Call of Duty: Black Ops Cold War - Test, Shooter, PlayStation4, XboxOne, PC, XboxSeriesX, PlayStation5

Call of Duty: Black Ops Cold War
18.11.2020, Matthias Schmid

Test: Call of Duty: Black Ops Cold War

Heißer kalter Krieg

Aufatmen: Die neue Black-Ops-Episode hat wieder eine Solokampagne - die entführt den Spieler in einen bleihaltigen Spionagekrieg zwischen West und Ost, zwischen CIA und KGB. Wie gut die Geschichte unterhält und welche Qualitäten Mehrspieler- und Zombiemodus aufweisen, verrät unser großer Test.

Viele langjährige Call-of-Duty-Spieler haben einen Lieblingsentwickler unter den Activision-Studios, die seit Langem an der Serie arbeiten. Bei mir ist das Infinity Ward - denn die gaben nicht nur den Startschuss für den Welterfolg, sondern programmierten auch das legendäre Call of Duty 4: Modern Warfare. Im letzten Herbst kam von ihnen mit Call of Duty: Modern Warfare die gelungene Neuausrichtung der Kult-Marke; außerdem waren sie am Battle-Royale-Ableger Warzone beteiligt. Also hat sich Infinity Ward eine Pause verdient - schließlich reicht ein Jahr heutzutage längst nicht mehr aus, um einen regulären neuen Serienteil zu machen. Dann wären da noch Sledgehammer Games, ein weiteres US-Studio, das erst 2009 von den ehemaligen Dead Space-Machern Glen Schofield und Michael Condrey gegründet wurde: Das Team verdiente sich seine Meriten als Co-Entwickler von Modern Warfare 3 und steuerte später Advanced Warfare sowie WW2 zu CoD-Historie bei.

Wechsel hinter den Kulissen

Und dann gibt es natürlich Treyarch: Die Kalifornier um Mark Lamia codeten einst Call of Duty 3 plus World at War und haben natürlich die Black Ops-Reihe über uns gebracht - inklusive der sehr erfolgreichen Nazi-Zombie-Modi. Neben Beenox, den High Moon Studios oder den Tony-Hawk-Erfindern von Neversoft arbeitet auch Raven Software seit vielen Jahren regelmäßig an der Serie mit. Das Studio aus Wisconsin hat eine lange Shootergeschichte: von Heretic über Soldier of Fortune bis Quake 4. Mit Black Ops Cold War erhalten sie erstmals die Gelegenheit, in vorderster Front an einem Call of Duty mitzuwirken - bei der Kampagne ist Raven sogar federführend, beim Rest des Spiels arbeiten sie mit den Black-Ops-Profis von Treyarch zusammen.

Ein Teil der illustren Truppe aus Cold War - mit diesem Team kämpft ihr gegen einen russischen Superspion.

Das bedeutet übrigens auch, dass die seit 2012 gültige Reihenfolge - im Jahreswechsel kommt je ein Spiel von Infinity Ward, Sledgehammer und Treyarch - durchbrochen ist: Treyarch war zuletzt 2018 mit Black Ops 4 an der Reihe, Sledgehammer hat nun schon seit 2017 (WW2) keine Episode mehr fabriziert. Der hervorragend vernetzte Spielejournalist Jason Schreier berichtete bereits im März 2019 von Spannungen zwischen Sledgehammer Games und Raven Software, die diese Black-Ops-Episode eigentlich kooperativ stemmen sollten. Daraufhin wurde Treyarch ins Boot geholt und das Engagement von Sledgehammer drastisch zurückgefahren. Dies passt zu den unruhigen Zeit, in denen sich das Studio befindet: Im Februar 2018 verließen die Gründer Schofield und Condrey das Team, angeblich um bei Activision ein- und damit aufzusteigen. Binnen Jahresfrist waren jedoch beide schon weitergezogen - Condrey ist nun Leiter eines neuen 2K-Studios, Schofield wanderte zur PUBG Corporation ab; Jason Schreier zufolge soll vor allem Condreys 2K-Projekt für einen deutlichen Personalschwund bei Sledgehammer geführt haben.

