Fuser - Test, Musik & Party, PlayStation4, Switch, PC, XboxOne
Das Grundprinzip, Fragmente lizenzierter Songs verschiedener Dekaden und Stilrichtungen zu fantastischen Mashups zu kombinieren, basiert auf Dropmix. Waaaaaaas? Das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Hasbro und Harmonix kennt hier fast niemand? Es sei euch verziehen, denn aufgrund des ursprünglich hohen Verkaufspreises und einer fragwürdigen „DLC-Politik“ blieb der Mischung aus Hightech-Brettspiel und App trotz der beeindruckenden Technologie der große Durchbruch verwehrt. Schon seit geraumer Zeit kann man Dropmix im Ausverkauf für unter 30 Euro erwerben – und die Anschaffung lohnt sich in meinen Augen immer noch, wenn man mit bis zu vier (Brett-)Spielern einfach mal etwas Frisches erleben und ein Faible für Remixe sowie technische Innovationen mitbringt.
Das Erbe von Dropmix
Aber zurück zu Fuser: Während bei Dropmix die Karten mit ihren NFC-Chips oft nur eine Spur des Songs enthielten, landen hier gleich die Komplettpakete mit Schlagzeug, Bass, Begleitung und Gesang im virtuellen Musik-Koffer. Die Anzahl der Felder, auf denen man die Songs ablegen kann, wurde außerdem von fünf auf vier reduziert. Dabei genießt man jedoch komplette Freiheit, mit welchen Songteilen man die Plattenteller belegen will: Für das komplette Klangspektrum ist zwar die Kombination aus Drums, Bass, Begleitung und Gesang empfehlenswert, aber genauso gut könnte man alle Plätze für ein fettes Schlagzeug- oder Bass-Solo mit Spuren verschiedener Songs belegen – oder manche Plattenteller stumm schalten oder sanft ausblenden.
Kampagne als XXL-Tutorial
Nach den ersten Gehversuchen als Disk-Jockey hätte ich nicht gedacht, das mir Fuser eine derartige Spieltiefe und kreative Kontrolle bieten würde. Die Lernkurve innerhalb der Kampagne ist allerdings recht steil, weil nicht nur ständig neue Elemente Einzug halten, sondern auch das Publikum anspruchsvoller wird und bei Laune gehalten werden will. Mit taktgenauen Wechseln alleine ist es irgendwann nicht mehr getan und man muss lernen, all die Mittel und Werkzeuge clever zu nutzen, die einem für einen guten und abwechslungsreichen Sound an die Hand gelegt werden. Angesichts der zahlreichen Möglichkeiten war ich stellenweise überfordert, zudem man in der Kampagne unter Zeitdruck auch noch bestimmte Aufgaben bei der Disk-Zusammenstellung und parallel dazu im Idealfall auch noch Publikumswünsche nach speziellen Tracks oder Instrumenten erfüllen sollte. Entsprechend hektisch geht es teilweise zu und man hat alle Hände voll zu tun, den Auftritt halbwegs passabel über die Bühne zu bringen. Wer zu viel Mist baut, bekommt unter lauten Buhrufen den Saft abgedreht, doch genau wie bei Rock Band & Co lässt sich eine Option aktivieren, die ein Scheitern unmöglich macht.
„Wünsch dir was“
Kreatives Austoben
Wer möchte, kann auch zusammen mit bis zu drei weiteren Mitspielern ein Koop-Konzert geben und sich dort frei am DJ-Pult ausleben. Oder man wohnt diesen Online-Veranstaltungen als Zuschauer bei, reagiert mit diversen Emoticons auf die Darbietung oder schickt Song-Wünsche. Auch wenn der kompetitive hier nicht im Mittelpunkt steht, wird am Ende der Mix gekürt, der die meisten Likes erhalten hat. Wer das direkte Duell sucht, findet auch einen Versus-Modus, in dem man um die Vorherrschaft im Mix kämpfen muss. Da man hier eher taktieren und die Instrumentenkarten mit ihren unterschiedlichen Stärken zum richtigen Zeitpunkt spielen muss, rückt das musikalische Ergebnis eher in den Hintergrund und der Spielablauf wirkt mir einen Tick zu chaotisch.
Vereinte Community
Zum Start beinhaltet Fuser bereits über 100 Songs verschiedener Stilrichtungen und Ären. Egal ob Country, Dance, Rock, Pop oder Latin-Flair: hier dürfte für jeden etwas dabei sein, von 80s-Hymnen wie „Take on Me“ über harte Gitarrenriffs in „Killing in the Name of“ bis hin zu modernen Hits wie „Blinding Lights“ oder Kings & Queens von Ava Max. Hat man sich zum Kauf der VIP Edition entschlossen, kommen nochmal 25 dazu, darunter „Get Busy“ (Sean Paul), „Bring Me to Live“ (Evanescence) oder „Funky Cold Medina“ (Tone-Loc). Diese sind alternativ einzeln zum Preis von 1,99 Euro erhältlich - weitere Songs dürften in Zukunft folgen. Aber schon jetzt gibt es mehr als genug Material, um fantastische Mashups zu erschaffen! Die guten Vorlagen und Einzelteile sind aber nicht automatisch eine Hit-Garantie, denn wer es mit Tempo, Pitch und Effekten übertreibt, verwandelt sein musikalisches Kunstwerk im Handumdrehen in eine schmerzhafte Ohrenfolter. Immerhin kann man vorbeugen und Scheiben bei der Zusammenstellung im virtuellen Koffer gleich aussortieren, die einem persönlich nicht gefallen. Um trotzdem für alle Fälle gewappnet zu sein, darf man mehrere Loadouts anlegen und abspeichern. In jedem dieser Koffer-Sets gibt es Platz für maximal 24 Songs sowie jeweils acht Effekte uns Instrumente. Mit der so genannten „Snapshot-Funktion“ kann man außerdem Kombinationen mit einem Klick speichern, die man klasse findet und diese über den Koffer erneut auflegen. Für Snapshots sind ebenfalls acht Slots reserviert, so dass man sofort auf eine starke Kombi zurückgreifen kann. Im Rahmen der Kampagne muss man dagegen mit ein paar Einschränkungen leben und manche Songs werden vorgeschrieben.
