Dirt 5 - Test, Rennspiel, PlayStation5, XboxOne, PC, XboxSeriesX, Stadia, PlayStation4
Im Mittelpunkt steht die Karriere, die bei Kennern von Grid das eine oder andere Déjà-vu hervorrufen dürfte: Codemasters setzt erneut auf eine Aneinanderreihung von Veranstaltungen, die erst nacheinander freigeschaltet und mit Fahrzeugen unterschiedlicher Klassen absolviert werden müssen. Neu ist eine Art „Story“, die neben repetitiven Anmerkungen des Mentors AJ vor allem durch den fiktiven Podcast von Donut Media zusammengehalten werden soll, der im englischen Original von den beiden prominenten Synchronsprechern Nolan North und Troy Baker moderiert wird. Die deutschen Sprecher leisten bei ihrer Performance zwar ebenfalls gute Arbeit, doch hapert es schlichtweg am Inhalt: Die Podcasts sind dermaßen belanglos, unlustig und teilweise schon fast an der Grenze zum Fremdschämen, dass man sie irgendwann nur noch als nervigen Störfaktor empfindet. Zum Glück lässt sich dieses Gelaber auf Wunsch einfach überspringen. Wenn man schon unbedingt einen narrativen Ansatz in einem Rennspiel haben will, sollte man es entweder richtig machen oder besser ganz sein lassen. Im Fall von Dirt 5 wäre Letzteres sicher die richtige Entscheidung gewesen.
Bekannte Struktur
Viele Veranstaltungstypen
Kleine Weltreise
Obwohl sich die Schauplätze stilistisch voneinander unterscheiden und entsprechend abwechslungsreich ausfallen, hat man innerhalb der Karriere dennoch schnell das Gefühl, dass sich die Strecken zu häufig wiederholen – was auch daran liegen mag, dass oft nur die umgekehrte Fahrtrichtung als Variante genutzt wird. Technisch springen vor allem die feinen Partikeleffekte bei Staub und aufgewirbeltem Matsch sowie die famose Beleuchtung ins Auge. Besonderes Lob verdient sich in diesem Zusammenhang auch das spektakuläre Wettersystem, das sich zusammen mit der Tageszeit sogar dynamisch verändert und vor allem bei Gewitter oder Schneestürmen für Staunen sorgt. In diesen Momenten weht tatsächlich ein Hauch von Next-Gen über den Bildschirm, wobei Dirt 5 nicht nur auf der Series X, sondern auch der PS4, One X und dem PC eine gute Figur macht.
Ein Hauch von Next-Gen?
Allerdings erfordert die visuelle Pracht einen hohen Tribut, bei dem die Engine auf allen Plattformen an ihre Grenzen stößt. Zwar hat man auf den Konsolen (PS4 Pro, One X, Series X) die Wahl, ob man Auflösung oder Bildrate bevorzugen möchte, aber ganz reibungslos und ohne Kompromisse scheint es nicht zu gehen. Selbst die Series X kommt vereinzelt ins Straucheln, wenn sich im Qualitätsmodus zu viele Fahrzeuge und Grafikeffekte auf dem Bildschirm tummeln, während man auf der PS4 Pro die Vorteile einer hohe Bildrate mit häufigem und heftigem Tearing bezahlt. Zusätzlich ploppen in der Distanz plötzlich Objekte, Schatten und sogar komplette Bodentexturen ins Bild. Auf der One X gibt es in diesem Modus zwar V-Sync (und damit kein Tearing), doch kommt es im Gegenzug zu vereinzelten Einbrüchen bei der Bildrate, die man im Qualitätsmodus plattformübergreifend zudem beobachten kann. Den besten Eindruck hinterlässt technisch der Performance-Modus auf der Series X: Zwar muss man ebenfalls ein paar Abstriche bei Texturen, Schatten und Zeichentiefe in Kauf nehmen, erhält aber dennoch die beste Kombination aus Bildqualität und flüssiger Darstellung. Ist die nötige TV-Ausstattung vorhanden, bietet die Next-Gen-Fassung außerdem einen zusätzlichen Grafikmodus, der eine Bildrate mit 120fps erlaubt.
PC? Ausbaufähig!
Simple Fahrphysik
Entgegen dem aktuellen Trend verzichtet Codemasters außerdem auf eine Rückspulfunktion, die man sich aber nur in den seltenen Fällen wünscht, wenn die Balance innerhalb mancher Rennen zu sehr schwankt oder man kurz vor der Ziellinie noch Opfer von rüden KI-Attacken wird. Da es keine Qualifikation gibt, startet man in der Regel mitten im Pulk der insgesamt zwölf Fahrer, in dem man sich nach vorne arbeiten muss. In bester Arcade-Manier geht es häufig ziemlich ruppig, aber nur selten unfair zur Sache. Ausnahme bilden die so genannten Throwback-Events, in denen man sich nur mit einem einzigen Widersacher messen muss. In den bereits erwähnten Pathfinder-Events kämpft man dagegen nur gegen die Uhr.
