Marvel's Spider-Man: Miles Morales - Test, Action-Adventure, PlayStation4, PC, PlayStation5
Wer soll in New York das Verbrechen bekämpfen, wenn Peter Parker ein paar Wochen in Europa zu tun hat? Tja, da muss der Nachwuchs ran: Der erst 17-jährige Miles Morales kann endlich seinem berühmten Vorbild nacheifern, das die Wände seiner Nachbarschaft ziert. Schon sein erster Gang durch Harlem gibt euch einen Vorgeschmack auf die kinoreifen Filmsequenzen, die noch folgen und in denen ihr auch interagieren könnt, indem ihr euch z.B. in der Wohnung umschaut - allerdings bleibt es wie im Vorgänger bei der visuellen Diskrepanz zur Spielwelt, die auch ansehnlich ist, aber dieses Niveau nicht halten kann.
Der Azubi von Peter Parker
Aber wie soll man in diesem Alter einen Superhelden ersetzen? Immerhin wurde der neue vom alten Spider-Man schon ein wenig ausgebildet. Außerdem hat Peter in der ganzen Stadt Hologramm-Stationen zur weiteren Übung verteilt, damit sich Kampf und Akrobatik verbessern. Vier Schwierigkeitsgrade stehen dort zur Verfügung, wobei ich Kennern von Marvel's Spider-Man die dritte empfehle - dann sind auch normale Kämpfe gegen Gangs und Verbrecher kein Selbstläufer, denn man muss gut ausweichen, Kombo-Energie aufbauen und dann Spezialkräfte effektiv einsetzen, sonst hat man keine Chance.
Rückblick und Einstieg
Außerdem könnt ihr euch einen filmischen Rückblick ansehen, um zu verstehen, wie es dazu kam, dass da plötzlich ein Azubi mit Spinnenfähigkeiten auftaucht. Die Regie sorgt jedenfalls für einen behutsamen Einstieg, damit man sich langsam mit dem neuen Helden identifizieren kann.
In sehr guten Filmsequenzen, die zwei Klassen über dem Niveau der soliden bis guten Spielgrafik liegen, lernt man den Sohn eines verstorbenen afroamerikanischen Polizisten sowie einer Lehrerin aus Puerto Rico besser kennen. Gerade die Begegnungen mit Peter Parker sowie jene mit Familie und Freunden lassen Miles als Charakter langsam wachsen. Er ist zwar "nur" der sympathische Junge von nebenan, hilfsbereit und charmant, aber genau damit kann er natürlich gut in die Rolle des Spider-Man schlüpfen.
Die Mutter als Politikerin
Es ist gerade Weihnachtszeit und er muss nicht nur mit dem Umzug nach Harlem, seiner Schwärmerei für Phin sowie Peters Urlaub klarkommen: Seine Mutter Rio amtiert nämlich für einen Posten im Stadtrat und engagiert sich gegen die Machenschaften des Energiekonzerns Roxxon, der erst Harlem und dann die ganze Welt mit einer neuen Art von Energie versorgen will.
Spektakuläre Rettungsaktion
Es gibt aber auch erzählerisch umrahmte Nebenmissionen: Wie wäre es z.B. mit der Rettung einer Katze? Als ein Kioskbesitzer um Hilfe fragt, geht es für Miles um die Ehre, schließlich heißt der vermisste Stubentiger auch noch Spider-Man. Also verfolgt er ihre Spur und begibt sich in ein Gebäude, um sich lautlos den Entführern zu nähern und von der Decke lautlose Takedowns einzuleiten. Wird er entdeckt, kommt es zu Kämpfen und danach steht auch mal ein kleines Rätsel an, bis die Katze gerettet und im Rucksack zu ihrem Besitzer gebracht wird.
