XIII - Test, Shooter, Switch, PC, PlayStation4, XboxOne

XIII
11.11.2020, Marcel Kleffmann

Test: XIII

Kompletter Remake-Reinfall

XIII (ab 15,89€ bei kaufen) war 2003 eine kreative und stilistische Überraschung. Der Shooter im Cel-Shading-Stil überzeugte damals mit Abwechslung, kreativen Ideen und viel Coolness, konnte unseren Gold-Award im Test einheimsen. Jetzt versuchen sich Playmagic und Microids an einem Remake des Agentenabenteuers und machen nahezu alles falsch. Finger weg von diesem Machwerk!

Ein solch liebloses und dahingeschludertes Remake hat XIII nicht verdient, denn das Original aus dem Jahr 2003 war an Coolness durch seine stringente Comic-Stilisierung, die Bild-in-Bild-Zwischensequenzen und viele kreative Einfälle eine wohltuende Abwechslung vom sonstigen Shooter-Einerlei. Lediglich zu viele aufgezwungene Schleich-Passagen, das eingeschränkte Speichersystem und die mäßige Intelligenz der Gegner störten den durchgestylten Spaß, der im damaligen Test sogar mit einem Gold-Award auf PC und Xbox bedacht wurde. Was kann bei einem Remake solch einer guten Vorlage eigentlich schiefgehen? Alles! Und das beweisen Entwickler Playmagic und Publisher Microids eindrucksvoll.

Ein Remake des Comic-Shooters

An der Agentenstory rund um Nr. XIII, der ohne Gedächtnis gejagt und für den Präsidentenmord verantwortlich gemacht wird, liegt es jedenfalls nicht. Die Geschichte ist weiterhin spannend, mit coolen Charakteren und guten (deutschen) Sprechern aus dem Original besetzt. Auch die Zwischensequenzen mit geteilten Szenen, Comic-Balken, Sprechblasen und (onomatopoetisch) eingeblendeten Geräuschwörter sind erneut gut gestaltet und sprühen vor Charme, aber wenn der interaktive Shooter oder die Schleich-Passagen beginnen, ist es vorbei mit dem Spaß.

Die coole Comic-Atmosphäre kann die spielerischen Probleme nicht kaschieren.


Spielerisches Fiasko

Egal ob XIII mit Pistolen, Sturmgewehren, Granaten oder den Fäusten auf die Gegner losgeht, alles fühlt sich völlig kraftlos, flach und leicht verzögert an - als würde man Lags in einem Einzelspieler-Titel haben und auf durch das Level schwebende Pappkameraden feuern. Das Treffer-Feedback, wenn man selbst die Feinde trifft oder getroffen wird, ist völlig unzureichend und verstärkt das Gefühl der Wuchtlosigkeit, aber immerhin fallen die Gegner wie animierte Klappstühle zusammen, bei denen noch die Hälfte der abrupt wirkenden Animationen fehlen. Bei den peinlichen Animationen helfen sogar die coolen Comic-Sprüche nicht mehr weiter.

Die Steuerung beim Zielen ist im Vergleich zur Bewegung der Kamera außerdem viel zu langsam und es gibt keine Menüoption, um diesen Makel zu beheben. Das Verhalten der Gegner ist ebenfalls seltsam. Häufig bemerken sie XIII trotz direkter Sichtlinie nicht oder sie laufen wie aufgeschreckte Hühner durch die Gegner und bleiben dann schutzlos mitten im Raum stehen, um sich abknallen zu lassen. In Schleich-Levels macht das unberechenbare Verhalten der Gegner in Verbindung mit der fehlenden Speicherfunktion übrigens das Leben unnötig schwer, obgleich die Idee, die Schrittgeräusche zu visualisieren, um die Stealth-Attacken abpassen zu können, immer noch genial ist. Auch die vereinfachte Interaktion mit Gegenständen oder Türen wirkt ausschließlich unnatürlich und falsch.

Die Tür ins Nichts. Geht XIII weiter, ist ein Neustart fällig ...

