Control - Test, Action-Adventure, PlayStation4Pro, PlayStation5, PlayStation4, XboxOne, XboxSeriesX, XboxOneX, PC, Stadia, Switch
In Japan gibt es mit Resident Evil 7 und Assassin's Creed Odyssey schon zwei Titel, die auf Cloud-Streaming setzten und Control ist der erste Titel, der auch in Europa auf Switch zur Verfügung steht. Hitman 3 soll ebenfalls auf diese Art und Weise umgesetzt werden. Das Ziel von Nintendo sei es, laut Ausführungen von Thomas Puha, dass aufwändige Einzelspieler-Titel mit High-End-Grafik ihren Weg auf die Switch finden, die normalerweise für diese Titel zu untermotorisiert ist.
Ein Hardware-Fresser auf Switch?
Wie bei Stadia, GeForce Now, Shadow, Amazon Luna und Co. wird Control also auf einem entfernten Rechner in einem Cloud-Rechenzentrum laufen. Die lokalen Eingabe-Befehle via Controller werden an die Cloud-Rechner geschickt, weswegen der Weg der Signale etwas länger wird - im Vergleich zum nativen Betrieb auf der Konsole. Der Anbieter, der hinter dem Streaming-Dienst steht, heißt Ubitus und ist hierzulande noch recht unbekannt.
Um Control spielen zu können, muss man im eShop eine kostenlose "Starter-App" runterladen. In dieser "Starter-App" kann man das Spiel praktischerweise ungefähr zehn Minuten kostenlos ausprobieren und sich somit einen Eindruck von der Streaming-Qualität machen und entscheiden, ob die eigene Internet-Verbindung gut genug ist. Da Nintendo lediglich kryptisch davon spricht, dass man eine dauerhafte und "stabile Hochgeschwindigkeits-Internetverbindung" braucht und keine konkreten Anforderungen an die Bandbreite nennt, ist diese Testphase eine ganz gute Idee. Wird die Internetverbindung übrigens instabil, wird der Dienst nach einigen Minuten unterbrochen.
Cloud-Streaming mit kostenloser Testphase
Wie spielt sich also die Cloud Edition und wie fühlt sich der Kampf gegen die Hiss aus der Cloud an? Ausprobiert wurde Control mit folgender Internet-Bandbreite via Kabel: 400 mbit (down), 20 mbit (up) und Ping 12 ms. Die Switch wurde im WLAN genutzt und war nicht kabelgebunden an den Router angeschlossen. Die Testläufe fanden um 18 Uhr und um 20 Uhr statt, also zur "besten Nutzungszeit".
Qualität oder Performance in der Praxis
Je nach Gusto darf man bei Control zwischen zwei Spielmodi wählen: Qualität oder Performance. Der Quality-Modus kommt mit Raytracing-Effekten (RTX) daher und bietet eine höhere Grafikqualität auf Kosten der Bildwiederholrate (bis maximal 1080p). Der Performance-Modus verzichtet auf einige Grafikdetails sowie Raytracing und soll ein möglichst flüssiges Spielerlebnis bieten.
Im Performance-Modus ist Control hingegen gut spielbar. Es gab kaum Ruckler und die unumgängliche Verzögerung der Steuerung fiel nicht so schwer ins Gewicht wie gedacht. An das Input-Lag gewöhnt man sich recht schnell und trotz reichlich Action im Spielgeschehen lässt sich die Hauptfigur Jesse Faden gut kontrollieren - auch beim Zielen, Schweben und effektvollen Schleudern von Gegenständen. Die optischen Unterschiede zwischen Qualität- und Performance-Modus sind zwar klar sichtbar (Reflexionen, Schatten etc.), aber aufgrund der viel besseren Spielbarkeit sollte man eigentlich nur die Performance-Version starten.
Allerdings kann man Kompressionsartefakte im Bild erkennen, schließlich wird das Bildsignal komprimiert, um die nötige Bandbreite zu verringern. Diese Kompressionsartefakte bzw. "Klötzchen" erkennt man in dunklen Szenen oder wenn große Teile des Bildschirms in eine Farbe getaucht werden, vor allem bei der Farbe "Rot", die bei Control leider eine sehr wichtige Rolle spielt. Hier gibt es also Abzüge in der B-Note.
