Monster Hunter Rise - Test, Action-Adventure, PC, Switch, XboxSeriesX, XboxOne, PlayStation5, PlayStation4
In Monster Hunter Rise schlüpft man in die Rolle einer frisch gebackenen Jägerin bzw. eines frisch gebackenen Jägers des japanisch anmutenden Bergdorfs Kamura, das sich gerade auf einen Ansturm wilder Monster vorbereitet und daher jede Hilfe gebrauchen kann. Name, Geschlecht und Aussehen kann man via Charaktereditor selbst bestimmen, das anfängliche Katana jederzeit gegen 13 andere Waffengattungen tauschen. Die Palette reicht von schnellen Doppelklingen über Hammer und Morph-Axt bis hin zu Bogen und Gewehrlanze. Neue Waffenarten sind zwar auch dieses Mal keine dabei, die Auswahl ist aber nach wie vor sehr umfang- und abwechslungsreich.
Kamura braucht dich!
Ansonsten besteht die Rüstung aus Helm, Brustteil, Beinteil, Handschuhen und Stiefeln, die man frei wechseln und kombinieren kann. Außerdem können stärkende Talismane und Armbänder, sogenannte Flolliers, angelegt werden. Letztere sind neu und haben nicht nur Einfluss auf die Höhe bestimmter Charakterwerte, sondern auch auf deren zwischenzeitlichen Zuwachs, wenn man auf der Jagd mit ihnen resonierende Irrlitz-Pollen einsammelt. Andere einheimische Wesen lassen sich ebenfalls nutzen, um z. B. vorübergehende Leistungssteigerungen zu aktivieren, Resistenzen zu erhöhen, Verletzungen zu heilen, Gegner anzulocken oder Angreifer zu blenden.
Die Artenvielfalt ist sehr groß und man kann immer wieder neue Einsatzmöglichkeiten entdecken. Mithilfe von Seilkäfern kann man sich sogar wie Spider-Man durch die Lüfte katapultieren sowie Monster einwickeln und reiten. Das natürliche Zaumzeug hält zwar nicht allzu lange, erlaubt aber kontrollierte Attacken auf anderen Monster - inklusive sich aufladender Spezialangriffe. Außerdem kann man durch fiese Sprintmanöver schmerzhafte Kollisionen mit Hindernissen aller Art herbeiführen und selbst rechtzeitig ab- und mit dem passenden Timing nach dem Aufprall auch wieder aufspringen.
Ebenfalls reiten kann man die neuen wolfsähnlichen Palamute-Jagdbegleiter, die sich zu den katzenhaften Palicos hinzugesellen, die Monsterjäger schon länger kennen. Wer sich nicht mit anderen Jägern verbündet, kann sogar zwei Begleiter beliebiger Rasse gleichzeitig ins Schlepptau nehmen, ansonsten nur einen. Außerdem kann man ihre Ausrüstung ändern, ihre aktiven Fähigkeiten festlegen und ihr Verhalten beeinflussen. Auf der Buddy-Plaza können jederzeit neue Begleiter gescoutet und rekrutiert sowie in Abwesenheit trainiert oder ähnlich der Safari in Monster Hunter: World auf Sammeleinsätze geschickt werden.
Willkommene Unterstützung
Auf seinem Palamute-Begleiter kann man sogar durchs Dorf reiten, ihn streicheln, Pfote geben lassen und mit Leckereien belohnen. Obendrein gibt es Käuze, die man ähnlich wie die bisherigen Poogie-Schweinchen individuell ausstatten und füttern kann. Man selbst kann natürlich auch etwas essen, um sich für anstehende Einsätze zu stärken. Die regionale Küche bietet Dango-Spieße, die man individuell zusammenstellen kann, um mit den Klößen verbundene Boni, wie verringerten Ausdauerverlust, verbesserte Heilung oder erhöhte Elementarwiderstände zu aktivieren. Außerdem kann man sich Proviant und Medizin für unterwegs zubereiten lassen.
