Ys 9: Monstrum Nox - Test, Rollenspiel, PC, Stadia, PlayStation5, PlayStation4, Switch
Kaum kommt Serienheld Adol Christin in der Gefängnisstadt Balduq an, wird er auch schon verhaftet. Die Gründe sind mehr als fragwürdig. Trotzdem leistet Adol keinen Widerstand und lässt sich einbuchten. Aber natürlich dauert es nicht lange, bis er sich befreien kann und direkt in sein nächstes Abenteuer stolpert: Auf seiner Flucht begegnet er nämlich einer mysteriösen Frau namens Aprilis, die ihn mit einer verfluchten Pistolenkugel niederstreckt und so in ein Monstrum mit dem Decknamen „Crimson King“ verwandelt. Dank der Verwandlung erhält Adol übernatürliche Kräfte und kann erfolgreich aus den Tiefen des Kerkers fliehen.
Ab in den Knast
Zurück in der Stadt muss er allerdings untertauchen, da alle Ordnungskräfte nach ihm fahnden. Außerdem kann er wegen des Fluchs weder die Stadt verlassen, noch sich frei zwischen deren Bezirken bewegen, da ihn magische Barrieren zumindest vorerst davon abhalten. Zusammen mit seinem langjährigen Weggefährten Dogi versteckt sich Adol in einem leerstehenden Gebäude. Kurze Zeit später färbt er seinen auffallenden Rotschopf schwarz und macht sich in der Stadt auf die Suche nach Antworten, was es mit dem Fluch sowie dem Gefängnis, in dem wohl auch andere zu unrecht einsitzen, auf sich hat.
Adol findet schon bald heraus, dass er nicht der einzige ist, der in ein Monstum verwandelt wurde ohne vorher gefragt worden zu sein. Doch damit nicht genug: Immer wieder wird die unfreiwillige Schicksalsgemeinschaft zu übernatürlichen Kampfeinsätzen heraufbeschworen, wo sie eine Sphäre gegen angreifende Monsterhorden verteidigen müssen. Später wird der Spieß sogar umgedreht und es gilt unter Zeitdruck gegnerische Kristalle und Anführer zu vernichten. Ähnlich wie bei den Inselinvasionen in Ys 8: Lacrimosa of Dana können auch hier optionale Abwehranlagen errichtet und aufgerüstet sowie indirekt helfende Hände rekrutiert werden.
Wachsende Unterstützung
Die meisten Unterstützer finden sich in einem als Bar getarnten Stützpunkt ein, wo sie obendrein oft auch verschiedene Dienstleistungen anbieten. So kann man sich von Chante oder Yufa z. B. stärkende Speisen zubereiten lassen, bei Tito Ausrüstung in Auftrag geben, mit Arche Tauschhandel treiben oder von Silhouette Waren aus allen Geschäften der Stadt besorgen lassen. Vallin belohnt einen hingegen für das Entdecken von Graffiti-Nachrichten, während Parks Fortschritte beim Kartografieren honoriert. Andere zeigen sich wiederum erkenntlich, wenn man besondere Sehenswürdigkeiten entdeckt oder seltene Energieblüten findet. Für Ys-Veteranen ist das zwar alles nichts Neues, aber die Entwicklung des Unterschlupfs, die Jagd nach Beute sowie das Bestreiten wellenbasierter Kampfherausforderungen machen nach wie vor Laune.
Mit persönlichen Geschenken kann man individuelle Hilfeleistungen im Kampf sogar Schritt für Schritt steigern. Seite an Seite kämpfen kann man allerdings nur mit anderen Verfluchten wie den ehemaligen Waisenkindern Krysha Pendleton alias „White Cat“ und Credo Aiblinger alias „Hawk“. Bis zu drei Gruppenmitglieder bilden eine Kampftruppe, deren Anführer jederzeit auf Knopfdruck gewechselt und somit direkt gesteuert werden kann, während der Rest eigenständig agiert. Darüber hinaus kann das KI-Verhalten jederzeit zwischen offensiv und defensiv geändert sowie der nutzbare Pool an Kampffertigkeiten eingegrenzt werden.
Zu den Waffen
Die flotten Auseinandersetzungen finden direkt an Ort und Stelle in Echtzeit statt. Man kann attackieren, blocken, ausweichen und springen. Mit entsprechender Energie sind zudem Spezialangriffe und Boosts möglich, während eine anpassbare Zielerfassung dafür sorgt, dass man selbst im wildesten Durcheinander immer den gewünschten Gegner im Visier hat, an den man sich auch blitzschnell heranziehen kann. Wer genau im richtigen Moment ausweicht oder blockt, kann außerdem vorübergehend unverwundbar werden oder mit jedem Treffer kritischen Schaden austeilen. Ansonsten versucht man individuelle Anfälligkeiten auszunutzen, um die Abwehr zu brechen, oder Boni durch Kombos und Finisher zu kassieren.
Spürbare Leiden
Lob verdienen auch die direkt spürbaren und mit jedem Treffer schlimmer werdenden Statusbeeinträchtigungen. Wird man vergiftet, erleidet man zunächst nur beim Laufen, später auch beim Angreifen und am Ende sogar durchgehend Schaden. Wer Opfer eines Verwirrungsangriffs wird, muss mit verdrehter Steuerung weiterspielen. Verstärkt sich der Effekt, fügen seine Angriffe auch Gefährten zunehmend Schaden zu. Versteinerungsopfer werden zuerst langsamer, bevor sie nicht mehr springen und angreifen und sich letztendlich gar nicht mehr bewegen können.