Zu diesem spielerischen Fiasko, das zumindest in ordentlich aussehenden, aber leblos wirkenden Comic-Stillleben spielt, kommen viele technische Fehler hinzu. So gibt es flimmernde Schatten und Kanten (gerade auf Xbox One inkl. Mikroruckler), merkwürdige Schatten auf Basis von noch merkwürdigeren Lichtquellen, schlecht abgemischter Sound (Sprachausgabe zu leise etc.) und Einbrüche bei der Bildwiederholrate, die in der Form eigentlich nicht sein dürfen, denn ein Flur im FBI-Hauptquartier mit zwei Gegnern ist jetzt kein Performance-Killer. Und neben durch die Level-Architektur durchscheinende Figuren oder Leichen führte in der Bank z.B. eine Tür ins Blaue (aus dem Level) hinaus und man sieht die Bankräume von außen. Geht man durch diese Tür, fällt man auf die darunterliegende Ebene und kann das Level nicht weiter fortsetzen, weil der Aufzug nicht mehr funktioniert. Daher musste man aufgrund des Fehlers die Partie neu laden.

Im lokalen Mehrspieler-Modus geht es nach der Karten-Auswahl nicht weiter.


Technische Fehler, Bugs und viel mehr

Völlig vergeigt ist ebenfalls der lokale Mehrspieler-Modus auf dem PC. Man kann zwar zwischen den beiden Modi Deathmatch oder Team-Deathmatch und ganzen drei Karten wählen, aber danach geht es einfach nicht weiter. Es kommt bloß ein leerer Bildschirm als Sackgasse. Hier sollte man eigentlich seinen Charakter auswählen. Auf der Xbox One funktioniert dieser Modus jedoch.

Multiplayer-Modus funktioniert nicht

Fazit

Das Remake von XIII haben Playmagic und Microids vergeigt: Die Schusswechsel fühlen sich völlig falsch an. Den Waffen fehlt es an Durchschlagskraft, das Treffer-Feedback ist schlichtweg mangelhaft und die Sterbeanimationen sind an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Mäßig clevere bis saudumme Gegner watscheln ins Bild und machen die Schleich-Passagen auch nicht besser. Hinzukommen diverse Bugs, Level-Blocker, ein nicht funktionierender Mehrspieler-Modus, Performance-Macken, Grafik-Fehler, seltsame Steuerungsideen und schlecht abgemischter Sound. Vieles wirkt wie eine unfertige Pre-Alpha-Version. In diesem Fall helfen selbst die nach wie vor fantastische Comic-Inszenierung, die Coolness und viele kreativen Ideen plus Abwechslung im Spielablauf leider nicht. Das Remake von XIII hätte in diesem Zustand einfach nicht veröffentlicht werden dürfen! PC-Nutzer sollten sich lieber das Original kaufen und den inoffiziellen Breitbild-Patch nutzen.

Pro

  • einmalige Inszenierung mit Comic-Coolness
  • Action, Stealth und Erkundung im Wechsel
  • Geräusch-Visualisierung
  • toller (jazziger) Soundtrack
  • stimmige Comic-Umgebung
  • gute Sprecher

Kontra

  • furchtbare und kraftlose Shooter-Mechanik
  • schlechte oder kaputte Animationen
  • mäßig bis debiles Gegner-Verhalten
  • fehlerhaftes Gegner-Verhalten beim Stealth
  • nahezu kein Treffer-Feedback
  • unnatürlich wirkende Interaktionen
  • abwechslungsarme Standardgegner
  • nicht abbrechbare Zwischensequenzen
  • nicht frei speicherbar
  • vieles wirkt hektisch und ungelenk
  • leblos wirkende Levels
  • Bugs (durch das Level fallen)
  • schlechte Sound-Abmischung
  • Grafik-Fehler (Schatten, flimmernde Kanten)
  • grundlose Performance-Macken und Mikrotrucker (Xbox One)
  • Mehrspieler-Modus funktioniert gar nicht (PC)

Wertung

PC

Das Remake von XIII ist ein einziger Reinfall, denn hinter der schicken Comic-Fassade funktioniert spielerisch so gut wie gar nichts.

