EGO Arcade FightStick - Test, Hardware, XboxSeriesX, XboxOne, PlayStation4, PC, PlayStation5

EGO Arcade FightStick
06.01.2021, Matthias Schmid

Test: EGO Arcade FightStick

Arcade-Stick mit Kabelsalat

Mad Catz präsentiert mit dem EGO Arcade FightStick ein hochpreisiges Eingabegerät, das mit Sanwa-Buttons überzeugt, aber durch seine Doppel-Verkabelung verwirrt. Wir haben den Arcade-Stick für PS4, Xbox One, Switch und PC einem ausführlichen Test unterzogen.

Vor gut zwei Jahren testete mein Kollege Michael den starken Nacon Daija, den auch ich für einen sehr guten Arcade-Stick halte. Mit diesem Schwergewicht muss sich nun das neue Modell aus dem Hause Mad Catz messen, mit dessen Hilfe ich mich auf allerlei Prügelspiele, Shoot’em-Ups und Arcade-Kracher stürzte. Der EGO Arcade FightStick misst 40 x 25 x 8 Zentimeter und wiegt ordentliche 2,8 kg, in Kombination mit vier gummierten Standfüßen sorgt das für ein sehr solides Spielgefühl auf einer ebenen Tischoberfläche; aber auch auf den Knien zockt es sich sehr gut - die Größe des Gehäuses ist angenehm und noch nicht zu wuchtig für den komfortablen Hausgebrauch.

Neuer Herausforderer

Stick & Buttons im Detail - alle Eingabeelemente sind in glänzendem Schwarz gehalten.
Arcade-Kenner freuen sich über die Anlehnung an Taitos Arcade-Kabinett Vewlix, und alle anderen natürlich über die hochwertigen Komponenten aus dem Hause Sanwa: acht Buttons und der fein klickende Microschalter-Stick (im Balltop-Design) überzeugen mit kurzen Wegen und angenehmen Sounds. Generell überzeugt der EGO mit sauberer Verarbeitung und sehr geringen Spaltmaßen. Im Gegensatz zum Nacon Dajia kann man den Stick aber nicht (wie bei einem Blick unter die Auto-Motorhaube) aufklappen, sondern muss sieben Schrauben an der Metall-Bodenplatte lösen, um ans Innenleben zu kommen. Praktischerweise liegt der dafür notwendige Schraubenzieher bei und ist sicher im Gehäuse verstaut. Der Austausch von Buttons geht flugs von der Hand, möchte man den Stick oder das Artwork unter dem Acrylglas tauschen, braucht es ein paar Handgriffe mehr. Farblich markierte Kabel, die sich mit wenig Kraftaufwand lösen und eine Verkabelungs-Tabelle im Gehäuseinneren zeigen, dass Mad Catz mitgedacht hat. Alternative Artworks liegen leider nicht bei, auf der Mad-Catz-Webseite können aber ein paar Designs heruntergeladen werden. Das drei Meter lange und (leider) fest verdrahtete USB-Kabel, mit welchem der Stick an Konsole oder PC kommt, findet in einer Klappe Platz, die an der Oberseite des EGO sitzt; dort wird ein weiteres USB-Kabel verstaut, auf dessen Zweck ich später zu sprechen komme. Denn natürlich muss der EGO per Kabel mit eurer Konsole verbunden werden, eine drahtlose Verbindung käme aufgrund der bei Prügelprofis verhassten Latenz nicht infrage.

So sieht das Ding aus, wenn man davor sitzt. Das mitgelieferte Design unter Acrylglas ist semi-hübsch, kann aber ausgetauscht werden.
Auf dem EGO Arcade FightStick finden sich neben dem Stick und den acht Buttons ein Turbo-Schalter sowie, Share- und Menü-Button - dazu ein Regler, der festlegt, ob der Stick das Steuerkreuz oder den linken bzw. rechten Analogstick ersetzt. Ein Touchpad, wie beim PlayStation-zertifizierten Daija, gibt es beim EGO nicht, dafür kann das Eingabegerät eben auch an anderen Konsolen betrieben werden. Wie das geht: Mit der fest verkabelten USB-Strippe wird der Stick an PS4 oder Xbox One gestöpselt. Danach verbindet man durch das zusätzliche, beiliegende Kabel (Micro-USB Typ B auf USB) einen Controller der entsprechenden Konsole mit dem Stick - einen Pairing-Vorgang später ist der EGO einsatzbereit. Das ist umständlich und sorgt für zusätzlichen Kabelsalat vor dem TV, außerdem muss natürlich immer ein geladener Controller zusätzlich am Start sein.

