NBA 2K21 - Test, Sport, PC, Switch, iPhone, PlayStation4, Stadia, PlayStation5, iPad, XboxSeriesX, XboxOne

NBA 2K21
04.12.2020, Matthias Schmid

Test: NBA 2K21

Die nächste Basketball-Generation

Die renommierte 2K-Basketballreihe geht einen anderen Weg als FIFA, Call of Duty oder Assassin's Creed: Statt eines dezenten Grafik-Updates auf PS5 und Xbox Series X erhaltet ihr eine echte Next-Gen-Version, mit grafischem Wow-Effekt und neuen Inhalten. Doch das kostet, und zwar Vollpreis. Ob sich diese Investition für NBA 2K21 (ab 2,95€ bei kaufen) lohnt, das verrät unser Test.

Die Zeiten von Rennspielen, Shootern oder gar Prüglern als Next-Gen-Kaufargument scheinen erstmal vorbei: Wer seine Freunde oder sich selbst darin bestärken möchte, mit dem Kauf einer neuen, 500 Euro teuren Konsole das Richtige getan zu haben, dem stehen abseits des formidablen Demon's Souls-Remakes wenige Argumente der Marke „Kinnlade runter“ zur Verfügung. Was ihr vielleicht nicht auf dem Radar hattet, aber doch in Betracht ziehen solltet: NBA 2K21. Ich hatte auf Visual Concepts Versprechen, zum Start der neuen Geräte eine echte Next-Gen-Basketball-Erfahrung zu liefern, wenig gegeben - sicher auch, weil das Team und natürlich Publisher 2K in den letzten Jahren mit ihren schrecklichen Mikrotransaktionen viele Sympathien verspielt haben.

Vorzeige-Spiel

Hochaufgelöst, aber leblos und steril: die frei begehbare Stadt im Modus "Mein Spieler".
Aber grafisch und in puncto Präsentation ist das PS5- und Xbox-Series-X-Debüt eine Wucht. Das geht mit der Intro-Kamerafahrt los - der Court sieht so leuchtend, so knackscharf aus wie nie zuvor. Vermutlich eignet sich Basketball für sowas auch einfach besser als FIFA, weil die Kamera stets einigermaßen nah dran am Spielgeschehen ist und man trotzdem die nötige Übersicht behält. Alle Spieler sehen deutlich schicker aus als in den ebenfalls ansehnlichen Version für PS4, Xbox One oder PC, die prominenten Stars sind eine glatte Wucht. Egal ob Cover-Athlet Lillard, GOAT-Anwärter LeBron, der Neu-Laker Dennis Schröder oder viele andere - die Sportler sind krass detailliert (Tattoos, Bart, Hände), glänzen mit meist passenden Gesichtsanimationen und schwitzen wunderbar schön. Regelmäßig habe ich mich dabei erwischt, zur Wiederholung zu wechseln, um die Grafikpracht aus der Nähe in Zeitlupe genießen zu können. Auch der Korb mitsamt der griffigen Textur des Netzes oder der Ball selbst sind Hingucker. Zudem können sich die Animationen der Cheerleader in der Halbzeit-Show sehen lassen. Das Publikum erstrahlt ebenfalls ein Stück detaillierter, hier ist aber noch am meisten Luft nach oben.

Auf beiden Next-Gen-Konsolen läuft der Sport mit flüssigen 60 Bildern, dazu gesellen sich fast nicht mehr existente Ladezeiten. Auch das ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den bisherigen Versionen. Schließlich gesellen sich auf der PS5 noch die Vorteile des Dual-Sense-Controllers dazu: Je erschöpfter mein Spieler ist, desto mehr Widerstand regt sich auf dem rechten Trigger, wenn ich zum Sprint ansetzen will. Gleichzeitig wird links mehr Kraft zum Drücken benötigt, wenn sich mein Athlet beim Aufposten einem stärkeren Spieler gegenübersieht. Und dann rüttelt der Dual Sense bei Körperkontakt noch dramatisch anders und intensiver als der Xbox-Controller. Das reicht schlussendlich zwar nicht für eine höhere Spielspaßwertung, fügt der PS5-Fassung aber eine coole Komponente hinzu. Und es zeigt, dass Visual Concept sich bei den Next-Gen-Versionen Gedanken gemacht hat.

