Little Nightmares 2 - Test, Action-Adventure, PC, Switch, PlayStation4, XboxSeriesX, XboxOne, PlayStation5, Stadia

Little Nightmares 2
09.02.2021, Michael Krosta

Test: Little Nightmares 2

Der kleine Alptraum geht weiter

Der kleine Alptraum ist noch nicht vorbei: Bandai Namco und die Tarsier Studios wollen die Spieler in Little Nightmares 2 (ab 24,99€ bei kaufen) einmal mehr in eine düstere Welt voller Fallen, Rätsel und grotesker Kreaturen entführen. Was wir bei der verzweifelten Suche nach einem Ausweg so alles erlebt haben, schildern wir im Test.

Im Kern halten die Entwickler am Konzept von Little Nightmares fest, das mich anno 2017 mit einer Wertung von 78% nicht nur stilistisch, sondern auch spielerisch überzeugen konnte: Es dreht sich in diesem Rätsel-Plattformer weiterhin alles darum, mit Geschick und Köpfchen in dieser düsteren, oft farblosen und bizarren Welt zu überstehen. Dabei übernimmt man die Rolle des kleinen Mono, der offenbar durch den Bildschirm eines TV-Geräts an diesen trostlosen Ort katapultiert wurde. Die Reise beginnt in einem finsteren Wald, in dem die ersten Herausforderungen in Form von tiefen Abgründen und fiesen Fallen nicht lange auf sich warten lassen. Angekommen in einem abgelegenen Haus, das gewisse Parallelen zu dem Anwesen in Resident Evil 7: biohazard aufweist, warten gleich zwei Überraschungen: Zum einen trifft man auf den ersten gefährlichen Antagonisten, einen maskierten Jäger, der einem Horrorfilm à la Freitag der 13. entsprungen sein könnte. Zum anderen auf ein mysteriöses kleines Mädchen, das offenbar von dem schießwütigen Schergen gefangen gehalten wurde und sich bald als nützlicher Koop-Partner erweisen wird, mit dem man sogar grob auf Tastendruck mit Lauten kommunizieren kann.

Auf der Jagd

Teamwork ist oft der Schlüssel, damit es weitergeht.
Als Duett wachsen die beiden Kinder im wahrsten Sinne des Wortes über sich hinaus, erhalten mit Teamwork Zugang zu weiteren Arealen und helfen sich gegenseitig aus der Patsche. Die Begleiter-KI agiert erfreulich clever und gibt stellenweise sogar dezente Hinweise, was zu tun ist. Im Mittelpunkt stehen erneut die prima designten Umgebungsrätsel, die neben dem Verschieben von Objekten und Kletterpartien mitunter auch etwas kreativere Lösungsansätze erfordern. Die eingestreuten Schleichpassagen sorgen dagegen genauso für Spannung wie die dramatischen Fluchtsequenzen, in denen man seinen Häschern oder anderen Gefahren meist nur knapp entkommt. Dass dies immer beim ersten Versuch gelingt, ist unwahrscheinlich: Wie schon beim Vorgänger kann das Trial & Error in manchen Situationen an den Nerven zehren, die aber zumindest dank der fair platzierten Speicherpunkte gleichzeitig geschont werden. Bei der allgemein guten und simplen Steuerung gibt es zwischendurch aber vereinzelte Momente, die einen zur Verzweiflung treiben können. Hin und wieder hakt es vor allem bei der Aufnahme von Gegenständen, bei denen man die Figur peinlich genau platzieren muss, bevor die Aktion ausgeführt wird. Das kann in manchen Momenten sogar dazu führen, dass man den eigentlich richtigen Lösungsweg verwirft und seine Zeit mit alternativen Methoden verschwendet, die nicht funktionieren. Vor allem eines der ersten Rätsel, bei denen man mit einer Sicherung hantieren muss, ist negativ haften geblieben.     