Knöpfe & Kabel

Auf dem PC erfällt dieser Zusatzaufwand, auch die Switch erkennt den Stick ohne zweite USB-Verbindung. Doch Vorsicht: In der beiliegenden Mini-Anleitung wird nicht erklärt, wie man den EGO an die Switch bekommt und auch das herunterladbare Quick-Start-Guide-PDF lässt diese Informationen vermissen. Lediglich unter dem Punkt „Kompatibilität“ auf der offiziellen Webseite findet sich ein kleiner Absatz: „Drücken Sie die Tasten A und B gleichzeitig und schließen Sie dann den USB-Anschluss an den Switch an.“ Weil dies aber nicht zum Erfolg führt, habe ich beim Hersteller nachgefragt und Antwort erhalten: Es müssen nämlich die Tasten A und X auf dem Arcade-Stick gedrückt werden, während er an einen der beiden USB-Ports des Switch-Docks gestöpselt wird; dann wird der EGO von der Konsole wie ein Pro Controller erkannt und funktioniert tadellos. Um den Stick an den neuen Konsolen PS5 und Xbox Series S/X zu betreiben, braucht es einen kleinen Umweg: Nämlich den über die zweite USB-Verbindung via Gamepad, aber eben mit den alten Varianten DualShock 4 und Xbox-One-Controller. Denn diese verfügen noch über den Micro-USB-Port Typ B, in den das beiliegende zweite Kabel passt. Ein Testversuch mit eigenem Kabel (USB auf Micro-USB Typ C) und den jeweiligen neuen Gamepads (und deren Anschlüsse Micro-USB Typ C) führt nicht zum Erfolg.

Hinter einer soliden Klappe an der Geräterückseite werden die zwei USB-Kabel und der mitgelieferte Schraubenzieher verstaut.
Natürlich ist so ein Stick ein Luxus-Spielzeug und gewährt dem Ottonormalspieler nicht urplötzlich dramatische Leistungsverbesserungen, bei bestimmten Genres ist der EGO jedoch ein sehr willkommenes, weil knackig direktes Eingabegerät: Im Test mit Prügelperlen wie Mortal Kombat 11 oder Tekken 7 fühlte ich mich ebenso wohl wie in diversen Shoot’em-Ups - mit den Mini-Bewegungen eines Sanwa-Sticks durch den Kugelhagel zu tanzen fühlt sich unübertroffen präzise an. Wer wie ich einen Teil seiner Spiele-Adoleszenz in (italienischen) Arcades verbracht hat, steuert aber auch Baller-Plattformer wie Metal Slug, Sidescroll-Schlägereien à la Streets of Rage 4 und sogar Jump’n’Runs wie Toki gerne mal mit klickendem Stick und großen Buttons.

Praxistest

Fazit

In puncto Spielgefühl kann es der EGO Arcade FightStick glatt mit dem hervorragenden Nacon Daija aufnehmen - das Gewicht und die Verarbeitung sind klasse und das Zocken mit Sanwa-Stick plus -Buttons fühlt sich bei den typischen Arcade-Genres großartig an. Spürbare Abzüge gibt es aber in der B-Note, auch angesichts des stolzen Preises von circa 180 Euro: Das umständliche Anstecken mit zwei USB-Strippen ist nervig und sorgt für unschönen Kabelsalat. Dass die Anleitung zudem verschweigt, welche Buttonkombination für den Switch-Betrieb notwendig ist, finde ich unverständlich. Auf einen alternativen Ersatz-Stick, ein beiliegendes Zweit-Artwork oder die Aufklapp-Funktion - alles beim Daija inklusive - müssen EGO-Käufer verzichten. Dafür freuen sich Multikonsoleros über die mögliche Verwendung an drei (rechnet man PS5 und Xbox Series X mit, sogar fünf) Plattformen plus PC - was wiederum ein gutes Argument bei der Anschaffung eines hochpreisigen Eingabegeräts ist.



Einschätzung: gut

Wertung

XboxOne

PlayStation4

PC

Kommentare
HellToKitty

Sind diese Arcade-Sticks eigentlich wirklich das bessere Steuerungskonzept bei diesen Spielen? Ich habe da wenig Erfahrung daher ist das als ganz offene Frage gemeint (auch wenn es eine geschlossene Frage ist ). Welchen Vorteil bietet es, den Stick z.B. mit der deutlich trägeren Faust zu bewegen statt einen viel feingängigeren Thumbstick bei einem Controller? Auch die riesigen Buttons, da könnte ich mir auch vorstellen, dass man die gar nicht so schnell drücken kann wie kleinere Buttons. Ist das also wirklich besser oder eher nur Nostalgie und fürs "Spielhallen-Feeling"? Damals waren sie ja noch nicht so weit beim Controller-Design und es musste natürlich auch stabil und fest montiert sein in einer Spielhalle, damit die Leute nichts kaputt machen oder klauen.
Ein Arcadestick ist im Gegensatz zum Analogstick viel direkter, weil er sich auf nur 8 mögliche Wege beschränkt. Es gibt nur oben, unten, links, rechts und deren Diagonalen. Des weiteren sind Microswitches natürlich nicht stufenlos. Entweder man löst eine Eingabe aus, oder eben nicht.
Das bewegen des kompletten Handgelenks hat wahrscheinlich auch mehr Potential, reproduzierbare Bewegungsabläufe im Gehirn abzuspeichern, als die bloße Benutzung der Spitze des Daumens. Außerdem sorgt das Klicken der Switches für eine weitere Stimulation. Ich glaube ich würde die meisten Street Fighter Moves alleine am Geräusch des Joysticks erkennen, weshalb es mir mit Sticks deutlich leichter fällt, die Moves korrekt zu timen. Ein Analogstick bietet eine Genauigkeit, die für Fighting Games kontraproduktiv ist, weil bei Fightern der Fokus auf dem Timing liegt und nicht auf einer stufenlosen Bewegungssteuerung, die die Spiele überhaupt nicht unterstützen.