Ruppige Duelle
Neben dem Ziel eines Rennsiegs kann man weitere Herausforderungen meistern, um schneller im Rang aufzusteigen und seinen Ruf zu verbessern. So gibt es in jedem Rennen drei Zusatzziele, die zufällig zusammengestellt werden. Sie umfassen z.B. eine Mindestanzahl an Überholmanövern und Drifteinlagen, die Zeit auf dem ersten Platz, Gegner-Kontakt während eines Sprungs und viele andere Dinge. Das System erinnert an Project Cars 3, erlaubt es gegen die Bezahlung von Ingame-Geld aber auch, dass die Herausforderungen auf Wunsch ausgetauscht werden.
Sponsoren an Bord
Künstler können sich neben dem Arena-Baukasten kreativ zusätzlich im Fotomodus oder dem Lackierungs-Editor austoben. Weitere Muster, Aufkleber & Co lassen sich zusammen mit fertigen Lackierungen innerhalb der Karriere freischalten. Was man jedoch vermisst, sind Wiederholungen, in denen man nicht nur seine Rennkünste, sondern auch die erstellten Kunstwerke nochmal in Aktion sehen könnte.
Für Kreative und Party-Raser
Fazit
Dieses Dirt 5 könnte tatsächlich als schmutziger Bruder von Grid durchgehen: Die Karrierestruktur ist abgesehen von der fürchterlichen Podcast-Einbindung recht ähnlich und auch bei der simplen, aber spaßigen Fahrphysik mit starker Arcade-Ausrichtung erkennt man viele Parallelen. Mit viel Rempel-Action, waghalsigen Sprungeinlagen und dem famosen Wettersystem werden außerdem wohlige Erinnerungen an Motorstorm wach. Und obwohl auch die Technik mit prächtigen Kulissen und großartigen Grafikeffekten ihre Muskeln spielen lässt, will der Funke nicht so richtig zünden: Selbst auf der leistungsstarken Xbox Series X wird man je nach gewähltem Grafik-Modus und Kameraperspektive Zeuge von Bildraten-Schwankungen, während man auf der PS4 Pro für den Performance-Modus starkes Tearing in Kauf nehmen muss. Die Schauplätze mögen zwar abwechslungsreich sein, doch die Auswahl an Strecken bleibt überschaubar und es kommt innerhalb der Karriere beim Abhaken der Events schnell zu Wiederholungen. Immerhin bringt man als Gegenmittel für die Langeweile einen breit gefächerten Fuhrpark, wechselnde Tageszeiten und das Wetter-Lotto in Stellung. Lob verdient sich Codemasters außerdem für die Wiederentdeckung des geteilten Bildschirms, wo lokal bis zu vier Leute gegeneinander fahren dürfen. Unverständnis ernten die Entwickler daber dafür, vorerst auf eine Lenkrad-Unterstützung zu verzichten - hey, auch Arcade-Racer rocken potenziell noch mehr, wenn man die Zusatz-Peripherie zur Hand hat! Wer kreativ aktiv werden möchte, findet mit den Lackierungs-Werkzeugen, dem Foto-Modus und dem Arena-Editor außerdem genug Beschäftigungstherapie. Macht Dirt 5 Spaß? Keine Frage! Vor allem für die kleine und unkomplizierte Runde zwischendurch sind die Offroad-Ausflüge bestens geeignet. Aber es bleibt das Gefühl, dass dem Spiel auf der Zielgeraden nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich ein wenig die Puste ausgeht.
Pro
- unkomplizierte Rallye-Action
- sehr simple, aber spaßige Arcade-Fahrphysik
- abwechslungsreiche Schauplätze...
- breit gefächerter Fuhrpark
- Erstellung eigener Lackierungen möglich
- Editor für Gymkhana-Arenen
- dynamische Wechsel von Wetter und Tageszeit
- Splitscreen für bis zu vier Spieler (auch innerhalb Karriere)
- optionale Fahrhilfen
- mitunter wunderschöne Kulisse mit famosen Grafikeffekten
- umfangreiche Karriere mit vielen Veranstaltungstypen
- Bildraten von bis zu 120fps (Series X)
- cooler Lizenz-Soundtrack
- netter Fotomodus
- viel Freischaltkram für Optik
Kontra
- heftiges Tearing (PS4 Pro / Bildratenmodus)
- stark schwankender Schwierigkeitsgrad in der Karriere
- ...die sich aber schnell wiederholen
- keine Lenkrad-Unterstützung
- keine Replays
- enorm hohe Ausschüttung an Preisgeldern
- vereinzelte Einbrüche der Bildrate
- sehr oberflächliches (und rein visuelles) Schadensmodell
- nervige, überflüssige und unlustige Podcast-Einbindung
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Season Pass, dessen Inhalte Auswirkungen auf Design und Balance haben können, z.B. XP-Boosts, Waffen, etc.