Manchmal hilft einfach nur die Flucht vor den bizarren Kreaturen!
Für Frust sorgt zudem das neue Kampfsystem: So schön es auch ist, sich mit Werzeugen wie einer Axt neue Durchgänge zu schaffen, so strapaziös gestalten sich die Konfrontationen, in denen man sich nur mit einem guten Timing erfolgreich zur Wehr setzen kann, meist aber überrumpelt wird. Zwar ist manchmal Weglaufen eine sinnvolle Optionen, aber manche Auseinandersetzungen lassen sich nicht vermeiden und enden häufig im Tod, wenn man nicht schnell genug oder zum richtigen Zeitpunkt reagiert. Deutlich aufregender sind Momente, in denen man seine Taschenlampe als „Waffe“ missbraucht. Man kennt den Moment aus vielen Horrorfilmen: Umringt von Puppen bahnt man sich mit einem unguten Gefühl seinen Weg durch einen spärlich beleuchteten Raum. Man ahnt schon, dass sich früher oder später ganz sicher eine dieser vermeintlich leblosen Gestalten auf einen stürzen wird – und erschreckt sich freilich trotzdem, wenn es passiert. Hier hält man sich die hartnäckigen Verfolger aber nicht nur durch die Flucht vom Leib, sondern kann sie auch durch gezieltes Anleuchten stoppen. Dumm nur, wenn plötzlich von allen Seiten Gegner auf einen zustürmen... Neben den Begegnungen mit den Antagonisten gehören diese Passagen mit zu den intensivsten und spannendsten Momenten im Laufe des Grusel-Abenteuers, das mit einer Spielzeit von etwa sechs Stunden doppelt so umfangreich ausfällt wie der Vorgänger.      

Starke Nerven gefragt

Gleichzeitig präsentiert sich Little Nightmares 2 abwechslungsreicher als der erste Teil: Zum einen sorgen die atmosphärischen gestalteten Schauplätze für Abwechslung, die sowohl Räumlichkeiten verschiedener Institutionen als auch Außenareale beinhalten. Zum anderen bietet das Spieldesign durch die Einführung neuer Elemente wie TV-Portalen oder besagter Taschenlampe immer wieder frische Impulse, selbst wenn sich manche Aufgaben wie die Schlüsselsuche mit der Zeit wiederholen. Erkundungsreize werden vor allem dadurch gefördert, dass man in jedem Kapitel Geheimnisse wie fragmentierte Überreste in Form von Schattenkindern oder Kopfbedeckungen finden kann, die man sogar tragen darf.

Mehr Abwechslung

Ein besonderes Lob gebührt der fantastischen Klangkulisse: Sie trägt mit Melodien und den mitunter Mark erschütternden Soundeffekten nicht nur essenziell zur dichten Atmosphäre bei, sondern fungiert teilweise sogar als wichtiges Spielelement. So wirkt sich die Lautstärke der Umgebung z.B. auf mögliche Aktionen aus oder erregt Aufmerksamkeit. Gegen Ende sind die Klänge sogar ein entscheidender Faktor, um den Ausweg aus einem Labyrinth zu finden. Überhaupt ziehen die Entwickler im finalen Akt nochmal ein paar nette Asse aus dem Ärmel und beenden den kleinen Alptraum deutlich spektakulärer als beim Erstling, inklusive ein paar narrativer Überraschungen.

Tolle Perspektivwechsel werden ebenfalls geboten.
Visuell werden dagegen wieder ansprechende Akzente durch das gelungene, mitunter bizarre Artdesign, den gezielten Einsatz von Tiefenschärfe sowie die Farbgebung mit ihren vorherrschenden Grautönen und Filtern gesetzt. Dazu gesellen sich effektive Perspektivwechsel sowie ein ansehnliches Licht- und Schattenspiel. Trotz der mitunter puzigen Animationen ist Little Nightmares 2 das Gegenteil von einem Gute-Laune-Spiel: Das düstere Ambiente, das allgegenwärtige Gefühl einer gewissen Trostlosigkeit und selbst das von Dauerregen geprägte Wetter drücken hier ähnlich auf die Stimmung, wie man es z.B. schon beim ähnlich depressiv angehauchten Inside der Limbo-Macher erlebt hat.

Tolles Artdesign

Bei Stadia zeigt sich bei Little Nightmares 2 das gleiche Bild, wie man es zuletzt oft bei Umsetzungen für Googles Streamingservice gesehen hat. Prinzipiell ist die Version ähnlich gut wie auf den anderen Plattformen - auch Sprungpassagen lassen sich problemlos meistern. Interessanterweise zeichnet für die Stadia-Umsetzung nicht Tarsier, sondern Supermassive Games verantwortlich - ja, genau die, die mit ihrer Dark Pictures Anthology ebenfalls in Horror-Gefilden unterwegs sind und mit Bandai Namco zusammenarbeiten. Genau wie am PC hat man die alternative Steuerungsoption via Maus und Tastatur, sollte aber dem Rat der Entwickler folgen und auch hier lieber zum Controller greifen.