Vor dem ersten Einsatz sollte man außerdem dem neuen Trainingsgelände einen Besuch abstatten, wo man alle Waffengattungen an einem individuell konfigurierbaren Monster-Dummy ausprobieren kann - und das sogar zusammen mit anderen Spielern. Anders als bei Monster Hunter: World gibt es sonst allerdings eine strikte Trennung von Einzel- und Mehrspieler-Inhalten. So kann man die am Dorfplatz angebotenen Quests nur allein angehen, während man die in der Versammlungsstätte ausgeschriebenen Quests auch zusammen mit anderen Spielern bestreiten kann und auch sollte, da die Schwierigkeitsstufe entsprechend höher angesetzt ist.
Mit vereinten Kräften
Ansonsten passt sich der Schwierigkeitsgrad dieses Mal dynamisch an jede Veränderung der Teilnehmerzahl an - auch wenn Spieler mitten im Einsatz aussteigen oder die Verbindung verlieren. Bis zu vier Spieler können sich online oder per lokaler Drahtlos-Verbindung zusammenschließen, gemeinsam durchs Dorf ziehen oder dem individuell dekorierten Privatraum des Hosts einen Besuch abstatten. Außerdem kann man Räume mit besonderen Merkmalen wie Sprach-, Rang- oder Zielvorlieben suchen und erstellen. Das Austauschen von Visitenkarten und Organisieren von Clans ist auch wieder möglich. Neuerdings lassen sich Mitspieler sogar mit "Likes" und Favoriten-Sternchen versehen, um sie leichter wiederzufinden.
Weniger komfortabel ist hingegen die Suche nach offenen Einsätzen. Hier muss man entweder eine ganz konkrete Quest als Suchkriterium angeben oder blind einer völlig willkürlichen Quest beitreten. Eine mit Filtern anpassbare Übersicht, aus der man sich seinen Favoriten ähnlich wie in Monster Hunter: World frei herauspicken kann, gibt es nicht. Auch spielinterner Voice-Chat wird nicht geboten. Stattdessen muss man sich mit Textvorlagen, Gesten und Stickerbildchen unterhalten oder auf eine externe Lösung wie Discord oder Teamspeak zurückgreifen.
Wer sucht, der findet
Doch egal wie man sich untereinander verständigt, im Team ist die Jagd auf jeden Fall am unterhaltsamsten. Da stört es auch nicht so sehr, dass es kaum Story-Elemente oder Sprachausgabe gibt und der eigene Charakter in Dialogen befremdlich stumm bleibt. Im Gegensatz zu Monster Hunter: World gibt es auch keine deutsche Tonspur mehr. Man hat lediglich die Wahl zwischen Japanisch, Englisch und Monster-Hunter-typischem Kauderwelsch. Deutsche Bildschirmtexte gibt es hingegen schon.
Die Steuerung geht vor allem Monster-Hunter-Veteranen gut von der Hand, da sie nur wenig Neues verinnerlichen müssen. Lediglich Aktionen, die ein gleichzeitiges Drücken der X- und A-Taste verlangen, können ohne Pro Controller ab und zu Probleme machen. Individuell konfigurierbare Ringmenüs und Shortcuts sorgen hingegen für flexible Vielfalt und auch sonst kann man Handhabung und Spielanzeigen wieder sehr individuell und facettenreich anpassen. Selbst Bewegungssteuerung lässt sich aktiveren, was vor allem beim Zielen oder Fotografieren von Vorteil sein kann. Es wird sogar optionale Touch-Unterstützung geboten, um z. B. Monster durch Antippen des entsprechenden Icons als Ziel zu fixieren. Menü-, Inventar- oder Kartennavigation per Touchscreen ist hingegen leider nicht möglich.
Alles im Griff?
