Subnautica: Below Zero - Test, Survival & Crafting, OculusRift, HTCVive, OculusQuest, PlayStation5, ValveIndex, XboxSeriesX, PlayStation4, VirtualReality, Mac, PlayStationVR, Switch, XboxOne, PC

Subnautica: Below Zero
04.03.2021, Jan Wöbbeking

Test: Subnautica: Below Zero

Early-Access-Test

Das Survival-Abenteuer Subnautica war ein gelungenes Beispiel für das Konzept der Early-Access-Entwicklung - und auch der eigenständige Ableger Subnautica: Below Zero (ab 19,98€ bei kaufen) scheint vom umfangreichen Nutzer-Feedback zu profitieren. Große Teile der Story wurden einfach über den Haufen geworfen, weil sie zu linear für die geheimnisvolle Grundstimmung anmuteten. Für den Early-Access-Test des Einzelspieler-Titels sind wir in eine „Feature-komplette“ Fassung abgetaucht. Das Ende der Geschichte soll man aber trotzdem erst ab dem 14. Mai 2021 in der Vollversion erleben können, die auch für den Mac und alle aktuellen Konsolen erscheint.

Eine Schwester, die den Spieler bei der Erkundung von einer Raumstation aus bemuttert und beobachtet? Das passte vielen Teilnehmern im Early-Access ganz und gar nicht, wie Projektleiter David Kalina uns bei einem Online-Event zum Spiel erklärte. Also wurde die Geschichte kurzerhand umgeschrieben, und auch die Sprecher der nur auf englisch verfügbaren Vertonung wurden ausgetauscht. Neuerdings ist Schwester Samantha alias Sam stattdessen verschollen, als Hauptfigur Robin mit der Landekapsel zwischen Eisschollen und aktiven Vulkanen aufschlägt.

Überwachung unerwünscht

Nach ihrer Flucht durch einen Meteoritenhagel versucht Robin, den Augen des Alterra-Konzerns zu entfliehen. Dieser startete nach der feindlichen Übernahme ihres alten Arbeitgebers offenbar auf Anhieb zwielichtige Experimente. Natürlich sucht sie auch Hinweise auf ihre Schwester Sam, die vom Konzern mit nicht besonders glaubwürdigen Erklärungen als verstorben gemeldet wurde. Zuvor war die offenbar auf unbequeme Details gestoßen. Von kurzen Zwischensequenzen abgesehen wird all das vorwiegend in Text-Dokumenten oder Audio-Logs erläutert, was die Präsentation im Einstieg noch trocken wirken lässt. Auch Robins oft arrogant klingende Sprecherin war nicht gerade die ideale Besetzung. Die Synchronisation ist derzeit übrigens komplett in englischer Sprache gehalten, Untertitel und Texte gibt's auch auf Deutsch.

Es ist Fütterungszeit! Tagesgericht: Eine unvorsichtige menschliche Artefakt-Forscherin.
Schon relativ früh bringt allerdings eine fremde Spezies Leben in die Dialoge. Robin ist auf 4546B  unterwegs, also dem gleichen Planeten wie im ersten Subnautica. Ihr Abenteuer spielt allerdings in einer eisigen Region, in der sie auf glühende Relikte einer uralten Zivilisation trifft. Wie das im Detail passiert, verraten wir noch nicht, doch die philosophischen Diskussionen um Unterschiede zu menschlicher Technik, Sterblichkeit und anderen evolutionären Themen gehören klar zu den Highlights des Spiels, da sie das Abenteuer immer wieder auf gelungene Weise auflockern!

Spannende Themen

So fühlt sich auch die Geschichte mit fortlaufender Spieldauer deutlich lebendiger an als in vielen anderen Survival-Titeln, die ihren Fokus noch stärker auf die Fleißarbeit setzen. Grob 25 Stunden soll man in der Vollversion bis zum Abspann beschäftigt sein: Rund vier davon verbringt man auf der Oberfläche und den Rest - wie gehabt - unter Wasser.

