Vaporum: Lockdown - Test, Rollenspiel, PlayStation4, Switch, PC, XboxOne

Vaporum: Lockdown
31.03.2021, Jens Bischoff

Test: Vaporum: Lockdown

Wie das Unheil begann

Auf dem PC haben Fatbot Games Vaporum: Lockdown bereits im letzten Jahr veröffentlicht. Inzwischen ist der als Prequel zu Vaporum konzipierte Dungeon-Crawler auch für Switch erhältlich. Welche Figur das düstere Steampunk-Rollenspiel klassischer Bauart auf der Konsole von Nintendo macht, verrät der Test.

Als Lisa Teller von einer ehemaligen Professorin zur Mitarbeit an einem streng geheimen Wissenschaftsprojekt eingeladen wird, ahnt sie nicht, auf was sie sich einlässt. Doch wie zuvor schon ihr Vater ist auch sie bereit, für den wissenschaftlichen Durchbruch alles zu opfern. Und so tritt sie ihren Dienst in der Hochsee-Forschungsstation Arx Vaporum an, deren verwaiste Labore und Korridore bereits Schauplätze des zeitlich später angesiedelten Vorgängers Vaporum waren. In Lockdown ist die Station allerdings noch intakt, Lisa und Kollege Ron mit einem Routineeinsatz beschäftigt. Doch dann bricht das Chaos aus...

Katastrophe mit Ansage

Nachdem Lisa den Funkkontakt zu Ron verliert und sich die Sicherheitssysteme der Forschungsanlage gegen sie richten, muss sie auf eigene Faust einen Weg aus der havarierenden Station finden. Dazu muss sie nicht nur Absperrungen und Sicherheitssysteme überwinden, sondern auch Reparaturen durchführen, Versorgungswege sichern sowie Amok laufenden Drohnen, mutierten Ratten und anderen Widersachern die Stirn bieten. Anfangs kann sie sich nur mit einem schweren Schraubenschlüssel zur Wehr setzen, später findet sie auch echte Nahkampfwaffen sowie klassische Schuss- und experimentelle Energiewaffen.

In den düsteren Korridoren der abgeschotteten Forschungsstation lauern viele Gefahren.
Viele der sowohl mechanischen als auch organischen Gegner sind nach wie vor von Weitem an ihren Geräuschen und Beleuchtungen erkennbar. Zudem beherrschen sie mitunter gefährliche Stoß- und Flächenangriffe, wodurch man ihnen nicht so einfach durch klassisches Dauerumkreisen den Garaus machen kann. Wird es einem zu hektisch, kann man auf Knopfdruck in den Zeitstopp-Modus umschalten, wo nur Zeit vergeht, wenn man sich selbst bewegt oder angreift. Man kann sogar zwischen zwei Waffen-Sets hin- und herschalten - andere Ausrüstungsgegenstände können aber leider nicht mitgewechselt werden und auch schnelle 180°-Drehungen sind weiterhin tabu.

Das düstere Steampunk-Setting erinnert wie gehabt an BioShock, das spielerische Grundgerüst an Legend of Grimrock - nur dass man hier ganz allein unterwegs ist. Und so stapft man Schritt für Schritt durch verwinkelte Korridore, sammelt Hinweise in Form von Text- und Audio-Logs, eignet sich neue Ausrüstung an und stellt sich den Schrecken und Gefahren der in zehn Bereiche unterteilten Forschungsstation. Die einzelnen Areale sind entweder durch Treppen oder Aufzüge miteinander verbunden und in ihrer Struktur durchaus weitläufig sowie komplex.

BioShock triffft Grimrock

Für entspanntes Taktieren gibt es auch wieder einen jederzeit aktivierbaren Zeitstopp-Modus.
Eine automatisch mitzeichnende Karte hilft bei der Orientierung und erlaubt auch das Einfügen manueller Hinweise. Im Gegensatz um Vorgänger kann man neuerdings sogar Karten von Bereichen aufrufen, in denen man sich aktuell gar nicht befindet, um nach übersehenen Abzweigungen oder ungeöffneten Türen zu suchen. Es gibt aber auch wieder einen Oldschool-Modus, in dem man seine Karten komplett selbst zeichnen muss. Den Schwierigkeitsgrad kann man jederzeit in fünf Stufen regulieren, den Spielstand immer und überall sichern.

Die schritt- bzw. kachelbasierte Steuerung geht gut von der Hand, auch wenn es leider keinerlei Touch-Unterstützung gibt, die gerade bei Kartennavigation und Item-Management ein willkommener Zusatzkomfort gewesen wäre. Wer alle Geheimbereiche finden und Beutechance nutzen will, muss schon oft sehr genau hinschauen und hinhören oder zwischen den Zeilen lesen. Die Rätseleinlagen sind jedenfalls wieder angenehm knackig: Sie reichen von grüblerischen Schiebe- und Schalterrätseln bis hin zu genau getimtem Stellungsspiel inklusive gadget-gestützten Teleporationen.

Knackige Knobeleien

Durch das Ausrüsten technischer Spielereien kann man aber nicht nur mit verdutzten Gegner die Positionen tauschen, sondern auch frostige Fallen stellen, elektrische Schocks verteilen oder vorübergehende Kampfgefährten heraufbeschwören, die dann autonom Jagd auf potentielle Ziele machen. Der Einsatz von Gadgets benötigt allerdings Energie, die sich nur langsam wieder regeneriert. In Notsituationen kann man aber auch mal mit dem Einsatz seltener Energiezellen nachhelfen, sofern man noch welche besitzt.