Streaming-Alptraum?

Technisch gibt es die eine oder andere kleine Delle bei der Performance, wenn es in vereinzelten Momenten zu kleinen Rucklern kommt, die man so auf anderen Plattformen nicht erlebt hat. Darüber hinaus sind die richtig dunklen Szenen nicht vorteilhaft fürs Streaming, weil dort die Kompressionsartefakte besonders stark zur Geltung kommen. Besonders auffällig ist das beim Spielen via Browser, wenn man nah am Monitor sitzt, während es beim Spielen am Mobilgerät mit kleinen Bildschirmen am wenigsten ins Auge sticht. Da die Hintergründe eher zu einer gräulichen Farbgebung tendieren, ohnehin ein leichter Körnungsfilter zum Einsatz kommt und die wirklich stockdunklen Momente eher selten sind, lässt sich die Artefaktbildung aber meist verschmerzen.

Fazit

Mit Little Nightmares 2 liefern die Tarsier Studios eine würdige Fortsetzung ab, die den sympathischen Vorgänger trotz vieler Parallelen in manchen Bereichen sogar toppt. Neben dem größeren Umfang überzeugen die abwechslungsreich gestalteten Grusel-Schauplätze samt skurrilen Bewohnern, die gut integrierten Koop-Ansätze sowie der Rhythmus zwischen Schleichen, Flucht und Rätseln. Dank der kontinuierlichen Einführung neuer Spielelemente verliert das etwa sechsstündige Abenteuer bis zum Ende nicht an Reiz, wobei die Entwickler vor allem im letzten Akt ein paar tolle Ideen auffahren. Die mitunter lästigen Trial&Error-Passagen trüben trotz fairer Checkpunkte jedoch den Spielspaß und die etwas fummelige Steuerung erweist sich manchmal als größte Hürde. Die Integration von Kämpfen bietet ebenfalls Licht und Schatten, irgendwo zwischen Spannung und Timing-Frust. Ausgezeichnet ist die Klangkulisse, die nicht nur maßgeblich zur beklemmenden Atmosphäre beiträgt, sondern mitunter als wichtiges Spielelement fungiert – klasse! Am Ende bleibt Little Nightmares 2 ein richtig gutes Rätselabenteuer mit einem düsteren Ambiente, das vor allem Fans von ähnlich konzipierten Spielen wie Limbo oder Inside ansprechen dürfte.

Pro

  • dichte, düstere und beklemmende Atmosphäre
  • ansprechendes Art- und Sounddesign
  • gut designte Rätsel
  • dramatische Fluchtpassagen
  • spannende Schleicheinlagen
  • deutlich erhöhter Umfang im Vergleich zum Vorgänger
  • Koop-Partner als KI
  • abwechslungsreiche Schauplätze
  • toller Soundtrack
  • fair platzierte Speicherpunkte
  • großartige Audio-Einbindung in Spielverlauf
  • starkes Finale

Kontra

  • Steuerung z.T. etwas fummelig (Aufnahme von Objekten)
  • ein paar nervige Trial&Error-Passagen
  • Kämpfe mitunter frustrierend
  • viele offene Fragen

Wertung

PC

Little Nightmares 2 ist eine gelungene Fortsetzung und überzeugt mit einer düsteren Atmosphäre, tollen Rätseln sowie dramatischen Begegnungen. Das Trial & Error kann stellenweise jedoch ziemlich nervig sein.

PlayStation4

Little Nightmares 2 ist eine gelungene Fortsetzung und überzeugt mit einer düsteren Atmosphäre, tollen Rätseln sowie dramatischen Begegnungen. Das Trial & Error kann stellenweise jedoch ziemlich nervig sein.

XboxOne

Little Nightmares 2 ist eine gelungene Fortsetzung und überzeugt mit einer düsteren Atmosphäre, tollen Rätseln sowie dramatischen Begegnungen. Das Trial & Error kann stellenweise jedoch ziemlich nervig sein.