In der verlassenen Delta-Station geht es auf Spuren- und Bauplan-Suche, begleitet vom stimmungsvollem Klang der Wetter-Kapriolen und des Synthie-Soundtracks.
Der Großteil des Spiels dreht sich natürlich auch hier zunächst um die Sicherung des Überlebens - mit Hilfe gekochter und verarbeiteter Fische, dem Tauchen nach Ressourcen und wertvollen Edelsteinen sowie dem Bau hilfreicher Maschinen, Vehikel und Aufrüstungsstationen. Hat man unterwegs genügend Baupläne gescannt, kommen auch verzweigte Basen unter Wasser oder auf dem Land hinzu. Sie lassen sich mit Neuheiten wie Trennwänden verstärken und mit allerlei Möbeln dekorieren.

Noch nicht ganz fertig

Zusätzlich ist oft eine passende Strom- oder Luftversorgung nötig, sonst schaltet der eingebaute Maschinenpark erst einmal in die Notversorgung. Zu Beginn machen sich gleich einige Macken des Vorgängers bemerkbar: So muss die etwas fummelige Controller-Steuerung erst einmal passend belegt werden, um sie vernünftig nutzen zu können; in kniffligen Momenten bleiben Maus und Tastatur also nach wie vor die bessere Wahl. Schade, denn die abwechslungsreichen, wunderhübsch gestalteten Welten laden förmlich dazu ein, sich mit dem Gamepad in der Hand aufs Sofa zu verkrümeln und einfach nur zu genießen. Ob putzig watschelnde Kegelpinguine, majestätisch gleitende Wale, psychedelisch flimmernde Tiefseefische mit giftigen Attacken oder angriffslustige Unterwassermonster: Sie alle machen die Ausflüge zu einer noch stimmungsvolleren Angelegenheit als in Teil 1.

Mit den Bombast-Effekten einer offenen Ubisoft-Welt kann Entwickler Unknown Worlds natürlich nicht mithalten – schließlich handelt es sich nur um ein über den Erdball verstreutes Indie-Studio. Trotzdem sind Feinheiten wie Wetterkapriolen auch hier beeindruckend umgesetzt, darunter brodelnde vulkanische Quellen oder wilde Schneestürme. Das Highlight sind aber die aufs Wasser prasselnden Regenschauer, die eine ähnlich einlullende Wirkung entfalten wie das Wasserplätschern auf einer Entspannungs-CD. Mit einer GeForce RTX 2080Ti blieb es auf höchsten Einstellungen bisher durchgehend flüssig, zumal auch Grafik-Glitches nur noch selten auftraten.

Ein etwas trockener Einstieg

Ein wenig zäh wirken zu Beginn aber wieder die Ressourcenbeschaffung und das umständliche Hantieren mit zahlreichen Schränken und Vorratskisten. Oft muss man erst einmal ausgiebig nach Fischen jagen, selbst wenn man am liebsten schon wieder auf Erkundungstour gehen würde. Mit Hilfe der Technik lässt sich das Leben später aber in sinnvollem Tempo erleichtern, u.a. mit Fallen, Aquarien, Beeten, Material-Scannern oder der Umwandlung von Schnee in Wasser. Als besonders nützlich hat sich z.B. die Thermalklinge erwiesen, mit der sich Fische wortwörtlich im Handumdrehen abkochen lassen, um unterwegs schnell eine nahrhafte Mahlzeit zu erhalten. Gewalt spielt übrigens bewusst nur eine sehr untergeordnete Rolle: Bedrohliche Tiere sollten tunlichst umschifft oder mit Tricks wie Leuchtfackeln ablenkt werden.