Beim Einsatz mitgeführte Verbrauchsgegenstände wird das Kampfgeschehen pausiert. Leer getrunkene Medizinfläschchen lassen sich später in der Stadt wieder nachfüllen. Ein jederzeit in sechs Stufen regulierbarer Schwierigkeitsgrad sorgt für die passende Herausforderung. Größere Veränderungen können sich allerdings von einer vorherigen Warnung begleitet auf die erreichbaren Trophäen auswirken. Optionale Halte- und Sprungassistenten sowie automatische Spielstandsicherungen kann man hingegen ganz ungestraft zuschalten. Davon abgesehen kann aber auch jederzeit manuell gespeichert werden.
Wird gerade nicht gekämpft, kann man Ausschau nach Schätzen und Sammelobjekten halten. Zwar wirken die Schauplätze aufgrund der mageren Technik oft steril und trostlos, aber die Level-Architektur setzt dennoch gelungene Erkundungsreize. Selbst wenn man nah genug an einer Schatzkiste ist, so dass sie auf der Karte vermerkt wird und Gefährten akustisch auf den Fund hinweisen, heißt das noch lange nicht, dass man sie auch so ohne weiteres erreichen kann. Manchmal muss man erst versteckte Zugänge suchen, Apparaturen aktivieren oder von anderen Gruppenmitgliedern erlernte Spezialfertigkeiten anwenden, um das Ziel zu erreichen.
Wer sucht, der findet
So kann sich Adol schon sehr früh nicht nur zu Gegnern, sondern auch zu anderen Stellen in seiner Umgebung katapultieren, während Krysha steile Wände hinaufrennen, Credo durch die Lüfte gleiten oder Anemona eine Art Supersicht aktivieren kann, die sie Fährten lesen und selbst durch Wände blicken lässt. Eine automatische Kartenfunktion zeichnet alles mit und erlaubt auch schnelle Ortswechsel. Die magischen Barrieren, die den Entdeckerdrang anfangs noch bremsen, lösen sich im Verlauf der mehr als acht Kapitel umspannenden Story nach und nach auf - selbst über die Stadtgrenzen hinaus.
Keinen Mucks
Den leider nur sporadisch vertonten und mit einem nahezu komplett stummen Protagonisten aufwartenden Dialogen kann man wahlweise auf Englisch oder Japanisch lauschen. Textübersetzungen gibt es darüber hinaus auch auf Französisch. Auf eine deutsche Lokalisierung wurde hingegen verzichtet. Und auch sonst sind Inszenierung und Technik alles andere als beeindruckend: Die Charaktermodelle wirken grobschlächtig, die Animationen hölzern, die Effekte billig, die Kulissen karg. Selbst als PS3-Spiel wäre Ys 9 in dieser Form keine Schönheit.
Aber das, was den eigentlichen Reiz ausmacht, schlummert hinter der unspektakulären Fassade - vom interessanten Szenario über die dynamischen Kämpfe bis hin zur motivierenden Charakter- und Stützpunktpflege. Selbst Schleichpassagen, Verfolgungsjagden und Slapstick-Einlagen stehen auf dem Programm, während in einem praktischen Journal alles Erlebte und Wissenswerte - inklusive allerlei Statistiken verewigt wird. Wer noch Spielstände von Memories of Celceta und Lacrimosa of Dana besitzt, kann sich sogar ein paar Bonusitems sichern.
Fazit
Hat man sich erst einmal an die betagte Technik und Inszenierung gewöhnt, bietet das Action-Rollenspiel ähnlich gute Unterhaltung wie der Vorgänger. Die Geschichte über eine unfreiwillige Schicksalsgemeinschaft verfluchter Helden ist interessant, die Erkundung der Spielwelt mit immer facettenreicheren Aktionen ist ungemein motivierend und der Kampf mit seinen schnellen Charakterwechseln ist angenehm dynamisch. Auch der Aufbau eines geheimen Stützpunkts und das Bestreiten groß angelegter Monsterschlachten wissen zu gefallen. Wer Lacrimosa of Dana gespielt hat, kennt die meisten Elemente allerdings schon in ähnlicher Form. Zudem ist es schade, dass ausgerechnet der Protagonist kaum einen Mucks von sich gibt. Eine deutsche Lokalisierung sucht man ebenfalls vergebens. Ansonsten kann man mit Monstrum Nox aber viel Spaß haben - von der wenig aussagekräftigen Demo sollte man sich nicht abschrecken lassen.
Pro
- interessantes Szenario
- motivierende Erkundungsreize und Nebenaufgaben
- flotte Echtzeit-Kämpfe und Monsterschlachten
- sich weiterentwickelndes Hauptquartier
- zunehmender Pool an Spezialfähigkeiten
- üppige Kartenfunktion und Datenbanken
Kontra
- angestaubte Technik und Inszenierung
- nahezu stummer Protagonist
- keine durchgehende Vertonung
- keine deutsche Lokalisierung
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.