Oceanhorn 2: Knights of the Lost Realm - Test, Rollenspiel, Linux, Android, XboxSeriesX, iPad, XboxOne, PC, PlayStation5, Mac, iPhone, PlayStation4, Switch

Oceanhorn 2: Knights of the Lost Realm
06.11.2020, Jens Bischoff

Test: Oceanhorn 2: Knights of the Lost Realm

Reise in die Vergangenheit

Bereits mit Oceanhorn: Monster of Uncharted Seas hatten sich Cornfox & Bros. auf klassische Action-Adventure-Pfade im Stil von The Legend of Zelda begeben. Auch Oceanhorn 2: Knights of the Lost Realm bleibt dem Vorbild spielerisch treu, doch aber erzählerisch geht die Reise tausend Jahre in die Vergangenheit. Wie uns das gefallen hat, verrät der Test.

In einer regnerischen Nacht wird Meister Mayfair ein Findelkind übergeben. 18 Jahre später tritt der Zögling zu einer Prüfung an, die ihn zu einem Ritter von Arkadien machen soll. Dazu muss er auf der Insel der Ausgestoßenen eine Schatzkassette bergen, die Meister Mayfair einst von Piraten gestohlen wurde. Doch kaum zurück, wird er Zeuge, wie sein Heimatdorf von dunklen Invasoren überrannt wird, die ganz Arkadien bedrohen. Und so beginnt eine Reise, die Völker des Fantasyreichs zu vereinen, das tausend Jahre später auch zum Schauplatz von Oceanhorn: Monster of Uncharted Sea wird.

Stummer Ritter

Die auch aus der Luft erkundbare Spielwelt ist hübsch, Story und Figuren bleiben aber blass.
Story und Charaktere bleiben dabei leider weitestgehend blass, der namenlose Protagonist gar völlig stumm. Auch sonst wird mit Sprachausgabe gegeizt, während die Dramaturgie holprig und die Charaktere marionettenhaft wirken. Die malerische Spielwelt kann sich hingegen sehen lassen: Bäume und Gräser wiegen sich geschmeidig im Wind, das Meer glitzert im Sonnenlicht und überall finden sich verborgene Kostbarkeiten. Man stutzt in bester Zelda-Manier Büsche mit dem Schwert, um darunter Münzen oder Heilungen zu finden, bringt lose Felsen mit einem Schildstoß ins Rollen oder schleudert Feuer fangende Fässer auf hölzerne Hindernisse.

Die Schauplätze sind viel weitläufiger und organischer als es die blockhaften Areale des Vorgängers noch waren - und wenn man im Boot unterwegs ist, kann man dieses nun auch selbst steuern. Später darf man außerdem Zug fahren, ein Flugzeug fliegen oder mit einem Schwebegleiter wie in Star Wars durch Wälder und Höhlen rasen. Die meiste Zeit ist man aber zu Fuß unterwegs. Im Gegensatz zum Vorgänger jedoch nicht nur allein, sondern mit illustren Begleitern wie der Regenten-Enkelin Trin oder dem Samurai-Roboter Gen, die einem auch im Kampf aktiv zur Seite stehen.

Große weite Welt

Nicht nur bei Kämpfen, auch bei Rätseln wird man von seinen Begleitern aktiv unterstützt.
Selbst steuern kann man allerdings nur den ritterlichen Protagonisten, während man die Begleiter lediglich auf bestimmte Ziele ansetzen kann. Die Kämpfe finden direkt vor Ort in Echtzeit statt. Man kann mit dem Schwert zuschlagen, mit dem Schild blocken oder mit einer Rolle Angriffen ausweichen. Zudem kann man Gegenstände aufheben und werfen sowie mit einer Zauberpistole verschiedene Elementarladungen verschießen. Später darf man noch weitere Utensilien wie Bomben oder Greifhaken einsetzen. Munitions- und Ausrüstungswechsel erfolgen über ein, das Spiel pausierendes Ringmenü. KI und Kollisionsabfrage wirken aber nicht immer sauber, die Animationen oft etwas ungelenk. Selbst Spielabstürze kamen vor. Außerdem lässt die Orientierung hier und da zu wünschen übrig, da es keine feste Zielaufschaltung gibt, was vor allem bei manchen Bosskämpfen sehr nervig sein kann.