Im Handheld-Modus sind außerdem Schrift und Karte mitunter etwas klein. Die endlich auch auf Switch nahtlosen Schauplätze sind hingegen überraschend weitläufig und verwinkelt - dank Seilkäfern und Wandläufen auch in der Vertikalen. Mancherorts lassen sich sogar dauerhafte Seilkäfer-Katapulte installieren, um in Sekundenschnelle große Höhenunterschiede zu überwinden. Außerdem können später zusätzliche Feldlager errichtet werden, die man für Aufstockungen des begrenzten Marschgepäcks, Ausrüstungswechsel und Schnellreisen nutzen kann. Die Kulissen können sich für Switch-Verhältnisse ebenfalls sehen lassen, während die Monster trotz traditioneller Clipping-Fehler eine echte Augenweide sind. Die Bildrate ist angenehm stabil, während die Ladezeiten vergleichsweise kurz ausfallen.
Mit den Heiligen Ruinen, den eisigen Frostinseln, der kargen Sandebene, dem tropischen Flutwald oder den sengenden Lavahöhlen fallen die Schauplätze zudem sehr abwechslungsreich aus. Die Fauna bietet allerdings eine noch größere Vielfalt. So warten mehrere Dutzend neue und vertraute Monsterarten darauf gejagt, erlegt und zu neuer Ausrüstung verarbeitet zu werden. Titelmonster ist der Reißzahn-Wyvern Magnamalo, der einen mit Höllenfeuerpest anstecken kann. Aber auch der Früchte schleudernde Bishaten, der Blasen absondernde Mizutsune oder der mit einer Eisklinge bewaffnete Goss Harag sorgen für neuartige Kampfherausforderungen.
Große Vielfalt
Es ist einmal mehr unglaublich motivierend, die mitunter auch untereinander kämpfenden Bestien herauszufordern, zu beobachten, ihren Angriffen auszuweichen, Möglichkeiten für fulminante Gegenangriffe zu nutzen, Körperteile zu brechen oder abzutrennen, sie immer wieder zu verfolgen und so weit zu schwächen, dass man ihnen den Garaus machen oder sie lebendig fangen kann. Verliert man selbst zu oft das Bewusstsein, scheitert die meist auch zeitlich begrenzte Jagd und man muss nochmal von vorn beginnen. Speichern ist während der Einsätze wie üblich tabu. Wer will, kann die Jagdgebiete aber auch ohne feste Ziel- und Zeitvorgaben erkunden, vollständig kartografieren oder Rohstoffe wie Pflanzen, Erze oder Käfer sammeln, um daraus Tränke, Waffen und Fallen zu produzieren. Häufig verwendete Gegenstände kann man auch wieder automatisch herstellen lassen, sobald man die benötigten Zutaten gesammelt hat.
Am motivierendsten ist aber nach wie vor die Hatz nach neuen Rüstungen und Waffen, die man vom Schmied aus Teilen erlegter Monster anfertigen lässt und die dem Träger nicht nur ein monstertypisches Erscheinungsbild, sondern auch entsprechende Talente und Resistenzen verleihen. Wer mehrere Teile eines Sets trägt, erhält oft zusätzlich Boni. Wer artfremde Rüstungsteile kombiniert, kann hingegen ganz spezifische Vorlieben und Abneigungen bedienen. Zudem können auch wieder mit etlichen Effekten behaftete Dekorationen angebracht werden. Die Möglichkeiten sind jedenfalls gewohnt vielfältig. Hinzu kommt, dass man Waffen mit zusätzlichen Upgrades und alternativen Angriffsmanövern, sogenannten Wechselkünsten, versehen kann, die man im Spielverlauf freischaltet.
Ausrüstung nach Maß
Im Einsatz muss man zudem ein Auge auf Ausdauer und Waffenschärfe oder Munitionsreserven haben. Im Kampf sollte man allerdings einen guten Augenblick abpassen, bevor man seine Waffe schleift oder neue Munition produziert bzw. nachlädt, da ein Gegenangriff die Aktion jederzeit schmerzhaft unterbrechen kann. Erklärungen und Tipps findet man in sich automatisch aktualisierenden Jäger-Infos und -Notizen. Doch auch über Stärken und Schwächen sowie Beutemöglichkeiten getroffener Monster kann man sich hier informieren - angeheftete Schnappschüsse inklusive.