Heureka! Im Gegensatz zum direkten Namensvorgänger Black Ops 4 hat Cold War wieder eine Solokampagne an Bord - also sprechen wir doch zuerst darüber. In puncto Geschichte versteht sich das Spiel als direkter Nachfolger zum ersten Black Ops, spielt 13 Jahre danach und lässt bekannte Figuren wie z.B. Frank Woods wieder antanzen. Die meisten Missionen geht man als ein Charakter namens Bell an - und den darf man sogar ein bisschen mitgestalten: Während Name, Herkunftsland und Geschlecht (erstaun- und erfreulicherweise ist „non-binär“ wählbar) keinerlei Auswirkungen auf den Spielverlauf haben, sind Hintergrundgeschichte und psychologisches Profil wichtiger. Wählt man zum Beispiel Ex-KGB-Agent als Provinienz, wird man im Story-Verlauf darauf angesprochen. Die Auswahl zweier Charakterzüge für Bells psychologisches Profil sorgt für leichte Boni: ein „paranoider“ Typus zielt schneller, ein „furchtloser“ nimmt weniger Explosionsschaden, ein „ungeduldiger“ feuert flotter aus der Hüfte. Kurzum: Nette Idee, die den Wiederspielwert aber nur marginal erhöht - ganz einfach, weil man das Upgrade im Nu als gegeben hin- und nicht mehr bewusst wahrnimmt.

Und das neue Spiel so?

Kleinbürgerliche Wohnkultur en detail erkundet - mit schallgedämpfter Pistole schleicht man durch Ostberlin.

Dazu gesellt sich mit dem CIA-Agenten Russel Adler die eigentliche Hauptfigur der Geschichte - der vernarbte, charismatische Kerl hatte mich schon im Trailer an einen Mix aus Brad Pitt und Robert Redfort im Film Spy Game erinnert hat. Passend dazu geht es in Black Ops Cold War um den angeblichen sowjetischen Atom-Spion mit dem Codenamen Perseus - ein bleihaltiger Spionagethriller entspinnt sich, der in falsche Hände geratene Atomwaffen-Codes ebenso wenig ausspart wie durchtriebene Russen und den Black-Ops-typischen „Was ist echt, was nicht und wer lenkt wen“-Mindfuck. Cold War steuert sich (einmal mehr) perfekt, setzt in den Gefechten auf die bewährte Feuern-Deckung-Nachladen-Mechanik, überfordert euch nicht mit hoher Feind-KI und trifft besonders beim Sounddesign der Ballereien ins Schwarze - das Treffergeräusch ist meinem Empfinden nach das befriedigenste der ganzen Reihe und macht dadurch jeden Abschuss zu einem kleinen Highlight. Neben typischen Häuserkämpfen und Flucht- oder Flug-Abschnitten legt Raven Software viel Fokus auf entschleunigte Schleichpassagen - in den piefigen Wohnungen Ostberlins oder dem KGB-Hauptquartier ist man schon mal eine Weile auf leisen Sohlen unterwegs und mehr mit Erkundung als Ermordung beschäftigt. Regelmäßig zückt mein Charakter herrlich altmodische Ferngläser, um die Umgebung zu scannen und/oder Feinde zu markieren, dazu gesellen sich optionale Ziele in den Arealen. Das ist angenehm anders als in vielen CoD-Episoden und verleiht dem Spiel ein zum Szenario passendes Agentenflair. Allerdings kann ich auch nicht verschweigen, dass diese Abschnitte spielerisch bestenfalls halbgar sind - trotzdem absolviert man sie gern, weil sie unerwartet und gut inszeniert sind.

Frühes Highlight im Spiel: Heli-Kämpfe in vietnamesischen Canyons.


Nicht nur Ballern

Richtig gelungen und motivierend finde ich die neue Beweis- und Missionswand in meinem Hauptquartier. Hier plaudere ich ein wenig mit dem Team und untersuche Stücke, die ich als aufmerksamer Spieler in den vorigen Missionen erbeutet habe - das ändert schon mal die Vorzeichen für eine optionale Nebenmissionen und verlängert die Spielzeit. Auch ein paar Dialoge samt dezent den Storyverlauf beeinflussender Antworten hat sich Raven einfallen lassen. Dass die Kampagne aber zu den kürzesten der Seriengeschichte gehört und trotz fulminanten Schluss-Level (inklusive alternativem Ende) viel zu früh aufhört, muss sich Cold War ebenso ankreiden lassen wie die Tatsache, dass die Einsätze des direkten Vorgängers Modern Warfare eine Spur dramatischer und packender waren. Überrascht hat mich die Zahmheit in puncto visueller Gewalt: Natürlich werden Feinde im Dutzend niedergemäht und manch unaufmerksame Wache bestialisch erstochen - trotzdem hätte ich von der Entwickler-Kooperation von Treyarch und Raven saftigere Gewaltspitzen erwartet. Auch die Schleich-Mission im KGB-Hauptquartier und -Folterkeller Lubjanka reißt das Potenzial dieses Gebäudes nicht mal an - zwar sind im Kellergeschoss viele Öfen zum Einäschern von Leichen zu sehen, gesagt wird darüber aber kein Sterbenswörtchen. Call of Duty war schon auf jeden Fall schon mal mutiger respektive plakativer - je nach Standpunkt…