Die WNBA, also die nordamerikanische Frauen-Basketball-Liga, hat endlich mehr Präsenz im Spiel.
Das Spielgefühl selbst profitiert ebenfalls von der Überarbeitung durch das Entwicklerstudio - wenngleich ich auch nach etlichen Partien nur einen Teil der vollmundigen Ankündigungen (hier und hier ) nachfühlen kann. Ich habe zum Vergleich auch die PS4-Fassung nochmals eingelegt und würde definitiv sagen, dass auf den neuen Konsolen der Sport noch realistischer abgebildet wird. Das Gewicht und Momentum der Spieler kommt stärker rüber, die verbesserten Animationsübergänge sorgen für ein flüssigeres Spiel und gefühlt mehr Kontakt zum Parkett. Das System für Korbleger und Würfe per Pro-Stick (also dem rechten Analogstick) kann im Menü nach wie vor stark individualisiert werden - in jedem Fall sorgt die verlängerte Power-Leiste auf den neuen Konsolen aber für mehr Zugänglichkeit. Ich kam damit auf PS4 und Xbox One zwar auch ordentlich zurecht, aber viele langjährige Serienfans klagten bei NBA 2K21 über das kniffligen Wurftiming. Dass die Höhe der Ballflugkurve nun durch die Geschwindigkeit meiner Pro-Stick-Bewegung beeinflusst wird, ist ein schönes Detail - fällt aber nur im direkten Vergleich auf oder wenn ich lange auf dem Trainingsplatz übe. Noch eleganter als auf PS4 und Xbox One finde ich das Passspiel, vor allem risikoreiche Zuspiele (durch doppelten Kreistasten-Druck) oder Bodenpässe.

Auf dem Platz

Auf Seiten der Spielmodi war Visual Concepts nicht untätig, hat aber gleichzeitig viel von der Last-Gen-Fassung (und damit auch aus der Vorjahren) übernommen: Unter „Meine NBA“ findet ihr eine Fusion der bisherigen Modi „Mein GM“ und „Meine Liga“, hier gibt es also einen geradezu ausufernden Karrieremodus mit allem Drum und Dran. Das heißt aber auch: triste Präsentation, z.B. bei Interviews. Schön ist nach wie vor die Simcast-Option für Partien, die man nicht voll spielen möchte - dank quasi nicht mehr vorhandener Ladezeiten dauert es vom Menü zur Simulation und später von der Simulation zum Einstieg ins Spiel je unter zwei Sekunden. Schön ist, dass die Frauenliga WNBA besser zur Geltung kommt: Ihr könnt entweder mit „Meine WNBA“ die Manager-Alternative starten oder in „The W“ eine selbst erstellte Athletin zum Superstar machen; Zwischensequenzen gibt es hier nicht, dafür ein bisschen Story per Handy-Chat und Social-Media-Messages.

Modi-Überarbeitung

Viel drin, viel dran, aber sperrig präsentiert: der umfangreiche Karriere-Modus.
Der rein auf Miktrotransaktionen ausgelegte „Mein Team“-Modus blieb großteils unangetastet - immerhin könnt ihr euer Team aus den Old-Gen-Versionen übernehmen. Mehr Bewegung gibt es bei „Mein Spieler“, der Kombination aus der Story „The Long Shadow“ (dieser Teil blieb fast unangetastet, flasht nach wie vor nicht und kann im Menü übersprungen werden) und dem Open-World-Basketball-Spielplatz „Mein Viertel“. Denn daraus wurde „Meine Stadt“ - eine räumliche Vervielfachung der frei begehbaren urbanen Umgebung. Wieder mit dabei: allerlei Streetball-Courts mit viel zu langen Wartezeiten, Geschäfte mit viel zu teuren Klamotten und Accessoires (z.B. Rucksack, Skateboard, Fahrrad) oder Fitness-Center mit viel zu langweiligen Trainings-Minispielen. Obendrein wirkt die Welt ebenso leer wie unbelebt, auch wenn 2K behauptet, dass sich „Hunderte“ von Online-Athleten in einer Instanz tummeln. 

Zion Williamson, der spannendste Rookie der letzten Saison, in voller Next-Gen-Grafikpracht. Sieht geil aus!
Neben der von Lags geplagten Performance der dort abgehaltenen Spiele stört eine total unsinnige Hürde: Bevor ihr in die Stadt gelassen werdet, müsst ihr in „Rookieville“ zwei Stufen aufsteigen - soll heißen, ihr müsst - je nach Skills, Teamglück und Geldbeutel - drei bis zehn langweilige Streetball-Partien inklusive Wartetzeit über euch ergehen lassen, bis ihr weiterziehen könnt. In der Stadt selbst wären die Leere, die Ruckler und sogar die zu teuren kosmetischen Items noch zu ertragen gewesen, wenn 2K hier wenigstens auf Mikrotransaktionen beim Spieler-Fortschritt verzichtet hätte. Aber: Wie schon in der Old-Gen-Version könnt ihr eurem Athleten per Echtgeld die Werte verbessern. Ein Unding und eine unlautere Versuchung angesichts der sonst sehr spärlichen Belohnungen und des daraus resultierenden Grindings!