Control ist im August 2019 für PC, PS4 und Xbox One von Remedy Entertainment (Max Payne, Alan Wake, Quantum Break) und 505 Games veröffentlicht worden. Das Spiel ist ein Action-Adventure aus der Third-Person-Perspektive und spielt in einem sehr mysteriösen Universum (zum Test). Auch ohne Zeitlupe bzw. Bullet Time werden effektvolle ballistische Gefechte mit größtenteils zerstörbarer Umgebung sowie dem Einsatz übersinnlicher Fähigkeiten inszeniert, die des Namens Remedy durchaus würdig sind. Mit den Zeitebenen, den abgefahrenen Figuren sowie dem sich in mehrere Dimensionen erstreckenden "Ältesten Haus" als Schauplatz gelingt den Entwicklern ein erzählerisch ausgereiftes Drehbuch verbunden mit starker Regie, zumal sich das Team auch von den linearen Strukturen älterer Titel verabschiedet hat. Lediglich die häufig recycelte Levelarchitektur, Mimik-Macken, die problematische Lippensynchronität mit der Sprachausgabe und die schwächende KI schmälern den Actionspaß.
Was ist überhaupt Control?
Im Vergleich zum Grundspiel wurden mit (enthaltenen) nachträglichen Updates die Kartenfunktion verbessert (das war auch dringend erforderlich), Expeditionen als kampfbetonte Endgame-Einsätze mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden hinzugefügt und viele Schwierigkeitsgradoptionen eingebaut. Letztere fühlen sich fast wie "Cheats" an, aber an manchen Stellen kann Control schon recht schwierig sein.
Fazit
Die Control Ultimate Edition - Cloud Version auf der Switch funktioniert im Performance-Modus überraschend gut. Die Input-Verzögerung hält sich in Grenzen und der Kampf gegen die Hiss ist weitgehend gut steuerbar, wenn man von gelegentlichen Mini-Rucklern und Kompressionsartefakten absehen kann. Die Alternative zum Performance-Modus, der Qualitätsmodus, ist hingegen ein schlechter Scherz. Mit aktivierten Raytracing-Effekten sieht Control natürlich eine Spur besser aus, aber die zu verdauenden Ruckler und fps-Einbrüche machen keinen Spaß. Hier fehlt es der Cloud an Rechenpower, was eigentlich nicht passieren dürfte. Ansonsten hängt alles von der Qualität und der Bandbreite der Interverbindung ab und daher ist es gut, dass man beide Spielmodi in der "Starter-App" kostenlos antesten kann. Man kann sich also selbst ein Bild davon machen, ob man der Cloud-Streaming-Version eine Chance geben möchte. Das Spiel hätte es auf jeden Fall verdient, die technische Cloud-Umsetzung (Ruckler, Kompressionsartefakte, Grafikdetails) hat aber noch Luft nach oben.
Pro
- Switch: Performance-Modus ist gut spielbar
- Switch: kaum Beeinträchtigung durch die Eingabeverzögerung
- Switch: Demo-Version zum Test der Verbindung
- spannende, gut inszenierte Geschichte à la David Lynch mit haufenweise mysteriösen Figuren
- die fünf Varianten der Service-Waffe teilen sich einen Munitionsvorrat
- spannende Gefechte mit Einsatz von Waffen sowie übersinnlichen Fähigkeiten
- jeder Kampf kann in einem Effektgewitter enden
- glaubhaft zerstörbare Umgebung
- großräumige, halboffene, häufig miteinander verbundene Areale
- Upgrade-System für Fähigkeiten
- Modifikationen für Hauptfigur und Servicewaffe
- abwechslungsreiche, mitunter sehr abgefahrene Gebiete in verschiedenen Dimensionen
- Bosskämpfe, die härtesten davon optional
- deutsche Sprachausgabe technisch und inhaltlich gut
- solide Umgebungs- und Schalterrätsel
- viel zu entdecken
Kontra
- Switch: Performance-Modus nahezu unbrauchbar
- Switch: sichtbare Kompressionsartefakte
- Switch: etwaige Ruckler
- Switch: abhängig von der Verfügbarkeit der Server
- Mimik zeigt ungewohnte Schwächen
- zu viele Kisten mit Mod-Belohnungen
- KI überzeugt mehr durch Masse als durch Klasse
- deutsche Sprachausgabe fernab von Lippensynchronität
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Control Ultimate Edition Cloud Version enthält keine Mikrotransaktionen und hat keinen Ingame-Shop.