Und wie sieht es diesmal mit dem Mehrspieler-Modus aus? Ich mag ihn. Was sicher auch daran liegt, dass das allererste Black Ops noch immer mein meistgespieltes CoD ist - denn die Multiplayer-Variante von Cold War ist überraschend hausbacken. Auf nur acht Maps inszeniert Treyarch das bewährte, hervorragend funktionierende 6-gegen-6. Die Karten sind in der Tendenz eher klein, was den Nuketown-Fan in mir anspricht. Beliebte Modi wie Team-Deathmatch oder Abschuss bestätigt machen so viel Laune wie eh und je, auch die von vielen Spielern kritisierte schlechte Balance vor allem der MP5 habe ich persönlich nicht so wahrgenommen. Die Maps sind mal grafisch cool (Moscow), mal voller visueller Störfaktoren (Cartel), mal brillant für Daueraction (Checkmate), mal kreativ dreigeteilt (Armada). Mir gefällt das Gebotene in puncto Sichtlinien und Action-Hotspots - und in mancher Camperecke hab ich auch schon ein Minütchen verbracht; natürlich nur bis ein Kontrahent, der das Snipern richtig beherrscht, mein Unterfangen für beendet erklärt hat. Das Spielgefühl samt Rutschen (aber ohne Wandläufe) flutscht, die finale Kürung der besten Szene einer Runde empfinde finde ich als ebenso motivierend wie inspirierend.

Action auf Karten

 

VIP-Eskorte: Wer den Promi im Team hat, muss ihn zu einem von drei Extraktionspunkten bringen - oder alle Feinde erschießen.

Die neue Spielvariante VIP-Eskorte (macht genau das, was der Name suggeriert) gefällt mir leider nur ordentlich - trotz nur eines Lebens pro Runde werden die Dramatik und der Teamgedanke des Vorbilds Counter-Strike nicht erreicht. Spannender ist da schon „Verbundene Waffen“ - vor allem auf der Schiff-Karte Armada mit seinen Booten, Jet-Skis und der offenen See zwischen den Kähnen ist der Modus für bis zu 24 Spieler, bei dem Ziele erobert werden wollen, taktisch reizvoll. Gerne würde ich das auch über „Feuertrupp: Schmutzige Bombe“ sagen: Doch die Schlacht von zehn Viererteams kann sich nicht recht zwischen klassischem CoD und BattleRoyale entscheiden - der jederzeit mögliche Wiedereinstieg per Fallschirm sorgt dafür, dass sich das Erfüllen der Ziele ewig in die Länge zieht.

Auch beim Thema Charaktere, Waffen (die einzeln aufgelevelt werden wollen) und Klassen wagt Black Ops Cold War wenig: Die Operators haben keine Spezialfähigkeiten, im Klasseneditor wählt man zusätzlich zu Knarren, Aufsätzen, Taktik- und Primär-Items noch die sich langsam selbst aufladenden Feldausrüstungen (z.B. Näherungsmine oder Richtmikrofon), drei Extras (= Perks) sowie eine Wildcard aus; letztere schraubt dann z.B. die Anzahl der Waffenaufsätze von fünf auf acht oder spendiert zusätzliche Primär- und Sekundär-Ausrüstung. Der Levelaufstieg selbst geht flott voran und bleibt man für eine Weile bei einer bestimmten Waffe, sind auch dafür regelmäßig neue Dinge verfügbar. Abseits des 9,99 Euro teuren „Herausfordererpakets“, das ein paar optische Gimmicks spendiert und dessen Erlöse in die Call-of-Duty-Stiftung fließen, gibt es im Ingame-Shop bisher keinerlei kostenpflichtige Extras; alle künftigen DLCs (z.B. Nuketown am 24. November) werden gratis sein aber natürlich wird Activision wieder über das Battle-Pass-System in eure Taschen greifen.

Kabumm: Der Bogen mit feuriger Munition ist eine der am leichtesten erspielbaren Punktebelohnungen - das Handling ist nicht einfach, Treffer damit machen aber Laune.

Damit sich der Mehrspieler-Modus des letztjährigen Modern Warfare sowie die Battle-Royale-Variante Warzone (die sogar zentral im Menü von Cold War verankert ist) nicht mit dieser Black-Ops-Episode in die Quere kommen, hat man sich dafür entschieden, ab sofort nur noch ein Fortschrittssystem über alle drei Titel hinweg zu nutzen. Zudem sollen ab dem 10. Dezember, wenn die Season One von Cold War startet, alle Ränge zurückgesetzt werden - erspielte Inhalte bleiben aber natürlich erhalten; alle Waffen von Cold War sollen obendrein nach und nach in Warzone integriert werden. In technischer Hinsicht hatte ich bei allen gespielten Online-Matches keine Probleme, sämtliche Partien liefen flüssig und ohne Abbrüche. Geschmackssache bleibt natürlich das skillbasierte Matchmaking. Die Crossplay-Funktion - also das gemeinsame Spielen von PC-, Xbox- und PlayStation-Zockern - ist übrigens standardmäßig deaktiviert; denkt daran, sie im Menü einzuschalten, falls euch danach ist.