Eine Katze retten
Diese Mischung aus flotten Kämpfen, lautlosen Schleicheinsätzen und kleinen Rätseln wie Leitungen verbinden, Züge korrekt rotieren etc. knüpft direkt an das Vorbild an. Aber neben bekannten Nahkampf- und Luftattacken kommen weitere hinzu: In Gefechten sammelt Miles bei Kombos die nötige Energie für seine brutzelnden Venom-Fähigkeiten, die Feinde verwundbarer machen und entwaffnen können. Er kann seine elektrischen Kräfte einsetzen, um aus der Luft für Bereichsschaden zu sorgen oder direkt mächtige Stromschläge verteilen - die helfen auch manchmal in Rätselsituationen, wenn der Saft fehlt.
Die PS5 macht Tempo
Zwar sieht das Spiel auf PS5 einen Tick besser aus als auf PS4, aber wirklich spürbare Unterschiede gibt es nur hinsichtlich der Ladezeiten: Spider-Man: Miles Morales braucht für den Start bis zum ersten klickbaren Menü satte 1:38 Min. auf der PS4 Pro, dafür nur 34 Sek. auf der PS5; das Fortfahren braucht auf der alten Generation 25 Sek., auf der neuen nur zwei Sek. Auf der PS5 gibt es dann weder das rote Spinnen-Icon als Ladesymbol noch Steuerungstipps für Angriffe oder Bewegungen wie auf der PS4, weil es quasi sofort in die Spielwelt geht. Wenn man dieses Spiel zunächst für Stunden auf der PS5 zockt und dann in die alte Generation schaut, fällt das neue Tempo natürlich sofort auf. Allerdings hat das Abenteuer auf der PS4 im Vergleich der alten Generation vollkommen akzeptable Ladezeiten.
Fazit
Spider-Man: Miles Morales inszeniert coole Action in offener Welt, wobei wie schon im Vorgänger die Luftakrobatik der Star ist. Wenn man bei Sonnenuntergang durch die Häuserschluchten jagt, an Tempo gewinnt und Tricks vollführt, macht das ebenso Laune wie eine erfolgreiche Kombo, die man mit einer brutzelnden Venom-Attacke zwischen seinen Feinden abschließt. Neben Kampf und Bewegung gibt es Abwechslung über Schleicheinsätze sowie Rätsel, außerdem weiß die Story um den jungen Miles zu gefallen. Zwar kann Insomniac Games mit dieser Erweiterung noch nicht die grafische Power der PS5 zeigen, aber dafür lässt sie hinsichtlich der reduzierten Ladezeiten die Muskeln spielen und man profitiert vom audiohaptischen Feedback des neuen Controllers. Das sind zwar nur kleine, aber dennoch feine Vorzüge gegenüber der PS4-Version, die aber ebenfalls auf gutem Niveau unterhält.
Pro
- unterhaltsame Action in offener Welt
- guter Charakteraufbau des neuen Spider-Man
- werktreues Marvel-Superhelden-Universum
- tolle Luftakrobatik zwischen Wolkenkratzern
- komboreiche Kämpfe mit coolen Spezialattacken
- Schleich-Missionen und nette Rätseleinlagen
- gut erzählte Story mit einigen Überraschungen
- glaubwürdige Charaktere, gute Privateinblicke
- klasse visualisierte, teils spielbare Filmsequenzen
- Spider-Man entwickeln (Anzüge, Gadgets, Fähigkeiten)
- solide simulierter Straßenverkehr und Passanten
- kleine Interaktionen mit Bevölkerung
- vier Schwierigkeitsgrade
- 4K/60 ohne oder 4K/30 mit Raytracing wählbar
- sehr gute deutsche Lokalisierung
- Controller mit audiohaptischem Feedback (PS5)
- viel kürzere Ladezeiten (PS5)
Kontra
- Diskrepanz zwischen klasse Film-Sequenzen und guter Spielkulisse
- Schleich-Takedowns zu leicht, KI schaut nicht hoch
- Häuserfassaden und Texturen nur solide
- viele Klonfiguren in der Bevölkerung
- grafische Bugs (Musikanten in Cotainer)
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