Among Us - Test, Musik & Party, PlayStation4, XboxSeriesX, PC, Android, iPad, XboxOne, Switch, iPhone, PlayStation5
Egal ob Minecraft, Pokemon GO oder Fortnite: Ich muss immer wieder feststellen, dass mich diese Massenphänomene und so genannten Hype-Spiele nur selten ansprechen. Auf den ersten Blick drohte Among Us ein ähnliches Schicksal, denn genau wie ich – und das sogar als Lego-Fan - den hässlichen Klötzchenwelten eines Minecraft bis heute überhaupt nichts abgewinnen kann, so sehr hat mich das Design mit seinen Teletubby-Figürchen und der simplen Gestaltung der Umgebung schon innerhalb weniger Sekunden abgestoßen. Mir fällt es vom audiovisuellen Standpunkt betrachtet immer noch schwer, diese miese Präsentation für eine längere Zeit am Stück zu ertragen. Da trifft es sich gut, dass die Runden ohnehin nicht besonders lange dauern und der Spielspaß zumindest ansatzweise für die grausige Kulisse entschädigt.
Viel Hype
Das Prinzip orientiert sich bekanntlich an Party-Klassikern wie Werwolf (bzw. Mafia): Hier gilt es, in einer Gruppe zwischen vier und zehn Spielern die Saboteure ausfindig zu machen und zu enttarnen. Genau wie im Kultfilm „Das Ding aus einer anderen Welt“ sehen sie genauso aus wie all die anderen anpassbaren Figuren, verfolgen aber eine eigene Agenda. Während man als Team eigentlich alles daran setzt, die individuellen Aufgaben in Form simpler Minispiele zu meistern, arbeiten Saboteure heimlich gegen das gemeinsame Ziel. Das geschieht zum einen durch die Sabotage mitunter lebensnotwendiger Systeme wie der Sauerstoffzufuhr. In diesen kritischen Momenten müssen die Spieler unter Zeitdruck ein Terminal finden und den rettenden Code eingeben, der dort hinterlassen wurde. Um dies zu verhindern, können die Betrüger der Crew zudem künstliche Steine in den Weg legen, indem sie Türen verschließen und sie dadurch künstlich ausbremsen. Zum anderen können Betrüger auch zu Mördern werden: Mitspieler lassen sich kurz und schmerzlos mit einem Instant-Kill ausschalten. Gleichzeitig stehen ausschließlich den Betrügern die Lüftungsschächte zur Verfügung, um sich schnell von Ort A nach Ort B zu bewegen. Ein Vorteil, der sich aber auch schnell als Nachteil erweisen kann, falls man gerade bei einem Attentat oder der Nutzung von Abkürzungen auf frischer Tat ertappt wird – sei es, weil man das Geschehen direkt in seinem eingeschränkten Sichtkegel oder beim Studieren der Monitore im Überwachungsraum beobachtet hat.
Kommunikation ist alles
Mitspieler gesucht
Wie gesagt: Mit einer größeren Teilnehmerzahl dürfte auch der Spielspaß steigen, zumal auch die weitläufigen Karten eher darauf zugeschnitten sind. Abseits privater Online-Partien, in denen man sich sogar plattformübegreifend über einen geteilten Raumcode zusammenfindet, darf man auch offenen Lobbys beitreten und mit Fremden spielen. Aber warum sollte man? Schon in den meisten anderen Online-Spielen meide ich öffentliche Lobbys wie der Teufel das Weihwasser, weil mir die potenzielle Quote an Arschgeigen schon seit Jahren zu hoch ist. Ich verspüre hier tatsächlich null Interesse, mich mit irgendwelchen Random-Leuten auf das Katz- und Mausspiel einzulassen. Mit Freunden und Bekannten sind dagegen ein paar unterhaltsame Runden drin.
Allerdings habe ich für mich festgestellt, dass die anfängliche Faszination rasant nachgelassen hat. Das Abklappern der immer gleichen Schauplätze mit ihren immer gleichen, extrem simplen Minispielen verliert schnell seinen Reiz. Da hilft es auch nicht, dass es bislang nur drei Karten gibt – eine vierte soll jedoch bald folgen. Es wird irgendwann nur noch langweilig, eine Datenübertragung auf Tastendruck zu initiieren, irgendwelche Kabel zu verbinden, Schalter umzulegen oder Knöpfe in der richtigen Reihenfolge zu drücken. Mehr Reiz, Spannung und Dynamik verspricht das Agieren als Betrüger, obwohl sich die Abwechslung bei den Spielmechaniken ebenfalls in Grenzen hält. Trotzdem ist es gut, dass die Aufgaben und die generelle Steuerung so simpel gestaltet wurden, dass sich selbst Nicht-Spieler schnell zurecht finden können und sogar das Spielen via Handy keine große Hürde darstellt. Interessanter ist ohnehin der psychologische Faktor in den Unterhaltungen, in denen man sich vor allem als Betrüger mit cleveren Argumenten einerseits als Unschuldslamm präsentiert und andererseits alles versucht, um die Verdächtigungen auf andere Mitspieler zu lenken. Lügen will gelernt sein...
Viele Anpassungen möglich
Fazit
Die erste und wichtigste Erkenntnis: Among Us ist besser als es aussieht! Ich würde zwar niemals auf die Idee kommen, dieses Katz- und Mausspiel samt ausgiebiger Kommunikation mit Fremden spielen zu wollen, aber mit Freunden und Bekannten kann trotz der bescheidenen Kulisse durchaus Spaß aufkommen. Je mehr Teilnehmer sich zusammenfinden, desto höher fällt der potenzielle Spielspaß aus. Und auch die Balance dürfte davon profitieren, die bei wenigen Mitspielern schnell in eine Schieflage zugunsten der Betrüger gerät. Dank der Möglichkeit zum plattformübegreifenden Spielen, der kostenlosen Mobilversionen und simpler Spielmechaniken mit hoher Zugänglichkeit dürfte man schnell ein paar Leute zusammentrommeln können. Der große Hype um das Spiel erschließt sich mir allerdings nicht: Schon nach wenigen Runden ließen Lust und Motivation aufgrund der immer gleichen Aktionsschleife mit ihren simplen Aufgaben rapide nach – ein Effekt, der bei mir in anderen Partyspielen wie Fall Guys oder dem großartigen Hidden in Plain Sight erst wesentlich später eingetreten ist.
Pro
- interessantes Spielprinzip
- mit Freunden für ein paar Runden durchaus spaßig
- Kommunikation ist wichtiger Faktor (inkl. Lügen)
- plattformübergreifendes Spielen möglich
- kostenlos auf Mobilgeräten
- nach dem Tod darf man als Geist fortfahren (statt zu warten)
Kontra
- abstoßende Präsentation
- redundante Aufgaben
- Killer gerade zu Beginn im Vorteil
- mindestens vier Spieler nötig
- Spielprinzip nutzt sich rasant ab
- erst mit großer Teilnehmerzahl wirklich sinnvoll
- Spielen mit Fremden eher keine Option
- nur auf Englisch verfügbar
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.