Viele Worte zum hässlichen Minigame Dead Ops Arcade spare ich mir - der Twinstick-Shooter für bis zu vier Zombiejäger ermüdete mich schon nach wenigen Minuten. Mehr Spaß bietet der ein Jahr lang PlayStation-exklusive Zombie-Modus Onslaught für zwei Spieler: Darin tritt man auf den normalen Mehrspieler-Maps gegen langsam anrollende Zombiehorden an - währenddessen verschiebt sich eine Sicherheitszone auf der Karte, außerhalb davon nimmt man dauerhaft Schaden. Für graue Haare sorgen die gelegentlichen Elite-Zombies, für ein uneingespieltes Zweierteam ist schon der zweite Boss ein Problem. Unterm Strich ist Onslaught aber nur eine nette Dreingabe und sicher kein Grund für Xbox- oder PC-Zocker, sich zwölf Monate lang als Spieler zweiter Klasse zu fühlen.

Action mit Untoten

Denn der normale große Zombie-Modus ist auf allen Plattformen vorhanden - diesmal allerdings wieder nur mit einer Karte zum Start. Die zitiert in ihren Startgebiet den CoD-Zombie-Klassiker Nacht der Untoten, wird aber ziemlich bald ziemlich komplex. Das Spielgefühl ist gewohnt gut, die Zombies platzen angenehm und das Tempo ist irre hoch. Allerdings bringt auch „Die Maschine“ (so heißt die Zombie-Map) die üblichen Dinge mit, die Fans der Spielart lieben, die Neulinge aber verwirrt: Story-Schnipsel gibt es nur für sehr aufmerksame Untotenjäger, darüberhinaus verwirrende Dimensionssprünge, allerlei Türen zum Aufschließen und Stromschalter, um im Level voranzukommen. Wer zu Boden geht, kann von den Kollegen wiederbelebt werden oder erscheint zum Start der nächsten Zombiewelle, wenn der Rest des Trupps überlebt hat. 

Schnell, hässlich, tödlich, nicht entnazifiziert: Die Modermänner aus dem dritten Reich laden ein zum Koop-Tanz.

Mit dabei sind die üblichen Automaten für Fähigkeiten-Upgrades oder zufällige Waffen, und natürlich muss man auch den Munitionsvorrat und Kontostand im Auge behalten. Die alle fünf Runden auftauchenden Elite-Einheiten sind wahre Kugelschwämme, dafür spendieren sie Kristalle, die zum Verbessern von zig Dingen geeignet sind. Feldausrüstungen - z.B. eine Eisschockwelle zum Feind-Verlangsamen oder ein Abtauchen in den Äther, damit die Zombies euch übersehen, gibt es auch noch - wer möchte und sich am gleichförmigen Ablauf der nur einen Karte nicht stört, kann aus der Wiedergänger-Hatz wie üblich eine halbe Wissenschaft machen. Ganz neu und ganz anders am Zombie-Modus ist diesmal die Tatsache, dass man erstmals mit einer Klasse aus dem Mehrspieler-Modus loslegt: Das sorgt zum einen dafür, dass die gefühlt oft mühseligen Pistolen-Runden zum Start wegfallen, zum anderen dafür, dass ich nun auch im Zombie-Modus Punkte für mein generelles Cold-War-Level sammle; gefühlt bringen 30 Minuten Zombie-Kampf aber deutlich zu wenig Levelaufstiege im Vergleich zu drei knackigen TDM-Runden.

Grafisch baut Cold War auf dem Sprung auf, den Modern Warfare im vergangenen Jahr tat. Sprich: Wir haben es auch in diesem Jahr mit einem in weiten Teilen sehr gut aussehenden Ego-Shooter zu tun. Auf den alten Systemen gehört der stets flüssige laufende Titel zum aktuell besten, was es zu bestaunen gibt - das wird bereits in der Barszene zum Spielstart deutlich, aber auch der Heliflug durch Vietnam ist ein optischer Leckerbissen; speziell die Abschnitte in Kuba oder der Lubjanka können da nicht ganz mithalten, viele Innenräume und Wände sehen etwas platt aus.

Technik, die begeistert?