An manchen Gewässern kann man auch wieder die Angel auswerfen und Fische fangen. Ansonsten kann man vor jedem Einsatz bis zu fünf optionale Nebenquests annehmen, die das Erfüllen quest-übergreifender Kampf- und Sammelvorgaben belohnen. Beim Händler kann man hingegen über Nacht aus eingeschmolzenen Materialien schützende Talismane herstellen lassen, an Lotterien teilnehmen oder amiibo einscannen. Eine Arena mit speziellen Kampfherausforderungen ist auch wieder am Start, Monster unterschiedlicher Ränge inklusive besonders gefährlicher Abarten sowieso.
Motivierender Zeitvertreib
Das Highlight sind aber die neuen taktischen Verteidigungsschlachten gegen anstürmende Monsterrudel, die sogenannten Randalen. Die finden auf einer speziellen Karte statt, wo man nicht nur aktiv gegen wellenweise eintreffende Bestien kämpfen, sondern auch in Tower-Defense-Manier Abwehranlagen errichtet und persönlich bedienen kann. Alternativ kann man aber auch KI-bemannte Geschütze bauen oder andere Dorfbewohner als vorübergehende Kampfunterstützung heraufbeschwören. Am meisten Spaß macht's aber natürlich zusammen mit anderen Spielern - vor allem, wenn man sich untereinander absprechen kann. Und mit der Beute kann man seinen Waffen anschließend besondere Modifikationen hinzufügen.
Fazit
Mit Monster Hunter Rise serviert Capcom erneut eine richtig gute Monsterhatz, die endlich auch auf Nintendos Hybrid-Konsole mit großen nahtlosen Jagdgebieten aufwartet. Die bewährte Formel aus Jagen, Sammeln und Zerlegen gigantischer Monster, aus deren Hinterlassenschaften man neue Ausrüstung fertigt, um noch gefährlicheren Bestien gegenüberzutreten, greift auch hier perfekt ineinander. Dank fliegender Seilkäfer ist die Jagd sogar besonders akrobatisch, dank reitbarer Monster besonders brachial und mit den taktischen Dorfverteidigungen gegen randalierende Monsterrudel erhalten sogar Tower-Defense-Elemente Einzug ins Spiel. Darüber hinaus gibt es viele neue Monsterarten, ein nach wie vor breit gefächertes Waffenarsenal sowie facettenreiche Spielanpassungen - sogar Touch- und Bewegungssteuerung werden unterstützt. Auch grafisch können sich die Switch-Kulissen und vor allem -Monster sehen lassen. Nur in punkto Inszenierung und Online-Anbindung fällt man gegenüber Monster Hunter: World klar zurück. Egal ob Vertonung, Lokalisierung, Spielsuche oder Kommunikation - hier war man schon deutlich weiter. Trotzdem sollte sich kein Monster-Hunter-Fan diesen Jagdausflug entgehen lassen!
Pro
- große nahtlose Jagdgebiete
- lange intensive Kämpfe
- motivierende Beutehatz für neue Ausrüstung
- taktische Dorfverteidigungen (Randalen)
- sich dynamisch anpassender Schwierigkeitsgrad
- viele neue Monsterarten
- breit gefächertes Waffenarsenal
- akrobatische Seilkäferaktionen
- reitbare Monster und Begleiter (Palamute)
- facettenreiche Spielanpassungen
- vielseitiges Trainingsgelände
- individualisierbare Unterkünfte
- Freundschafts- und Clan-Funktionen
- optionale Bewegungssteuerung
Kontra
- kaum Story-Elemente
- limitierte Online-Spielsuche
- keine neuen Waffengattungen
- wenig Sprachausgabe
- keine deutsche Vertonung
- in Gesprächen stumme Spielfigur
- kein spielinterner Voice-Chat
- teils recht kleine Schrift und Karte im Handheld-Modus
- nur minimale Touch-Unterstützung
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