Nioh 2 - Test, Rollenspiel, PlayStation4, PC, PlayStation5
Warum Nioh 2 trotz zu viel Beute, technischer Defizite und einer etwas bemühten Story unseren Gold-Award einheimsen und für viele Stunden motivieren konnte, habe ich in diesem Test erläutert. Ich fasse nur kurz zusammen: Jede der neun Waffengattungen fühlt sich anders an, hinzu kommen nützliche Samurai-, Ninja- und Zauber-Techniken. Besonders hervorzuheben sind die coolen Yokai-Fähigkeiten inklusive dämonischer Verwandlung sowie die brachialen Wuchtkonter. Die herrlichen Finisher sorgen zudem für reichlich blutiges Hack&Slay-Flair.
Der komplette Kampf
Übrigens: Man darf vor der Bezeichnung "Masocore" keine allzu große Angst haben - Sekiro: Shadows Die Twice ist letztlich schwieriger. Aber man sollte Respekt haben: Denn diesen Unterschied wird man nur erkennen, wenn man diese Art der Kampf-Abenteuer von Bloodborne bis The Surge 2 gewohnt ist, zumal es hier keine wählbaren Stufen gibt. Wer mal kurz in dieses Subgenre der "Soulsikes" reinschnuppern will, ist hier fehl am Platz. Man muss sich schon voll reinknien in die Charakterentwicklung sowie das Kampfsystem und einige Areale sowie Bosse mehrmals wiederholen.
Viel drin im alten Japan
Und das kann man jetzt im kompletten Paket endlich auch auf dem PC sowie der PS5. Was ist drin? Zum einen alle drei Erweiterungen, wobei es nach "Der Schnüffler des Tengu" und "Dunkelheit in der Hauptstadt" gerade der letzte DLC vom Dezember in sich hat: Denn "Der erste Samurai" erhöht den Anspruch für Veteranen in kniffligen Missionen und fügt tatsächlich noch einen Schwierigkeitsgrad hinzu - Team Ninja wollte sein Hardcore-Versprechen wohl noch einlösen.
Aber bevor ihr euch in diese Gefilde kämpft, müsst ihr erstmal die Kampagne mit ihren 40 Stunden plus X meistern. Dabei habt ihr wie heutzutage üblich die Wahl zwischen verschiedenen Modi, darunter 4K in 60fps. Und ihr könnt, einen entsprechenden Bildschirm vorausgesetzt, sogar in 120fps loslegen. Hinzu kommen Widescreen-Kompatibilität, HDR- und 144Hz-Monitor-Support.
Nioh 2 sah auf der PS4 richtig gut aus, man konnte auf PS4 Pro auch mitten im Spiel zwischen einem Actionmodus für eine höhere Bildrate bei 60fps sowie hübscherer Kulisse bei 30fps wählen. Aber selbst in Ersterem lief es nicht immer sauber und in Letzterem gab es manchmal Texturprobleme. Damit ist jetzt auf PC und PS5 weitgehend Schluss, denn Nioh 2 läuft super flüssig, sieht einen Tick besser aus und profitiert natürlich von schnelleren Ladezeiten, auch wenn nicht alles auf Hochglanz poliert ist. Man erreicht hier nicht die grafische Qualität eines Demon's Souls, aber dieses alte Japan bietet vor allem mit den Verwandlungen und Dämonen einige Hingucker.
Auch wenn das akustische und haptische Feedback des DualSense-Controller leider nur marginal unterstützt wird, kann sich der Service sehen lassen: Auf der PS5 kann man nicht nur seine Spielstände von der PS4 laden, sondern auch online mit anderen PS4-Helden loslegen, um die kooperativen Funktionen zu nutzen. Zudem kann man kostenlos auf die jeweilige PS5-Version (Remaster oder Complete) aufrüsten, wenn man entweder das Grundspiel Nioh 2 oder die Complete Edition bereits auf PS4 gekauft hat. Team Ninja haut ja insg. vier Editionen raus - im blauen Kasten seht ihr nochmal alles, auch das Remaster des Vorgängers Nioh sowie beide Titel im Paket.
Guter Service aus Japan
Allerdings erlaubt man leider kein plattformübergreifendes Spiel mit dem PC. Dort läuft Nioh 2 technisch sehr gut, empfohlen werden vom Entwickler "nur" ein Intel Core i7 6700k, 16 GB RAM sowie eine GeForce GTX 1660 oder besser und es lässt sich einwandfrei komplett mit Gamepad spielen - was ich für diese Art der Kampf-Abenteuer auch dringend empfehle, zumal die Alternative hier sehr schlecht von Team Ninja umgesetzt wurde. Auf der nächsten Seite folgen die technischen Eindrücke am PC von Marcel sowie die Kritik an der mangelhaften Steuerung mit Maus und Tastatur.
Die Bildwiederholrate kann auf maximal 30, 60 oder 120 gestellt werden, wobei die Zwischensequenzen leider immer nur mit festen 30 fps laufen. Das Spiel nutzt DirectX-11 als Schnittstelle und leistungsstarke PC-Systeme schaffen es auch, die 120-fps-Marke zu halten. Unser Testsystem (alte CPU: i7-4790k; moderne GPU: RTX 3080) schaffte die 120 fps in 1440p nicht immer ganz durchgängig, sackte aber bei aufwändigen Szenen, Kämpfen oder Kameraschwenks ab. Die Performance ist in diesem Sinne in Ordnung, obgleich die gebotene Grafikpracht schon noch Luft nach oben hätte, da es manchmal Fade-Ins von Schatten-Effekten gibt und einige Texturen nicht allzu scharf sind. Dafür nutzt das Spiel Mehrkern-CPUs und teilt die Rechenlast sinnvoll auf.