Die grafisch grandiose Barszene in der Einführungsmission ist ein gutes Beispiel dafür, wie nah die PS4-Pro- an der PS5- und Xbox-Series-X-Fassung ist.

Enttäuschend ist das grafische Upgrade, das mir Xbox Series X und PlayStation 5 servieren - ich habe speziell beim Vergleich zwischen PS4 Pro, Xbox Series X und PS5 ganz genau hingesehen, kann aber in den meisten Szenen exakt keinen Unterschied ausmachen, wenn ich alle drei Konsolen im 4K-Modus betreibe; und das obwohl die Next-Gen-Maschinen in den Einstellungen Raytracing (und 120-Hz-Frequenz) anbieten. Das ist nicht dramatisch, weil Cold War auch auf PS5 und Series X klasse aussieht, aber doch enttäuschend, weil quasi kein optischer Unterschied zur vorigen Generation erkennbar ist. Bei den Ladezeiten sieht das anders aus: Als Beispiel nehme ich den dritten Einsatz im Spiel, „Fractured Jaw“. Nach dem Starten der Mission vom Menü aus, kann ich auf der Series X nach zehn Sekunden den Vorspann wegdrücken, auf der PS5 sogar schon nach fünf Sekunden. Auf beiden Konsolen bin ich letztlich schon nach gut 15 Sekunden im Spiel. Auf der PS4 Pro dauert es 25 Sekunden bis zur Abbrechbarkeit des Vorspanns und insgesamt 45 Sekunden vom Menü bis zum tatsächlichen Einsatz.

Spannend ist natürlich auf PS5 die Einbindung der adaptiven Trigger des DualSense-Controllers: Die finde ich erstaunlich. Erstaunlich deswegen, weil sich das Zielen (per L2) und Abdrücken (per R2) tatsächlich komplett anders anfühlt. Fast wie eine Mischung aus „Da muss ich Kraft aufwenden“ und „Hey, mein Trigger klemmt“. Und dann kommt noch die Wahl der Waffe dazu: Während bei einer Submachinegun die gefühlte „Bremse“ die man an L2 spürt gering ausfällt, muss man bei einer Schrotflinte schon kräftiger drücken, um zu zielen. Selbiges gilt für den Abzug via R2 - auch hier fühlt man buchstäblich den Unterschied zwischen Snipergewehr, Assault Rifle, Pistole & Co. Das Blöde daran: Ich mag das leider nicht. Im Mehrspieler-Modus ist das logisch, kann doch jede marginale Verzögerung beim Anvisieren über Sieg oder Niederlage entscheiden. Aber selbst in der Kampage wollte ich den Effekt nach einer Weile wieder ausschalten. Denn „erstaunlich“ bedeutet in diesem Fall für mich leider nicht angenehm. Die Kraftaufwendung, das gefühlte Schaben des Metalls beim Abzug taugt mir bei Call of Duty: Black Ops Cold War (ab 17,50€ bei kaufen) schlussendlich leider nicht. Anders als z.B. bei Astro's Playroom, wo sich das Aufziehen der Feder (wenn man das Froschkostüm trägt) grandios mühevoll anfühlt...

Beide digitale Konsolenversionen bieten übrigens eine Upgrademöglichkeit innerhalb derselben Konsolenfamilie – von PS4 zu PS5 und von Xbox One zu Xbox Series S/X. Dazu sollte man die Version mit dem Untertitel „Cross-Gen-Bundle“ kaufen, die fünf Euro teurer ist.

Die PC-Version ist abermals an das Battle.net von Blizzard Entertainment gebunden. Wie beim Vorgänger sind die Einstellungsmöglichkeiten überaus vielfältig und vorbildlich. Zahllose Parameter von Maus- bzw- Stick-Empfindlichkeit, über Zielhilfe, Halten-oder-Umschalten-Funktionen bestimmter Aktionen und Superbass-Verstärkung bei Audio bis hin zu den sichtbaren Elementen des Interfaces können angepasst werden. Während sich die Tastenbelegung von Maus und Tastatur frei belegen lässt, können die Tasten des Controllers nicht manuell verändert werden, aber immerhin gibt es zehn Vorlagen für unterschiedliche Belegungen. Überaus umfangreich sind auch die Grafik-Einstellungen: unterstützt werden 4K-Grafik, eine unlimitierte Bildwiederholrate, Ultrawide-Monitore (16:10, 16:9 und 21:9; 32:9 kann zu Problemen führen), mehrere Bildschirme, Cross-Play, Farbenblindmodi und Nvidia Reflex zur Reduktion der Eingabelatenz.