Griffarten gibt es verschiedene und sind letztendlich Geschmackssache. Für Fighter verwende ich meistens den Weinglas-Griff, wobei ich den Stick zwischen kleinem Finger und Ringfinger habe und dabei die Kugel locker mit meiner Hand von unten umschließe. Für Shmups greife ich den Ball meist mit Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger von oben.

Durch die Anordnung der Buttons hat man durch die gleichzeitige Benutzung von 4 Fingern auch einen theoretisch kürzeren Eingabeweg im Vergleich zu einem Gamepad wo man die 4 Tasten mit nur einem Daumen bedienen muss.

Ein weiterer Vorteil eines Arcade Sticks ist seine generelle Langlebigkeit (gute Switches halten ewig), die einfache Wartung und das problemlose Austauschen der Teile. Wer einmal gut kauft, hat das Thema einheitlich für immer abgehakt. Ich zocke gerade mit dem Hori Fighting Edge, mit dem ich seht zufrieden bin.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
Ploksitural

Sind diese Arcade-Sticks eigentlich wirklich das bessere Steuerungskonzept bei diesen Spielen? (...)
Für mich persönlich schon. Aber: Es geht mir nur rein ums Gefühl, dieses Arcade-Feeling zu haben. Spiele damit auch Shmups und andere Arcade-Spiele. Um skillmäßig einen Unterschied zu spüren, da müsste ich schon sehr sehr viel mehr üben. Ist auch nicht so, dass man mit dem Umzug von Gamepad auf Arcadestick gleich besser wird. Nach jahrelangem Gamepadprügeln wird es erstmal eine Weile dauern, bis man sich umgewöhnt hat.

vor 3 Jahren
Pentanicks

...

Gibt auch für jede neue Platine iwo ne Anleitung.
Aber früher (hab das vor 10 Jahren oder so mal gebaut) gab es Xbox 360 Platinen mit sehr gut zugänglichen und großen Lötstellen, da war das einfach.

Was Sanwa betrifft: Ist über jeden Zweifel erhaben, hab da ewig drauf rumgehämmert und die funktionieren wie am ersten Tag. Spielhallenqualität eben mit richtigen mechanischen Schaltern und nicht die Rubberdome-Billiglösung, wie sie in vielen Geräten heutzutage Verwendung findet. Der Unterschied ist immens.
Iwo, wo ich sie nicht finden kann. Und beim Xbox One Original Pad darf sich der geneigte Bastler nebst anderen Unannehmlichkeiten auch noch auf eine zweiteilige Platine freuen.
Die Platine des 360er Pad war echt Deluxe.
Nun, im schlimmsten Fall (Stand jetzt) werde ich einfach Mal ein "wenig" pröbeln müssen.

Waren die guten, kauffertigen Sticks eigentlich immer schon so teuer? Der Preis des jetzt getesteten Modells finde ich schon nicht ganz ohne... Und die Dinger von Razer schlagen dem Fass vollends den Boden raus. Klar, gibt auch noch einige andere Fabrikate, doch dekadent teuer sind sie eigentlich alle.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
AS Sentinel

hab den TE Stick 1.Generation. von Madcatz, der hält und hält während alle anderen Controller nach und nach kaputt gehen. Hat damals auch nur 100€ gekostet und war so gut verarbeitet wie nur irgend möglich.
Ob es einen besser in Prügelspielen macht? Nur in ganz wenigen Situationen meiner Meinung nach. Z.B. wenns um Piano geht (Blankas Elektrizität) oder bestimmte Mechaniken wie Juris Feuerbälle in Street Fighter 4.
Aber sonst sollte man einfach nehmen, was einem am besten passt.

vor 3 Jahren
Progame

Exakt (+Werkzeug).
Und die Platine kann ganz einfach ersetzt werden wenn eine neue Konsolengeneration kommt.
Dachte ich damals.
Gibt auch für jede neue Platine iwo ne Anleitung.
Aber früher (hab das vor 10 Jahren oder so mal gebaut) gab es Xbox 360 Platinen mit sehr gut zugänglichen und großen Lötstellen, da war das einfach.

Was Sanwa betrifft: Ist über jeden Zweifel erhaben, hab da ewig drauf rumgehämmert und die funktionieren wie am ersten Tag. Spielhallenqualität eben mit richtigen mechanischen Schaltern und nicht die Rubberdome-Billiglösung, wie sie in vielen Geräten heutzutage Verwendung findet. Der Unterschied ist immens.

vor 3 Jahren