XboxOne

Das Remake von XIII ist ein einziger Reinfall, denn hinter der schicken Comic-Fassade funktioniert spielerisch so gut wie gar nichts.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • XIII enthält keine Mikrotransaktionen und hat keinen Ingame-Shop.
Kommentare
Raxes

Schade schade...und dafür 40€ Da war der Kauf der Original Version ja doch richtig.
Der kauf einer original version ist in so gut wie allen fällen richtig

vor 3 Jahren
Raxes

Wow, war zu erwarten, dass so ein geniales spiel in der heutigen zeit total versemmelt wird, aber das ist ja ein desaster.
Wer zum geier ist eigentlich playmagic? Noch nie von gehört. Klingt wie der name eines billigen drittherstellers für konsolencontroller mit inputlag und höchstens einer woche haltbarkeit

Edit: du heilige scheiße, sieht das kacke aus.... gerade n testvideo gesehen. Wirklicher cel shading look, also comic grafik, hat dieses spiel, im gegensatz zum vorgänger, streng genommen auch nicht mehr. Das ist lediglich n liebloser filter den man einfach stumpf drübergeschissen hat. Man hat sogar die gleiche deutsche tonspur aus dem original genommen, also exakt die gleichen stimmen. Man hat glaube sogar einfach die gleiche technik wie aus dem original genommen, denn es ist auch gameplaytechnich exakt das gleiche spiel und das ist sicher auch der grund, warum die steuerung unfassbar scheiße sein soll, wie mir n freund berichtet hat. Das ganze ist viel weniger ein remake, als ein liebloses fan remake.... Das ist schon ne ziemlich frechheit und eindeutig geldmacherei...

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
TheoFleury

Wirklich traurig was man mit dem Remake gemacht hat. Da hat man sich wahrscheinlich die billigsten Programmierer geschnappt samt maximal 20 bis 30 % Leidenschaft.

Dann rechnet man die Nostalgiker Fraktion dazu und fertig ist ein reizloses Remake, das genug Kosten einschwemmt um leichtfertig Geld zu verdienen.

Ein weitere bedeutungsloser Sargnagel für einer gierige Industrie die jegliche kapitalistische Grenzen ausreizt. Was für eine Enttäuschung...

vor 3 Jahren
HellToKitty

Hätte man vielleicht lieber ein simples Remaster vom Original gemacht und die Zeit in eine Fortsetzung gesteckt.
Zumal ein vernünftiges Remaster jedes Team mit den Skills und der nötigten Zeit hinbekommt, währenddessen ein Remake eine sehr heikele Sache darstellt, die mit dem Ziel, schnelles Geld zu verdienen häufig kollidiert. Dann lieber Handwerker als Künstler. Wenn man liest, dass beim XIII Remake nicht mal die Animationen fertiggestellt wurden, kann man sich ja vorstellen wie weit das Produkt von der eigentlichen Vision des Teams entfernt ist.

Bei manchen Spielen ist es so offensichtlich, dass sie nie fertig geworden sind, bzw. man es nie geschafft hat alle Teile vernünftig miteinander zu verbinden. Gerade die Großen vergessen ja regelmäßig, dass ein Spiel mehr ist, als die Summe seiner Features. Als kommerzieller Spieldesigner muss man wohl sehr frustresistent sein.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
Hiri

Da war ja was.
Ich werde langsam alt. Hab damals 2003 die Demo gespielt und fand es damals schon nicht so geil. Grafik Look war damals recht neu aber das war es auch. Hatte es auch bei NBC Giga Games damals gesehen, konnte mich da auch nicht begeistern.
Remake löst bei mir auch nichts aus, aber interessant das gerade, dass ein Remake bekommen hat. Das war doch schon damals kein Verkaufsschlager.

vor 3 Jahren