Und die PC-Fassung? (von Marcel Kleffmann)

Im Modus "Feuertrupp: Schmutzige Bombe" treten 40 Spieler in Viererteams an - hier darf man auch Panzer, Motorräder & Co. lenken.


Bewegungsunschärfe kann deaktiviert werden und das Sichtfeld lässt sich ebenfalls einstellen (von 60 bis 120; Standard: 80).

Das Nutzungsziel für VRAM kann auch festgelegt werden. Im Testverlauf mit den optionalen hochauflösenden Texturen lag der maximale VRAM-Speicherbedarf bei knapp 8,5 GB. Die vielfältigen Grafikoptionen und ihre Auswirkungen auf die Performance von CPU und GPU könnten aber besser erklärt, wie es jüngst Watch Dogs: Legion vorgemacht hat. Black Ops Cold War nutzt drei Raytracing-Funktionen, die derzeit nur mit dem RTX-Grafikkarten von Nvidia verfügbar sind. Während z.B. Watch Dogs: Legion hauptsächlich auf Reflexionen setzt, geht es bei Call of Duty vornehmlich um die Schatten-Darstellung. So wird Raytracing für die Berechnung von Schatten eingesetzt, die durch die Sonnenbeleuchtung entstehen. Gleiches gilt es für die Realisierung von lokalen Schatten, die für eine deutlich realitätsnahe Darstellung sorgen. Auch für die Umgebungsverdeckung (z.B. wenn ein Level-Objekt ein anderes Objekt verdeckt) kann Raytracing eingesetzt werden, was dazu führt, dass die Schatten weicher werden und sich überschneiden können. Der Einfluss auf die fps-Performance ist nicht zu unterschätzen, aber da das Spiel die KI-Upscaling-Technologie DLSS von Nvidia unterstützt, kann dem fps-Einbruch entgegengewirkt werden.

Das KGB-Hauptquartier Lubjanka protzt mit ein paar starken Glanz-Effekten - trotz demgehört der Abschnitt nicht zu den grafischen Höhepunkten.

Vier DLSS-Modi werden geboten: Ultra-Performance (für 8K-Auflösung; bei 1440p kommt es zu vielen Artefakten, gerade bei Haaren), Performance (für 4K), Ausgeglichen (Mischung aus Performance und Qualität) und Qualität (für 2K-Gaming). Bildqualität und fps-Rate sind auf Ausgeglichen und Qualität jedenfalls prima, wobei zu beobachten ist, dass DLSS in Auflösungen unter 4K schnell an das Leistungslimit der CPU stoßen kann. Aktiviertes DLSS ersetzt (wie immer) Anti-Aliasing. Ganz allgemein hat die Optimierung für den PC aber noch Luft nach oben. Sowohl im Multiplayer als auch in der Kampagne könnte die Bildwiederholrate durchweg höher ausfallen, da häufig CPU und/oder GPU längst nicht am Maximum arbeiten. Hier bleiben Leistungsressourcen ungenutzt, obwohl die fps-Rate noch nicht optimal ist. Des Weiteren machen sich kleinere Grafik-Macken z.B. flackernde Schatten und eine mäßige bzw. starre Darstellung von Haaren (Toupet!) und einige unpassende Animationen bemerkbar. Wie schon bei Modern Warfare muss man sich nach der Installation (und auch später) auf eine zeitintensive Shader-Optimierung einstellen. Installiert man alle Inhalte (außer Warzone), dann belegt der Shooter knapp 117 GB (auf Xbox Series X übrigens 130 GB, auf PS4 knapp 80 GB). Im Battle.net könnten einzelne Komponenten deinstalliert werden. Hierzu klickt man im Battle.net auf Call of Duty: Black Ops Cold War und dann auf Optionen (links oben). Dort wählt man "Installation modifizieren", womit sich die Spielinhalte anpassen lassen. Kampagne (44,5 GB), Multiplayer (17,3 GB), Zombies (2,65 GB), Dead Ops Arcade 3 (5,8 GB) und hochauflösende Inhalte (45 GB) können einzeln entfernt werden. Ähnliche Einstellungen finden sich übrigens auch auf den Konsolen - auch hier können Inhalte getrennt voneinander gelöscht werden.