Abseits der Kämpfe stößt einem wiederum die sehr knapp bemessene Ausdauer sauer auf - vor allem beim Zurücklegen längerer Entfernungen. Überhaupt fallen viele Wege unnötig lang aus. Schade auch, dass das auf wenige Portale setzende Schnellreisesystem so limitiert und umständlich ist. Immerhin gibt es eine praktische Kartenfunktion, die unterwegs automatisch mitzeichnet und sogar Schatzfundorte vermerkt. An das automatische und daher teils ungewollte Springen musste ich mich hingegen erst gewöhnen. Ansonsten wird reichlich gerannt, geklettert, geschwommen und getaucht.

Das Highlight sind aber ganz klar die Rätsel und Hindernisse im Spiel. Neben gewöhnlichen Schalter- und Schlüssel-Denkaufgben kommt dabei auch die flexible Zauberpistole zum Einsatz. So kann man mit Feuerkugeln nicht nur Gegner in Brand setzen, sondern auch Holzbarrikaden zerstören, Feuerkessel anheizen oder stachelige Ranken abfackeln. Mit Frostgeschossen gilt es wiederum, Angreifer einzufrieren oder Eisschollen in Gewässern entstehen zu lassen, um damit gefährliche Untiefen zu überwinden. Mit Blitzmunition dürft ihr hingegen Feinde paralysieren und elektrische Apparaturen in Gang setzen. Um entfernte Schalter, Gegner oder andere Ziele zu treffen, setzt man aber auch konventionelle Munition ein.

Knobeln mit Schuss

Wer will, darf sich zwischendurch auch an einem Mini-Brettspiel mit der KI messen.
Andere Barrieren sind wiederum nur kooperativ mit den Begleitern zu überwinden, indem man sie z. B. anweist, sich auf Druckplatten zu stellen oder Schalter zu aktivieren. Manche Aufgaben sind kinderleicht, während einen andere ganz schön ins Grübeln bringen können. In der Regel muss man aber einfach nur genau hinschauen, kombinieren und auch mal experimentieren. Wer sucht, findet außerdem lukrative Nebenaufgaben, Geheimnisse und Herausforderungen. Mancherorts kann man sich sogar an einem Mini-Brettspiel gegen die KI versuchen oder seltene Blutsteine und Dolche finden.

Verschiedene Leistungen werden zudem mit Erfahrungspunkten belohnt, durch die man neue Ränge und größere Munitionskapazitäten erhält; Rollenspiel-typische Stufenaufstiege gibt es hingegen nicht. Stattdessen sucht man wie schon im ersten Teil Herzfragmente à la Legend of Zelda, um dauerhaft mehr Lebensenergie zu erhalten. Außerdem kann man gefundene Kristalle in seine Ausrüstung einbauen, um so deren Stärke, Effizienz und Einsatzhäufigkeit zu steigern.

Herzen statt Level-Ups

Rollenspiel light: Mit gefundenen Herzfragmenten kann man seine Lebensenergie verbessern, mit gewonnener Erfahrung neue Ränge erreichen sowie mit Kristallen seine Ausrüstung tunen.
Der allgemeine Schwierigkeitsgrad ist moderat und lässt sich auch nicht verändern. Als Spielzeit sollte man etwa 20 Stunden einplanen, auch wenn man davon je nach Spielstil, Grübelzeit und Erkundungsdrang deutlich abweichen kann. Neben englischer Sprachausgabe gibt es solide übersetzte Untertitel und Bildschirmtexte auf Deutsch. Die Schriftgröße ist trotz UI-Skalierung jedoch sehr klein und dadurch vor allem im Handheld-Modus unangenehm zu lesen. Touch-Unterstützung gibt es ebenfalls - allerdings nur in den Menüs.