Nioh 2 am PC (von Marcel Kleffmann)
Die Entwickler empfehlen jedenfalls eine RTX 3070 oder besser für 4K mit 60 fps, eine RTX 3080 oder besser für 1440p mit 120 fps, eine RTX 2060 oder besser für 1440p mit 60 fps und eine RTX 3070 oder besser für 1080p mit 120 fps. DLSS-Unterstützung soll nachgeliefert werden. Einstellungsmöglichkeiten für das Sichtfeld, Anti-Aliasing (Kantenglättung) und die anisotropische Filterung fehlen, aber immerhin kann man Bewegungsunschärfe ausschalten. Generell sind die Grafikoptionen eher übersichtlich geraten und bieten zu wenig - ganz im Gegensatz zu den vielfältigen Optionen für Kameraverhalten und Interface.
Mangelhafte Steuerung mit Tastatur und Maus
Man kann zwischen mehreren Controller-Tasten-Belegungen wählen, zwischen den Tastentypen umschalten (PlayStation oder Xbox) und die Tastenbelegung auch komplett verändern. Die Kamerasteuerung kann ebenso ausführlich angepasst werden - inkl. Invertierung. Die alternative Steuerung mit Tastatur oder mit Tastatur und Maus ist zum aktuellen Zeitpunkt aber einfach nur mangelhaft. Die Kamerasteuerung per Maus ist wenig präzise, ruckelt unschön bei Bewegungen und wirkt bei schnellen Drehungen extrem schwammig, was Spielbarkeit und Übersicht einschränkt. Die Analogsticks des Controllers sind seltsamerweise wesentlich präziser.
Obgleich die Belegung auf der Tastatur ausführlich und individuell angepasst werden kann, wird im Spiel stets die Controller-Belegung als Eingabeaufforderung eingeblendet - sowohl im Menü als auch im Spiel selbst. Anstatt zu zeigen, dass man "E" drücken sollte, ist dort bloß der "Kreis" des PlayStation-Controllers als Eingabeaufforderung zu sehen. Man müsste also sowohl die Belegung für den Controller als auch die Übertragung auf die Tastatur lernen, was natürlich völliger Blödsinn ist, anstatt gleich die korrekten Tasten einzublenden. Die Entwickler wussten um diese Umstand, haben diesen aber nicht mehr rechtzeitig beheben können. Daher sollten Spieler, die mit Tastatur spielen wollen, noch auf Updates warten oder einen Controller nutzen. Ob den Entwicklern das Maus-Problem bekannt ist, ist unklar.
Fazit
Ihr mögt Abenteuer à la Dark Souls oder Sekiro: Shadows Die Twice? Ihr habt Nioh 2 tatsächlich noch nicht gespielt? Dann schlagt zu! Das ist sehr gute Unterhaltung mit einem vielfältigen Kampfsystem, die auf PS5 und PC nochmal einen Tick besser aussieht, flotter läuft und natürlich schneller lädt als auf PS4. Solltet ihr am Rechner allerdings mit Maus und Tastatur spielen wollen, werdet ihr eine mangelhafte Umsetzung vorfinden. Das kostet zwar den Award, aber falls ihr ein Gamepad einsetzt, was ich bei dieser Art von Spiel dringend empfehle, gibt es gar nix zu meckern. Team Ninja serviert euch hier das volle Programm mit allen drei Erweiterungen von Nioh 2 sowie einen tollen Service für alle, die das Spiel bereits auf PS4 besitzen. Nach den enttäuschenden Kelten und Werwölfen ist das auf jeden Fall ein empfehlenswerter Kampf. Ich wünsche viel Spaß zwischen all den Dämonen im alten Japan!
Pro
- alle drei Erweiterungen enthalten
- 4K-Unterstützung und bis zu 120fps
- Online-Spiel zwischen PS4 und PS5
- frisches Spielgefühl gegenüber Nioh
- gnadenloses Abenteuer im Dark-Souls-Stil
- dynamisches Kampfsystem mit Haltungswechsel
- tolle Yokai-Verwandlungen und -Fähigkeiten
- mehrere Talentbäume erlauben Spezialisierungen
- große Auswahl an Waffen und Bewegungen
- cool: Begrüßungen, Gestik etc. wirken sich aus
- Leveldesign mit mehreren Etagen und Abkürzungen
- einige Geheimnisse und putzige Momente
- knackige, packend inszenierte Bosskämpfe
- KI-Gefährten erleichtern das Spiel deutlich
- Ausrüstung modifizieren und verbessern
- sehr umfangreiche Erstellung eigener Spielfigur
- Charakterentwicklung wirkt sich sofort aus
- faires Verkaufs-, Opfer- und Tauschsystem
- Wahl zwischen Performance- oder Grafikmodus
- vorbildliche Optionen für Anzeige, Steuerung & Co
- auch Beute optional ist ausblendbar
- Online-Modi für kooperatives Spiel zu dritt
- mehrere Speicherstände für unterschiedliche Figuren
Kontra
- mangelhafte Maus/Tastatur-Steuerung
- kein Online-Spiel zwischen PS4/PS5 und PC
- nur leichte DualSense-Unterstützung
- viel zu viel Ausrüstung und Beute
- manchmal Bugs in der KI-Wegfindung (Leitern, Feuer)
- Story plätschert lange Zeit vor sich her
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Vorbesteller erhalten die Bonus-Rüstungsteile "Sohaya Deserter Garb" und "Ornate Gold Armor".
- Es gibt keine Käufe.
- Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.