Fazit

Nach Modern Warfare, Call of Duty Mobile, Warzone und Modern Warfare 2 Remastered ist Black Ops Cold War schon mein fünfter Call-of-Duty-Test in nur 13 Monaten. Trotzdem hab ich noch nicht genug - denn auch diese Serienepisode macht vieles richtig: Die Steuerung finde ich perfekt, das Treffer-Sounddesign extrem gut, auch die Grafik beeindruckt an vielen Stellen. Schade nur, dass quasi kein optischer Unterschied zwischen PS4 Pro und Xbox Series X besteht. Ravens Kampagnen-Ansatz, eine Spionage-Geschichte mit viel Schleichen, ein bisschen Beweise-Suchen und dazwischen derber Action zu inszenieren, begrüße ich - leider sind nicht alle Einzelteile so hervorragend wie der Shooter-Kern und der Story-Modus viel zu schnell vorbei. Ähnliches gilt für den Multiplayer-Part - der überzeugt in puncto Mechanik und Map-Design, setzt bei Klassen & Co. aber keine neuen Akzente und bietet mit nur acht Maps für die Standardmodi ein zu kleines Kartenpaket. Unterm Strich ist Black Ops Cold War also ein solider Jahrgang - die alljährliche Shooter-Dosis schmeckt Serienfans gut, muss sich im direkten Vergleich aber Infinity Wards Modern Warfare geschlagen geben.

Pro

  • perfekte Steuerung
  • saubere, hochaufgelöste, generell sehr gute Grafik
  • gute Schussgeräusche, exzellenter Treffersound
  • schicke Render-Sequenzen
  • starke deutsche Sprachausgabe
  • mehr Abwechslung als CoD-typisch (Kampagne)
  • ein paar Story-Entscheidungen plus verschiedene Enden (Kampagne)
  • optionales Beweise-Sammeln und Nebenmissionen (Kampagne)
  • mit Berlin, Lubjanka und Vietnam reizvolle Schauplätze (Kampagne)
  • einige extrem starke Action-Momente (türk. Flugfeld, sowjet. Trainingsgelände)
  • tendenziell interessante Spionage-Geschichte
  • gut gewählte Lizenzmusik in einigen Szenen
  • 6-gegen-6-Standard-Matches gut wie immer
  • knackig-actiongeladene Mehrspieler-Karten
  • Verbundene-Waffen-Modus spielerisch reizvoll
  • sehr intensive Zombie-Map
  • uralte Activision-Automaten spielbar (Kampagne)
  • ein Fortschrittssystem für MP, Zombies & Warzone
  • Crossplay wieder mit an Bord
  • wahnsinnig viele Einstellungsmöglichkeiten
  • deutlich kürzere Ladezeiten auf Xbox Series X

Kontra

  • Kampagne sehr kurz (circa 5 Stunden)
  • Kampagne nicht kooperativ spielbar
  • kein Splitscreen im Zombie-Modus
  • Feuertrupp-Modus überflüssig
  • System für Klassen, Upgrades & Co. einfallslos (Mehrspieler-Modus)
  • nur eine Karte für den Zombie-Modus
  • keine Promis im Zombie-Modus
  • Minispiel Dead Ops Arcade langweilig
  • Story bisweilen etwas mutlos und bieder
  • kaum grafische Unterschiede zwischen PS4 und Xbox Series X
  • skillbasiertes Matchmaking umstritten
  • nur acht Karten für Standard-MP-Modi
  • frisst sehr viel Festplatten-Speicher
  • kleinere Grafik-Macken z.B. Flackerschatten und mäßige Haar-Darstellung
  • Performance auf PC könnte noch besser sein

Wertung

PlayStation4

Technisch astreines Shooter-Paket mit reizvoller Kampagne, packenden Maps und intensiver Zombie-Gefechte - von allem ein bisschen mehr hätte den drei Teilbereichen aber gut zu Gesicht gestanden.

XboxOne

Technisch astreines Shooter-Paket mit reizvoller Kampagne, packenden Maps und intensiver Zombie-Gefechte - von allem ein bisschen mehr hätte den drei Teilbereichen aber gut zu Gesicht gestanden.

PC

Technisch astreines Shooter-Paket mit reizvoller Kampagne, packenden Maps und intensiver Zombie-Gefechte - von allem ein bisschen mehr hätte den drei Teilbereichen aber gut zu Gesicht gestanden.

XboxSeriesX

Technisch astreines Shooter-Paket mit reizvoller Kampagne, packenden Maps und intensiver Zombie-Gefechte - von allem ein bisschen mehr hätte den drei Teilbereichen aber gut zu Gesicht gestanden.