Gegen Verletzungen schützen sogenannte Exo-Rigs - Schutzanzüge mit individuellen Eigenschaften, die einen gewissen Grad an Schaden absorbieren und mit entsprechenden Hilfsmitteln auch repariert werden können. Ist das Schutzpolster aufgebraucht, segnet man wie beim Kontakt mit Fallen das Zeitliche und muss einen zuvor manuell oder automatisch gespeicherten Spielstand laden. Die Ladezeiten sind allerdings spürbar länger als in der PC-Version.

Schutz nach Maß

Zweisprachiges Gegnerkompendium: Die deutsche Lokalisierung hat nach wie vor Mut zur Lücke.
Das Eliminieren von Gegnern führt den Exo-Rigs Fumium zu, das bei entsprechender Konzentration dauerhafte Verbesserungen verschiedener Eigenschaften erlaubt - ähnlich wie das Sammeln von Erfahrungspunkten für Stufenaufstiege. Das System sorgt nicht nur für Motivation, sondern bietet auch viel Freiraum und damit Platz für Experimente. Soll man defensive Modifikationen bevorzugen, um hochwertigere Schilde nutzen und Schaden reflektieren zu können oder lohnt es sich, in schnell regenerierende Energievorräte zu investieren, um mit Strahlenwaffen und Gadgets nicht von endlichen Munitionsvorräten abhängig zu sein?

Die Optionen sind vielfältig, die Entscheidungsfindung aufgrund begrenzter Kapazitäten aber nicht leicht. Jedenfalls sind sehr unterschiedliche Builds sowie Spielstile möglich und auch sonst lässt sich von der bevorzugten Fortbewegungsart bis hin zum Einblenden von Tipps und Hinweisen vieles individuell anpassen. Man kann sogar zwischen zwei Schriftgrößen wählen. Allerdings ist selbst der größere Font teils immer noch unangenehm zu lesen. Deutsche Bildschirmtexte sind ebenfalls an Bord - nur das interaktive Gegner-Kompendium ist nach wie vor komplett auf Englisch. Die beklemmende Atmosphäre im Spiel schmälert das allerdings nicht. Egal, ob schummrige Notbeleuchtung, knarzende englische Sprachnachrichten oder trügerische Ruhe - es liegt stets eine unheilvolle Spannung in der Luft.

Fazit

Vaporum: Lockdown setzt den klaustrophobischen Steampunk-Trip des Vorgängers konsequent und schnörkellos fort. Veteranen fühlen sich trotz Zeitsprungs und neuer Protagonistin sofort heimisch. Man erkundet Schritt für Schritt die im Chaos versinkende Hochsee-Forschungsstation Arx Vaporum, die hauptsächlich Altbekanntes aus neuer Perspektive zu bieten hat. Doch auch wenn einem viele Schauplätze und Widersacher vertraut erscheinen, gibt es genug Herausforderungen und Überraschungen, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Die Rätsel sind einmal mehr angenehm knackig, der Schwierigkeitsgrad der Echtzeit-Kämpfe weitreichend anpassbar - egal, ob nervenschonender Zeitstopp- oder kartenbefreiter Oldschool-Modus. Auch die Atmosphäre ist nach wie vor top, das individuelle Verbessern des anfangs gewählten Schutzanzugs ungemein motivierend. Schade nur, dass es in puncto Steuerung, Ausrüstungswechsel und Lokalisierung immer noch die gleichen Einschränkungen wie bei Vaporum gibt und die Besonderheiten der Switch wieder weitestgehend ignoriert wurden. Allerdings wurde auch nichts verschlimmbessert, so dass vor allem Fans des Vorgängers auch auf Nintendos Konsole bedenkenlos zugreifen können.

Pro

  • beklemmendes Steampunk-Szenario
  • schnell wechselbare Ausrüstungssets...
  • individuell modifizierbare Exo-Rigs
  • knackige Rätsel & Geheimnissuche
  • atmosphärische Grafik- und Soundkulisse
  • stimmungsvolles Gegner- und Leveldesign
  • Spielanpassungen wie Zeitstopp- und Oldschool-Modus
  • praktische Automap mit Notizfunktion
  • interaktives Gegner-Kompendium

Kontra

  • keine schnelle 180°-Drehung
  • ...deren Zusammensetzung allerdings limitiert ist
  • unvollständige deutsche Lokalisierung
  • . trotz Größenanpassung mitunter sehr kleine Schrift
  • keine Touch-Unterstützung
  • lange Ladezeiten

Wertung

Switch

Schnörkellose Fortsetzung des Steampunk-Dungeon-Crawlers, die jedoch kaum Rücksicht auf die Besonderheiten der Switch nimmt.

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Kommentare
Eispfogel

Zu schade, dass das so wenige kennen.
Ich finde nach wie vor Legend of Grimrock 1 wesentlich besser, vor allem wegen des tollen Leveleditors und den zahlreichen genialen Mods, aber Vaporum ist eben auch auf Konsolen spielbar und hat(finde ich) mehr möglichkeiten seinen Char zu formen.

Es kann einfach nicht genug SHMUP's und Grid Dungeon Crawler geben und Vaporum ist immerhin richtig gut

vor 3 Jahren