Bitte hier warten!

Und zum Schluss noch eine normale Spiel-Perspektive - LeBron an der Freiwurflinie.
NBA 2K21 bietet in den Modi „Mein Spieler“ und „Meine NBA“ wegen der weitreichenden Veränderungen leider keine Möglichkeit, den Fortschritt aus den jeweiligen Vorgänger-Modi von PS4, Xbox One, Switch oder PC zu übernehmen. Und NBA 2K21 kostet in der Standard-Fassung nochmal Volllpreis, einen Rabatt für Käufer der alten Fassungen spendiert 2K nicht. Beide Next-Gen-Fassungen gibt es für 75 Euro in der Standard-Ausführung oder für 100 Euro in der - Kobe Bryant gewidmeten - Mamba-Forever-Edition (natürlich inkl. virtueller Währung, Skill-Boostern und Promo-Packs). Käufer dieser teureren Version erhalten die Next-Gen-Fassung (innerhalb derselben Konsolenfamilie) gratis.

Fazit

Die NBA 2K21-Fassungen für PS5 und Xbox Series X sind klar die besten Versionen dieser im Kern fantastischen Basketballsimulation. Die blitzsauber laufende, spektakuläre Optik macht das Sportspiel dabei glatt zum Next-Gen-Vorzeigetitel - vor allem in den Wiederholungen wird dramatisch klar, dass ihr im Leben noch keinen besser aussehenden Sport auf Konsole gesehen habt! Auch spielerisch fühlt sich dieser Titel auf dem Platz großartig an - Visual Concepts hat ein paar Stellschrauben gedreht und die ohnehin schon tolle Spielbarkeit nochmals verbessert. Doch NBA 2K21 hat auch auf PS5 und Xbox Series X seine Schattenseiten: In „Mein Spieler“ finde ich den Zwang zum kurzen Verbleib in Rookieville sehr nervig und die Atmosphäre in „Meine Stadt“ pendelt irgendwo zwischen Shenmue 2 und PlayStation Home in 4K - da ist das Next-Gen-Feeling plötzlich wieder sehr weit weg. Und die ätzenden Mikrotransaktionen (vor allem zur Spielerverbesserung) sind, nun, ätzende Mikrotransaktionen. Doppelt schade, dass 2K nicht den Schneid hatte, diesem Pferdefuß zum Generationswechsel Lebewohl zu sagen.

Pro

  • spektakulär detaillierte Next-Gen-Optik
  • brutal gut aussehende Superstars in Zeitlupe und Nahaufnahme
  • Spielbarkeit bzw. Realismus noch etwas besser bzw. höher
  • extrem kurze Ladezeiten
  • klasse Sounds (z.B. Netzgeräusch beim Korbtreffer)
  • nette Nutzung der Dual-Sense-Features
  • endlich mal mehr Neuerungen
  • neues Kommentatoren-Team sorgt für Abwechslung
  • viele Langzeit-Modi
  • WNBA endlich besser verankert
  • wie immer fantastisches Lizenzpaket
  • Streetball mit dabei
  • Schuheditor, Charakter-Editor mit Kopfscan-Funktion
  • gute Tutorials

Kontra

  • massig unschöne Mikrotransaktionen in Mein Team und leider auch in Mein Spieler
  • Präsentation in Mein Spieler und Meine NBA ausbaufähig
  • Open-World-Stadt zu leer und zu leblos
  • langweilige Geschichte in The Long Shadow
  • Pro-Stick-System immer noch ausbaufähig
  • überladene Menüs (z.B. in Meine NBA)

Wertung

PlayStation5

Optisch beeindruckende Basketball-Simulation, die auf dem Platz hervorragend ist; in puncto Spielmodi gibt es aber noch Old-Gen-Ballast und ätzende Mikrotransaktionen sowieso.

XboxSeriesX

Optisch beeindruckende Basketball-Simulation, die auf dem Platz hervorragend ist; in puncto Spielmodi gibt es aber noch Old-Gen-Ballast und ätzende Mikrotransaktionen sowieso.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Mamba-Forever-Edition für 99,99 Euro enthält v.a. virtuelle Währung, Karten-Packs, Tokens, Skill-Booster
  • Käufe beeinflussen das Spieldesign stark.
  • Der Shop ist penetranter Bestandteil der Menüs oder Benutzerführung.
  • Man wird durch Grind animiert die Spielzeit über Käufe verkürzen, Pay-to-Shortcut.
  • Man kann sich klare Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, Pay-to-win.
  • Käufe können durch Zufallsfaktoren zum Glücksspiel werden.
Kommentare
Hokurn

Youtube Content Creator sind sogar der Meinung das die Next Gen schlechter sei und spielen lieber auf Current Gen.
Echt?
Gefühlt ist jeder, wo ich mir mal nen Tipp abhole rüber gewandert...

vor 3 Jahren
Kittz0r

Selbst in der next Gen Version sind weiterhin die nervigen Bumb Steals vorhanden, Spieler laufen ins Aus und sonstige Ungereimtheiten welchen auf Current Gen schon nicht hätten sein müssen.