Später werden unter Wasser und an Land richtig verwinkelte Basen möglich.
Auch bei den Themen Fortbewegung und Sauerstoffvorrat beweisen die Entwickler bislang Geschick. Zu Beginn sorgt das Luftholen in letzter Sekunde noch für fiese Schreckmomente, nach und nach erreicht man mit erweiterten Tauchflaschen auf dem Rücken und einem Seegleiter in der Hand aber größere Tiefen. Das praktische Mini-Tauchboot mit dem Namen „Seebahn“ lässt sich sogar mit coolen Extra-Modulen erweitern und einrichten. Nach und nach erreicht man immer tiefere und verwinkelte Höhlensysteme, in denen man mit Hinweisen der uralten Alien-Spezies auf die Suche nach glühenden Kultstätten geht. Diese Artefakte spielen im Rahmen der Story eine motivierende Rolle, zumal manche Techniken auch beim Aufmotzen der eigenen Anlagen helfen. Laut Chef-Entwickler David Kalina fällt der Tech-Tree diesmal um 10 bis 15 Prozent größer aus – u.a. mit speziellen Helmen oder Handschuhen.

Kampf gegen die Kälte

Passend zum eisigen Thema muss auf bergigen Inseln und Eismassen neuerdings auch die Körpertemperatur aufrecht erhalten werden, z.B. mithilfe knisternder Heizpflanzen, Thermoskannen oder schützender Kleidung. Rund um die verlassene und demolierte Delta-Station etwa huscht man von einer Forscherhütte zur nächsten, um sich aufzuwärmen, Baupläne zu ergattern und in Audio-Logs nach Hinweisen auf Sam zu stöbern. Auch Referenzen an die Handlung aus Teil 1 werden immer wieder eingestreut. Bei all dem schwingt stets eine gewisse mysteriöse Grundstimmung mit. Das gilt auch für Tauchgänge zu Wracks oder die Begegnung mit einer Unbekannten im Mech-Anzug, die sich nach einem kurzen, aber theatralischen Vortrag über den Landfriedensbruch schnell wieder aus dem Staub macht. Über die Integration von Reittieren hatten die Entwickler zeitweise ebenfalls nachgedacht. Nach kurzen Experimenten wurde die Idee aber verworfen und man blieb bei bewährteren technischen Fortbewegungsmethoden.

Wer in einem Alterra-Anzug aufkreuzt, darf keine freundliche Begrüßung erwarten...
Wer möchte, kann alternativ zum Standard-Modus übrigens auch ein freies Spiel ohne Hunger und Durst starten. Zusätzlich gibt es im Hauptmenü bereits einen Kreativ-Modus zum freien Bauen sowie einen Hardcore-Modus mit nur einem Leben und ohne Sauerstoffwarnungen. Wer sich einfach nur entspannen und die Aussicht genießen möchte, könnte künftig ebenfalls auf seine Kosten kommen: Laut Kalina denken die Entwickler momentan darüber nach, eine entsprechende „Relax“-Variante des Spiels zum freien Herumschwimmen und Erkunden einzubauen. Im gewöhnlichen Überlebens-Modus hat das Team übrigens eine faire Lösung für einen Tod gefunden: Nach dem Ableben wacht man einfach mit leichten Inventar-Verlusten in der letzten sicheren Basis bzw. dem letzten sicheren Vehikel auf. Alles in allem ist Subnautica: Below Zero also ein gelungenes, teils richtig vereinnahmendes Überlebens-Abenteuer, das nur manchmal ein wenig zäh und textlastig wirkt.

Entspannung oder Überlebenskampf?

Fazit

Early-Access-Test: Die faszinierende frostige Wasserwelt von Subnautica: Below Zero entfaltet bereits im Early-Access eine nicht zu unterschätzende Sogwirkung! Wilde Stürme, prasselnde Regenschauer und Tauchgänge zu urigen vulkanischen Quellen machen die Naturgewalten hier auf Anhieb spürbar. Vor allem die mysteriöse Grundstimmung scheint stark vom Nutzer-Feedback profitiert zu haben. Zu Beginn habe ich mich noch über Altlasten wie die exzessive Fischjagd, die etwas fummelige (optionale) Controller-Steuerung oder die textlastige Präsentation der Story geärgert. Doch später entwickelt sich bei der Entdeckung technischer Hilfsmittel und dem Ausbau von Basen doch noch ein motivierendes Fortschritts-Tempo. Schön auch, dass die Erzählung oft von philosophischen Gedankenspielen im Vergleich zu Alien-Spezies aufgelockert wird. Ich bin gespannt darauf, was mir auf meinen Tauchgängen bis zur Vollversion noch alles begegnet!