Riesige Songauswahl
Zudem hat man zu Beginn nicht Zugriff auf die gesamte Bibliothek, sondern muss viele der Tracks erst freischalten. Das geschieht zum einen durch das Erreichen der nötigen Rangstufe und dem Abschließen bestimmter Kampagnen-Kapitel. Zum anderen durch die Investition der Ingame-Währung, die man zusammen mit kosmetischem Schnickschnack für den relativ umfangreichen Charakter-Editor nach den Auftritten erhält. Genauso sieht es bei weiterem Equipment aus, darunter Effekte, Instrumente und Anpassungen des Bühnenbilds. Grundsätzlich sind die sechs Locations bereits wunderschön gestaltet und lassen Festival-Stimmung á la Tomorrowland aufkommen, bei der man neben den fetten Beats auch die krachende Pyrotechnik und die Jubelschreie durch die Boxen dröhnen. Dennoch kann man zusätzlich nachhelfen und sich für individuelle Anpassungen bei der Lichtershow, Bühneneffekten, Feuerwerk und mehreren Projektoren entscheiden. Selbst Publikumseffekte lassen sich später freischalten, um die Klang-Arenen mit Fahnen, Wasserbällen, aufblasbaren Figuren noch mehr in eine ausgelassene Party-Zone zu verwandeln.
Der Preis ist heiß
Fazit
Es haut mich immer wieder vom Hocker, wie gut sich viele Mashups in Fuser (und auch Dropmix) anhören! Selbst bei komplett gegensätzlichen Songs innerhalb der breit gefächerten Auswahl mit mehr als 100 Lizenz-Tracks findet die beeindruckende Audio-Engine meist einen eleganten Weg, die einzelnen Spuren zu einem großartigen Gesamtergebnis zu kombinieren, während gut getimte Pickup-Drops und die fantastischen Riser-Varianten für fließende Übergänge sorgen. Zusammen mit den platzierbaren Effekten und der Einbindung von Instrumental-Improvisationen ist Fuser ein spielbarer Traum für Möchtegern-Djs! Dabei überrascht Harmonix gerade im Vergleich zu DJ Hero mit einer enormen Spieltiefe und recht komplexen Mechaniken, die einen im Rahmen der recht umfangreichen Tutorial-Kampagne aber schon mal überfordern können. Manchmal kommt aber auch die Technik an ihre Grenzen, wenn man es beim Einspielen der Instrumenten-Loops übertreibt und die Audio-Engine hörbar in die Knie geht. Großes Lob gebührt den Entwicklern dagegen für die gelungenen Community-Features, inklusive Koop-Auftritten und der Unterstützung für plattformübergreifendes Spielen. Die Versus-Duelle liefen mir allerdings etwas zu chaotisch ab und die Begrenzung der Aufnahme-Clips auf 30 Sekunden ist etwas schade. Trotzdem ist Fuser ein wunderbarer Klang-Spielplatz, in dem man sich dank mächtiger Werkzeuge kreativ austoben und coole Mashup-Werke erschaffen kann.
Pro
- tolle Playlist mit breit gefächerter Songauswahl
- unfassbar coole Remix-/Mashup-Versionen möglich
- enorm viele kreative Freiheiten beim Erstellen der Remixe, inklusive spielbarer Instrumente und Einbindung von Klangeffekten
- vielfältige und komplexe Spielmechaniken
- Community-Features inkl. Teilen von Clips
- nette Kampagne mit Tutorial-Charakter
- zahlreiche Anpassungen an Bühnentechnik und Figuren möglich
- Aufnahme- und Editier-Funktionen
- Koop oder direkte DJ-Duelle im Multiplayer
- Cross-Plattform-Unterstützung
- fanastievoll gestaltete Bühnen
- fetter Sound
- Loadouts für Musik-Koffer, Outfits und Bühnengestaltung
- Zuschauer-Funktion mit Interaktion
- herrliche Festival-Stimmung
Kontra
- Timing für Pick-ups etwas unübersichtlich
- manche Mashups klingen eher nach Ohrenfolter
- eigene Clips auf 30 Sekunden begrenzt
- ...die einen schon mal überfordern können
- alberne Gesten
- vereinzelte Audio-Slowdowns bei Einbindung von Intrumenten (z.B. bestialischer Bass)
- Zuschauerwünsche können den Flow beeinträchtigen
- ziemlich chaotische Versus-Duelle
- recht hoher Preis
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Käufe für Kosmetik-Pakete und DLC-Songs für jeweils 1,99 Euro pro Stück
- Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
- Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.