Nur beim Zuschauen der Next Gen Version erblicke ich keinerlei Vorteil. Ich meine viele der Twitch/Youtube Content Creator sind sogar der Meinung das die Next Gen schlechter sei und spielen lieber auf Current Gen.

Naja ich als PCler kann dazu aus eigener Erfahrung ja nichts sagen..

vor 3 Jahren
4P|Matthias

Ich will bei weitem nicht die microtransactions gut heißen, aber was mir bei jedem Test /Review aufgefallen ist das das aufleven seines eigenen Spielers nicht „ einfach“ durch Geld beschleunigt werden kann. Man hat NICHT die Möglichkeit vom Start weg seinen Spieler per Echtgeld auf bsp. Wert 99 zu bringen. Man muss Spiele spielen um überhaupt den Spieler aufwerten zu können.nach einigen Spielen hat man dann die Möglichkeit seinen Spieler zu verbessern.Aber immer nur Stück für Stück.
Das wird leider in keinen Tests erwähnt.
Du hast recht, es gibt diese "Stufen" - Instant-Geld-Boost auf Lvl 99 ist nicht möglich. Aber trotzdem kann man letztlich (viel) Echtgeld investieren, um die Charakterwerte zu frisieren.

vor 3 Jahren
Hammertime

Von sich auf andere schließen ist aber nicht wie WIssenschaft funktioniert. Du bist absolut egoistisch, was deine Aussagen hier anbelangt. Solange es dich selbst nicht betrifft, ist es Dir egal. Super Einstellung, das gefällt Big Tobacco sicher.
https://exposetobacco.org/news/10-ways-to-target-youth/

Aber klar, wenn einer deiner Kids dann lebenslanger Raucher wird und es im Gegensatz zu dir nicht schaffen wird, aufzuhören, ist es dir dann nicht mehr egal. Jeder Zweite schafft es nämlich nicht, weshalb die Zigarettenindustrie auch ganz bewusst Kinder und Jugendliche ins Visier nimmt. Spätestens dann, wenn du mit 70 zusehen musst, wie dein Kind dann qualvoll an Lungenkrebs stirbt, ist es mit deiner "coolen" Einstellung hier vorbei.

Will heißen, nicht alles immer auf das schlimmste verallgemeinern sondern auch jungen Menschen etwas Verstand zu trauen.
Ja, wenn jeder Zweite es im Schnitt nicht schafft aufzuhören, ist das ja eine klare Verallgemeinerung meinerseits. Du hingegen mit deinem anekdotischen, "ich habe es geschafft dank meines überragenden Verstandes aufzuhören", bist hingegen der strahlende Held und wirst mit deiner coolen Einstellung es schaffen, alle als Kinder startenden Neuraucher vom Weiterrauchen abzuhalten. Dir ist natürlich dabei klar, dass es gewisse Faktoren im Gehirn gibt, die bei manchen Menschen stärkeres Suchtverhalten bedingen, während andere es leichter haben aufzuhören. Nur mit Verstand hat das nicht zu tun, genauso wie manche Menschen auch genetische Faktoren haben, die sie leichter magersüchtig werden lassen etc.
Every day, almost 2,500 children under 18 years of age try their first cigarette, and more than 400 of them will become new, regular daily smokers. Half of them will ultimately die from their habit.

People who start smoking at an early age are more likely to develop a severe addiction to nicotine than those who start at a later age. Of adolescents who have smoked at least 100 cigarettes in their lifetime, most of them report that they would like to quit, but are not able to do so.

If current tobacco use patterns persist, an estimated 5.6 million of today’s youth under age 18 eventually will die prematurely from a smoking-related disease.
https://www.lung.org/quit-smoking/smoki ... g-children

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
Suckisuck

Hab mit 17 angefangen zu rauchen, weil es als cool galt und es fast jeder machte. Mit 22 habe ich aufgehört, weil mir klar war was für ein Scheiß es ist.

Will heißen, nicht alles immer auf das schlimmste verallgemeinern sondern auch jungen Menschen etwas Verstand zu trauen.

vor 3 Jahren