Dieser Early-Access-Test beruht auf Build 5919353 (4. Dezember 2020/ Teeny-Tiny Update) bis Build 6289742 (25. Februar 2021/Seaworthy Update).

Einschätzung: gut

Wertung

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Kommentare
casanoffi

Subnautica war und ist das extremste Horrorspiel aller Zeiten für mich.

Die Momente, wenn man in das unterirdische Höhlensystem kommt ... da schüttelts mich selbst jetzt noch, nach all den vielen Spielstunden immer wieder. Die Lichtstimmung, die Geräusche, das zerrt härter an den Nerven als alle echten Jumpscare-OhGottichbinsofurchtbargruselig!-Spiele.
Geht mir genau so. Liegt an einer tief verwurzelten Thalassophobie, die viele Menschen haben.
Zusammen mit dem grandiosen Level- und Sounddesign ist es das schönste Horrorspiel ^^

Wobei, Horror ist hier das falsche Wort. Subnautica ist Terror.
Nach psychologischen Erkenntnissen erweitert Terror die menschliche Seele und weckt Überlebensinstinkte.
Der klassische Fall, wenn man instinktiv vor etwas flüchtet, oder das letzte Fünkchen Kraft aus sich herausholt, um nicht zu ertrinken. Das Gehirn wird dabei völlig ausgeschalten, man reagiert nur noch unterbewusst.
Horror hingegen erreicht genau das Gegenteil, es friert diese Sinne vor Angst und Schrecken förmlich ein.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
SpookyNooky

Sicher, Teil 1 im Nachhinein noch aufzupolieren, wäre schon geil, da schwimmen heute noch Bugs herum, die einem die Haare zu Berge stehen lassen, keine Frage ^^
Aber ich glaube, der Zug ist einfach abgefahren, da hat sich schon zu lange nichts mehr bewegt.
Der Experimental Build bekommt ständig neue Updates.

Da kommt noch was.

vor 3 Jahren
Eisenherz

Subnautica war und ist das extremste Horrorspiel aller Zeiten für mich.

Die Momente, wenn man in das unterirdische Höhlensystem kommt ... da schüttelts mich selbst jetzt noch, nach all den vielen Spielstunden immer wieder. Die Lichtstimmung, die Geräusche, das zerrt härter an den Nerven als alle echten Jumpscare-OhGottichbinsofurchtbargruselig!-Spiele.

vor 3 Jahren
casanoffi

Oh ja die Atmo ist echt toll. Was mir noch besser gefallen hätte wäre ein wenig mehr Support seitens der Entwickler. Es sollen soweit ich weiß die Verbesserungen (Engine, etc.) von Below Zero in Teil 1 einfließen. Bisher ist da leider noch nicht viel passiert.
Also grundsätzlich von zu wenig Support seitens der Entwickler zu sprechen, finde ich etwas hart
Ich sage nur: F8
Das war schon das Erfolgsrezept für den Vorgänger und ist es nun auch für Below Zero.

Kaum ein anderer Entwickler hat imho so nahe mit der Community zusammengearbeitet und Kritik und Wünsche angenommen und umgesetzt.

Sicher, Teil 1 im Nachhinein noch aufzupolieren, wäre schon geil, da schwimmen heute noch Bugs herum, die einem die Haare zu Berge stehen lassen, keine Frage ^^
Aber ich glaube, der Zug ist einfach abgefahren, da hat sich schon zu lange nichts mehr bewegt.

vor 3 Jahren
dRaMaTiC

Oh ja die Atmo ist echt toll. Was mir noch besser gefallen hätte wäre ein wenig mehr Support seitens der Entwickler. Es sollen soweit ich weiß die Verbesserungen (Engine, etc.) von Below Zero in Teil 1 einfließen. Bisher ist da leider noch nicht viel passiert.

vor 3 Jahren