Fazit

Ein Jahr nach der Apple-Arcade-Premiere haben Cornfox & Bros. ihren Oceanhorn-Nachfolger Oceanhorn 2: Knights of the Lost Realm für Nintendo Switch veröffentlicht. Im Gegensatz zum Vorgänger sind die Schauplätze dieses Mal deutlich weitläufiger und organischer, die Technik moderner, während die Handlung tausend Jahre in der Vergangenheit verlegt wurde. Spielerisch orientiert man sich aber nach wie vor stark am großen Vorbild The Legend of Zelda - vom flotten Kämpfen mit Schwert und Schild über das Niedermähen von Grasbüscheln auf Beutehatz bis hin zum Sammeln von Lebensenergie steigernden Herzfragmenten. Statt Pfeil und Bogen hat man dieses Mal allerdings eine Pistole als Fernwaffe dabei, die verschiedene elementare Ladungen verschießt und so nicht nur Gegner und Spielumgebungen vereist, lähmt oder in Brand setzt, sondern auch beim Lösen von Rätseln wertvolle Dienste leistet. Zudem wird man neuerdings von zwei KI-Reisegefährten unterstützt, die im Kampf und bei der Bewältigung von Hindernissen und Rätseln entscheidend mithelfen, während es hinsichtlich Inszenierung, Dramaturgie und Spielkomfort aber noch Luft nach oben gibt. Unterm Strich hat mich die Reise durch Arkadien aber auch dieses Mal gut unterhalten.

Pro

  • malerische Spielwelt
  • gelungenes Rätseldesign
  • motivierende Charakterentwicklung
  • Nebenaufgaben und Herausforderungen
  • klassische Sammel- und Erkundungsreize

Kontra

  • stummer Protagonist
  • keine Zielfixierung im Kampf
  • holprige KI und Kollisionsabfrage
  • umständliches Schnellreisesystem
  • trotz UI-Skalierung sehr kleine Schrift (Handheld-Modus)

Wertung

iPad

Von Zelda inspiriertes Action-Rollenspiel, das vor allem mit seiner Spielwelt und dem guten Rätseldesign punktet.

Switch

Von Zelda inspiriertes Action-Rollenspiel, das vor allem mit seiner Spielwelt und dem guten Rätseldesign punktet.

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Kommentare
Cytasis

Weiss jemand was von der Android Version? Teil 1 ist ja draußen und hab ich auch gerne gezockt

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
Lohreck

Hab es letztes Jahr über Apple Arcade durchgespielt und denke die 78% gehen in Ordnung. Fand zum Ende hin ging dem Spiel (oder vllt auch mir) etwas die Luft aus, hatte trotzdem meinen Spaß

vor 3 Jahren
4P|Jens

Hoffe es gibt hierzu auch ein Test-Video? Hab schon länger wieder Lust auf ein Zelda- oder Zeldaartiges Game, und irgendwie reizt mich da Oceanhorn 2 mehr als Immortals: Fenyx Rising.
Für mehr als dieses Einstiegsvideo war so kurz vor dem PS5- und XBS-Launch leider keine Zeit...
Liebes 4players-Team, auch Ihr listet das Spiel für PC auf... Habt Ihr dazu konkrete Informationen? Bisher habe ich keinen Release-Termin oder eine aktuelle Ankündigung für PC finden können.
LG
Nein aktuell gibt es Oceanhorn 2 nur für Switch, iOS und Mac - was ja quasi auch ein PC ist

vor 3 Jahren
geko201

Liebes 4players-Team, auch Ihr listet das Spiel für PC auf... Habt Ihr dazu konkrete Informationen? Bisher habe ich keinen Release-Termin oder eine aktuelle Ankündigung für PC finden können.
LG

vor 3 Jahren