 mit ihrem übersichtlichen Dashboard übrigens viel interessanter als ältere Headsets. Hier sehen Filme dank der gestiegenen Auflösung mittlerweile durchaus akzeptabel aus, wenn mal kein Fernseher in der Nähe ist – auch wenn das Ergebnis auf dem riesigen virtuellen Schirm noch bei weitem nicht mit dem „realen“ Bild eines aktuellen TVs mithalten kann. Stellt euch einfach vor, ihr würdet vor einer riesigen Leinwand mit 720p-Projektor sitzen (3D-Filme kommen hier übrigens am besten zur Geltung!). Unter anderem stehen Apps für Netflix und Prime Video zur Verfügung. In Letzterer können sich Prime-Mitglieder übrigens auch kuratierte VR-Inhalte anschauen. Die Beta von Bigscreen ermöglicht sogar viele unterschiedliche Funktionen, z.B. Kinofilme fürs virtuelle Theater ausleihen, eigene Video-Dateien abspielen - oder auch Treffen mit Freunden oder Fremden, um z.B. vor der großen Leinwand zusammenzuarbeiten. Sogar der eigene PC-Desktop lässt sich in Bigscreen streamen, um etwa mit Kollegen vor Filmen oder Monitor-Spielen abzuhängen. Zusätzlich gibt es im Store diverse weitere Apps mit teils kostenlosen 3D-Filmen, kleinen (Sport-) Dokus und erzählerischen VR-Erfahrungen. Facebook Horizon (eine Mischung aus VR-Treffpunkt und Spiele-Baukasten im Beta-Stadium) ist noch nicht in der finalen Fassung erhältlich. Wer sich bereits in anderen sozialen Apps wie Rec Room austoben möchte, sollte auch einen Blick auf unser Special zu Social VR werfen!
Die Quest 2 als PC-Headset
Das liegt auch daran, dass das Bild per „Oculus Link“ in komprimierter Form durchs Kabel geschickt wird, was minimal mehr Latenz verursacht als die direkte Variante mit Rift S & Co. Meist bleibt es kaum spürbar und schnell genug, doch z.B. bei blitzschnellen Drehungen der Controller macht sich die sehr kleine Verzögerung bemerkbar. Außerdem sorgt die Kompression hier natürlich für ein unschärferes Bild. Dank der hohen Auflösung sieht es aber noch angenehmer aus als z.B. mit der Index und ihrem deutlicher sichtbaren Pixelraster. Auch zur Rift S wollte ich nach meinem Quest-2-Erlebnis nur noch ungerne zurück. Dort wirkt der Gesamteindruck zwar etwas „klarer“ und „sauberer“ – auf die Pixelzahl bezogen – aufgrund der deutlich geringeren Rift-S-Auflösung von nur 1280 x 1440 Pixeln pro Auge sieht das Endergebnis aber viel gröber aus, quasi wie ein Meer aus deutlich sichtbaren Bildpunkten. Die kommende HP Reverb G2 könnte mit ihren unkomprimierten 2160 x 2160 Pixeln pro Auge noch eine Ecke schärfer werden als die Quest 2, wobei dort das Tracking aufgrund der Kamera-Anordnung schlechter abschneiden dürfte.
Obwohl die Quest 2 mit dem oben beschriebenen Softstrap ein wenig frontlastiger und daher auf Dauer ein bisschen unbequemer ist, hat sie durchaus das Potenzial, auf Dauer die Valve Index und die Rift S als mein PC-Headset abzulösen. Wie schon beschrieben gibt es zwar einige Nachteile – beim Facebook-Account-Zwang, dem Schwarzwert, dem IPD-Regler oder der Bildkompression (an dessen Qualität Oculus übrigens ständig mit Updates schraubt, die Beta soll noch im Herbst enden).
Echte Konkurrenz für verkabelte Headsets?
Doch allein schon die hohe Auflösung lässt mich immer häufiger zur Quest 2 greifen. Es ist einfach viel immersiver, nur noch ein leicht sichtbares, weniger aufgdringliches Fliegengitter vor Augen zu haben! Quest-2-Besitzer mit einem aktuellen Spiele-PC sollten also auf jeden Fall über eine Verbindung per Link-Kabel nachdenken! Mit Respawns Weltkriegs-Shooter Medal of Honor: Above and Beyond (Release: 11. Dezember) oder dem erzählerisch vielversprechenden Lone Echo 2 zeichnen sich schließlich einige aufwändig produzierte Titel am Horizont ab, zumal auch Ubisofts Ableger von Assassin‘s Creed und Splinter Cell auf dem Spiele-PC schicker aussehen dürften als mit dem Mobilchip der Quest 2. Zum Aufladen des Headsets eignet sich der Link-Betrieb übrigens nicht wirklich. Ob die Quest 2 langsam Strom verliert oder hinzugewinnt, variiert je nach USB-Anschluss (mehr zu unterstützten USB Kabeln hier ).
Drahtlos am PC spielen
Beim mir im Home Office machte die alte Fritzbox mit nur 2,4 Ghz Probleme, weshalb ich keinen brauchbaren Erfahrungsbericht abgeben kann. Wer sich in der gleichen Lage befindet, sollte fürs Streaming nach modernen Routern mit dem WiFi-6-Standard Ausschau halten. Ein wenig schade ist allerdings, dass der XR2-Chip der Quest 2 noch nicht die kommende schnellere Variante WiFi 6E unterstützt, die im vollen Umfang auf das 6-GHz-Spektrum setzt. Mit dem geplanten Highspeed-Standard könnte im VR-Bereich nahezu latenzfreies Streaming vom PC zu Headsets mit hohen Auflösungen wahr werden!
Fazit
Ich hatte noch nie solch ein zwiegespaltenes Gefühl wie beim Test der Oculus Quest 2! Zu Beginn nervte mich die Zwangsverknüpfung mit einem Facebook-Account und die damit verbundene Nutzerdaten-Ausschlachtung – zumal nicht einmal klar ist, ob oder mit welchen Regeln das Gerät irgendwann offiziell in Deutschland erscheint. Danach war ich von der hohen Auflösung begeistert, die geradezu Wunder wirkt für die Immersion in VR-Spielen! Das Fliegengitter wird hier endlich zur Nebensache. Ich muss mich schon bewusst darauf konzentrieren, um es im Spiele-Alltag überhaupt noch wahrzunehmen. Zudem ermöglichen der hochmoderne XR2-Chip, das saubere Oculus-Tracking und das gesunkene Gewicht ein herrlich freies Spielgefühl, ganz ohne nötigen Spiele-PC oder störende Kabel! Der alternative Betrieb am Spiele-PC per USB-Kabel kann ebenfalls insgesamt überzeugen. Aber auch bei all dieser Begeisterung gibt es wieder einen gewaltigen Haken – nämlich die misslungene IPD-Einstellung in nur drei festen Stufen, die je nach persönlichem Pupillenabstand für angestrengte Augen sorgen kann. Wer mit solchen Macken leben kann und frisch in VR einsteigen möchte, bekommt mit der Quest 2 trotzdem ein erstaunlich starkes Komplettpaket mit einer vielfältigen, stetig wachsenden Software-Bibliothek! Im Gegenzug sollte man im Hinterkopf behalten, dass Facebook den niedrigen Anschaffungspreis auch mit seiner Datenauswertung finanziert. Und dass die immer stärker wachsende Markt-Dominanz irgendwann zu einem Monopol im VR-Bereich führen könnte - mit entsprechenden Nachteilen für Wettbewerb und Fortschritt.