PlayStation5

Technisch astreines Shooter-Paket mit reizvoller Kampagne, packenden Maps und intensiver Zombie-Gefechte - von allem ein bisschen mehr hätte den drei Teilbereichen aber gut zu Gesicht gestanden.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Abgesehen vom "Herausfordererpaket" gibt es im Spiel aktuell keine Käufe gegen Echtgeld. Die Ultimate Edition enhält jedoch Stufen-Sprünge und XP-Boni; zudem sind auf den PlayStation-Systemen XP-Events geplant, die es nur dort geben soll.
  • Käufe wirken sich nur in speziellen Spielmodi wie Ultimate Team oder GTA Online aus.
  • Season Pass, dessen Inhalte Auswirkungen auf Design und Balance haben können, z.B. XP-Boosts, Waffen, etc.
Kommentare
Mafuba

Danke für deine Antwort

vor 3 Jahren
Danilot



Sind die kostenlos?
Ja, Activision verdienen ihr zusätzliches Geld mit dem Battlepass und den Cosmetics-Shop.
Habe hier mal kurz eine Frage:
Habe seit COD Infinite Warfare (das Orginal nicht das Remake) kein COD mehr angefasst. Überlege jedoch hauptsächlich wegen dem Zombimodus und der Kampagne cold war zu kaufen.

Nur erscheint mir 1 Map für Zombie Modus als viel zu wenig. Wird es da auch kostenlosen Nachschlag geben, oder gibt es das idR oder muss man den Battlepass/Season pass mitkaufen?

Habe dich zitiert, da du Ahnung zu haben scheinst, gerne dürfen aber auch andere Mitforisten antworten
Ja es wird auch weitere Zombiemaps geben, sowie neue Maps und Waffen für den Multiplayermodus.

Und nebenbei wird auch der kostenlose Battleroyalmodus Warzon mit neuem Content versorgt.

vor 3 Jahren
Mafuba

Soweit ich weiß kommt in einer Woche Nuketown und am 10. Dezember, wenn die erste Season startet, noch mal 2 Maps. Sind immerhin schon mal 3 neue Maps in den nächsten 2 1/2 Wochen.
Sind die kostenlos?
Ja, Activision verdienen ihr zusätzliches Geld mit dem Battlepass und den Cosmetics-Shop.
Habe hier mal kurz eine Frage:
Habe seit COD Infinite Warfare (das Orginal nicht das Remake) kein COD mehr angefasst. Überlege jedoch hauptsächlich wegen dem Zombimodus und der Kampagne cold war zu kaufen.

Nur erscheint mir 1 Map für Zombie Modus als viel zu wenig. Wird es da auch kostenlosen Nachschlag geben, oder gibt es das idR oder muss man den Battlepass/Season pass mitkaufen?

Habe dich zitiert, da du Ahnung zu haben scheinst, gerne dürfen aber auch andere Mitforisten antworten

vor 3 Jahren
Herschfeldt

Seit immer nervt mich die Kommentarsektion hier auf 4P.

Wenn ich auf der Hauptseite direkt auf die Anzahl der Kommentare klicke, komme ich auch zu den Kommentaren und die fangen oben mit dem Ältesten an.

Wenn ich aber wiederum erst den Artikel lese, und dann runter zu den Kommis scrolle, ist der erste Kommi auch der Neuste, und keine Chance, dass ich die ältesten Kommis zuerst angezeigt bekomme.

Übersehe ich etwas?
Wenn du unter den Kommentaren unter dem Fazit den Button "Zum Thema" drückst gelangst du in das jeweilige Kommentarforum direkt an den Anfang der Kommentare. Direkt unter dem Fazit erscheinen jeweils einige jüngere Kommentare zuerst. Ist halt so. Ist in anderen Foren auch so denk ich z.B. PCGH das man in das Forum wechseln muss. Wenn ich das Problem überhaupt richtig verstanden hab.
Ne, meinte das anders.
Ich hab´s doch geahnt.

vor 3 Jahren
darkchild

Den Zombiemodus habe ich bislang noch nicht ausprobiert, aber Kampagne und Mehrspieler bieten für mich definitiv schonmal ein richtig rundes Gesamtpaket auf PS4.

Ich lasse sie erstmal noch sacken, aber die Kampagne halte ich für die stärkste der letzten Jahre. Optisch hervorragend, gewohnt over the top, ohne völlig zu überdrehen, kurzweilig und hinsichtlich des Missionsdesigns erfreulich abwechslungsreich. Die Idee mit den optionalen Nebenmissionen und deren Verknüpfung zur Hauptstory gefällt mir ebenfalls sehr. Zumindest mal keine völlig nutzlose Sammelei. Klar, am Ende vermutlich insgesamt zu kurz, dafür aber ohne Längen und viele nette Momente nebst überraschendem Finish. Hab definitiv Bock, es nochmal auf Veteran anzugehen bei Zeiten.

Der Mehrspieler geht wiederum auch nach längerer Pause seit BO3 gewohnt schnell in Fleisch und Blut über, die Partien liefen bislang allesamt flüssig. Maps gefallen und die vielen Individualisierungsmöglichkeiten der Waffen find' ich klasse.

Bin sehr zufrieden bislang.

vor 3 Jahren