Stadia

Die Umsetzung von Supermassive Games(!) kann sich sehen lassen. Bei der Streaming-Variante muss man jedoch mit deutlichen Kompressionsartefakten in dunklen Szenen und kleinen Performanceproblemen leben.

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Kommentare
ClassicGamer76

Also ich muss mal meinen Senf hier loslassen zu diesem abstrakten Spiel. Es fing alles so wunderbar an, ich hatte den ersten Teil gerade noch einmal durch gespielt und machte mich also an Teil 2, Jäger, Lehrerin alles wunderbar, toll gemacht, sauber programmiert. Kamerad dabei, super. Dann ging der Terror los, ab dem Hospital Level. Das Spiel verwandelte sich in Arbeit, fern den vom Programmierer auserkorenen, goldenen Wegen gab es nichts was irgendwo zugelassen wurde als Lösung, es war Terror, mit den Puppen, mit dem unverzeilichen Timing, mit allem. Alles wiederholte sich, einfach nur ätzend. Regale stürzen auf dich, weil der Programmierer geschlampt hat und das Spiel nicht merkt, dass ich gar nicht mehr unter einem Regal geduckt laufe und so weiter. Dann die Portale, naja, mir kommt es so vor als wenn die sehr viel wollten aber nichts fein getuned war. Das Ende war so dermaßen abstrakt, dass ich einfach nur noch durch wollte, weil ich nichts mehr verstanden habe. Der Schluss war nur noch härtester Trial and Error, also wirklich unterirdisch. Wer Teil 1 gemocht hat, wird hier ein anderes Spiel vorfinden. Schlechter Feinschliff, keine 2. Lösungswege. Ich hoffe, es wird keinen dritten Teil geben, die Regie und die Entwickler haben es versaut, leider. Pros sind die Musik und die Soundeffekte und das Art-Design. Das Gameplay kann man vergessen. Lange nicht mehr so dermaßen über ein Spiel geärgert! 82% kann nicht sein, wenn der Redakteur das Spiel durchgespielt hat.

vor 3 Jahren
Schopenhauer

Nachdem das Spiel in einem Sale im Playstation Store angeboten wurde, habe ich zugeschlagen – und was soll ich sagen: Es hat sich absolut gelohnt! Nach ca. 3 bis 4 Stunden stürzte das Spiel ab und meine Speicherdaten wurden beschädigt, sodass der Spielstand futsch ist. Noch nicht mal Kapitel kann ich mehr anwählen. Nein, ich darf noch mal ganz von vorne anfangen. Klasse Speichersystem! Danke, Tarsier!

Einen Verbesserungsvorschlag hätte ich da noch: Den Game-Breaking-Bug im nächsten Spiel bitte kurz vor dem Finale auftauchen lassen, damit die Motivation, wieder neu beginnen zu dürfen, noch viel größer ist.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
Scorplian

Muss man teil 1 gespielt haben für teil 2?
Kein Storyspoiler. Nur weil die Ja oder Nein Antwort auch schon spoilernd sein kann.
Show
Ne, eigentlich garnicht.

Ich würde nur sagen, dass Teil 2 eine kleine Überraschung in Teil 1 kaputt macht. Aber wenn du eh nicht vor hast den ersten zu Spielen, ist es ziemlich egal.

Teil 2 hat außerdem ein paar Sachen im Hintergrund bei denen man mal denkt "ach, das kenne ich doch aus dem ersten", aber eben nichts wirklich hart relevantes.

vor 3 Jahren
Ziegelstein12

Muss man teil 1 gespielt haben für teil 2?

vor 3 Jahren
Alex_Omega

Der erste Teil war ne ganze Ecke besser meiner Meinung nach. Teil 2 hat zuviele Stellen welche einfach nur nerven. Welche nicht schwer sind sondern einfach nur nervig sind. Viel zuviel Trial&Error, dazu eine ungenaue Steuerung hier und da.

Und über die Story lohnt es nicht zu diskutieren weil beide Spiele schlicht keine haben. Der Entwickler hat einfach iwas reingeknallt das er "cool" fand und fertig. Da steckt nichts weiter hinter. Nicht abwertend gemeint.

vor 3 Jahren